Kings Of Balla Balla, Dachkonzert am 05.09.2020 auf dem Kling Klang in Wilhelmshaven

Zurück zum Beton

Event: Dachkonzert auf dem Kling Klang

Band: Kings Of Balla Balla

Ort: Kling Klang, Börsenstraße 73, 26382 Wilhelmshaven

Datum: 05.09.2020

Kosten: keine

Genre: Punkrock

Besucher: ca. 300

Veranstalter: Kling Klang

Links: http://kling-klang-online.de/cms/
https://www.facebook.com/klingklangwilhelmshaven

Woran denkt ihr eigentlich, wenn das Wort “Dachkonzert“ fällt?

Ich hatte sofort drei Bilder in meinem Kopf, als ich erfahren hatte, dass das legendäre Kling Klang in meiner Stadt ein Konzert veranstaltet, das offensichtlich in luftiger Höhe stattfinden soll: U2, Bandits und die Beatles.

Letztgenannte spielten am 30. Januar 1969 ihr letztes Konzert vor der Trennung. Auf dem Londoner Apple-Gebäude überraschten die vier Liverpooler (plus ein Gastmusiker am E-Piano) die Metropole, passend zur Mittagszeit, mit einer knappen Dreiviertelstunde Musik. Danach war dann Sense und Lemmys Lieblingsband war Geschichte.

1997 war es dann der Film Bandits, der das Thema wieder abendfüllend weiterführte. Katja Riemann, Jasmin Tabatabai, Jutta Hoffmann und Nicolette Krebitz lernen sich – im Film – im Gefängnis kennen, gründen eine Band, fliehen vor Hannes Jaenicke und stehen irgendwann ebenfalls als Band auf einem Dach.

Etwas größer und relevanter haben es U2 zehn Jahre vorher gemacht, als sie ihren Hit Where The Streets Have No Name in Los Angeles auf dem Dach eines Spirituosenladens spielten und das Ganze dann als Musikvideo auf die Welt losließen.

Nun ist Wilhelmshaven nicht Los Angeles und das Kling Klang kein Getränkemarkt, sondern einer dieser deutschen Konzertläden, in denen in jeder Ritze der Rock ’n‘ Roll unbändig festhängt
Wer hier seit 1987 alles schon spielte: Henry Rollins, NOFX, The Bates, Marky Ramone, Millencollin, die U.K. Subs und, ganz wichtig, Helge Schneider.
Viel Punkrock und Alternative, manchmal aber auch Metal.

Und eben Helge Schneider.

Im Grunde genommen ist die Bude die letzte große Anlaufstelle für die verschiedenen Subkulturen in der Hafenstadt.
Und so begab es sich, dass die Betreiber des Clubs auf den verschiedenen Social Media-Kanälen auf einmal den 05.09.2020 anteaserten. Viel mehr Infos gab es nicht.

Sollte sich da etwa etwas auf dem Livesektor tun?

Wie auch immer, die einzig logische Antwort auf diese Frage konnte nur „Völlig egal, was es ist… hin da!“ lauten.

Kurz vor dem Event gab es dann auch Klarheit:

Wir kommen der Sache näher: Ein Konzert auf (auf..??) dem Kling Klang und eine kleine Supergroup gibt sich also die Ehre. Die Moving Targets waren vor nicht allzu langer Zeit sowieso hier, die Wilhelmshavener Metalcore-Jungs von Through The Valleys hat man vielleicht auch schon mal gehört oder gesehen, der Rest klingt ebenfalls interessant bis lustig. Was kann also schiefgehen?

Relativ pünktlich um 19:30 stehen wir also am Kling Klang. Die Bühne befindet sich in respektabler Höhe auf dem Dach; den besten Blick hat man von der Straßenseite gegenüber.
Die Regeln sind klar und werden eingehalten: Maske auf! (es sei denn, man trinkt gerade) und Abstand halten.
Beides klappt hervorragend und deutlich besser als in vielen Einkaufszentren oder in der Fußgängerzone.

Ein kurzes Gespräch mit unserem René W. („Du, bin hier gerade am Kling Klang. Es gibt Bier und Musik. Livebericht?“…“Livebericht!“) lässt mich mein Smartphone in die Hand nehmen und ein paar spontane Schnappschüsse knipsen.

I Wanna Be Sedated von den guten alten Ramones eröffnet das ca. einstündige Konzert und lässt mich das „babababa“ dann auch das ganze Wochenende nicht mehr aus dem Kopf kriegen.

Der Sound auf der Straße ist erstaunlich gut und differenziert, die kurzen Ansagen gut verständlich und man merkt, wie sehr dieses Land nach Konzerten und Events dürstet.

Es wird an vielen Ecken getanzt (zumindest aber gewippt), mitgesungen, Kids rennen (mit Maske) durch die Reihen und zu den Klängen von Iggy Pops The Passenger vereinen sich Rocker, Metaller, Punks, Goths und Normalos unter dem norddeutschen Himmel in friedlicher Eintracht.

Das Fazit des Abends: Wir brauchen unbedingt mehr dieser kreativen Ideen. Sicherlich werden Events wie dieses nicht dazu beitragen, die finanziellen Verluste der Veranstaltungs- und Bandszene aufzufangen. Dennoch bringen solche genialen DIY-Veranstaltungen ein Stück Alltag zurück in unser von der Pandemie arg angeschlagenes Leben und zeigen ganz deutlich: Der Underground lebt und wir stehen das alles gemeinsam durch.