Kadavar, Livestream aus dem Studio in Berlin am 21.03.2020

Live und in Farbe mit wenig Aktion

Eventname: Kadavar Livestream

Headliner: Kadavar

Ort: Studio Kadavar, Berlin

Datum: 21.03.2020

Zeit: 20:30 – 22:30

Genre: Proto-, Stoner-, Psychedelic-Rock, Rock

Viewer: ca. 10.000

Veranstalter: Kadavar

Links: https://www.youtube.com/watch?v=wtydWN02flw
https://www.kadavar.com/

Setliste:

  1. The End
  2. The Devil’s Master
  3. Evil Forces
  4. Into The Wormhole
  5. Living In Your Head
  6. Black Sun
  7. Demons In My Hand
  8. Old Man
  9. Into The Night
  10. Die Baby Die
  11. Long Forgotten Song

Zugabe:

  1. Children Of The Night
  2. Come Back Life
  3. All Our Thoughts

Im Zeichen der Pandemie gehen immer mehr Musiker dazu über, Konzerte vor virtuellem Publikum zu spielen und das via Internet zu streamen. Das machen heute Abend nun auch Kadavar, die aus ihrem Studio in Berlin die Songs ihrer For The Dead Travel Fast Tour präsentieren wollen. Pünktlich um 20:30 Uhr betreten die drei Musiker von Kadavar die Bühne, besser gesagt, ihren Studioraum und beginnen dort ihren Auftritt. Das Abklatschen erfolgt mit dem Ellenbogen und dann geht es los. Sänger und Gitarrist Christoph „Lupus“ Lindemann, heute mal ganz ungewohnt mit Brille, Drummer Christoph „Tiger“ Bartelt mit silberfarbenem glitzerndem Oberteil und Bassist Simon „Dragon“ Bouteloup mit weißem Hemd, schwarzer Weste und Cowboyhut fangen mit The End an. Zunächst ist das recht ungewohnt, wie die Band agiert. Der Kameramann steht direkt vor den Jungs und liefert ein gutes Bild. Auch der Ton ist gut, auch wenn die Laptoplautsprecher das nicht so wiedergeben können. Bereits nach einer kurzen Zeit ist festzustellen, dass die Totale recht langweilig ist. Im Laufe des Sets wird später schon mal aus der Gesamtansicht direkt auf den Einzelnen gezoomt. Trotzdem hat dies etwas von „zu steril“, etwas langweilig, zu statisch. Den dreien ist das aber nicht anzumerken, sie spielen ihren Stiefel routiniert runter.

Gerade Tiger an den Drums erinnert an das Tier bei der Muppet-Show. Er ist auch derjenige, der am meisten Bewegung auf die kleine Bühne bringt. Auf der Setlist stehen zunächst Songs des aktuellen Albums For The Dead Travel Fast. Erst nach dem dritten Titel begrüßt Lupus die vor den Rechnern oder sonstigen Internet-Empfangsgeräten sitzenden Zuhörer bzw. Zuschauer. Es kommen nun auch einige ältere Sachen, wie Into The Wormhole, Black Sun oder Old Man. Gewohnt lässig und souverän spielen die drei Berliner ihr Set. Klar fehlen die Zuschauer und so ist das gesamte Konzert etwas gewöhnungsbedürftig. Klar kann man auch zu Hause ein Pils zur Musik trinken und auch die Songs animieren zum Mitwippen und -nicken. Trotzdem hat diese Form der Übertragung etwas Surreales. Im Verlaufe des Sets ist sehr schön zu sehen, wie viele Menschen dem Auftritt hier folgen. Die Zahlen sprechen für sich. Da sind bis zu 11.000 Zuseher, die sich das nicht entgehen lassen wollen.

Nach gut einer Stunde wird mit The Forgotten Song der „reguläre“ Teil beendet. Zwar gehen die Musiker nicht von der Bühne und lassen sich durch Zugaberufe nochmals auf die Bretter locken aber auch hier folgt nach einer ganz kurzen Unterbrechung die „Zugabe“. Lupus (inzwischen ohne Jackett) und Tiger (hat sich auch der Weste entledigt) beginnen mit Children Of The Night. Die Synthesizer Klänge werden von Simon und den beiden Christophs auf dem entsprechenden Equipment erzeugt. Hier kommt der psychedelische Touch so richtig durch, wird aber nach einigen Minuten durch das „normale“ Instrumentarium rockig abgelöst. Mit Come Back Life, in dieser Situation ein frommer Wunsch, und All Our Thoughts endet das Konzert per Stream. Es wird noch kurz in den Raum mit dem Mixer gewechselt, der für den guten Ton sorgte. Dann ist die Übertragung nach knapp anderthalb Stunden zu Ende.

Fazit: In diesen Zeiten ist diese Möglichkeit Konzerte anzubieten eine gute Alternative. Ich tue mich zwar etwas schwer damit, da mir einfach die Atmosphäre der Halle oder des Clubs fehlt. Das dürfte aber jedem so gehen. Außerdem war mir das im Großen und Ganzen von der gezeigten Aktion einfach zu wenig. Zeitgleich haben Hämatom ein Konzert übertragen und da war einfach mehr Bewegung. Ost, West, Nord und Süd haben mit Licht und einer freien Kameraführung zumindest etwas mehr an Bewegung gezeigt. Trotzdem Hut ab vor den drei Berlinern, die immerhin über zehntausend Menschen vor den Rechner oder den Fernseher geholt haben. Hätte da jeder einen Euro gespendet, wäre schon eine gute Summe zusammengekommen. Vielleicht ist das ne Möglichkeit, die Bands finanziell über Wasser zu halten.