Dorje – Pitcher, Düsseldorf – 18. Mai 2017

“Dorje: Centered And One Tour – Pitcher, Düsseldorf – 18. Mai 2017“


Band:
Dorje

Ort: Pitcher, Düsseldorf

Datum: 18.05.2017

Genre: Alternative Metal, Progressive Rock

Karten: 20,00€ (ausverkauft)

Veranstalter: Solar Penguin

Tickets: ADticket.de

Setlist

  1. Outspoken
  2. Centred And One
  3. To Survive
  4. Catalyst
  5. Aeromancy
  6. All
  7. Zero
  8. Detritus
  9. Show Me How To Live
  10. Flower Of Live
  11. White Dove

Das erste Konzert der britischen Band Dorje sollte sich schon im Vorfeld als voller Erfolg entpuppen. Die enorme Berühmtheit, die vor Allem Frontman Rob Chapman durch seinen YouTube-Kanal und seine eigene Gitarren-Marke erlangt hat, sorgte dafür, dass das Konzert bereits Wochen im Vorfeld ausverkauft ist. Diese Bekanntheit war allerdings auch dafür verantwortlich, dass der Konzertbesuch einige Besonderheiten mit sich bringen sollte.

Der Pitcher ist schon vor dem Konzertbeginn um 20:00 Uhr gut gefüllt und als aller erstes staunt man beim Anblick des Publikums: hier findet sich von 14 bis 60 jedes Alter und nur wenige sind eindeutig einer Subkultur zuzuordnen, das kennt man von Metal-Konzerten anders. Nach ein paar Minuten im Venue hat sich allerdings schon herauskristallisiert, was alle Anwesenden verbindet: die Gitarre. Fast überall vernimmt man Geartalk und viele Zuschauer haben eine weite Anreise hinter sich, was für eine Band, die ihr erstes Konzert außerhalb des Heimatlandes gibt, doch eher unüblich ist. Das Interesse an Dorje ist riesig und das liegt vor Allem daran, dass fast jeder im Publikum ein Anhänger des YouTube-Kanals von Rob Chapman, und vermutlich auch von den Kanälen der anderen Bandmitglieder, ist. Der Channel befasst sich mit Allem, was mit Gitarren und dem Musikbusiness zu tun hat und dokumentiert auch den Werdegang der Band sehr detailliert. Daher ist das, was sich während des Konzerts abspielt wenig verwunderlich. Zur Erläuterung: Der Pitcher ist eine kleine Rock-Kneipe in Düsseldorf, in der normalerweise kleine bis mittlere Bands unter mäßigen Bedingungen ihre Gigs vor mehreren Händen voll Zuschauern spielen. Diesmal ist es aber anders. Ungefähr 100 Zuschauer haben sich in der gut erhitzen Kneipe eingefunden und warten sehnsüchtig darauf ihr YouTube-Idol zu sehen. Niemand scheint sich daran zu stören, dass es tierisch warm ist, man vor Allem in den hinteren Reihen nichts sieht, dass es keine Vorband gibt und es draußen und damit stellenweise in der Kneipe noch hell ist.
Als dann mit ca. 20 Minuten Verspätung die Band die Bühne betritt zeigt sich auch, warum alle so gespannt sind. Die Bandmitglieder haben für eine Newcomer-Band erstaunlich viel Erfahrung, Professionalität und wissen genau, was sie an ihren Instrumenten machen. Der Sound, das Licht und die gesamte Show sind für ein Konzert dieser Größenordnung unbeschreiblich gut, das Publikum liegt der Band zu Füßen. Es wäre interessant zu sehen, wie das ohne die Vorgeschichte wäre.

Die Band selbst strahlt nur so vor Freude und man merkt, dass sich die Jungs wohl fühlen und den starken Support zu schätzen wissen, das macht die Atmosphäre sehr angenehm. Musikalisch sind die Songs sehr atmosphärisch und effektbeladen, was durch kleine, gut abgestimmte Vorspiele noch untermalt wird. Ambient-Parts, groovige Riffs und Breakdowns prägen die Songs und werden von Mr. Chapmans Stimme perfekt abgerundet. Hier macht sich erneut die Professionalität der Band bemerkbar: Gesangsunterreicht und eine systematische Herangehensweise an den Gesang prägen seine Stimme, sodass er auch die wildesten ‚Ausbrüche’ stets unter voller Kontrolle hat. Abgerundet wird das Ganze von der tollen Unterstützung des Publikums: jeder Song wird bejubelt und soweit es geht mitgesungen. Leider wirken viele Zuschauer in den rhythmisch anspruchsvollen Parts völlig überfordert und wissen nicht so recht, was sie und ihr Körper denn jetzt tun sollen. Trotzdem kommt die sehr dynamische und rhythmus-lastige Musik von Dorje live ausgezeichnet rüber. Die viele Gitarreneffekt, der sehr im Vordergrund stehende Bass und der bemerkenswerte Sound sorgen dafür, dass im Pitcher ein voller Sound herrscht, den der Laden bisher eher selten gehört haben dürfte. Die Band zeigt sich auf der Bühne humorvoll und auch eine kleine Anspielung auf ihre neuen Instrumente, die natürlich von Chapman Guitars stammen, kann sich Frontmann Rob nicht verkneifen. Man kann es ihm aber auf Grund seiner sympathischen Art nicht übel nehmen. Als er dann noch das erste komplette Album der Band für 2017 ankündigt, hat er auch den letzten Rest aus dem Publikum herausgekitzelt. Das Set ist gespickt mit bekannten Songs der Band und hat keine Schwachstellen. Der Beginn enthält viele der Singles wie Aeromancy, Catalyst und Centered And One. Ein neuer Song hat sich ebenfalls eingeschlichen und als Highlight reagiert die Band auf den Tod von Soundgarden-Sänger Chris Cornell mit dem Audioslave-Song Show Me How To Live – eine noble Geste, die beim Publikum und der Band selbst viele Emotionen auslöst. Der Band gelingt es den Song in ihrem eigenen Stil zu interpretieren und deutliche Einflüsse von Soundgaren und Audioslave auf ihre eigene Musik sind hörbar. Den Abschluss bildet mit White Dove einer der bekanntesten Dorje Songs und das Publikum kommt der Bitte von Gitarrist Rabea Massaad, noch einmal alles zu geben, mit vollem Ausdruck nach. Ein wahnsinnig intensiver Gig, der leider ein ganz, ganz großes Manko hat. Da es keine Vorband gab und das Set nur elf Songs beinhaltet, ist der Abend um 21:28 nach knapp sechzig Minuten vorbei – das ist sehr dürftig.