Im Gespräch mit Nino Helfrich von Skull Tone Studios (Teil 4 von 4)

Musik und Social Media

Artist: Skull Tone Studios, Nino Helfrich

Herkunft: Norderstedt, Schleswig Holstein

Link: https://www.skulltonestudios.com/
https://www.facebook.com/skulltonestudios

Musik und Social Media sind eng miteinander verwurzelt. Dass man als Band da vor einem riesigen Berg steht, mit dem man erst mal kaum was anfangen kann, ist leider die Normalität.
Warum Nino nicht nur Studioarbeit, sondern auch Social Media Hilfe anbietet und warum weniger Musik manchmal mehr Musik ist, könnt ihr im vierten und letzten Teil vom Gespräch zwischen Nino von Skull Tone Studios und Lommer von Time For Metal nachlesen.

Time For Metal / Lommer:
Wie geht es jetzt erst mal weiter bei dir? Also, wie willst du dich weiter aufbauen? Was sind allgemein die nächsten Schritte?

Fotocredit: Butzinella

Skull Tone Studio / Nino:
Im Prinzip alles weiterlaufen lassen, wie es gerade ist und dabei natürlich wachsen.
Ich habe relativ viel in der zweiten Jahreshälfte mit Sachen zu tun, die für mich selber sind, die logischerweise kein Geld bringen.
Zum Beispiel das Soloalbum machen, an dem ich aber auch schon seit eineinhalb Jahren sitze. Oder das Album mit meiner eigenen Band, mit Inner Axis. Und die neue Neopera EP veröffentlichen.
Ich werde natürlich weiter fleißig mit dem Studio andere Bands Mischen und Mastern.
Nächstes Jahr kann ich auf jeden Fall noch mal andere Ressourcen frei machen, einfach mit mehr Bands arbeiten.

Time For Metal / Lommer:
Ich bin mal gespannt, wie das noch weitergeht.
Die Bands tauschen sich ja auch untereinander aus. So „Wo hast du aufgenommen?“ „Ja da und da“ „Und, wie war das da so?“
Es spricht sich ein bisschen rum.
Und natürlich wiegt man dann als Band ein bisschen ab: „Was kostet das, was bekommen wir dafür? Wie sind die ganzen Gegebenheiten?“ Das ist halt immer ein wichtiger Entwicklungsprozess.

Skull Tone Studio / Nino:
Ja, das Ding ist, für mich ist es halt nicht vorbei, wenn eine Produktion fertig ist. Die Band bekommt ihr Master und was ich dann gerne mache, ist ein Videocall, um die Social-Media-Strategie zu besprechen. Ich glaube, das Schlimmste ist, wenn du da viel Zeit und Herzblut reinsteckst und dann hast du ein YouTube-Video, das bei 800 Views steht. Das ist eine Vollkatastrophe.
Und dadurch, dass ich das mit meinen eigenen Bands schon lange genug mache und da Erfahrung habe, versuche ich auch den Bands weiterzuhelfen.

Time For Metal / Lommer:
Mhm, also so ein bisschen eine Art … Band-Coach kann man ja nicht sagen, aber so eine Art Mentor vielleicht?

Skull Tone Studio/Nino:
Eine Social-Media-Agentur ist Skull Tone Studios nicht, aber wir bieten einen zusätzlichen Mehrwert, mit dem die Bands gezielt weiterarbeiten können. Nur mit einem fetten Song ist es nicht getan.
Du tust denen einen Riesen gefallen, wenn du da mal hingehst und sagst: „Leute, wir haben jetzt hier eine geile Produktion gemacht, das ist alles super, aber jetzt nehmt doch mal 200 Euro in die Hand und sucht euch eine Fotografin oder einen Fotografen. Geht auch da mal den nächsten Stepp und dann klappt das auch mit den Gigs.“
Das bringt dem Studio auch wieder etwas, wenn diese Band mehr Reichweite hat und ihre Ziele erreicht. Bei vielen geht es ja um mehr Gigs, den ersten Labeldeal oder die erste Tour als Support.

Time For Metal / Lommer:
Ich glaube, das ist auch so ein bisschen das Ding. Das kommt auch auf die Bands drauf an.
Auf der einen Seite gibt es die, die sagen, die wollen halt einfach nur eine coole Platte machen.
Und auf der anderen die, die dann damit groß rauskommen wollen … Was auch immer das letztendlich zu bedeuten hat. *grinst*
Und das ist wieder ganz spannend zu sehen. Nicht nur die Fotos, sondern auch, wie das Artwork ist usw. Das ist ja auch ein großes Feld, und manchmal hätte ich mir früher auch gewünscht, vor allem das erste Mal, als ich im Studio war, dass dann auch da ein paar mehr Tipps gekommen wären. Da war man noch sehr, sehr grün hinter den Ohren.
Das ist echt cool, dass du da noch einen Sonderservice mit anbietest.

Fotocredit: Butzinella

Skull Tone Studio / Nino:
Das ist mir eigentlich das Wichtige. Dadurch ist das mit dem eigenen Studio auch ein bisschen gekommen. Ich war in einigen Studios, in sehr großen Studios, und das waren gute Erfahrungen. Da waren aber auch immer ein paar Sachen dabei, die haben mir nicht so gefallen.
Entweder, weil das Studio nicht spezialisiert auf die Musik war oder keine gute Kommunikation herrschte. Man hat sehr lange auf eine Antwort gewartet, man hat keine Tipps bekommen und so weiter.
Und mir ist es dann wichtiger, einer Band zu helfen und auch mal die unbequeme Wahrheit zu sagen. Das habe ich gerade erst gemacht: Eine Band wollte unbedingt ein Album aufnehmen und war bereit, Qualität einzubüßen. Ich habe ihnen klargemacht, dass sie dadurch zehn Songs verbrennen, möglicherweise wäre da sogar ein Hit dabei. Ich habe ihnen gesagt: „Macht doch lieber einen Song nach dem anderen, wenn ihr die LP-Kohle momentan nicht habt. Das bringt euch hundertmal weiter. Ihr könnt den Promotion-Prozess immer wieder üben. Und ihr könnt vor allem auch mal schauen, wie die Leute reagieren und diesen Lerneffekt in die nächste Single einfließen lassen.“

Da sind viele Bands erst mal ein bisschen verwundert, weil die das so nicht gewohnt sind, dass jemand sagt: „Mach doch mal weniger und mach das aber dafür richtig geil“. Ich lasse in diesem Moment ja bewusst Geld liegen.
Ich glaube, es ist wichtig, dass die Bands da Hilfe bekommen. Und vielleicht auch mal eine ehrliche Meinung, denn viele sind sehr auf dieses „wir müssen ein Album machen“ eingeschossen.
Sie denken, die großen Bands haben ein Album und in dem Moment, in dem wir ein Album haben, geht es auch bei uns vorwärts. Dafür opfern sie die Soundqualität.
Und dann bekommen die allermeisten Bands eine riesengroße Klatsche, weil sich niemand für die Platte interessiert.
Nach einer Releaseshow ist der Release sofort tot, da weder der Sound noch die Promo passen.

Time For Metal / Lommer:
Ja, das stimmt, das ist mir auch schon aufgefallen, dass einige auf Biegen und Brechen ein Album raushauen. Dann macht man lieber eine EP und guckt als junge Band erst mal, wie das ankommt. Ich stimme dir da voll und ganz zu. Lieber erst mal ein bisschen weniger machen, als Zeit und Geld zu verbrennen.

Skull Tone Studio / Nino:
Das ist es halt, wenn der Sound schon bei dem ersten Song nicht die Bombe ist und dieser Song jetzt zum Beispiel in der Spotify-Playlist ist … Der geht einfach gegen andere Bands unter. Dann hört niemand mehr die anderen neun Songs. Die Leute klicken direkt weiter. Der Song kommt wahrscheinlich noch nicht einmal in so eine Playlist!
Hingegen, wenn du jetzt zwei Songs machst, die einfach megafett produziert sind, da mal ein anständiges Musikvideo zu machst und auch mal ein paar Euro in die Hand nimmst für Promotion, du dir vielleicht mal Hilfe suchst und Facebook-Werbung schaltest usw.
Dann passiert auch was. Bei meiner Band Inner Axis haben wir nach meinem Einstieg mit zwei Songs eine Europatour bekommen. Das haben sie vorher mit zwei Alben nicht geschafft.
(Lommer *lacht*)
Das waren zwei fette Videos. Die haben absolut professionell geklungen und jetzt ist auch ein Bedarf da, zu dieser Tour ein Album zu bringen. Die Zahlen, was Social Media angeht, sind explodiert.

Time For Metal / Lommer:
Das ist ein interessanter Punkt. Wie du sagst, man hat ja immer noch diesen Blick zu früher und romantisiert da heutzutage sehr.
Ich habe noch eine allerletzte Frage:
Was ist deine Lebensphilosophie und was würdest du jemandem sagen, der sich selbstständig macht?

Fotocredit: Butzinella

Skull Tone Studio / Nino:
Was ich gemerkt habe mit der Selbstständigkeit, ist, es kommt sehr auf Eigeninitiative an.
Es trägt einem niemand den Hintern hinterher, man muss proaktiv sein und hart arbeiten.
Man sollte keine Angst vor Fehlern haben, daraus lernt man nur. Und auch Dinge, vor denen viele sich fürchten, wie das Finanzamt, bekommt man in den Griff.

Time For Metal / Lommer:
Es klingt immer dramatischer, als es letztendlich ist *grinst*.

Skull Tone Studio / Nino:
Ja, die haben ja auch einfach dieses fiese Beamtendeutsch.
Wenn man nur mit Leuten zu tun hat, die festangestellt sind, werden sie natürlich sagen: „Das ist das einzig Wahre“
Wenn du nur Selbstständige kennst, dann ist das für dich wahrscheinlich relativ normal.
Aber so kann man sich auch selbst ein gutes Umfeld erschaffen. Man sollte sich mit den richtigen Leuten umgeben, die werden einen automatisch positiv beeinflussen.

Time For Metal / Lommer:
Das waren doch sehr schöne Schlussworte. Das nehme ich auf jeden Fall mit nach Hause!
Dann sag ich mal: Danke für das Gespräch.

Skull Tone Studio / Nino:
Danke schön.

Das war der vierte und letzte Teil von unserem Gespräch.
Vielen Dank fürs Lesen!

Hier kommt ihr zu den Interviewteilen eins, zwei und drei.