Artist: Hellryder
Herkunft: Deutschland
Album: The Devil Is A Gambler
Spiellänge: 39:14 Minuten
Genre: Heavy Metal
Release: 28.05.2021
Label: Rock Of Angels Records
Link: https://www.hellryder.de/band/
Bandmitglieder:
Gesang – Chris Boltendahl
Gitarre – Axel Ritt
Bassgitarre – Steven Wussow
Schlagzeug – Timmi Breideband
Tracklist:
- Hellryder
- Sacrifice In Paradise
- Night Rider
- The Devil Is A Gambler
- Jekyll & Hyde
- Faceless Jesus
- Chainsaw Lilly
- I Die For You
- Bad Attitude
- Passion Maker
- Harder Faster Louder
- I Don’t Wanna Die (Bonus Track)
Die beiden Totengräber Chris Boltendahl und Axel Ritt tauschen den Friedhof gegen eine neue Spielwiese namens Hellryder. Als Spielgefährten für ihr neues Projekt haben sie sich Steven Wussow von Orden Ogan am Bass und Timmi Breideband (ex-Bonfire, ex-Freedom Call) an den Drums eingeladen. Eine Idee unter dem Banner „Dirty Kick Ass Heavy Metal“, die schon seit 2017 in den Köpfen der beiden Grave Digger Haudegen spukt und Ende 2020 in die Tat umgesetzt wurde. Da die Aktivitäten mit ihrer Hauptband durch die Pandemie auf Eis gelegt sind, konnten sich die Frontröhre und der Axtschwinger voll auf das erste Hellryder-Album The Devil Is A Gambler konzentrieren. Dieses erscheint Ende Mai via Rock Of Angels Records. Wie sich das für Old School Heavy Metal gehört, nicht nur digital, sondern auch auf Vinyl. Die Songs entstanden in Gemeinschaftsarbeit von Boltendahl und Ritt, während die Lyrics allein der Feder des Sängers entstammen. Gitarrist Axel Ritt war ebenfalls für Produktion, Mix und Mastering verantwortlich. Da es nicht bei einem Studioprojekt bleiben soll, kündigten Hellryder auch Liveauftritte für die Zeit nach Corona an.
Ich wünschte, dass Labels den Stempel „Supergroup“ nicht so inflationär verwenden würden. Dann wären die Erwartungshaltung und somit die Fallhöhe nicht so hoch. Klar, die beiden Protagonisten verfechten den klassischen Heavy Metal seit Jahrzehnten und ich bin auch vom Großteil des Grave Digger Materials überzeugt, von den Livequalitäten sowieso. Ich durfte sie erst 2019 auf einem winzigen Indoor-Festival erleben, sie rocken immer noch wie sau. Auch wenn die Herren Boltendahl und Ritt mit Hellryder zurück zu den Wurzeln gehen und gleichzeitig etwas Neues und Einzigartiges erschaffen wollen, bleiben aufgrund der unverkennbaren Reibeisenstimme und der Riffs die Vergleiche mit Grave Digger nicht aus.
Wir starten den Höllenritt mit dem Bandsong Hellryder. Was zur Hölle hat Herr Ritt mit dem Sound veranstaltet? Noch mal kurz mit dem Kollegen Kay L. kurzgeschlossen, kommen wir beide zum selben Ergebnis: dumpf, mumpfig, basslastig, unschön. Vielleicht soll es oldschool und ungeschliffen klingen, in meinen Ohren klingt es einfach nur schlecht produziert. Auch der markante Gesang von Chris Boltendahl geht im Mix etwas unter. Also gut, versuche ich mir die Songs über den Sound hinweg schönzuhören. Leider bietet der Opener mit seinen langweiligen Riffs und dem uninspirierten Refrain keinen Anlass dazu.
Schnell weiter zu Sacrifice In Paradise, der zumindest durch sein Tempo mein Blut in Wallung versetzt. Zwar ist auch der zweite Song keine Offenbarung, wäre aber durch sein lässiges Solo und die „Welcome to hell“ Gesänge ein weitaus besserer Start für die Hellryder-Maschine gewesen. Der Night Rider steigt auf seinen Feuerstuhl. Während die Riffs zu Beginn noch so etwas wie Euphorie auslösen, falle ich beim Refrain gähnend vom Moped. Das Solo von Mr. Ironfinger bringt den Reiter auch nicht wieder in die Spur zurück.
The Devil Is A Gambler wird von Chris Boltendahl am liebsten unter der Dusche gesungen, wie er in unserer Time For Metal Kolumne preisgab. Der Titelsong löst bei mir in etwa so viel Begeisterung aus wie der Satz „der Lockdown wird verlängert“. In Jekyll & Hyde spielen Hellryder bis zum Strafraum einen gepflegten Ball, machen das Ding aber nicht rein. Wo sind die großartigen und mächtigen Refrains, wie ich sie von Grave Digger kenne und liebe? Etwas besser macht es der Faceless Jesus, hier wird nicht nur im gleichen Schema versucht, den Hörer in den Schlaf zu lullen. Starke, groovende Gitarrenarbeit und ein zumindest gutklassiger Refrain – geht doch.
Je rifflastiger das Stück, desto stärker rückt wieder der dumpfe Soundbrei in den Vordergrund. So auch bei Chainsaw Lily, der immerhin wieder einige Momente zum Headbangen und nicht zum Kopfschütteln liefert. Die Melodie von Hänschen klein läutet das bisher stärkste Solo von Axel Ritt ein. I Die For You und Bad Attitude haben beide so wenig Wiedererkennungswert, dass mein Finger nervös auf der Skiptaste liegt.
Passion Maker wartet mit einer lässigen Rock ’n‘ Roll Attitüde auf und entlockt mir durch die Textzeile „I am your heartbreaker, the lovely undertaker“ ein Lächeln. Harder Faster Louder macht seinem Namen alle Ehre und atmet etwas Spirit von alten Totengräber-Schinken wie Heavy Metal Breakdown oder Witch Hunter. Die ballernden Drums von Timmi Breideband steigen direkt in den Song ein und die schnellen Riffs lassen mich erstmals vom Stuhl aufspringen. Der belanglose Refrain passt sich allerdings dem restlichen Material an. Die Achtziger haben angerufen und wollen den Bonustrack I Don’t Wanna Die zurückhaben. Ich habe absolut nichts dagegen, denn die „Ohohoo-Ahaaa-Chöre“ geben mir den Rest.