Ihsahn – Arktis.

“Nicht gar so eisig, wie befürchtet“

Artist: Ihsahn

Herkunft: Notodden, Norwegen

Album: Arktis.

Spiellänge: 57:41Minuten

Genre: Progressive Metal, Progressive Black Metal

Release: 08.04.2016

Label: Candlelight Records

Link: https://www.facebook.com/ihsahnmusic

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Bassgitarre, Keyboards – Ihsahn
Schlagzeug – Tobias Ørnes Andersen

Gastmusiker:

Gesang – Einar Solberg
Gesang – Matt Heafy
Saxophon – Jorgen Munkeby
Sprache – Hans Herbjornsrud (im Bonustrack Tir Tor Ulven)

Tracklist:

  1. Disassembled
  2. Mass Darkness
  3. My Heart Is Of The North
  4. South Winds
  5. In The Vaults
  6. Until I Too Dissolve
  7. Pressure
  8. Frail
  9. Crooked Red Line
  10. Celestial Violence
  11. Til Tor Ulven (Bonus Track)

Ihsahn - Arktis

 

Seit insgesamt zehn Jahren veröffentlicht Ihsahn nun mehr oder weniger regelmäßig seine Soloalben, dabei immer an seiner Seite ist das britische Label Candlelight Records. Fünf Alben von Ihsahn haben bislang das Licht der Welt erblickt und teilweise für mächtig viel Gesprächsstoff gesorgt. Insbesondere das letzte Album Das Seelenbrechen aus 2013 hat doch recht viele Fans, die wohl auch noch den Emperor-Zeiten hinterhertrauerten, endgültig vertrieben. In meiner Sammlung fehlt genau dieses Album, ich habe ihn allerdings im Jahr 2013 live in Wacken erleben dürfen und war von seinem Auftritt, der unpassenderweise bei strahlendem Sonnenschein stattfand, mehr als beeindruckt.

Nun also seit dem 08.04.2016 das sechste Album Arktis., auf dem sich auch eine kleine Schar an Gastmusikern tummelt. Ansonsten ist Ihsahn ja multitaskingfähig und hat wieder so gut wie alles auf diesem Album selbst eingespielt und natürlich auch eingesungen. Wer also bislang schon nicht mit seinem Black Metal-Gesang klarkam, der wird auch mit diesem Album so seine Schwierigkeiten haben. Es ist aber definitiv einen Versuch wert, denn Arktis. zeigt Ihsahn wieder von einer sehr kreativen Seite.

Das Album startet mit dem überwiegend im Uptempo gehaltenen Disassembled. Zwar schon leicht proggig, aber immer noch verhältnismäßig eingängig, vor allem die wiederkehrenden Gitarrenläufe und der Refrain. Auch das folgende Mass Darkness ist mit dem verhaltenen Anfang, der sich dann zur schwarzmetallischen Raserei mit wieder mal sehr genialen Riffs entwickelt, noch nachvollziehbar. Das ändert sich aber mit dem sehr an die Progressive Rock-Veteranen der 70er Jahre erinnernden, mit teilweise wüstem Geschreddere auf der Hammondorgel versehenen, My Heart Is Of The North. Und ab hier geht im Grunde auch die echte „Experimentierphase“ von Ihsahn los. Das gilt sowohl für einige Passagen von South Winds, die klingen, als ob Celldweller seinen Electronic Body Music-Sound beisteuern durfte, als auch für den Song Pressure. Dieser klingt wie eine Mischung aus einem James Bond-Soundtrack und der symphonischen Raserei von Fleshgod Apocalypse. Bei Frail erinnert mich der Klang der Synthesizer ein wenig an die Scratches, die in den 80er Jahren sehr oft bei den damaligen Hip Hop- bzw. Funk-Gruppen à la Grandmaster Flash & The Furious Five zu hören waren. Aber dieser Song ist sowieso fast schon tanzbar, was für Ihsahn dann doch eher ungewöhnlich ist. Ein wenig in Richtung Jazz, inklusive Saxophon, geht es dann beim überwiegend sehr lässigen Crooked Red Line. Ich bin weder ein Fan dieses Genres noch des Instruments, aber es gibt natürlich auch hier einige metallische Passagen mit dem von mir so heiß geliebten schwarzmetallischen Gesang von Ihsahn, und in den Gesamtkontext dieses Albums passt dieser Song natürlich. Der Rausschmeißer des Standardalbums heißt Celestial Violence und  beginnt sehr verhalten mit dem wunderbaren Gesang von Einar Solberg (Leprous). Bei dem folgenden Wechsel zwischen sehr schönen Strophen und dem sehr krassen Refrain, bei dem wieder Ihsahn einsteigt, frage ich mich dann, ob ich hier einen Ihsahn-Song mit Beteiligung von Leprous höre oder umgekehrt. Auf ein Leprous-Album würde dieser Song, der definitiv mein Favorit des Albums ist, nämlich auch passen.

Ganz aus dem Rahmen der Experimentierfreude fallen In The Vaults und Until I Too Dissolve, die, abgesehen vom markanten Gesang Ihsahns, fast schon als normale Rock- bzw. Metalsongs durchgehen könnten. Aber vielleicht ist auch das gerade der Experimentierfreude geschuldet, mal was „Normales“ zu machen.

Den Bonus Track Til Tor Ulven verstehe ich dann zugegebenermaßen überhaupt nicht, was auch daran liegt, dass Hans Herbjornsrud in seiner Heimatsprache Norwegisch spricht, bevor Ihsahn nach knapp sieben Minuten mit einer kreischenden Gitarre und dem für ihn typischen Gesang einsteigt und in einem sehr repetitiven und fast schon hypnotischen Rhythmus diesen Track zu Ende führt.

Fazit: Abgesehen davon, dass ich Ihsahn live beim W:O:A 2013 erlebt habe, habe ich seinen Weg nicht wirklich bewusst verfolgt. Für mich war er immer ein sehr kreativer Kopf, der teilweise, für mich, arg extreme Musik produziert, die sich mir nicht erschließt. Auch auf Arktis. werden einige Hintergründe und Vorgehensweisen das Geheimnis von Ihsahn bleiben, aber als wirklich extrem würde ich das, was es hier knapp eine Stunde lang auf die Ohren gibt, nicht bezeichnen. Man muss halt nur den teilweise blackmetalartigen Gesang von ihm mögen, dann gibt es auf diesem Album viel zu entdecken.

Anspieltipps: Mass Darkness, South Winds, Until I Too Dissolve und Celestial Violence
Heike L.
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