Im Gespräch mit Nino Helfrich von Skull Tone Studios (Teil 1 von 4)

Eishockey und Metal

Artist: Skull Tone Studios, Nino Helfrich

Herkunft: Norderstedt, Schleswig Holstein

Links: https://www.skulltonestudios.com/
https://www.facebook.com/skulltonestudios

Ich hatte das Vergnügen, ein sehr interessantes Gespräch mit Nino Helfrich von Skull Tone Studios zu führen. Nino ist Gitarrist von diversen Metalbands und hat sich sein eigenes Studio aufgebaut. Metal fließt durch und in seinen Adern und er hat in Bezug auf Recording sehr interessante Ansichten, die mir ein wenig die Augen geöffnet haben.
Das Gespräch mit dem sympathischen „Neu-Norddeutschen“ ist dabei zeitmäßig „etwas“ aus dem Ruder gelaufen. Darum wird das Interview in vier Teilen veröffentlicht.
Wenn euch interessiert, wie man vom Eishockeyspieler zum Metalgitarristen wird und wie man sein eigenes Studio bzw. Selbstständigkeit aufbaut, dann lest den ersten von vier Teilen durch.

Time For Metal / Lommer
Ich sitze hier online mit Nino Helfrich, seines Amtes, wenn ich mich nicht irre, in Hamburg und Vollblut Gitarrist. Erzähl mal, du kommst aus Hamburg. Bist du in Hamburg groß geworden oder du bist nach Hamburg gezogen?

Skull Tone Studio / Nino Helfrich
Ich bin nicht aus Hamburg, ich bin aus Franken. Vor fünf Jahren bin ich aus privaten Gründen nach Hamburg gezogen und spiele hier inzwischen in drei Bands. Dadurch ist man dann nach ein paar Jahren ein Stück weit hier verwurzelt.

Time For Metal / Lommer
Erzähl mal, wie und warum hast du mit Gitarre spielen angefangen? Warum genau dieses Instrument?

Skull Tone Studio / Nino Helfrich
Ich habe lange Eishockey gespielt, 15 Jahre in den höchsten Jugend- und Junioren-Ligen. Ich war auch auf einer Sportschule, bin also schon mit 15 daheim ausgezogen. Aber mit 18 habe ich mich schwer am Knie verletzt.
Dann habe ich erst mal ein Jahr überlegt: „Was fängst du mit dir an?“, denn ich kannte bis dahin nichts anderes.
Vorher hatte ich morgens und abends Training. Es gab einen festen Tagesablauf und plötzlich war da die ganze Zeit, die ich irgendwie füllen musste.
Ich habe dann erst mit 18 angefangen, Gitarre zu spielen. Nur für mich, aber ich habe sehr schnell Fortschritte gemacht, da ich es gewohnt war, eine Sache 3-4 Stunden am Tag fokussiert zu üben. Wenn du das konsequent machst, dann wirst du sehr schnell besser. Deshalb ging das mit der Gitarre sehr schnell. Nach zwei Jahren war ich in der ersten Band und habe dort schon sehr viel live gespielt.
Und dann kam ich irgendwann auf die glorreiche Idee „Hey, mach doch mal ein Soloalbum“. Eigentlich viel zu früh. *grinst*
Damit fing dann das Produzieren, sich selber aufnehmen, Mixing und Mastering an.

Time For Metal / Lommer
Du sagtest ja schon, du bist ja in drei Bands unterwegs. Ist dein Soloprojekt dann auch damit drin oder ist das eher eine Besonderheit?

Skull Tone Studio / Nino Helfrich
Das Soloprojekt kommt oben drauf.
Meine Hauptband war die letzten Jahre die 80er Speed-Metal-Kultband Iron Angel. Altersbedingt haben wir erst kürzlich unsere letzte Festivalshow gegeben.

Time For Metal / Lommer
Und die anderen beiden, in denen du unterwegs bist? Da bist du in eine bestehende Band und quasi als zusätzlicher Gitarrist eingestiegen? Also auch kein Songwriting, sondern nur zum Spielen?

Skull Tone Studio / Nino Helfrich
Bei der Symphonic Metal Band Neopera haben wir einen Komponisten, der der Gründer dieser Band ist (Anm. d. Verf. Jörn Schubert). Der hat sich irgendwann mal an der Hand verletzt und kann nicht mehr Gitarre spielen. Das heißt, er komponiert nur noch und ich produziere die Musik und spiele alle Gitarren.
Mit der Kieler Heavy Metal Band Inner Axis sind wir gerade am Album schreiben und gehen im Januar 2023 auf Europatour mit Victory.
Das waren bei meinem Einstieg beides bestehende Bands, die auch schon Album-Releases hatten. Ich halte mich beim Kompositorischen eher raus und kümmere mich um einen professionellen Sound.
Bei Iron Angel war es so, dass ich drei Songs vom Emerald Eyes-Album geschrieben habe. Natürlich im Stile ihrer Kultplatte Hellish Crossfire.
Das Schöne an meinem Soloprojekt ist, dass jede Note und jede Entscheidung von mir selbst kommt. Ich arbeite dann viel mit Gastsängern und Gastsängerinnen aus der ganzen Welt.
Bis auf Gesang programmiere, recorde und produziere ich alles selbst. Dann wird es auch zu 100 % so, wie man es sich vorstellt.

Time For Metal / Lommer
Ja, das glaub ich gerne. Das ist auch so ein bisschen die neue Marschrichtung von, zum Beispiel Lukas Mann von Rings Of Saturn. Die aktuelle Platte ist ja auch komplett instrumental, was ich persönlich ein bisschen schade finde, aber gut.
Musiker sollen das Halt dann auch immer so machen, wie sie es natürlich wollen oder was dann so im Kopf rumschwirrt.
Geht für mich persönlich so ein bisschen das Feeling flöten. Aber das ist jetzt auch so ein bisschen off Topic
Wollen wir mal wieder zu dir zurück.
Und zwar, du bist jetzt aktuell selbstständig mit deinem Studio. Was hast du denn eigentlich vorher so, ich sag jetzt mal, für einen klassischen Beruf gelernt?

Skull Tone Studio / Nino Helfrich
Ich habe Medienmanagement studiert und die letzten Jahre als Medienanalyst gearbeitet, für die Autoindustrie. Da das Schichtarbeit war, passt es nicht zum Musikerdasein. Bands haben einen anderen Tagesrhythmus durch die Konzerte.

Time For Metal / Lommer
Ich bin nach wie vorher auch in einem Angestelltenverhältnis und eigentlich auch echt happy damit. Ich habe halt einen Job, bei dem man das alles gut koordinieren kann, mit Konzerten etc. Dieser Schritt von einem Angestelltenverhältnis zur Selbstständigkeit: War das für dich eher logisch oder erzwungen?

Skull Tone Studio / Nino Helfrich
Ich frag mich eigentlich, wieso ich so lange damit gewartet hab. *lacht*
Ja, das sind sehr große Schritte und da sind viele, viele Hürden im Kopf. Ich konnte mir das früher nie vorstellen.
Obwohl wir in unserem Studium sehr in diese Richtung getrimmt wurden, sich selbstständig zu machen. Sei es mit Medien, Design oder anderen Bereichen.

Time For Metal / Lommer
Du bist jetzt in der Selbstständigkeit, wie hast du dich da so ein bisschen drauf vorbereitet?
Also, hast du finanzielle Rücklagen? Mit dem Studio ist ja nicht so, dass du anfängst und hast dann gleich Leute, die du dann auch aufnimmst. Ist das eher so ein fließender Übergang, bei dem du dann gesagt hast: „Ok, ich nehme jetzt immer mal wieder zwischendurch auch mal Leute auf“, oder war das wirklich so ein harter Cut? Hast du jetzt gesagt: „Jetzt fange ich damit an, wirklich Geld zu verdienen!“ Und hast du dann noch finanzielle Rücklagen und von was für einem Puffer reden wir dann bei so was?

Skull Tone Studio / Nino Helfrich
Finanzielle Rücklagen sollte man immer haben. Man muss auch entsprechend investieren können. Wenn man für andere Bands produziert, reicht so ein kleines Home Recording Setup nicht mehr.
Es ist im Prinzip ein fließender Übergang, in dem man eine Zeit lang parallel arbeitet.
Das heißt, für eine gewisse Zeit sieben Tage die Woche, 10-14 Stunden pro Tag
Du kannst nicht von heute auf morgen kündigen und sagen: „So, jetzt mach ich ein Studio auf.“ Das war sehr, sehr lange im Voraus geplant. Ich habe mir da auch Hilfe geholt.
Es gibt eine Unternehmensberatung in Deutschland, Pitchback Consulting von Aljoscha Sieg. Mit ihm haben wir auch bei Inner Axis gearbeitet, dementsprechend kenne ich ihn schon seit Jahren. Er berät sehr viele Studios, sei es im Pop, Hip-Hop oder B2B Bereich.
So, dass die Selbstständigkeit auch auf gesunden Füßen steht und man weiß, was geschäftlich zu tun ist

Time For Metal / Lommer
Das hat es ja dann tatsächlich in sich. Man muss sich ja wirklich um alles kümmern, man sagt ja auch, so eine Selbstständigkeit ist halt selbst und ständig arbeiten. Man hat nicht mehr so wirklich viel freie Zeiten. Da geht es um Krankenversicherung, Absicherung, Rente und und und … das ist zum Beispiel auch das, was ich doch sehr imponierend finde.

Skull Tone Studio / Nino Helfrich
Ja, aber es ist gut, wenn man sich da Hilfe sucht.
Und jemanden hat, dem man vertrauen kann. Das erspart einem Jahre an Fehlern.

Das war Teil eins von vier.