Labyrinth – Welcome To The Absurd Circus

Verschlungen wie ein Labyrinth - progressiver Power Metal aus Italien

Artist: Labyrinth

Herkunft: Massa, Italien

Album: Welcome To The Absurd Circus

Spiellänge: 60:22 Minuten

Genre: Power Metal

Release: 22.01.2021

Label: Frontiers Music s.r.l.

Link: https://www.facebook.com/labyrinthitaly

Bandmitglieder:

Gesang – Roberto Tiranti
Gitarre – Olaf Thorsen
Gitarre – Andrea Cantarelli
Bassgitarre – Nik Mazzucconi
Keyboard – Oleg Smirnoff
Schlagzeug – Mattia Peruzzi

Tracklist:

  1. The Absurd Circus
  2. Live Today
  3. One More Last Chance
  4. As Long As It Lasts
  5. Den Of Snakes
  6. Word’s Minefield
  7. The Unexpected
  8. Dancing With Tears In My Eyes
  9. Sleepwalker
  10. A Reason To Survive
  11. Finally Free

Ein weiteres interessantes Werk erfreut uns im Januar. Die italienische Power Metal Band Labyrinth bringt nach dem 2017er-Werk Architecture Of A God erneut ein beachtenswertes Album raus. Mit Welcome To The Absurd Circus liefert das Sextett aus Massa sein bereits zehntes Full Length Album ab. Gegründet 1991 von Fabio Leoni (später Sänger bei Rhapsody Of Fire) und Olaf Thorsen (Gründer von Vision Divine), wurde die Band zunächst in das reine Power Metal Lager verfrachtet. Bevor der erste Longplayer 1996 auf den Markt kam, erschienen zwei von den Kritikern gelobte EPs und bescherten den Italienern einen Plattenvertrag. In den folgenden Jahren gab es einige personelle Wechsel, die auch durch Gründung anderer Bands bedingt waren. Stilistisch konnten Labyrinth zunächst nicht eindeutig dem Power Metal zugeordnet werden, da sie sich durch den Einsatz elektronischer Elemente (wie Synthesizern) davon absetzten. Es folgte eine Phase, die aus leichtem progressiven Speed Metal mit virtuosen Gitarrensoli bestand und sich deutlicher am Power Metal orientierte. Ab dem selbst betitelten Album im Jahre 2003 wurde wieder mit wesentlich progressiveren Elementen experimentiert. Die sich anschließenden Platten (bis zu 6 Days To Remember von 2007) blieben in dem Stil, werden heute von der Band musikalisch als Stilbruch angesehen und stehen bei Labyrinth auf dem musikalischen Abstellgleis. Mit Return To Heaven Denied Part II:A Midnight Autumn’s Dream versuchte man an das Erfolgsalbum Return To Heaven Denied von 1998 anzuknüpfen. Das gelang auch und nun sind Labyrinth auf dem Weg, ihren doch eher progressiven Power Metal zu festigen. Besetzungstechnisch ist Gitarrist Andrea Cantarelli das einzige Mitglied, das durchgängig bei Labyrinth tätig ist. Zweiter Gitarrist Olaf Thorsen ist inzwischen ebenfalls wieder festes Mitglied, obwohl seine Band Vision Divine weiterhin Bestand hat. Auch Sänger Roberto Tiranti ließ sich 2016 überzeugen, wieder mitzumachen und verlieh bereits dem letzten Album mit seinen Vocals die typischen Erkennungsmerkmale. Damit einher gingen auch die drei „Neuzugänge“ Smirnoff, Peruzzi und Mazzucconi  und vervollständigen seit 2016 das derzeitige Line-Up.

Was erwartet uns denn nun hier? Zunächst einmal sind es elf Songs, die sich auf gute 60 Minuten verteilen. Mit dabei ist auch ein Ultravox Cover von Dancing With Tears In My Eyes, das es nicht unbedingt gebraucht hätte. Mit dem Opener The Absurd Circus geht es schon mal powermäßig los. Selbst die Oleg Smirnoff Keyboardeinlagen passen zum Song und schubsen ihn dadurch etwas in eine progressivere Richtung. Dazu kommt eine Spielzeit von mehr als sechs Minuten und lässt den beiden Gitarristen Olaf Thorsen und Andrea Cantarelli viel Spielraum für kreative Ideen. Schnell und voller Power geht es im folgenden Live Today weiter. Dann gibt es einen Break im Song und forciert wieder den komplexen Eindruck. Auch in weiteren Tracks ist diese Art der Songs prägend. Energiegeladene Passagen wechseln sich mit verspielten und anspruchsvollen Sequenzen ab, in denen auch die Rhythmussektion gut zum Zuge kommt. Durch diese interessante Konstellation erreichen nicht wenige Songs eine Spiellänge von über sechs Minuten. Diese Komplexität lässt den Schluss zu, dass sich Labyrinth immer weiter in die progressive Metal Richtung entwickeln, was meiner Meinung nach ein großer Vorteil ist.

Einen großen Anteil hat der verstärkte Einsatz der Keys durch Oleg Smirnoff, der u.a. in The Unexpected und Sleepwalker eindrucksvoll zu hören ist und dadurch einen nicht gerade unwesentlichen Beitrag zum Labyrinth Stil leistet. Mit A Reason To Survive kommt ein balladeskes Stück, das in einigen Stellen schon fast als kitschig abgetan werden könnte. Roberto Tiranti zeigt in diesem Stück, dass er auch anders singen kann. Das tut dem nur sparsam instrumentalisierten Stück wiederum gut und kompensiert die Kitschigkeit. Zum Schluss kommt mit Finally Free noch einmal eine geballte Ladung Power Metal, die wieder mit den bereits zum Beginn bemerkten progressiven Einflüssen durchsetzt ist. Mehrstimmiger Gesang vereint sich mit einer komplexen Melodie zu einem spannenden Stück Musik. Sehr schön ist das Basssolo von Nik Mazzucconi, das hervorragend zu der virtuosen Gesangslinie passt. Die ansprechende Melodie in dem Track lässt das letzte Stück zu einem der Highlights werden. Einzig das Ultravox Cover ignoriere ich einfach mal, da es nun wirklich nicht notgetan hätte. Die Machart ist aber ähnlich der eigenen Songs. Insgesamt bleibt ein überaus positives Gefühl zurück.

Labyrinth – Welcome To The Absurd Circus
Fazit
Wer härtere Musik mit vielen progressiven Einflüssen mag, ist hier goldrichtig. Intelligentes Songwriting, komplexe Songstrukturen und eine gute Produktion verleihen den Italienern eine Position, die sie von anderen Power Metal Bands unterscheidet. Das ist im gesamten Prog Metal zwar kein Alleinstellungsmerkmal, aber sie bieten gute Songstrukturen und klöppeln nicht einfach ihre Songs runter. Die gern genommenen Vergleiche mit Rhapsody Of Fire darf man hier gern ignorieren, denn die Songs sind viel weniger Power Metal als Prog, vielleicht wäre ein Vergleich mit Threshold passender.

Anspieltipps: Finally Free, The Absurd Circus und The Unexpected
Kay L.
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