Fischer Z – Til The Oceans Overflow

Das 22. Studioalbum entstand während des Corona-Lockdowns

Artist: Fischer Z

Herkunft: Brighton, United Kingdom

Album: Til The Oceans Overflow

Spiellänge: 44:50 Minuten

Genre: Alternative Rock

Release: 08.10.2021

Label: Pias

Link: https://fischer-z.com/

Bandmitglieder:

Keine Informationen

Tracklist:

1. Choose
2. Brian
3. Romance Can Last Forever
4. Cuban Rain Falling
5. Waterside
6. The Selfish Mirror
7. Til The Oceans Overflow
8. Narcissus Took Me Down
9. Big Orange Sun
10. Oh, Comparison
11. Dystopia’s Here
12. A.I.Owns.U.
13. Same Boat

Das neue Fischer-Z Album Til The Oceans Overflow knüpft thematisch an das 40-jährige Red Skies Over Paradise-Album von 1981 an. Es spielt wieder in Berlin und dort wurden von Gründungsmitglied/Frontmann John Watts in den berühmten Hansa Studios die Grundlagen dazu aufgenommen. Das Album kontrastiert die persönlichen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen zwischen 1980 und 2020. Das Internet und die sozialen Medien haben die Freiheiten und die Manipulierbarkeit der Menschen über die Jahre radikal beeinflusst. Charaktere, die in den Liedern der 1980er-Jahre erwähnt wurden, werden nun 40 Jahre später wieder aufgegriffen, um einige dieser Veränderungen zu veranschaulichen.

Die Songs sollten ursprünglich zu einem Soloalbum für John Watts verarbeitet werden. Er hatte zwei Sets von Songs geschrieben. Ein Set für dieses Soloprojekt und einen für ein neues Fischer-Z-Band-Album, das mit dem 40-jährigen Jubiläum des Red Skies Over Paradise-Albums in diesem Jahr zusammenfällt. Als die Pandemie zuschlug, verschmolz John Watts die beiden Song-Sets zu einem Projekt, das zu Til The Oceans Overflow wurde. Aufgrund der internationalen Zusammensetzung der derzeitigen Band wurden viele musikalische Beiträge von ihnen „im Homeoffice“ erstellt und dann per Internet an John in Großbritannien gesendet.

Foto: Norbert Czybulka

John Watts definiert die Band Fischer-Z hauptsächlich als eine Liveband. Kurz nach dem Erscheinen von Red Skies Over Paradise löste er die Band mit der Begründung auf, sie sei „zu weit von ihren ursprünglichen Art-Punk-Idealen abgewichen“. Seit dem Neustart 1987 arbeitet er nicht mehr mit festen Bandmitgliedern zusammen. Trotzdem ist er noch immer der kreative Kopf, der nun mit dem Album Til The Oceans Overflow das 22. Fischer-Z-Studioalbum neben seinen Soloprojekten veröffentlicht.

Auf dem neuen Album knüpfen die Songs tatsächlich musikalisch an die  alten Erfolgsalben an. Einen Kracher wie Marlies, Berlin oder The Worker findet man allerdings nicht auf dieser neuen Veröffentlichung. Die 13 Tracks sind alle im „Nachdenkmodus“ und recht ruhig. Oft merkt man ihnen den Homeoffice-Modus an. Bestes Beispiel ist hier der Song Waterside, bei dem man vor seinem Auge John auf einem Barhocker sitzend die Akustikgitarre spielen sieht. Es ist mal kein systemkritisches Lied. Das Lied handelt von zwei Liebenden, die sich von einer Meinungsverschiedenheit erholen, indem sie den Genuss der Schönheit des Mondes und des Flusses teilen. Eine Auszeit von den turbulenten Zeiten.

Der Opener Coose erinnert einen gleich an sein Gewissen. Stoppt die Motoren und geht zu Fuß in die Stadt, sonst werdet ihr bald keine Bienen summen oder das Vogelgezwitscher hören. Dieser Song ist bereits im April 2020 als erster Vorbote als Video erschienen. A.I.Owns.U. setzt sich kritisch mit der Einführung der KI (Künstlichen Intelligenz) auseinander. Diese sollte nur mit äußerster Vorsicht eingesetzt werden. So wie der erste ist auch der letzte Song Same Boat vorab als Video erschienen. „Wir sitzen alle im selben Boot“, ist ein Satz, den wir während der Pandemie oft gehört haben. Der wohl stärkste Song des Albums erzählt die Geschichten von drei fiktiven Fällen: einem alten Mann, einer trinidadischen Krankenschwester und einem Mädchen im Teenageralter. Fallzahlen haben gezeigt, dass Reichtum, ethnische Zugehörigkeit und Klasse die Theorie vom selben Boot widerlegen.
Dieser letzte Track ist nicht auf allen erhältlichen Versionen enthalten oder wurde uns als „digitaler Bonus“ zur Bemusterung zusätzlich übermittelt. Das stiftet Verwirrung. Aufklären konnte ich das Verwirrspiel nicht.

Neben der üblichen physischen CD wird das Album natürlich auf allen üblichen digitalen Kanälen erhältlich sein. Über eine Veröffentlichung auf Vinyl konnte ich leider nichts herausbekommen. Da lohnt es, bei der kommenden Tour ab dem 18. Oktober mal am Merch-Stand vorbeizuschauen…

Fischer Z – Til The Oceans Overflow
Fazit
Ein wie immer kritisches Fischer-Z-Album. Musikalisch ohne Ausreißer lässt es sich wunderbar hören, ohne an die alten Erfolgsalben anzuknüpfen. Trotzdem wird es auf der kommenden Tour funktionieren, wenn er die neuen mit den alten Songs mischt.

Anspieltipps: Same Boat, dann mit Abstand A.I.Owns.U. und Choose
Norbert C.
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