Freiburg Stimmt Ein 2018 mit Exil46, Sailorrats und The Darvin Moon Sound in Freiburg im Breisgau am 10.06.2018

„Freiburg Stimmt Ein 2018 mit Exil46, Sailorrats und The Darvin Moon Sound in Freiburg im Breisgau am 10.06.2018“

Eventname: Freiburg Stimmt Ein

Bands: Exil46, Sailorrats, The Darvin Moon Sound … u.v.m.

Ort: Freiburg im Breisgau

Datum: 10.06.2018

Kosten: 0,- €

Genre: Rock, Alternative, Deutschrock, Klassik

Veranstalter: Kultur Leben e. V.

Link: http://www.freiburgstimmtein.de/#about und https://www.facebook.com/FreiburgStimmtEin/

Bei Freiburg Stimmt Ein handelt es sich um das landesweit größte Mitmach – Kultur – Festival im Herzen von Freiburg im Breisgau, bei dem jedes Jahr über hundert Bands und Künstler an 17 verschiedenen Plätzen im Stadtgebiet auftreten. Über 100 kostenlose Konzerte am Sonntag, basierend auf ehrenamtlichem Engagement aller Beteiligten. Die Stadt selbst wird zur Bühne und das Programm ist weit gefächert: von Pop bis Punk, Funk bis Rock, Elektro bis Klassik, Jazz bis Hip-Hop. Da die einzelnen Bühnen teilweise kilometerweit auseinanderliegen, kann man unmöglich alles sehen und muss sich schon im Vorfeld einige Konzerte aussuchen, oder aber einfach auf gut Glück losgehen. Veranstaltungsorte sind z.B. der Eschholzpark, der Platz der Alten Synagoge, der Kanonenplatz, der Mensagarten, der Goetheplatz und der Alte Messplatz.

Bei bestem Sommerwetter ist die Stadt schon früh gut gefüllt und Tausende Menschen sind unterwegs. Ich habe mir als Erstes den Auftritt von The Darvin Moon Sound ausgesucht, einer Alternative Rock Band aus Oberried im Ortenaukreis. Es handelt sich um eine junge Band, die seit 2014 aktiv ist und aus Lars Stückle (Vocals / Guitar), Lucca Gegg (Guitar), Jonas Fehrenbach (Bass) und Marius Müller (Drums) besteht. Als ich gegen 13:30 Uhr beim SWR Funkhaus in der Kartäuserstraße ankomme, sind unter einem Pavillon zwar Instrumente aufgebaut, aber ansonsten herrscht auf dem Platz tote Hose. Vielleicht bin ich zu früh, vielleicht liegt der Veranstaltungsplatz auch etwas zu weit aus der Innenstadt entfernt. Als Marius Müller sich pünktlich um 14:00 Uhr hinter seine Schießbude hockt, hat sich daran noch immer nichts geändert, gerade einmal zehn People stehen mehr oder weniger teilnahmslos in der Gegend herum. Die junge Band aus der Ortenau macht gute Miene zum bösen Spiel und legt mit punkig angehauchtem Alternative Rock los. Man fühlt sich teils in die Neunziger Jahre zurückversetzt, als der gitarrenlastige Britpop aus England herüberschwappte. Ohne große Ansagen zieht die Band, die sich nach dem US-Pokerspieler Darvin Moon benannte, ihr Programm durch. Man variiert stark im Tempo, mal rasant schnelle Indie Rock / Post Punk Songs, dann wieder langsam und melodisch. Der Sound ist speziell und sicherlich nicht jedermanns Geschmack, doch ich weiß von früheren Konzerten, dass die Jungs durchaus begeistern und das Publikum mitreißen können. Hier und heute jedoch schmeißt man Perlen vor die Säue, die Freiburger hatten offenbar eine harte Nacht und sind noch nicht bereit. Oder man nimmt den Police Line Gitarrengurt von Lucca Gegg etwas zu wörtlich und bleibt auf Abstand. Nach knapp einer halben Stunde muss ich weiter, um pünktlich zum Exil46 – Auftritt wieder in der Innenstadt zu sein.

Vor der großen UNI-FM Bühne auf dem Platz der Alten Synagoge bietet sich ein ganz anderes Bild. Auf der Bühne steht noch irgendeine Hip-Hop Band und auf dem Platz in der Freiburger Innenstadt haben sich mehrere Hundert Leute versammelt. Hier stehen gleich als nächstes Exil46 auf der Bühne, eine Band, die aus vier Musikern des Philharmonischen Orchesters Freiburg besteht. Im Einzelnen handelt es sich um Friederike Hess-Gagnon (E-Violin), Dina Fortuna (E-Cello), Tilman Collmer (Drums) und Timo Stegmüller (Percussion, Keyboards). Wer nun jedoch ein klassisches Konzert im eigentlichen Sinne erwartet, der hat weit gefehlt. Um kurz nach 15:00 Uhr geht es mit ein paar Minuten Verspätung und dem Song Stress los. Streicherfans kommen bei den Freiburgern natürlich voll auf ihre Kosten, doch vom ersten Ton an wird klar, die Profis für Klassik können auch in Rock. Der Sound, der hier aus den Boxen dröhnt, lässt sich kaum in irgendeine Schublade stecken. Klassik trifft auf Instrumental Progressive Rock trifft auf Elektronik-Crossover auf höchstem Niveau. Zwar klingen einige ruhigere Passagen schon mal nach orchestraler Kammermusik, doch im nächsten Moment wird es schon wieder schnell, laut und rockig und die Rhythmusabteilung macht auf sich aufmerksam. Und laut kann besonders Drummer Tilman Collmer immer, schließlich sitzt er auch bei der Groove Thrash Metal – Band Code Red Organisation und bei Proke hinter der Schießbude. Aber auch den beiden Damen an den Streichern gelingt es immer wieder, allein durch ihre Spielweise, den Instrumenten einen kraftvollen, aggressiven Klang zu entlocken. Besonders Friederike Hess-Gagnon sticht mit ihrer E-Violine immer wieder hervor und sorgt mit ihren virtuosen Melodien immer wieder für Begeisterung im Publikum. Mal stehen die Streicher im Vordergrund, dann wieder Schlagzeug und Keyboard. Die Musik klingt ungewöhnlich und doch gehen die Songs schnell ins Ohr und animieren zum Mitgehen. So sieht es offenbar auch das sehr gemischte Freiburger Publikum, das aus Otto Normalos, Klassik – sowie Rockfans, aus Kindern und Jugendlichen und sogar Headbangern in Metal-Shirts besteht. Songs wie z.B. InsistDarkness und Prisoner machen Spaß und bedienen jeden Einzelnen von ihnen. Man hört in jedem Moment, dass hier klassisch ausgebildete Musiker am Werk sind, die aber genauso Bock auf Rock haben und sich vom rockigen Einerlei absetzen wollen. Das gelingt ihnen definitiv und jeder, der gerne mal über den Tellerrand hinausschaut, sollte hier mal ein Ohr riskieren. Die Anzahl der Zuschauer lässt sich schwer einschätzen, da immer einige weiter gehen und andere kommen und der Platz der Alten Synagoge groß und weitläufig ist, aber um die Tausend werden es durchgehend sein. Im Anschluss gibt es hier Soul auf die Ohren, sodass ich mich wieder auf den Weg zum SWR Funkhaus mache.

Passend in der Umbaupause für die Freiburger Sailorrats komme ich in der Kartäuserstraße an. Die Sailorrats stehen für Deutschrock à la Luxuslärm und gründeten sich im Jahr 2015 als Girlband mit Drumsklave. Als die Band gegen 17:00 Uhr die kleine Pavillonbühne stürmt, stehen jedoch nur zwei Ladies und zwei Sklaven da. Nach dem Opener erklärt Sängerin und Bassistin Melanie Graule, dass die eigentliche Gitarristin in Babypause ist und deshalb von Jürgen Ott vertreten wird. Die noch junge Band hat bisher nicht viel mehr als eine Handvoll Konzerte absolviert, kann mit den persönlichen Poprocksongs, teilweise punkig angehaucht, aber durchaus überzeugen. Das Bild vor der Bühne hat sich aber in den letzten drei Stunden nicht wesentlich verändert, vielleicht etwa 50 Leute haben sich zur SWR Bühne verirrt, um dem Auftritt der Seeratten zu lauschen. Und selbst diese wenigen halten sich zurück und scheuen sich davor, zur Bühne vorzukommen. Die Mädels samt Sklaven lassen sich aber nicht beeindrucken und rocken mit Songs wie z.B. KonsumZu Spät (Wie Immer)Power oder dem Bandsong Sailorrats eifrig drauflos. Viel Melodie mit einer Prise Romantik ist angesagt und die Songs könnten durchaus auch im Mainstream Radio funktionieren. Schade, dass hier unter dem kleinen Pavillon kaum Bewegung möglich ist, denn ich vermute, auf einer etwas größeren Bühne würden die Mädels richtig gut abgehen. Der tollen Ausstrahlung der Sängerin ist es wohl zu verdanken, dass auffällig viele Fotografen um die kleine Bühne schleichen und eifrig drauflos knipsen.

Für mich ist das Freiburg Stimmt Ein danach Geschichte und ich mache mich wieder auf den Heimweg. Zwar gab es in diesem Jahr nicht wirklich Metal auf die Ohren, aber ich schaue eben auch gerne mal über den Tellerrand hinaus.