Interview mit Frank Pané, Gitarrist bei Bonfire und Gründer von Sainted Sinners

Bonfire, Roots, Sainted Sinners, Led Zeppelin, Deep Purple, Vinyl, Politik in der Musik und weitere Themen, Frank Pané gibt zu allem bereitwillig und ausgiebig Auskunft.

Artist: Bonfire

Herkunft: Ingolstadt, Deutschland

Genre: Hard Rock

Label: AFM Records

Link: http://www.bonfire.de

Bandmitglieder:

Gesang – Alexx Stahl
Gitarre, Background Gesang – Hans Ziller
Gitarre, Background Gesang – Frank Pané
Bass, Background Gesang – Ronnie Parkess
Schlagzeug – André Hilgers

Im Rahmen der anstehenden Veröffentlichung von Bonfires neuer Platte Roots habe ich die Gelegenheit genutzt und mit Frank Pané, dem Gitarristen von Bonfire, ein Interview geführt. Da ich schon eine ganze Weile mit ihm in Kontakt stehe, bot sich das einfach an und so haben wir nicht nur über das neue Album der Ingolstädter gesprochen, sondern auch über seine eigene Band Sainted Sinners gequatscht, die vor Kurzem das dritte Album Unlocked & Reloaded veröffentlicht hat (Review hier). Auch andere interessante Themen, wie z.B. Politik in der Musik wurden angesprochen und beleuchtet. Das Gespräch haben wir coronakonform per Zoom-Call geführt und schnell entwickelte sich ein angeregtes Gespräch, bei dem dann auch alle meine Fragen beantwortet wurden. Aber lest selbst.

Time For Metal / Kay:
Moin Frank, schön, dass es geklappt hat und du dir die Zeit für uns nimmst. Ich hoffe, es geht dir gut. Was hast du den Tag über gemacht?

Bonfire / Frank Pané:
Ich hatte eben noch ein anderes Interview. Ansonsten bin zu Hause, mache etwas Musik, kümmere mich um meine Tochter, koche und gebe Interviews. Ansonsten ist ja im Moment nicht viel zu machen.

Time For Metal / Kay:
Da sagst du was. Wir sind da ebenso eingeschränkt, können aber zumindest für unser Magazin Interviews führen, Rezensionen schreiben oder Kolumnen kreieren. Konzerte, Festivals und sonstiges Leben liegt ja erst mal brach.

Bonfire / Frank Pané:
Das wird sich zumindest bis Ostern noch hinziehen. Festivals dürften dieses Jahr wohl eher ausfallen, habe da schon so einiges zu gehört. Die Festivalbetreiber haben sich dazu wohl schon zusammengetan und kommen irgendwann mit einem Statement rüber. Wie willst du auch Konzepte für 40, 50 oder 70-tausend Zuschauer realisieren?

Time For Metal / Kay:
Das sehe ich auch eher kritisch im Moment. Wie ist die Lage für euch Musiker so im Allgemeinen? Klar liest man immer einiges, aber so direkt von einem Betroffenen ist das mal etwas anderes.

Bonfire / Frank Pané:
Das ist schon alles sehr schwierig, vor allem für die, die in diesem Genre gerade als Liveband unterwegs sind und damit ihr Geld verdienen. Meine Hauptband, also Bonfire, ist in diesem Fall ja mein Arbeitgeber und seitdem ich eingestiegen bin (Anm. 2015) konstant auf Tour gewesen. Das ist dann unser aller Haupteinkommen. Wenn wir nicht auftreten, dann verdiene ich weniger. Das macht so ca. 2/3 meines Einkommens aus. Zum Glück habe ich mich schon immer zweigleisig aufgestellt. Ich gebe ja noch Gitarrenunterricht, wobei sich das in den letzten Jahren zugunsten der Liveauftritte gewandelt hat. Früher habe ich mehr unterrichtet, aber seit ca. 2012 ist das anders gewichtet. Seitdem ich international unterwegs bin und auch seit meinem Eintritt bei Bonfire, spiele ich viel mehr live und der Unterricht wurde dadurch weniger. Wie du siehst, hängt vom Liveauftritt der wirtschaftliche Erfolg ab, aber ich will nicht jammern.

Time For Metal / Kay:
Verstehe, somit ist der wirtschaftliche Schaden schon recht groß. Kannst du denn jetzt unterrichten, online zum Beispiel?

Bonfire / Frank Pané:
Ja, das geht, aber Unterricht lebt auch von der Präsenz des Einzelnen und ist schon leicht eingeschränkt. Wenn nun ca. 1/3 Verdienst noch übrig bleibt, dann ist das ein sehr schlechtes Kurzarbeitergeld. Wenn du mit der Band unterwegs bist, das Kind ist in der Schule, dann ist der Kühlschrank voll – derzeit fast immer leer. Aber wie gesagt, ich will nicht klagen. Es könnte noch schlimmer kommen.

Time For Metal / Kay:
Das kann ich mir gut vorstellen, schwierige Situation. Mein Kühlschrank ist immer gut gefüllt, zumindest ist genügend Bier im Kühlschrank.

Bonfire / Frank Pané (muss nun auch lachen trotz der ernsten Thematik):
Das geht natürlich auch, aber mit einem kleinen Kind ist das schon schwieriger.

Time For Metal / Kay:
Noch mal zu Konzerten und dem, wie es mal werden könnte. Was hältst du von der Ankündigung von Eventim, dass Konzerte nur noch mit nachgewiesener Impfung besucht werden dürfen? Ist das ein gangbarer Weg? Wobei, wenn das kommen sollte, doch wohl eher der Hallenbetreiber oder Veranstalter vor Ort das kontrollieren müsste?

Bonfire / Frank Pané:
Das ist eine schwierige Frage, vor allem auch eine politische Entscheidung. Ich halte mich eigentlich aus solchen politischen Diskussionen raus. Es gibt da immer zwei Meinungen. Zum einen die, die sagen, alle Maßnahmen sind, wie auch Impfen ok, und dann die anderen, die das alles kategorisch ablehnen. Ich halte mich da geflissentlich raus, auch deshalb, weil ich nicht genau weiß, was da wirklich abgeht. Ich bin auch kein Bob Dylan, der ja mit der Musik seinen politischen Standpunkt formuliert hat. Also nicht falsch verstehen, er ist ein guter Musiker, aber ich bin eher ein Entertainer, der guten Rock ’n‘ Roll macht und lasse andere die politischen Statements abgeben. Ich höre mir beide Seiten an und versuche das alles mit meinem gesunden Menschenverstand zu verstehen. Außerdem glaube ich auch nicht, dass meine Meinung von vielen gehört werden will und deshalb halte ich einfach meine Klappe. Ich bin ja auch als Musiker nicht dafür da, sondern ich mache Musik als Künstler und habe Spaß hat an dem, was ich mache. Sollte ich vielleicht nur noch mit Impfung zum Ausüben meiner Kunst zugelassen werden, dann lass ich mich natürlich auch impfen. Ansonsten würde ich das wohl lassen, da ich nicht genau weiß, welche Auswirkungen das hat. Es ist, so glaube ich, noch nicht genügend erforscht.

Aber um auf deine Frage zu antworten, ich denke, der Vorstoß von Eventim dient dazu, um sich und andere zu schützen, bevor es da irgendwelche Schuldzuweisungen gibt. Wir müssen das halt alles abwarten.

Time For Metal / Kay:
Eigentlich wollten wir ja über das neue Album reden, aber nun doch noch eine Frage. Du sagst, du bist kein politischer Mensch, aber was hältst du denn von der Aktion von Jon Schaffer, der ja beim Sturm auf das Kapitol dabei war und durch einen Zufall dabei fotografiert worden ist. Seine Pro Trump Haltung ist ja hinreichend bekannt gewesen, aber dass er sich da so weit hat hinreißen lassen, ist schon krass. Denkst du, dass Musiker sich da so positionieren sollten?

Bonfire / Frank Pané:
Ich kann natürlich nicht sagen, was den Jon da bewegt hat. Ich kann auch nur für mich sprechen. Ich würde mich da zurückhalten. Musik, auch gerade im Rock- und Metalbereich soll Spaß machen. Natürlich gibt es auch Musik, die auf Missstände aufmerksam machen soll, Respekt an dieser Stelle für Bands, die das machen. Ich bin nicht Musiker geworden, um da meine politischen Standpunkte durchzusetzen. Ich mache Musik, weil es mir Freude bereitet und ich Musik einfach liebe. Klar kann man seine Meinung haben, aber das war etwas zu viel. Und vor allem, was hat er nun davon? Er hat seine Band Iced Earth verloren, ist nach dem Ausstieg von Hansi Kürsch bei Demons & Wizards der einzig verbliebene Teil, bekommt ’ne Anklage und ist einfach überall unten durch. Das kann nicht das Ziel sein und käme mir auch nie in Gedanken.

Time For Metal / Kay:
Der hat sich ja nun auch den Behörden gestellt und wartet auf eine Anklage. Aber schon doof, sich so ins Abseits zu stellen, da hat er im Vorfeld eventuell nicht drüber nachgedacht.

Aber nun genug von diesen Themen, es gibt Erfreulicheres zu bereden. Roots ist das Stichwort. Die neue Platte von Bonfire, auf der 19 ältere Songs neu arrangiert wurden und auf der auch eine Handvoll neuer Tracks zu finden sein werden, kommt am 26. März auf den Markt. Immerhin ist das letzte Bonfire Album Fistful Of Fire, das bei uns ja gut abgeschnitten hat (Review hier), erst ein Jahr alt. Wer kam auf die Idee, das Album in der Pandemie zu produzieren?

Bonfire / Frank Pané:
Das war der Hans (Anm. Hans Ziller, Boss von Bonfire). Wir hatten ja quasi zu Beginn der Pandemie das starke Album Fistful Of Fire herausgebracht und wollten damit natürlich auch auf Tour gehen. Die wurde erst verschoben, dann ganz abgesagt. Dadurch ist auch das Album so ein wenig untergegangen. Das ist sehr schade, denn wir sind schon sehr stolz auf die Platte und hatten richtig Lust, das live zu präsentieren. Dazu kommt auch, wie ja bereits erwähnt, dass wir unser Geld, zumindest zu großen Teilen, mit der Band verdienen. Dann kam der Hans mit der Idee um die Ecke, eine StartNext Kampagne ins Leben zu rufen, um die Band und uns alle zu unterstützen. Wir waren uns aber schnell einig, dass es nicht nur um Spenden gehen soll, sondern dass es einen Gegenwert für die Unterstützer geben soll. So haben wir diverse Dinge rausgesucht, die dann in dieser Kampagne vom Fan erworben werden können. Bühnenoutfits, Amplifier, Platten und so weiter. Daraus ist dann auch die Idee, die Roots zu machen, gekommen. Wir wollten keine ganz neue Platte machen, wo wir doch eben erst die Fistful Of Fire veröffentlicht hatten. Und so kam es dann zu der Doppel-CD, die erst eine reine Akustikscheibe werden sollte, sich dann aber zu einer fast akustischen, eben almost unplugged entwickelte.

Time For Metal / Kay:
Das hat der sich gut überlegt. Die alten neuen Songs haben eine Aufwertung erfahren.

Bonfire / Frank Pané:
Ja, auch das war die Idee vom Hans. Alte Songs, die es schon lange gibt bzw. die es verdient haben, so umzurangieren, dass sie anders sind, ohne neu zu sein. Die neuen Arrangements sind an der einen oder andern Stelle zwar mit elektrisch verstärkten Gitarren versehen, aber ansonsten doch sehr akustisch. Ich glaube, das ist gut umgesetzt worden.

Time For Metal / Kay:
Stimmt, das ist euch gut gelungen. Wie habt ihr aufgenommen? Jeder in einem eigenen Studio? Treffen war ja nicht möglich.

Bonfire / Frank Pané:
Die sind alle komplett neu eingespielt worden. Nicht jeder hat ein Studio, aber das braucht es auch heutzutage nicht immer. Da reichen ein Laptop und ein Interface. Ich kann das hier zu Hause machen und spiele meine so ein. Das geht dann an den Hans und der packt mit dem Produzenten und dem Tom Müller von den Flatliners Studio alles zusammen. Der Tom weiß auch, wie das klingen muss, der hat auch schon die letzten Alben für uns gemischt. So kam alles zusammen, nur der Alexx musste ins Studio zum Einsingen. Ansonsten ist das heutzutage recht einfach und eine Band muss sich nicht im Studio treffen, um die Songs einzuspielen.

Time For Metal / Kay:
Verstehe. Zu den 19 neu arrangierten Songs kommen noch fünf neue, die aber nur auf der CD als Bonustracks zu finden sind. Ich glaube gelesen zu haben, dass die Vinyl ohne die Bonus daherkommt. Die Tracks sind ja auf Fanwunsch entstanden. Wie muss man sich das vorstellen? Da sagt einer, Mensch Frank, schreib mir mal ’nen Song?

Bonfire / Frank Pané:
Ja, so ähnlich geht das. Das konnte auch über die StartNext Kampagne gebucht werden und dann haben wir das realisiert. Der Song Wolfman zum Beispiel wurde für den gleichnamigen Motorradclub geschrieben. Die wollten eine Clubhymne haben und der Hans hat dann den Song komponiert bzw. schon bestehende Gedanken in den Track fließen lassen. Der MC hat dann exklusiv fünf Singles bekommen und somit seinen eigenen Song. Ein anderes Lied ist von einer Frau für ihren Mann, auch ein großer Bonfire Fan, als Geschenk gedacht gewesen. Das haben wir dann umgesetzt.

Time For Metal / Kay:
Coole Sache das. Da hat derjenige, der das gebucht hat, schon etwas Besonderes.

Ich hab mir die Roots natürlich genauestens angehört und der Song Love Don’t Lie sticht dabei hervor. Das Duett vom Alexx mit deiner Frau Lydia ist eins der Höhepunkte auf der CD. Wer hatte denn die Idee dazu?

Bonfire / Frank Pané:
Ich glaube, auch das war der Hans. Wir haben ja so einen Bandchat und da wurde die Idee geboren, einige der Songs als Duett aufzunehmen. Gerade Love Don’t Lie bot sich dafür an. Der Song stammt ja von der CD The Räuber (Anm. erschien 2008). Die Platte entstand auf Grundlage des gleichnamigen Stücks von Friedrich Schiller und wurde damals noch von Claus Lessmann gesungen. Bei den Liveaufführungen als Rockoper in Ingolstadt wurde das von den Schauspielern bereits als Duett gesungen. Das haben wir adaptiert und auch den zweiten Song von The Räuber, Let Me Be Your Water, als Duett aufgenommen.

Time For Metal / Kay:
Interessant, wie sich solche Dinge entwickeln. Mir gefällt auf der Roots an sehr vielen Stellen gerade der Alexx besonders gut. Seine Stimme ist überaus geeignet, die Songs so zu interpretieren. Wie siehst du das?

Bonfire / Frank Pané:
Der Alexx singt eh immer gut. Der hat auf allen Bonfire Platten (Anm. seit Byte The Bullet 2017), bei denen er als Sänger dabei ist, einen Bombenjob gemacht. Eigentlich ist er ja ein Vollblut Metal Sänger und die etwas softeren Sachen sind nicht so richtig seine Songs. Aber er kann mit seiner Stimme variieren und gibt den Tracks dadurch etwas Besonderes. Ich hab die Platte noch nicht gänzlich zusammenhängend gehört und kann das nicht so richtig einordnen. Viele der Songs hat er ja oft live gesungen und dadurch entwickelt er eine eigene Herangehensweise. Das kommt auf der Platte nun wohl zum Tragen.

Time For Metal / Kay:
Auf der Roots sind je eher Balladen und ruhigere Stücke drauf. Da ist die Instrumentalisierung nicht so im Vordergrund. Wie ist das für dich als Gitarrist? Du musstest dich ja etwas zurücknehmen, oder?

Bonfire / Frank Pané:
Das war ok für mich. Bonfire ist ja nun Hans seine Band. Der weiß genau, wie das klingen sollt und gibt die Marschrichtung vor. Ich habe das Glück, dass ich dabei sein darf und passe mich dem dann auch an. Das ist in Ordnung für mich. Ich muss nicht im Vordergrund stehen. Dazu hab ich dann bei meinen anderen Projekten die Möglichkeit. Sei es bei Dark Blue Inc., Purpendicular oder eben bei Sainted Sinners. Da kann ich dann meine Soli spielen und mich austoben. Auf der Roots hat der Hans die Soli gespielt und ich habe auf der akustischen Gitarre ein paar interessante Wendungen beigesteuert. Das ist auch spannend, denn ich konnte da einige feine Passagen unterbringen.

Time For Metal / Kay:
Du hast einen guten Stichpunkt geliefert. Sainted Sinners. Wie läuft es da?

Bonfire / Frank Pané:
Ich bin über die interne Situation hoch erfreut. Die Resonanzen auf die Unlocked & Reloaded waren durchgehend schon sehr gut. Es läuft im Moment ganz ordentlich und wir haben bereits schon wieder die ersten neuen Songideen entwickelt. Dabei sind zwei spannende Coverversionen, die dann auch live anders sein werden, als man erwartet. Mal sehen, wie es weitergeht. Natürlich warten wir alle darauf, dass es bald auf Tour gehen kann.

Time For Metal / Kay:
Ja, das sagst du was. Ist schon ätzend die Situation. Ihr habt mit Jack Meille einen neuen Sänger am Start. Der ist von den Tygers Of Pan Tang. Was ist mir David Reece, warum gab es da einen Wechsel?

Bonfire / Frank Pané:
Mit dem David haben wir zwei Platten gemacht. Ich hatte ihn damals, als er von Bonfire weg ist, zu mir geholt. Er war allerdings nicht so ganz glücklich damit, dass ich noch bei Bonfire gespielt habe. Sein Weggang von Bonfire verlief ja nicht ganz so einhellig, aber ich hatte damit kein Problem. Mit seiner Stimme hat er einfach gut zu Sainted Sinners gepasst, aber er wollte immer irgendwie sein eigenes Ding machen. Persönlich glaube ich auch, dass es notwendig war, dass er seine eigenen Ziele verfolgt. Somit war es für alle gut mit der Trennung. Dann hatte ich Sainted Sinners zunächst einmal zu den Akten gelegt, bis dann wieder viele Ideen in meinem Kopf rumschwirrten und ich wieder mehr in die Richtung gemacht habe. Tja, dann brauchte es einen Sänger und so kam dann eins zum anderen.

Time For Metal / Kay:
Wie bist du dann auf gerade auf den Jack gekommen?

Bonfire / Frank Pané:
Ich war bei einigen Shows der Tygers Of Pan Tang und da haben wir uns kennengelernt. Dann reifte der Gedanke, dass er stimmlich gut passen könnte. Ich habe dann den Mick (Anm. Micky Crystal) angerufen, wir sind schon länger befreundet, und ihn gefragt, ob der Jack das machen würde. Er hat den Kontakt hergestellt und so kam der Jack Meille vollkommen unproblematisch zu uns und hat das Mikro übernommen. Durch die gleiche Wellenlänge, auch was den Musikgeschmack betrifft, passt er einfach zu uns.

Time For Metal / Kay:
Das ist doch super, wenn das so einfach geht. Sollten sich nun Sainted Sinners steiler nach oben entwickeln, was steht dann im Vordergrund? Bonfire oder deine Band?

Bonfire / Frank Pané:
Vom Kreativen her sind natürlich Sainted Sinners meine erste Wahl. Es ist mein Baby, so wie beim Hans Bonfire. Vom Business Aspekt ist Bonfire die Truppe, mit der ich Geld verdiene. Also ist da der Weg zunächst eindeutig. Was passieren wird, ist ja nicht vorhersehbar. Wenn du heutzutage von einer Band leben willst, dann muss das schon ein großer Act sein, so etwas wie Aerosmith oder Iron Maiden auf internationaler Ebene oder etwas kleiner national wie Helloween. Ansonsten ist es schwer und du brauchst mehrere Standbeine, um über die Runden zu kommen. Sollte es mal so weit sein, dass beide so groß werden, dass es einer Entscheidung bedarf, dann ist mein Baby natürlich im Fokus.

Time For Metal / Kay:
Das verstehe ich zu gut, vielleicht entwickelt sich ja alles so gut, dass du mit beiden glücklich wirst. Du hast vorhin deine musikalischen Wurzeln angesprochen. Dabei fiel u.a. der Name Deep Purple. Ich habe in deiner Vita gelesen, dass du mal bei Burn gespielt hast, einer Purple Coverband. Des Weiteren bist du ja auch bei Purpendicular gewesen oder bist auch noch dabei. Da hast du bestimmt Ian Paice getroffen (Anm. Ian Paice spielt sehr häufig mit Purpendicular unter dem Namen Ian Paice & Purpendicular).

Bonfire / Frank Pané:
Ja, das hast du richtig recherchiert. Burn war am Anfang meiner Karriere eine tolle Truppe. Wir haben Deep Purple und Rainbow gecovert. Mit Purpendicular habe ich auch schon viele Auftritte gehabt und mit Paici habe ich bestimmt schon 50, 60-mal gespielt. Das ist immer toll, denn er ist ein cooler Typ und sehr entspannt und außerdem ein extrem guter Drummer.

Time For Metal / Kay:
Ich hab sie in Flensburg gesehen. Das war schon geil, den Drummer meiner Lieblingsband zu erleben und auch noch einen Drumstick geschenkt zu bekommen. Purpendicular gehen Ende des Jahres auf Tournee. Bist du dabei?

Bonfire / Frank Pané:
Das kann ich noch gar nicht sagen. Eigentlich gehöre ich noch dazu, denn ich bin ja nicht entlassen. Aber Robby (Anm. Robby Thomas Walsh, Gründer von Purpendicular) meldet sich immer kurzfristig und sagt, wer dabei ist. Würde mich freuen, wieder mitmachen zu dürfen.

Time For Metal / Kay:
Das wollen wir doch hoffen, dass es klappt. Ich hab auch schon für Hamburg ’ne Akkreditierung eingetragen.

Bonfire / Frank Pané (lacht)
Ja, mal sehen, was Herbst und Winter bringen.

Time For Metal / Kay:
Ganz was anderes, liest du eigentlich Rezensionen und wie gehst du damit um?

Bonfire / Frank Pané:
Ja, die eigenen Sachen schon. Wenn sie gut ist, freu ich mich, und wenn sie nicht so gut ist, dann ärgert es mich aber nicht. Wenn ich die Leute kenne, die eine Bewertung schreiben und weiß, wie sie ticken, welchen Geschmack sie haben, dann bedeutet mir das schon Einiges mehr als irgendein Review von einem möglicherweise auch noch Genrefremden. Warum aber ein Punktesystem für die Beurteilung notwendig ist, erschließt sich mir nicht so wirklich. Das finde ich schon schwierig, Kunst in Zahlen auszudrücken. In den Printmagazinen habe ich manchmal das Gefühl, die Platten werden gar nicht angehört. So hat beispielsweise bei einem großen Print-Metal-Magazin der Redakteur sich an einem Lied orientiert und hat gemeint, wir klingen wie Led Zeppelin. Dabei ging es um Hammer Of The Gods, das als Hommage an Led Zeppelin gedacht war. Es war auch der einzige Song in diese Richtung, aber der Aufhänger für ein nicht so gutes Review. Zunächst dachte ich noch oh, fünf Punkte, das ist ja von sieben Möglichen nicht so schlecht, aber die Wertung ging bis zehn.

Time For Metal / Kay (belustigt):
Das ist dann ja nur die Hälfte. Bei uns hat die Unlocked & Reloaded auch nicht so gut abgeschnitten. Glaube, das waren nur 6,5 Punkte. Hätte ich es gemacht, gäbe es bestimmt ’nen Punkt mehr.

Bonfire / Frank Pané (lacht):
Na immerhin.

Time For Metal / Kay:
Das mit dem Punktesystem hat wohl irgendwann jemand mal so eingeführt und alle sind aufgesprungen. Aber ansonsten ist so ein Review oftmals nicht so einfach. In unserem Magazin haben wir viele unterschiedliche Genrevertreter. Die Redakteure nehmen sich dann ja auch meist die Sachen, die ihnen  gefallen und der Death Metaller rezensiert nicht Sabaton. Somit passt es meist ganz gut. Aber um noch mal zu deinen Favoriten zu kommen. Immer wieder fallen die Namen Led Zeppelin, Van Halen oder Deep Purple. Wie hältst du es denn sonst so mit Musik? Was hörst du? Gibt es andere Bands außer den Helden der Jugend? Ich denke da z.B. an die neue Platte von Michael Schenker, die fällt mir gerade ins Auge.

Bonfire / Frank Pané:
Also, wie du bemerkt hast, mag ich gerade die Sachen aus den 70ern oder Classic Rock wie die erwähnten Van Halen oder Led Zeppelin, Fair Warning, Rainbow und so. Aber neuere Sachen, gerade aus dem Genre, in dem ich mich so bewege, höre ich eher selten. Klar, die neue Deep Purple geht immer und auch so ganz besondere Sachen höre ich dann schon mal, aber im Großen und Ganzen vermeide ich das. Wenn ich Musik höre, dann andere Genres, um mich nicht unwissentlich beeinflussen zu lassen. Am liebsten aber immer die Sachen, die mich damals dazu gebracht haben, das zu tun, was ich jetzt mache. Lynch Mob, Extreme, Deep Purples Made In Japan oder auch von Michael Schenker, dann aber die alten MSG (Anm. Michael Schenker Group) Alben. Das sind Klassiker und das lief viel bei mir, aber irgendwann hab ich bei Schenker den Anschluss verloren. Ansonsten höre ich auch viele Sachen, die weit weg von meiner Sparte sind. Also wesentlich Härtere oder auch viel Softere. Das läuft dann am liebsten auch als Vinylausgabe und die wird ganz bewusst mit Kopfhörern genossen.

Time For Metal / Kay:
Ok. Bei mir ist das natürlich etwas anders. Ich höre da viel mehr, auch neuere Musik, bedingt durch den Job. Aber recht hast du schon, gerade die alten Scheiben gehen immer. Bin ja auch noch bekennender Prog Rock Fan und so steh ich auf Pink Floyd und Konsorten. Ansonsten ist es heutzutage schwierig, alles zu konsumieren, denn es gibt auch viel zu viele neue Veröffentlichungen, die man einfach nicht mehr alle hören kann.

Dazu passt dann die nächste Frage. Wie stehst du zu Spotify? Fluch oder Segen?

Bonfire / Frank Pané:
Das ist eigentlich gar nicht meine Welt. Wenn ich was gut finde, dann kauf ich die CD oder lieber noch die Vinylausgabe. Ich finde auch, dass es sich so gehört, denn es ist eine Wertschätzung für die Arbeit des Künstlers. Der hat Zeit, Kreativität und Geld in sein Produkt gesteckt. Das soll entlohnt werden. Und wenn du das nimmst, dann sind Platten, egal ob Vinyl oder CD auch recht günstig, wenn man sich überlegt, was da alles dranhängt. Klar verstehe ich auch den Konsumenten, der das etwas anders sieht, dem das Kaufen zu teuer ist und der mit einer Flatrate alles an Musik im Stream bekommen kann. Also da ist es eher ein Fluch für den Musiker. Nimmst du aber die Generation heute, die wachsen damit einfach auf.

Sag denen mal, dass man Musik physisch sammeln kann. Die denken, du bist total Old School und außerdem lassen YouTube, Spotify und alle anderen Plattformen auch den Zauber des unbekannten Künstlers schwinden. Alle Infos sind immer verfügbar. Da braucht es die CD nicht, um die gerade gehörten Musiker zu sehen. Du findest alles online. Früher war nur das Cover da, um die Jungs zu sehen und zu sagen, ah, so sehen die aus. Heute hast du alles im Netz. Ich bin da kein Fan von. Aber wir müssen damit leben.

Time For Metal / Kay:
Also ein zweischneidiges Schwert. Ich nutze Spotify, um neue Platten anzuhören und auch im Auto hab ich nicht immer die CD dabei und bei der Masse an Veröffentlichungen geht es gar nicht anders. Das kann man gar nicht alles haben wollen, außer natürlich von den eigenen Favoriten. Da wird alles sofort gekauft. Jäger und Sammler halt. In den Vorschlägen der Plattformen entdeckt man manchmal auch Neues, das dann vielleicht zum Kauf anregt.

Bonfire / Frank Pané (lacht):
Das kenn ich. Also wenn ich koche oder irgendetwas anderes mache, dann läuft auch schon mal Amazon Musik. Wenn mir was gefällt, dann kauf ich das auch, um es richtig zu hören. Im Auto hab ich das Handy per Bluetooth verbunden und lass iTunes laufen.

Time For Metal / Kay:
Das ist dann wieder der Segen des Mediums. Eins hab ich noch.

Was bedeuten Fans für dich? Gehst du nach Konzerten raus ins Publikum?

Bonfire / Frank Pané:
Das ist für mich total wichtig. Ohne Fans wären wir nichts. Deshalb bin ich immer bemüht, den Kontakt zu halten. Sei es über Social Media oder persönlich nach den Konzerten, sofern es machbar ist. Manchmal kommen organisatorische Gegebenheiten oder andere Umstande dazwischen, aber ich versuche immer mit Fans ins Gespräch zu kommen. Sie sind immens wichtig, denn ohne sie wären wir nichts. Das mach ich auch sehr gerne und erachte es nicht als Pflicht, sondern als eine Berufung.

Time For Metal / Kay:
Lobenswert. Ich habe dich da auch schon getroffen. Es muss 2018 im Bordesholmer Albatros gewesen sein und auch bei den Hamburg Metal Dayz im gleichen Jahr. Dann dazu gleich ’ne Anschlussfrage. Was hältst du von zu bezahlendem Meet & Greet?

Bonfire / Frank Pané:
Nichts, finde ich albern. Also ich sag mal so, wenn du ein Weltstar bist oder eine Rocklegende, dann kann ich das bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Es ist etwas Besonderes und Metallica können sich nach einem Konzert nicht 20.000 Fans stellen. Da mag das noch gehen und wenn dann vielleicht noch ein Mehrwert da ist, ok.

Time For Metal / Kay:
Als Beispiel Ozzy. Klar kann der nicht mehr rauskommen, nimmt aber horrende Preise. Dann gibt’s ein Bild, eine Signatur und ggf. noch ein Erinnerungsfoto. Auch Deep Purple verkaufen VIP-Tickets, bei denen du dann die Musiker, bis auf Ian Gillan, treffen kannst. Würde ich vielleicht auch noch machen. Dann gibt es kleinere Bands, die bieten ein Vorabtreffen zum Soundcheck, private Bilder und weitere Goodies an. Dann geht das ja auch noch, da hier ein gewisser Gegenwert vorhanden ist.

Bonfire / Frank Pané:
Da hast dann als Fan auch was von. Und wenn der Preis stimmt, dann ist das ok. Für mich allerdings keine Option. Aber wer weiß, was kommt. Ein Künstler muss ja auch leben und in dem schon angeschlagenen Gewerbe ist es eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.

Time For Metal / Kay:
Tja Frank, nun haben wir schon über eine Stunde gequatscht. Alle meine Fragen hast du geduldig und ausführlich beantwortet. Nun drehen wir den Spieß einmal um und du hast die Möglichkeit zu fragen, was du ein Magazin schon immer mal fragen wolltest.

Bonfire / Frank Pané:
Puh, das ist jetzt schwierig. Lass mich mal überlegen. Hmm, ja gut. Wie stellt ihr fest, wie viel Leser ihr habt? Ist das ein fester Stamm oder wechselt das?

Time For Metal / Kay:
Gute Frage, ich versuch das mal zu beantworten. Wir sehen natürlich, wie viel direkte Abonnenten wir zum Beispiel bei Facebook haben. Dann können wir tracken, wie viele einen Artikel gelesen haben. Das können Abonnenten oder auch „Gastleser“ sein. Genauer können bzw. dürfen wir das auch nicht auswerten. Bei Verlosungen sehen wir natürlich auch, wie viele mitgemacht haben. So kann auch jeder Redakteur sehen, wie viele seinen Artikel gelesen bzw. eine gewisse Zeit auf dem Artikel verbracht hat. Das sind dann die Zahlen, die wir feststellen können, und nicht ohne Stolz kann ich sagen, dass wir in den letzten Jahren eine gewisse Größe erreicht haben.

Bonfire / Frank Pané:
Ah cool. Danke dafür. Das war mir nicht so klar.

Time For Metal / Kay:
Dann bedanke ich mich für deine Zeit, deine Aussagen, deine Statements und deine Meinungen. Ich darf jetzt alles Gesprochene zu Papier bringen. 😀

Bleib gesund, und ich hoffe, wir sehen uns entweder mit Bonfire, Sainted Sinners oder vielleicht im Dezember bei Purpendicular.

Bonfire / Frank Pané:
Ich danke auch für das nette Gespräch. Bleib gesund. Bis dann irgendwann mal