Johann Faustus – Sunset Blues

Delta Blues Doom von der Lahn

Artist: Johann Faustus

Herkunft: Marburg, Deutschland

Album: Sunset Blues

Genre: Doom Metal

Spiellänge: 52:00 Minuten

Release: 15.04.2021

Label: Zeitsparkasse Mediaservice

Link: https://www.facebook.com/GreyManFaustus/

Bandmitglieder:

Schlagzeug – Hannes Koch
Gesang, alle Instrumente – Johann Faustus

Gäste:

Gesang – Askeria (Confessions In Granite)
Gitarrensolo – Baldavin van Remoortel (Coup de Grace)
Akkordeon – Kateryna Sushko (Fischerman‘s End)

Tracklist:

  1. Cemetary Sunset
  2. Confessions In Granite
  3. Coup De Grace
  4. Decomposable
  5. Fischerman‘s End
  6. White Glove March
  7. Saline Eulogy
  8. Some Spare Love

Schon einmal was von Johann Faustus gehört? Nein? Ich auch noch nicht! Alleine der Name hat mich bereits in Verführung gebracht, da einmal reinzuhören. Und dann auch noch der Zusatz in unserem Reviewpool: „Doom Metal“! Da kann ich diesem Johann Faustus doch nicht widerstehen, denn zu teuflisch klingt diese Kombination. Also begebe ich mich auf die Suche und finde Folgendes: Johann Faustus ist das Projekt eines Musikers, der ansonsten in den Subgenres des Black Metals unterwegs ist. Dort ist er unter anderem durch sein Mitwirken bei Die Gesellschaft Der Grauen Herren, Koldberg, oder Skooma Cat bekannt.

Als Johann Faustus wurde bereits das Demo Stroll vor fast einem Jahrzehnt in einem Kraftakt produziert. Der Protagonist beschreibt es wie folgt: „… wurde aus einer Laune heraus geschaffen; geschrieben, aufgenommen und veröffentlicht in 25 Stunden. Es war schrecklich.“ Stroll wurde dann erst 2018 veröffentlich und so der interessierten Welt zugänglich gemacht. Dies stellte praktisch den Startschuss der Johann Faustus Doom Metal Ära dar. Nun also zum 15.04.2021 mit Sunset Blues das erste Album, welches von Zeitsparkasse Mediaservice herausgegeben wird. Für den notwendigen Rhythmus hat sich hier Herr Johann Faustus am Schlagzeug eines Gehilfen namens Hannes Koch bedient. Weitere Gäste sind im Verlaufe des Albums zu vernehmen.

Johann Faustus betätigt sich auf Sunset Blues, wie sein geschichtlicher Namensgeber Johann Georg Faust auch, als wahrer Alchemist. Er fügt ein paar explosive Stoffe zusammen und beschwört damit einen teuflischen Doom Metal herauf. Leider ist es ihm noch nicht gelungen, das Ergebnis als physisches Ergebnis zu präsentieren, daher wird es das Album zunächst einmal nur als Download geben.

Johann Faustus nennt die explosive Zusammenstellung seiner Stoffe Doom Metal. Das darf er natürlich und es kommt dem Ganzen auch recht nahe. Man sollte die doch recht avantgardistischen Sequenzen auf diesem sehr gelungen Album nicht vergessen und diese müssen aus meiner Sicht auch hervorgehoben werden. So hören wir auf Sunset Blues solche Instrumente wie Piano, Kontrabass, Posaunen oder eine Gospelorgel. Zudem braut Johann Faustus seinen Doom Metal unter Zuhilfenahme von Sludge, Gothic Rock, Death Metal und auch Blues, wie es der Albumtitel vielleicht verrät, uns aber auch auf die falsche Fährte führen möchte. Das ist schon irgendwie teuflisch, was der Herr Johann Faustus da macht.

Der Opener Cemetary Sunset eröffnet in traditioneller Doom Metal Manier mit schweren und dreckigen Riffs. Aber bereits zu Beginn, bevor die Stimme einsetzt, vernehme ich ein paar Pianoanschläge. Diese werden wir beim weiteren Verlauf des Tracks immer mal wieder hören. Der Song ist mächtig, eindringlich und quälend. Wir bemerken, dass Johann Faustus sein Doom Handwerk versteht. Die Voices wechseln zwischen clean und harsh. Die Pianoanschläge vermitteln teilweise eine sehr beängstigende Stimmung.

Confessions In Granite dagegen groovt richtig fett, dazu Death Metal Anleihen. Da soll wohl was in den Granit (Grab)Stein gemeißelt werden. Auch hier wieder das Piano. Dazu kommt der Gastbeitrag von Månskensdvärgar-Sängerin Askeria. Groovig knallend und schaurig schön!

Gnadenstöße gibt es in Coup De Grace. Ein Kontrabass gibt dem Teil an einigen Stellen einen sehr düsteren Anstrich. Der Song wechselt zwischen rockigen Sequenzen und einem bitterbösen Death Metal, der wie Gnadenstöße für das Vorherige wirkt.

In Decomposable wütet Herr Johann Faustus regelrecht, kommt immer wieder auf einen Death/Doom zurück. Wer weiß, was ihn hier geritten hat. Teilweise irre Rhythmus- und Stimmenwechsel. Der Track hat für mich persönlich etwas sehr Avantgardistisches.

Fischerman‘s End ist ziemlich pathosgeschwängert und ginge wohl am ehesten als Gothrocker durch. Der Song würde mir eigentlich nichts geben, wenn da nicht die schräge Orgel und das tanzende Akkordeon wären. So bekommt auch dieser Song eine ganz besondere Attitüde und wird bestimmt nie Fischerman’s Friend.

Mit White Glove March kommt aus meiner Sicht der Hammer des Albums schlechthin. Death Funeral Doom Blues, oder wie man auch immer den Stil dieses Songs nennen mag! Einfach nur verrückt und geil. Den Song kann ich mir auch bei einem Begräbnis in New Orleans vorstellen. Weiße Handschuhe an, die Hand an den Sarg und ab geht es mit einer fröhlichen, todtraurigen Prozession im seltsamen, die Beine schwingenden Tanzschritt…

Mit Saline Eulogy sind wir beim mit über elf Minuten längsten Stück angekommen. Ein sehr episch dunkles Stück. Voller Schmerz eines persönlichen Verlustes.

Some Spare Love als Rausschmeißer ist dann ganz am Schluss noch einmal ganz anders als erwartet. Jazzig angehaucht mit einem Touch Puff-Blues lässt es uns fragend zurück! Ok, Johann Faustus, du solltest deine freie Liebe haben. Hier hast du jedoch etwas über die vorher gegebene (Doom) Stränge (nicht Strenge, dies betone ich ausdrücklich) geschlagen.

Johann Faustus – Sunset Blues
Fazit
Johann Faustus hat mit Sunset Blues ein etwas anderes Doom Metal Album geschaffen. Bei jedem Song sollte man für Überraschungen bereit sein. Sunset Blues kann mit Doom, Sludge, Gothic Rock, Death Metal und auch Blues aufwarten. Dazu noch Instrumente wie Piano, Kontrabass, Posaunen oder eine Gospelorgel. Der Alchemist Johann Faustus setzt hier schon ein paar eigenartige Stoffe zusammen.

Anspieltipps: Cemetary Sunset, Confessions In Granite und White Glove March
Juergen S.
8.6
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