Linkin Park: 20 Jahre Hybrid Theory

"It starts with one thing..."

Nachdem am 11. Juli meine Kolumne zum 20-jährigen Jubiläum des Limp Bizkit Albums Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water erschien, ist heute ein anderer Genrevertreter an der Reihe. Es gibt wenige Bands, die mein Leben musikalisch so geprägt haben, wie die Band, die sich zu ihrer Gründung noch Hybrid Theory nannte – was später der Titel des Debütalbums werden sollte. Die Rede ist natürlich von Linkin Park und ihrem ersten Album, welches mit Crawling; In The End, Papercut und Co. nicht nur mich, sondern eine ganze Generation zum Nu Metal bewegte. Doch bevor ich auf das Album tiefer eingehe, gibt es selbstredend ein wenig Backgroundinformationen, die ihr beim nächsten Treffen mit euren Kumpels rausholen, und euch als „Kenner“ präsentieren könnt.

Die Geschichte von Linkin Park geht zurück in das Jahr 1991. Die damals dreiundzwanzig Jahre alten Mike Shinoda und Brad Delson gingen noch zur Highschool in Kalifornien und besuchten gemeinsam ein Konzert der Thrash Metal-Band Anthrax. Mit von der Partie bei dem Gig waren die Hip Hopper von Public Enemy. So einfach kann Inspiration sein, um ein neues Konzept in die Welt zu setzen. Somit war eine Idee geboren, die fünf Jahre später dann zusammen mit dem Schlagzeuger Rob Bourdon in Los Angeles unter dem Namen Xero zu dem ersten Keimling werden sollte, der später dann eine internationale Größe wurde. Als dann DJ Joe Hahn dazustieß, fehlte nur noch der Mitbewohner von Brad DelsonDave Farrell – der die Band komplettierte. Da man gemeinsam mit Sänger Mark Wakefield keinen Erfolg hatte, verließ dieser die Band relativ schnell wieder. Ein Kontakt über den damaligen Vize-Präsidenten der Warner Music Group brachte die am Ende für Linkin Park bekannte Stimme zur Band – Chester Bennington. Nach einem angeblichen Einsingen via Telefon zog der ehemalige Sänger der Post-Grunge Band Grey Daze aus Arizona nach Kalifornien. Hier konnte sich Chester Bennington seinem neuen Projekt widmen. Mit dem nun vollständigen Team musste auch ein neuer Name her, welcher mit Hybrid Theorie relativ schnell gefunden war. Da es jedoch bereits eine Band mit dem Namen gab, musste man sich erneut umbenennen – und diesmal in einen Namen, der in den USA gefühlt in jeder Stadt zu finden war – Lincoln Park. Mit genau diesem Namen nahm der damalige Vize-Präsident der Warner Music Group Jeff Blue die Truppe dann später unter Vertrag.

Da man mit dem Namen in vielen US-Städten das Gefühl vermittelte, dass man ein Lokalmatador war, konnte man zusätzlich punkten. Doch dass aus Lincoln Park später Linkin Park wurden, war dann doch pragmatischer, als man meinen könnte. So war man einfach auf der Suche nach einer *.com-Domain und so nahm man sich die kalifornische Aussprache des besagten Parks in Santa Monica zur Hilfe und nannte sich mal eben in Linkin Park um.

Man produzierte 1999 gemeinsam eine EP noch unter dem alten Namen Hybrid Theory, welche als 8-Track Demo heute als Sammlerstück gilt – denn es wurden nur ca. 1.000 Exemplare gepresst.

Für das eigentliche Debütalbum schlossen sich Shinoda, Bennington und Co. zwischen März und Juni 2000 bei NRG Recording in North Hollywood ein, um dann das Erstlingswerk am 24. Oktober 2000 in den USA zu veröffentlichen. Dass Jeff Blue mit dem Plattenvertrag alles richtig gemacht hatte, wurde innerhalb des Debütjahres schnell klar. So verkaufte man die LP sagenhafte 4,8 Millionen Mal und erreichte den Gold-Status bereits nach 21 Tagen. Neben dem Gold-Status gewann man auch den Grammy Award of Best Hard Rock Performance für den Track Crawling und man wurde in den Kategorien Best New Artist und als Best Rock Album nominiert, während MTV das Musikvideo mit dem Preis Best Musicvideo prämierte. Verkauft wurde das Album satte 18 Millionen Mal und schaffte es, sich 233 Wochen in den US-Charts zu halten. Mit Zehnfachplatin (oder Diamantstatus) in den USA wurde Hybrid Theory zum bestverkauften Album des neuen Jahrtausends. Mit 26 Platinauszeichnungen (DE / AT / CH / UK / US / CA) (Stand heute) entschied man sich zu „nur“ vier Singleauskopplungen. Während 2001 One Step Closer im Vergleich eher schwach einstieg, holten Crawling und In The End jeweils mindestens einen Platz in den Top 10 der internationalen Billboard Charts. Papercut hingegen schloss eigentlich nur in Großbritannien gut ab. Doch das sollte nicht heißen, dass Linkin Park nicht hiermit einen wichtigen Grundstein gelegt hatten. Auf Hybrid Theory folgte zwei Jahre später ein Remix-Album, welches von Sänger und Produzent Mike Shinoda von Künstlern der Unterground Hip-Hop Szene gemixed wurde. So erhielten alle Tracks entweder einen gewissen Hip-Hop lastigen Touch oder ein paar Elemente, die man eher dem Electro Genre zuordnen würde. Doch dazu ist dann vielleicht in zwei Jahren Platz für eine Kolumne.

Persönlich sind Linkin Park einer der Gründe, warum ich und mit Sicherheit auch viele weitere meiner Generation überhaupt in die Metalszene gerutscht sind. So schaffte es Hybrid Theory den Zahn der Zeit zu treffen und dafür zu sorgen, dass selbst Hip-Hop Fans sich dem Metal näherten (siehe auch das Remix Album mit Jay Z). Selten hat eine Band so einen Senkrechtstart hingelegt. Sicher musste Hybrid Theory den Platz an Position 1 der meistverkauften Alben dieses Jahrtausends räumen (aktuell ist angeblich Adeles Album 21 auf Platz 1 – mit 26.800.000 verkauften Platten), doch wer kann schon behaupten, dass seine Band es auf Anhieb an die Stelle geschafft hat. Dazu schafften Linkin Park durch den späteren Genrewechsel einen mutigen „Step Closer“ in Richtung Mainstream. Denn auch wenn kein Album mehr so erfolgreich war wie das Debüt, schafften es fast alle folgende Releases auf Anhieb in die Top 10 oder sogar auf Platz 1 der internationalen Charts. Hybrid Theory ist und bleibt ein Meilenstein der Musikgeschichte und wird nicht ohne Grund in der Anthologie von Robert Dimery 1001 Albums You Must Hear Before You Die (englisch für:“1001 Alben, die du vor deinem Tod gehört haben musst“) gelistet.

Die weiteren Ausgaben der kleinen Serie:

Lest hier auch die Januar-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Hammerfall: 20 Jahre Renegade

Hier kommt ihr zur Februar-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Destruction: 20 Jahre All Hell Breaks Loose

Klick hier für die März-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Papa Roach: 20 Jahre Infest

In der April-Ausgabe gab es in der „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: The Offspring: 20 Jahre Conspiracy Of One

Schaut euch auch die Mai-Ausgabe der „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe an: Iron Maiden: 20 Jahre Brave New World

In der zweiten Mai-Ausgabe wurden Stratovarius mit „Could Be On Tour Today With Music From The Past” und Infinite vorgestellt

Für die Juni-Ausgabe, hatten wir uns Virgin Steele mit „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past und The House Of Atreus Act II  vorgenommen.

Hier kommt ihr zur ersten Juli-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Limp Bizkit: 20 Jahre Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water

In der August-Ausgabe gab es eine Doppelpack in einer Story von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past, es geht um zwei Bands aus Göteborg, Haven von Dark Tranquillity und Clayman von In Flames

In der Oktober-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past geht es um die Mitbegründer des Progressive Metal, Fates Warning und ihr Werk Disconnected

In der ersten November-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past widmen wir uns den Dänen Pretty Maids und ihrem Album Carpe Diem.

Hier kommt ihr zur zweiten November-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Rhapsody: 20 Jahre Dawn Of Victory

Im dritten Teil unserer November-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe wird das Album Verlierer Sehen Anders Aus der Düsseldorfer Punkrocker Broilers beleuchtet.