Humavoid – Lidless

Progressive Musik vom Bodom See

Artist: Humavoid

Herkunft: Espoo / Uusimaa, Finnland

Album: Lidless

Spiellänge: 46:47 Minuten

Genre: Progressive Metal, Djent

Release: 21.08.2020

Label: Noble Demon

Link: https://www.facebook.com/Humavoid

Bandmitglieder:

Gesang und Keyboard – Suvimarja Halmetoja
Gitarre und Gesang – Niko Kalliojärvi
Bassgitarre – Mikki Rousi
Schlagzeug – Heikki Malmberg

Tracklist:

  1. Fortune For Demise
  2. Lidless
  3. Aluminum Rain
  4. Inside 1
  5. Matter
  6. What You Hide
  7. Inside 2
  8. The Breathing Method
  9. Undercurrent
  10. Drywall Cracks

Eine Band aus Espoo, da fällt mir natürlich sofort der Bodominjärvi ein. Der See erlangte zum einen traurige Berühmtheit durch einen dreifachen Mord aber auch musikalische Bedeutung durch die Kinder vom Bodom rund um Alexi Laiho, welcher jetzt Bodom nach Mitternacht ist und eine neue Truppe um sich formte. Die Livepremiere steht allerdings wegen der Pandemie noch aus.
Aus derselben Region stammen auch Humavoid. 2013 gegründet ging es recht fix mit dem Debütalbum. Faster Forward stand bereits ein Jahr später in den Regalen. Die EP Glass mit drei Tracks folgte 2015, danach wurde es ruhiger um das Quartett. Drei Singles zwischen 2016 und 2020, Umbesetzung am Bass und den Drums 2018 und nun der Zweitling namens Lidless, also es geht ohne Deckel nun weiter, nach eigenen Angaben mit progressivem, aggressivem Metal.

Der Opener Fortune For Demise ballert erst mal in Richtung Djent mit hartem Bass, spätestens mit dem Keyboard und den Shouts wird es ein etwas anderer Mix. Geknurrt wird auch und es ist irgendwo ein wenig Meshuggah mit Piano angereichert, progressivem Rock à la Kansas sowie noch einer guten Prise Djent oder sogar Metalcore mit intensivem Shouts, wie z.B. bei Monuments. Ein ganz schön wilder Ritt und keine einfache Kost. Der Titeltrack mixt sich genauso weiter, etwas mehr in Richtung Metalcore vom Gesang, aber die Musik dazu ist ziemlich unpassend. Da geht das Quartett dann für mich über das Ziel hinaus. Aggressiver Sound, um Härte zu erzeugen, muss auch irgendwo passen. Aluminum Rain legt erst mal mit Keyboard und Gitarre los, klingt zunächst irgendwo fast wie Dark Rock, harte Riffs, gutturaler Gesang mixen sich mit dem Klargesang der Sängerin. Es wird wieder etwas unübersichtlich mit den verschiedenen Stilelementen und die Nummer versprüht ein gewisses Chaos, was schon fast an Jazz mit Metal erinnert. Das Ding ist ziemlich strange, sodass es bei mir schon wieder Eindruck hinterlässt. Inside 1 ist ein instrumentales keyboardlastiges Interlude für Matter, welcher als sinfonischer Metal mit einem dominanten Bass sowie abwechselnd Shouts und Knurrgesang um die Ecke kommt. Mehr als sechs Minuten schräge Zusammenstellung von Klängen. Highlights gibt es ab der Mitte der Nummer, als für eine Passage klar gesungen wird und dazu noch ein Piano Intermezzo eingeworfen wird. Im Meshuggah Style starten und dann mit Klargesang weiter machen – das ist What You Hide. Das Quartett weiß zu überraschen und liefert eine weitere Nummer ab, welche bei mir positive Spuren hinterlässt. Inside 2 ist natürlich wieder ein Interlude für The Breathing Method. So ein wenig haut die Truppe wieder über das Ziel, es wird geschrien, als gäbe es kein Morgen, aber die Musik dazu liefert eigentlich andere Töne. Das Teil ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, zumal man in der Mitte des Tracks noch einen melodischen Ausflug startet, welcher im Anschluss mehr oder weniger zusammengeschrien wird. Zwei sieben Minuten Songs zum Ende. Undercurrent kommt wieder stimmiger aus den Boxen, die Instrumente dürfen sich auch mal etwas mehr austoben, Klargesang, Shouts, Knurren – es wird nichts ausgelassen. Das eine oder andere verspielte Intermezzo mit Keyboard wird auch eingestreut und insgesamt ist das Ding schon sehr sperrig, aber alles andere als uninteressant. Der Rausschmeißer ist Drywall Cracks, zum guten Schluss will man den Hörer dann wohl noch mal richtig herausfordern. Die Saitenfraktion spielt Djent, dazu Keyboardsound und wieder ein Tempowechsel in der Mitte, wo nach Screams und gutturalem Gesang nun auch klar gesungen wird. Eingängig ist auf jeden Fall anders. So endet das Werk der Finnen.

Humavoid – Lidless
Fazit
Die Scheibe ist alles andere als uninteressant oder langweilig. Dann und wann geht es über das Ziel hinaus, aber es sind sehr mutige Ansätze, die sehr vielversprechend klingen. Es ist noch nicht alles perfekt, aber Potenzial ist mehr als genügend vorhanden und technisch kommt die Scheibe sauber rüber. Mit so einem Mix hebt man sich auf jeden Fall erst mal aus der Masse klar ab. Es fehlt mir dann und wann mal eine Art Orientierungspunkt im Klang- und Stilelemente Gewitter, der den geneigten Hörer auch wieder einsammelt. Der rote Faden, der ist ab und wann einfach nicht mehr greifbar. Menschen, die gerne mal etwas experimentelle Musik im progressiven Metal hören, sollten unbedingt mal ein Ohr riskieren. Eins ist die Scheibe aber auf jeden Fall nicht – leichte Kost!

Anspieltipps: Aluminum Rain, Matter und What You Hide
Jürgen F.
7.5
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