Quelle: Noisolution

Interview mit dem Dortmunder Grunge-Duo The Pighounds zum neuen Album „Hilleboom“

Die Schweinehunde Sandro und Peter sprechen über ihre Herangehensweise beim Songwriting und die schöne Zeit auf dem Bauernhof

Artist: The Pighounds

Herkunft: Dortmund, Deutschland

Genre: Grunge, Alternative Rock

Label: Noisolution

Link: https://www.facebook.com/ThePighounds

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Peter Bering
Schlagzeug – Alessandro “Sandro” de Luca

Quelle: Noisolution

Sandro und Peter sind schon ein paar coole Schweinehunde. Das Album Hilleboom, welches das Duo jüngst unter dem Namen The Pighounds unters Volk gebracht hat, verlässt meine Playlist nicht mehr so schnell. Grund genug, um mehr darüber zu erfahren. Leider bekommen wir nur die jugendfreie Version des verrückten Aufnahmeprozesses auf einem Bauernhof zu Papier. Sei’s drum – zu erzählen gibt es dennoch eine Menge.

Time For Metal / Florian W.:
Hallo Jungs,
schön, dass wir noch mal zusammenkommen. Erst bei Facebook und jetzt hier. Ich hoffe, es geht euch gut. Euer zweites Album Hilleboom steht in den Startlöchern. Wie würdet ihr euren Sound jemandem beschreiben, der noch nie etwas von The Pighounds gehört hat?

The Pighounds / Peter:
Moin Florian, erst mal vielen Dank für deine Anfrage.
Es ist immer schwierig, den eigenen Sound zu beschreiben, weil wir beim „Feeling“ von Anfang an drin sind und psychoakustisch viel dazukommt. Aber tatsächlich fallen beim Proben oft Beschreibungen wie Nirvana, A Perfect Circle, Slaves, Queens Of The Stone Age oder Black Keys u. Ä. Da kann man sich besser die unfertigen Songs merken. ?

The Pighounds / Sandro:
Ja, hello again, Florian. Richtig, wir hatten rund um dein Hilleboom-Review ja schon das Vergnügen. Freut uns, dass es offenbar dein Interesse geweckt hat.

Wie Peter es beschreibt, wir hauen uns keine musikalischen Fachbegriffe oder Noten um die Ohren. Wir lassen einfach alles erst mal fließen und wenn wir dann drüber reden, kommt nach dem „Psychedelic-Teil“ der „Rolling Stones-Part“. Aber wie es dann wirklich klingt? Ich glaub manchmal wie einige der Bands, die Peter genannt hat, aber manchmal auch ganz anders, hehe.

Time For Metal / Florian W.:
Seit 2018 macht ihr gemeinsame Sache als Duo. Zuvor wart ihr bereits in der Band Fitches aktiv. Wie steht es aktuell um eure alte Band?

The Pighounds / Sandro:
Einen echten oder offiziellen Schlussstrich haben wir nie gezogen, aber als wir im Sommer 2017 erfahren haben, dass unser Sänger Dennis etwas weiter wegziehen wird, war uns allen schon klar, es wird sich etwas verändern. Dazu lief es bei Fitches immer zu familiär, als dass uns das hätte unbeeindruckt lassen können. Am Ende war es dann ein schleichender Prozess und lief 2018 langsam aus. Gerade als Peter und ich parallel schon als Pighounds aktiv wurden.

The Pighounds / Peter:
Ansonsten alles top. Der Kontakt ist natürlich etwas eingeschlafen wegen dem „Big C“. Dennis konzentriert sich auf seine Family und Job und die beiden Bassistenbrüder Jan und Tim haben kleinere Projekte, die nicht so viel Zeit fressen wie wir. ?

Time For Metal / Florian W.:
Was ist der größte Unterschied zwischen eurem Debütalbum We Used To Be Innocent und Hilleboom?

The Pighounds / Peter:
Der Sound. Die Herangehensweise. Das erste Album entstand innerhalb von zwei Monaten und war auch eher als Demo gedacht, wir hatten und haben einfach Bock, live zu spielen. Das Zweite hatte mehr Zeit und die EP (A Few Seconds) davor auch. Bei der EP haben wir das anders gemacht, was uns beim Ersten nicht gefallen hat. Bei Hilleboom haben wir dann die Sachen geändert, die uns bei der EP nicht gefallen haben. Kurz: Mehr Zeit zum Ausprobieren genommen – beim Sound sowie beim Songwriting.

The Pighounds / Sandro:
Der Sound ist der auffälligste Unterschied. Da kommt man ja nicht drumrum. Bei der Zeit ist auf jeden Fall die Entwicklung auch ein Punkt. 2018 kamen wir gerade aus einer vierköpfigen Band. Auch wenn wir damals schon die beiden Hauptverantwortlichen für das Songwriting waren, haben sich definitiv die Abläufe und Automatismen verändert. Wir sind freier geworden. Und da unsere Texte zum Großteil aus dem Leben gegriffen sind, gab es da natürlich auch neue Erfahrungen und Ideen.

Time For Metal / Florian W.:
Seit Kurzem seid ihr beim Berliner Label Noisolution und trefft dort auf einige Genrekollegen. Passt diese Kombination wie Arsch auf Eimer bzw. was macht die Zusammenarbeit so besonders?

The Pighounds / Sandro:
Es ist einfach genau, wie wir es uns vorgestellt haben. Das Label und auch die anderen Bands sind ein Haufen musikliebender Menschen, die ihre ganze Energie reinstecken und das mit einer Freude daran, dass es nur guttut. Auch insgesamt das Verhältnis untereinander, so wie man eben miteinander umgehen sollte. Als unsere Freunde und Nachbarn von Daily Thompson ihr letztes Album bei Noisolution veröffentlicht haben, haben wir uns unglaublich darüber gefreut, weil wir wissen, wie sehr sie es verdient haben. Und nur ein paar Monate später sind wir es, die einen Vertrag vorliegen hatten. Es wurde immer besser. Auch der Kontakt kam über gemeinsame Freunde. Wir sind echt glücklich und dankbar für diese Erfahrungen und freuen uns auf all das, was noch kommt.

Time For Metal / Florian W.:
In meiner Rezension seid ihr mit 8,2 von 10 Punkten sehr gut weggekommen und wie ich euren Social-Media-Kanälen entnehmen konnte, bei anderen Magazinen ebenfalls. Macht ihr euch Gedanken um positive und negative Wertungen oder zieht ihr einfach euer Ding durch?

The Pighounds / Sandro:
Im Grunde ziehen wir schon unser Ding durch. Das war ab 2014 mit Fitches so, das ist seit 2018 mit The Pighounds so. Bis zum Deal mit Noisolution haben wir ja auch alles in Eigenregie über unser eigenes Label Sweepland Records gemacht. Mit Arne und Noisolution hat sich an unserer Herangehensweise und unserer Arbeit im Allgemeinen nix geändert. Unser Umfeld hat sich vergrößert, das „Team“ wurde größer. Unsere Freunde und befreundete Bands waren schon immer mit dabei, man zeigt sich gegenseitig neue Ideen, redet darüber, ignoriert Kritik, bla bla bla. ? Auch unter Noisolution haben wir künstlerisch freie Hand und gerade das macht Spaß. Umso schöner sind die durchweg positiven und teilweise überschwänglichen Reaktionen auf Hilleboom. Gerade weil es durch die fehlenden Konzerte ein regelrechter Kaltstart war. Seit über einem Jahr fehlt die Reaktion bzw. die Interaktion mit dem Publikum. Aber es hat funktioniert und wir sind mächtig stolz auf unser Baby.

Time For Metal / Florian W.:
Als Anspieltipps auf Hilleboom habe ich in meinem Fazit Doing Doe, Love Yourself, Rutger Hauer und Milk & Honey genannt. Was gibt es zu den Lyrics und dem Hintergrund dieser Songs zu sagen?

The Pighounds / Sandro:
Floskeln sind meist nervig, aber wie schon kurz erwähnt, sind es bei uns oft Texte, die das Leben schreibt. Liebeskummer, Probleme mit den Mitmenschen oder mit sich selbst, Angst, Freude, der letzte Trip. Ähnlich wie bei den Songs, also der Musik, lassen wir es gerne passieren, so kommt es dann zu ein paar Sätzen und damit ist die Geschichte im Kopf meist schon erzählt.

The Pighounds / Peter:
Doing Doe
ist eine Geschichte, die Einsamkeit thematisiert und den Moment, in dem man sich nach Nähe sehnt – egal von wem. Deshalb auch der Name, der von Jane bzw. John Doe abgeleitet ist. Aus den Serien weiß man ja, dass die Polizei in den USA Unbekannte so bezeichnet.

Time For Metal / Florian W.:
Sandro hat für das Review netterweise schon mal die Story hinter dem Albumtitel zum Besten gegeben. Wie steht es mit der Story hinter euren Bandnamen?

The Pighounds / Peter:
Ich bin in Bochum zur Uni gegangen und habe dementsprechend viel Zeit am Bahnhof verbracht. Zu der Zeit, als wir auf der Suche nach einem Namen waren, hing ein riesiges Plakat einer Fitnesskette, auf dem so was stand wie: „Besiege deinen inneren Schweinehund.“ Mit einem eklig gezeichneten Bild. ? Nach dem tausendsten Mal anschauen habe ich mich gefragt, ob es Schweinehund auf Englisch gibt. Gab’s nicht. Wörtlich übersetzt klang es auch noch cool. Fertig.

Time For Metal / Florian W.:
Ihr habt das neue Songmaterial während des Lockdowns geschrieben. Wie sah der Alltag im Aufnahmeprozess aus?

The Pighounds / Sandro:
Nicht ausschließlich im Lockdown. Beziehungsweise sind die neuen Songs eine Sammlung einer längeren Periode. Aufgenommen wurden die Songs tatsächlich zwischen den beiden Lockdowns. Wie man der Geschichte hinter dem Albumtitel entnehmen kann, waren wir für fünf Tage auf dem alten Bauernhof von Freunden und hatten einfach eine gute Zeit. Wir haben unser Equipment aufgebaut und dann waren wir einfach für ein paar Tage in unserer eigenen Welt. Man steht auf, frühstückt im Garten zwischen Hunden, Katzen und frei laufenden Hühnern, die Sonne scheint. Dann ein kurzer Soundcheck, doch lieber noch ein Spaziergang im Wald. Es war alles so frei und ohne Druck und dann hatten wir die Songs plötzlich im Kasten. Das war die jugendfreie Kurzform. ?

The Pighounds / Peter:
Jo, man konnte sich teilweise selbst beim Aufnehmen zuschauen. ?

Time For Metal / Florian W.:
Ihr seid vor allem durch eure schweißtreibenden Liveshows bekannt. Wie eskalativ wird die Sache, wenn die Bühnen wieder freigegeben werden?

The Pighounds / Sandro:
Ich kann es mir fast gar nicht mehr vorstellen, hehe. Wahrscheinlich wird es zu wild. Schon als wir in den letzten Wochen für „mögliche“ Liveshows oder Streams (die alle abgesagt wurden) geprobt haben, war es zwischendurch sehr verrückt. Wenn du plötzlich dieses Gefühl hast und es dir völlig egal ist, dass du in diesem Moment nur zu zweit im Proberaum stehst. Peter singt sich die Stimme wund, ich habe drei Tage Muskelkater im ganzen Körper. Unbeschreiblich gut. Und ab der zweiten Show tut der Nacken auch nicht mehr weh. Da will ich wieder hin.

Time For Metal / Florian W.:
Sind Vergleiche mit legendären Bands wie Nirvana oder White Stripes ein Fluch oder ein Segen?

The Pighounds / Sandro:
In jedem Fall schmeichelhaft. ?

The Pighounds / Peter:
Solange die Vergleiche nicht zu platt sind, find ich sie wichtig und richtig. Damit die Menschen da draußen sich was vorstellen können.

Time For Metal / Florian W.:
Da wir gerade eine Kolumne zu den „besten Alben aller Zeiten“ starten, würden mich eure drei Alben für eine einsame Insel interessieren. Was hat euch musikalisch nachhaltig geprägt?

The Pighounds / Sandro:
Meine drei Alben für die Insel sind nicht zwingend die, die mich musikalisch geprägt haben. ? Aber es gibt definitiv ein gutes Dutzend+++ „Klassiker“, die ich regelmäßig, aber ohne Ranking höre. Welche drei kommen mir heute zuerst in den Sinn?

Slipknot Self-titled
Nirvana Bleach
Pink Floyd Animals

The Pighounds / Peter:
So ähnlich geht es mir auch. Na ja, ich versuche es:

Churchhouse Creepers From Party To Apocalypse
The Beatles Let It Be
Green Day Dookie

Time For Metal / Florian W.:
Ich danke euch für eure Zeit und hoffe, dass man sich mal bei einem Bierchen auf einer eurer Shows trifft. Habt ihr zum Abschluss noch ein paar Worte, die ihr der Menschheit mit auf den Weg geben möchtet? 

The Pighounds / Sandro:
Auf jeden Fall würde ich mich über das gemeinsame Bierchen freuen. Und die Show.

Ansonsten bleibt alle sauber oder tut euch zumindest nichts. Seid nett zu euren Mitmenschen und den Tieren. Und kauft unsere Platte, denn dann können wir weitermachen. ?

The Pighounds / Peter:
Und wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Pighound her. Love Yourself and each other, peeps!

Zum neuen Album der Schweinehunde:

The Pighounds – Hilleboom