Ecdysis By Night Tour 2022 – Infected Rain und Dagoba am 09.04 im Café Central, Weinheim

Groove, Nu Metal Abend der Spitzenklasse

Bands: Infected Rain, Dagoba, Once Awake

Ort: Café Central, Bahnhofstr. 19, 69469 Weinheim

Datum: 09.04.2022

Kosten: 20 € VK, 25 € AK

Genre: Groove Metal, Nu Metal, Modern Metal

Besucher: ca. 350 Besucher

Veranstalter: Café Central, Weinheim

Link: https://cafecentral.de/konzert/infected-rain-dagoba/

Setlisten:

Dagoba

  1. Neons
  2. The Hunt
  3. Sunfall
  4. Black Smokers (752° Farenheit)
  5. Inner Sun
  6. The Last Crossing
  7. City Lights
  8. The Sunset Curse
  9. Stone Ocean
  10. From Torture To Enslavement
  11. Maniak
  12. The Great Wonder
  13. The Things Within

Infected Rain

  1. Pendulum
  2. Mold
  3. Black Gold
  4. Longing
  5. The Earth Mantra
  6. The Realm Of Chaos
  7. Postmortem Pt. 1
  8. Passerby
  9. Fighter
  10. Everlasting Lethargy
  11. Orphan Soul
  12. Fool The Gravity
  13. Sweet, Sweet Lies

Nach Corona sind die Konzerte endlich wieder in vollem Gange. Das freut nicht nur uns von Time For Metal sehr. Nachdem ich mit Udo zwei Tage zuvor bereits in Frankfurt auf der Double The Metal Tour von Nervosa und Burning Witches war, geht es für uns beide heute nach Weinheim ins Café Central. Da gibt es einen Hammer-Abend für die Fans des neueren/modernen Metals, denn Infected Rain und Dagoba beginnen dort mit der 28 Tage dauernden Ecdysis By Night Tour 2022, benannt nach dem neuen Album von Infected Rain. Das können wir uns von Time For Metal natürlich nicht entgehen lassen.

Ab ins Auto und die etwas über zweistündige Tour ins benachbarte Bundesland angetreten. Wir waren beide noch nie im Café Central und kalkulieren also genügend Zeit ein, um die Location zu finden. Also dann wirklich früh genug, circa eine Stunde vor Einlass angekommen. Das Café Central liegt mitten in der Stadt und hat einen großen Parkplatz, wobei es in der Stadt selbst auch noch genügend Parkplätze gibt. Eine Empfehlung für Leute, die mit dem Auto anreisen, da die Parkplatzsuche hier nicht zu Stress führt.

Nachdem wir geparkt haben, gehen wir mal langsam rüber. Die Location ist noch verschlossen, es warten jedoch so ca. vierzig Minuten vor Einlass doch schon einige Fans dort in der Kälte (gestern hat es hier geschneit). Udo und ich wollen noch kurz in eine Kneipe einkehren und dort bis zum Einlass verweilen. Das ist nun doch ein einigermaßen schwieriges Unterfangen, bis wir tatsächlich eine Kneipe gefunden haben. Dann später wieder rüber ins Café Central. Am Eingang klappt alles reibungslos und wir kommen zügig rein. Wir schauen uns in der Location um und stellen fest, dass das Café Central eine tolle Location ist. Unten im Eingang ist das Merch der Bands zu erwerben und der eigentliche Konzertsaal ist eine Etage höher. Dort ist es schon recht voll.

Da es bis zum Beginn des heutigen Supports noch etwas Zeit ist, treiben wir uns noch etwas am Merchstand rum, treffen dort den Sänger des Supports Once Awake und unterhalten uns mit dem sehr netten Tourmanager von Dagoba. Reichlich Merch von allen Bands liegt hier aus.

Wieder hoch in die sehr gut gefüllten Räume verschaffe ich mir einen Platz vorne an der erhöhten Bühne, denn Once Awake werden gleich anfangen. Die lassen nicht lange auf sich warten. Die Band aus Norwegen präsentiert eine coole Mischung aus Groove Metal und Metalcore. Die Band um Sänger Frode Hennoe ist richtig gut drauf und hat Bock, hier als Anheizer die Fans aufzupushen. Once Awake habe ich vorher noch nie live gesehen und kannte ich bisher noch nicht. Frode Hennoe hat mich vorhin am Merchstand angesprochen, ob ich die Band kenne und gleichzeitig hat er dazu bemerkt, das wäre True Norwegian Metal. Ich meinte spaßeshalber, das sei doch eher Black Metal und das Niederbrennen von Kirchen. 😉

Also Black Metal ist das hier nicht und Kirchen niedergebrannt werden in Weinheim auch nicht, aber für gute Stimmung sorgt die Band aus Norwegen, die seit 2004 existiert und seit 2017 mit Ever So Cold, Inside The Storm und Bridgeburner bereits drei Alben am Start hat. Im Internet wird von einem Quintett gesprochen. Heute sind es jedoch nur vier Leute auf der Bühne. Ob man sich nun als Quartett „gesund“ geschrumpft hat oder ob der zweite Gitarrist ausgefallen ist, weiß ich leider nicht. Frode Hennoe versucht das gut aufgelegte Publikum ein paar Mal dazu aufzufordern, einen Moshpit zu veranstalten. Die sind aber (noch) etwas zu träge, obwohl sie richtig gut drauf sind. Kurzweilig ist es jedoch allemal und die Jungs bekommen nach dem Gig auch richtig viel Applaus.

Ich treffe unverhofft Marco und freue mich sehr, ihn zu sehen. Er ist Mitorganisator auf dem Mise Open Air und hofft, hier auch die eine oder andere Band vielleicht für eine Ausgabe dort gewinnen zu können. Die Umbauphase wird genutzt, um sich gut zu unterhalten und auch noch etwas am Merchstand zu stöbern.

Früh genug mache ich mich auf nach ganz nach vorne zur Bühne, um einen guten Platz zu bekommen. Da ist es jetzt vor Dagoba richtig voll. Die Bühne hier im Café Central ist sehr erhöht und so kann man auch aus der zweiten oder dritten Reihe noch gute Fotos machen. Die Groove/Modern Metaller Dagoba aus Frankreich sind natürlich eine Wucht. Die Band um Sänger und Gründungsmitglied Shawter hat seit ihrer Existenz 1997 acht Longplayer herausgebracht. Das letzte Werk By Night kam erst im Februar dieses Jahres heraus.

Die Band kommt raus. Es läuft quasi als Intro das Instrumental Neons von der aktuellen Scheibe By Night. Direkt vor uns steht Shawter in der Mitte und schüttelt sein nasses Haar, einige von uns bekommen dadurch einige Tropfen unerwartet ab. Dann geht es auch schon mächtig los. Mit The Hunt beginnt die erste wilde Jagd. Auch mit Sunfall bleiben Dagoba noch bei By Night. Richtig heiß wird es dann mit Black Smokers (752° Fahrenheit) vom 2010er-Album Poseidon, auch mit Inner Sun kommt noch ein etwas älterer Song, in diesem Fall vom 2017er-Album Black Nova.

Hier ist jetzt volle Power angesagt. Die Band aus Marseille scheint unter Adrenalin zu stehen und das geht direkt auf das Publikum über. Ein Uptempo-Stampfer folgt dem anderen, dazu gibt es sägendes Death-Metal-Riffing. Synthesizer im Hintergrund sorgen für bestimmte Vibes. Also wirklich kein Old School hier, sondern Nu oder Modern Metal, oder wie man es auch nennen möchte. Dazu ein mehr als ordentliches Gebrüll von Frontmann Shawter. Die Fans hier sind regelrecht aus dem Häuschen. Auf so was hat man hier gewartet. Dagoba haben ihre Fans ganz schnell eingefangen mit ihrer Mucke, die Fans haben hier Breitwandgrinsen im Gesicht. Shawter beherrscht neben dem Core-lastigen Shouten auch melodische Gesangspassagen, die von Gitarrenleads begleitet werden.

Ziemlich ausgelassene Stimmung ist hier vor der Bühne, ich habe meine Bilder im Kasten und schlängel mich durch die Masse wieder zurück nach hinten Richtung Theke. Das geht richtig gut, denn die Fans hier in Weinheim sind gut drauf und auch sehr achtsam. Kurz nachdem ich hinten bin und aus etwas Distanz das Geschehen vorne beobachten kann, geht es dann vorne so richtig ab. Dagoba haben es geschafft, die Fans zu einem Moshpit zu bewegen. Gut, dass ich nun mit meiner Kamera etwas Abstand habe. Auf der Setliste stehen neben den beiden Songs The Last Crossing und City Lights von By Night, noch einige ältere Songs.

Puh, ziemlich heiß hier, im wahrsten Sinne des Wortes. Gleich wird es mit Infected Rain aber noch einmal eine Explosion der Temperaturen geben und die 752° Fahrenheit des Songs von Dagoba werden mindestens erreicht. Also noch einmal nach vorne an die Bühne „durchkämpfen“, um Fotos von Infected Rain zu machen.

Infected Rain, die 2008 in Chișinău gegründete moldawische Nu-Metal / Nu-Metalcore-Band, ist es natürlich, auf die hier alle warten. Schillernde Figuren sind hier vor allem die beiden Gründungsmitglieder, die Sängerin Elena Kataraga alias Lena Scissorhands und auch Gitarrist Vadim „Vidick“ Ozhog, die beide mit ihren ellenlangen Rastas auffallen.

Nicht optisch, sondern auch musikalisch fällt die Band auf. Infected Rain sehe ich heute das erste Mal live und freue mich auf die Band genauso, wie vor Jahren das erste Mal auf Jinjer. Musikalisch ähnlich wurden sie lange Zeit als kleinere Schwester von Jinjer gehandelt. Mittlerweile dürften sie, spätestens seit dem letzten Album, fast zur größeren Schwester geworden sein.

Lena Scissorhands sind wir vorhin bereits begegnet, als sie sich im Publikum den Gig von Dagoba angesehen hat, dies in einem weiten Überhang mit Kapuze. Jetzt steht sie oben auf der Bühne zusammen mit ihren Mitstreitern und begeistert von der ersten Sekunde an. Geht es beim Opener Pendulum noch relativ gesittet zu, sind beim zweiten Song Mold bereits alle Ketten gesprengt. Ich bekomme die ersten Schläge in den Rücken, denn hinter mir ist alles außer Rand und Band. Noch schaffe ich es, dort vor der Bühne standzuhalten. So wie vor der Bühne ist es allerdings auch auf der Bühne. Was für eine Energie und Bewegung! Klar, Lena Scissorhands steht dort ganz im Mittelpunkt. Die Jungs an ihrer Seite sind allerdings kein fades Beiwerk, sondern die gehen auch richtig ab.

Die Band performt hier nicht nur einige Songs ihres neuen Albums Ecdysis aus diesem Jahr, sondern auch einige ältere Sachen. Dieser Albumname ist so richtig passend für die recht derbe Mischung der Musik, für die diese Band steht. Ecdysis beschreibt nämlich den Vorgang der Häutung bei Reptilien. Infected Rain schaffen es da oben auf der Bühne, sich immer wieder zu häuten und neue diverse Schichten ihrer Musik von sich zu präsentieren. Die Songs sind eine geniale Balance zwischen Extreme-Metal in all seinen Facetten und modernen Core-Elementen mit melodischer Note. Lena Scissorhands beherrscht den Spagat zwischen furchterregenden Growls und zuckersüßen Cleanvocals. Das schaffen so manch andere Sängerinnen im modernen Metal auch, aber ich würde die Dame da oben noch einmal eine eigene Klasse bescheinigen.

Nachdem ich mir vorne direkt an der Bühne noch Black Gold anhöre, mache ich bei Longing dann den Abflug nach hinten, denn hier ist so richtig alles im Gange. Ich aber habe Sehnsucht (Longing) nach ruhigeren Gefilden. Das geht wieder toll, die Fans sind trotz allem Durcheinander sehr achtsam und lassen mich nach hinten durch. Mit etwas Abstand zur wilden Raserei vor und auf der Bühne können Udo, Marco und ich auch noch neben diesem geilen Konzert mit viel Groove ein tolles Bier genießen.

„Can you hear me? I ‚m screaming to your face. Can you feel me? I’m burning through your veins”. Oh ja Lena Scissorhands, wir hören dich und euren letzten Song Sweet, Sweet Lies, mit dem dieser geile Konzertabend vorbei ist.

Es leert sich dann recht schnell, da es relativ spät ist. Am Merchstand werden von den Fans noch einige Sachen mitgenommen, auch Udo und ich greifen noch mal zu. Recht schnell nach diesem atemberaubenden Gig ist Lena Scissorhands auch am Merchstand und ruft in die Menge, dass sie für Fotos und zum Signieren zur Verfügung steht. Das ist echte Fannähe. Super Lena Scissorhands!!! Auch wir nehmen die Möglichkeit noch wahr. Dann geht es ab nach Hause. Obwohl wir erst so ca. 02:30 Uhr zu Hause sind, können wir getrost behaupten, dass sich der Aufwand für uns mehr als gelohnt hat.

Fazit:
Tolle Veranstaltung mit genialen Bands aus dem Modern Metal Bereich. Die Supporter Once Awake kamen vielleicht etwas zu kurz, was bei solchen Top-Acts wie Dagoba und vor allem bei Infected Rain mit ihrer charismatischen Frontfrau Lena Scissorhands nicht verwundern wird. Wenn Weinheim nicht so weit weg wäre, würden wir im Café Central bestimmt öfters aufschlagen.