Gorephilia – In The Eye Of Nothing

Die Finnen und der Drang nach melancholischen Todesklängen

Artist: Gorephilia

Herkunft: Finnland

Album: In The Eye Of Nothing

Spiellänge: 42:51 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 02.10.2020

Label: Me Saco Un Ojo Records

Link: https://gorephilia.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Jukka Aho
Gitarre – Pauli Gurko
Bassgitarre – Tami Luukkonen
Schlagzeug – Kauko Kuusisalo

Tracklist:

  1. Walls Of Weeping Eyes
  2. Perpetual Procession
  3. Ouroboran Labyrinth
  4. Devotion Upon The Worm
  5. Consensus
  6. Simplicity Of Decay
  7. Not For The Weak
  8. Death Dream
  9. Ark Of The Indecipherable

Diese finnische Undergroundinstitution begann im Jahre 2006 unter Namen Goretex und änderte ihren Namen dann im Jahre 2007. Nach zwei Demos und einer EP war es dann im Jahre 2012 endlich so weit. Das Debüt namens Embodiment Of Death wurde auf die Menschheit losgelassen. Auf einen Nachfolger musste man aber wieder fünf Jahre warten und im Jahre 2020 kam dann endlich Album Nummer drei. Gut Ding will eben Weile haben, heißt es so schön und bei den Finnen stimmt es wahrscheinlich auch, denn was sie hier auf den Markt geworfen haben, ist aller Ehren wert, sofern man, so wie ich, dem Death Metal sehr verbunden ist. Leider musste die Band auch einen Schicksalsschlag hinnehmen, denn der alte Sänger Henri Kuula nahm sich das Leben. Man hat sich aber entschlossen, weiterzumachen und Gitarrist Jukka übernahm die Vocals.

Walls Of Weeping Eyes ist der Opener und der Stellvertreter des ganzen Albums, denn hier werden alle ihre Trademarks verarbeitet. Zuerst groovt man ein wenig. Dabei verwendet man ein melodisches Lead, dann erfolgt kurz eine Blastbeatattacke und man groovt weiter. Vorspieler raus und wieder in den Groove mit Tempoverschärfungen und so geht es hin und her. Die Produktion ist schön dreckig, die Gitarren schön tief gestimmt und die Stimme direkt aus einer Höhle. Hier und da bietet man vertracktes Riffing. Melodische Vorspieler, die dann in einen Blastbeatpart und einen Groove umgewandelt werden, sind einfach nur herrlich. Natürlich darf auch ein wildes Solo nicht fehlen.

Bei Perpetual Procession groovt man sich im Midtempo die Seele aus dem Leib und nachdem man, trotz eines Solos, beinahe vor der Anlage wegdöst, kommt auf einmal wie aus einem Nichts ein Blastbeat auf einen zugeflogen. Ausweichen unmöglich. Man ist wieder voll da, um die nächste Grooveattacke zu erleben. Mit 6:25 Minuten ist der Song vielleicht etwas zu lang geraten.

Aber dafür kann man sich ja bei Ouroboran Labyrinth seines Lebens erfreuen, denn dieser Song ist eine schöne, schnelle Granate vor dem Herrn. Zwar verlaufen sie sich hier und da aufgrund vertrackter Momente in ihrem eigenen Labyrinth, aber ansonsten ist der Song echt ein schönes, straightes Ding. Bin ich sofort mit dabei. Lecker.

Devotion Upon The Worm kommt dann wieder im Doomtempo aus der finnischen Seenlandschaft gekrochen. Hier geht man sehr düster und ein wenig melancholisch zu Werke. Man schleppt und schleppt sich von Sekunde zu Sekunde und der Sänger growlt sich ins eigene Universum. Ich finde solche Parts ja auch geil, aber ich mag es nicht, wenn sie so endlos lang gezogen werden, auch wenn man verschiedene Riffs abliefert und der Drummer teilweise versetzt dazu spielt. Ich mag ja auch Doom/Death, aber dann müssen die Parts zu hundert Prozent killen. Der Song geht 6:41 Minuten und dann fällt mir das Zuhören auf Dauer doch echt schwer. Der Sänger wechselt zwar die Stimmlage und es wird auch eine düstere Melodie verbraten, inklusive langsamen Doublebassparts, aber zu lang ist mir der Song trotzdem.

Ein kleines Zwischenintro erfolgt dann mit Consensus, bevor man dann mit Simplicity Of Decay wieder das Tempo erhöht. Ja, so mag ich das. Geiles Riffing und Tempowechsel. Auch hier arbeitet man viel im Midtempo und die Doublebass drückt, aber zwischendurch wird eben dann die Keule geschwungen und alles nieder gemetzelt. Auch feine Gitarrenquietscher sind zu hören. Läuft.

Not For The Weak hat eine sehr geile Melodie am Anfang und geht in ein absolut geilen Midtempostampfer. Der Kopf fängt automatisch an zu nicken. Der Gesang wird teilweise gedoppelt und so nimmt der Song seinen Lauf. Das Tempo bleibt langsam und eine schaurige Melodie wird darüber gezogen. Dieses Thema lässt die Band und den Zuhörer so schnell nicht los. Danach nimmt man das Tempo wieder ganz raus und kriecht durch die Keller von Vantaa.

Mit Death Dream bietet man noch ein verträumtes Intro kurz vor Schluss und mit Ark Of The Indecipherable liefert man den längsten Song am Ende des Albums. Hier wird wieder um die Wette gekrochen, aber auch hier kommen Tempoverschärfungen vor. Und Midtempoparts mit durchrasselnder Doublebass gehen ja sowieso immer. Und eh man sich versieht, ist ja auch schon der Blastbeat da. Alles, was die Band ausmacht, ist auch hier zu hören, inklusive versetztem Drumming und melancholischer Melodie.

Gorephilia – In The Eye Of Nothing
Fazit
Gorephilia gehen ihren eingeschlagenen Weg gnadenlos weiter. Groovende Doublebass, vertrackte Gitarrenparts, schräge Riffs, aus dem Nichts kommende Breaks, Blastbeats, tiefe Growls, düsterer Sound und eine gewisse Art von Melancholie, die Finnen komischerweise immer in ihrer Musik haben. Dabei prügelt man nicht alles nieder, sondern groovt eher. Gutes Death Metal Album.

Anspieltipps: Ouroboran Labyrinth und Simplicity Of Decay
Michael E.
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