Fates Warning: 20 Jahre Disconnected – „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past

Vom Iron Maiden Sound zu einer der führenden progressiven Metalkapellen

Wir befinden uns seit 20 Jahren in einem neuen Jahrtausend. Das legendäre Jahr hat nicht nur kalendarisch eine große Einwirkung auf uns gehabt, sondern ist das Geburtsjahr so manches Metalklassikers. In den 12 Monaten dieses Jahres wollen wir euch daher jeden Monat Alben in einer kleinen Kolumne zurück in eure Ohren bringen. Dabei wurde das Augenmerk nicht nur auf die Großen des Genres geworfen. Ein Kriterium unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe ist, dass die Formation in diesem Jahr auch live unterwegs ist. Nun gibt es aber leider Corona. Von den ganzen geplanten Festivals und Touren ist nichts mehr von da. Aber: Die Band bzw. die Musiker, welche für die damaligen Bands aktiv waren, könnten ja bald wieder auf Tour gehen. So gibt es eine kleine Änderung in unserer Kolumne. Statt „On Tour“ heißt es nun eben „Could Be On Tour“. Im folgenden Teil geht es um progressiven Sound und die Mitbegründer des progressiven Metals. Fates Warning aus Hartford, Connecticut, USA, veröffentlichten ihr neuntes Studiowerk Disconnected im Juli 2000.

Fates Warning existieren seit 1983 und gelten als eine der einflussreichsten Bands in Sachen progressiven Metals. Die Anfänge gingen jedoch zunächst in eine andere Richtung. Einer der Gründer der Band war John Arch und zunächst klangen Fates Warning auf ihrem Debüt Night On Bröcken, welches 1984 das Licht der Welt erblickte, ganz und gar nicht progressiv, sondern wie typischer Metal der 80er-Jahre in Richtung Iron Maiden und Co. Neben John am Mikro waren Jim Matheos (Gitarre), Victor Arduini (Gitarre), Steve Zimmerman (Drums) und Joe DiBiase (Bass) auf dem Debütalbum zu hören. Dieser Trend setzte sich auch auf den beiden Nachfolgeralben The Spectre Within (1985) und Awaken The Guardian (1986) fort. Der progressive Metal ist stark mit dem Namen Ray Alder verbunden, der 1987 John Arch am Mikro ablöste. No Exit war das erste Release 1988 mit Ray, welches sich jedoch nach wie vor an den drei Vorgängeralben orientiert und einige thrashige Elemente beinhaltet. 1989 erschien Perfect Symmetry, welches eine stark progressive Ausrichtung erhielt. An den Drums war erstmalig Mark Zonder zu hören und ein Keyboard kam zum Einsatz, welches von Kevin Moore bedient wurde. Im Oktober 1991 folgte Parallels, wo u.a. James LaBrie im Background zu hören ist. Für Inside Out benötigte man knapp drei Jahre bis zum Release, der progressive Metalsound war mittlerweile das Markenzeichen der Herren. Von den Medien wurde vor allem das 97er Konzeptalbum A Pleasant Shade Of Gray sehr gelobt. Im Prinzip ist die Scheibe ein Song, welcher in 12 Teile zerlegt wurde und ein Hauch von Klassik, psychedelischer Musik und Industrial transportiert und so eine völlig andere Ausrichtung hat als die beiden Vorgänger. Den Bass zupft nun Joey Vera (Armored Saint) und die Arbeit am Keyboard übernahm wiederum Kevin Moore. Drei weitere Jahre dauerte es bis zu Disconnected, welches am 25.07.2000 in den Regalen der Platten- und CD Läden stand. Es gab zwei verschiedene Cover, das Motiv ist bei beiden gleich – in den USA ist es farblich jedoch orange, in Europa einfach weiß. Die Arbeit am Keyboard liefert neben Kevin Moore nun auch Steve Tushar, ansonsten hat sich in der Bandbesetzung nichts verändert. Etwas mehr als 51 Minuten Musik in gerade einmal sieben Tracks wurden auf die Scheibe gepackt. Für die Lyrics waren Ray Alder und Jim Matheos verantwortlich.

Die Trackliste:

  1. Disconnected Part 1
  2. One
  3. So
  4. Pieces Of Me
  5. Something From Nothing
  6. Still Remains
  7. Disconnected Part 2

Nach einem hochgelobten Vorgänger ist es für eine Band nicht immer so ganz einfach, die dann hohen Erwartungen beim Nachfolger zu erfüllen. So ist die Messlatte für Disconnected sehr hoch und die progressive Musikwelt ist gespannt auf das neue Release der Amerikaner. Was sofort auffällt, ist natürlich, dass es wieder Titel für die Songs gibt und nicht nur eine Durchnummerierung wie beim Vorgänger. Bei den ersten Tönen des instrumentalen Intros vs. A Pleasant Shade Of Gray kommen die Gitarren mit deutlich größeren Härtegrad aus den Boxen und so geht es bei One auch weiter, ohne die melancholische Stimmung komplett zu verlieren. Der Bogen ist also schnell gespannt zwischen A Pleasant Shade Of Gray und Disconnected. So connected dann den Vorgänger endgültig, es wird stimmungsvoll und dunkel, die ganze Nummer ist alles andere als eingängig, bietet aber alles, was man sich im progressiven Metal wünscht und ist über die ca. acht Minuten spannend zu verfolgen. Pieces Of Me legt wieder deutlich an Härtegrad zu und hat das eine oder andere Industrial Element mit an Bord, insgesamt recht eingängig und weniger progressiv. Something Or Nothing läuft dann gleich mal mehr als zehn Minuten und damit ist klar, dass es nun wieder progressiv weitergeht, was spätestens die ersten Klänge auch zeigen. Dunkle Atmosphäre macht sich breit und der Track steigert sich step by step vom Härtegrad. Der Spannungsbogen zieht sich auch über die zehnminütige Laufzeit und Fates Warning zeigen nicht nur einmal, warum man zu den prägenden Musikern des Genres gezählt wird. Getoppt wird das Ganze noch von etwas mehr als 16 Minuten Still Remains, eingängige Melodien, progressive Parts, intensive Arbeit an den Saiten, perfekter Spannungsbogen – alles, was man sich von einem progressiven, metallischen Track wünscht, wird hier von Fates Warning serviert. Der zweite Part des instrumentalen Titeltracks ist dann noch ein mehr als sechsminütiges Outro, welches die Scheibe abrundet. Ein extrem vielseitiges, progressives Machwerk, welches alle Facetten streift und auf der ganzen Linie begeistern kann. Mit Disconnected waren Fates Warning gemeinsam mit Dream Theater und Symphony X die Speerspitze des Genres.

Was kam nach der 2000er Scheibe von Fates Warning? FWX erschien 2004, ein weiteres Highlight in der Diskografie der Herren. Anschließend gab es ein Break, Jim Matheos ist aktiv in seinem Nebenprojekt OSI, Bassist Joey Vera arbeitet mit Armored Saint und Ray Alder bei Redemption. Der langjährige Drummer Mark Zonder verließ Fates Warning und Bobby Jarzombek übernahm das Verdreschen der Felle. Allerdings dauerte es bis 2013 und Darkness In A Different Light steht in den Plattenläden. Frank Aresti zupfte wieder die Saiten gemeinsam mit Jim Matheos, der mittlerweile das Engineering (mit Joey Vera) und den Backgroundgesang übernommen hat. Nun sind Fates Warning wieder zurück auf der Bildfläche und ca. drei Jahre später kommt Werk Nr. 12 mit Namen Theories Of Flight auf den Markt. Man ist nun wieder nur noch als Quartett am Start (Frank Aresti mischt offiziell nicht mit auf der Scheibe). Auch dieser Output entspricht dem hohen Standard von Fates Warning und beschäftigt sich mit Wandlungen, Sinnsuche und Rückschau. Für 2020 haben die Herren tatsächlich ein neues, das dann 13. Album angekündigt. Der Name ist auch schon bekannt: Long Day Good Night erscheint am 06.11.2020 (Klick). Wir sind gespannt.

Die weiteren Ausgaben der kleinen Serie:

Lest hier auch die Januar-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Hammerfall: 20 Jahre Renegade

Hier kommt ihr zur Februar-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Destruction: 20 Jahre All Hell Breaks Loose

Klick hier für die März-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Papa Roach: 20 Jahre Infest

In der April-Ausgabe gab es in der „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: The Offspring: 20 Jahre Conspiracy Of One

Schaut euch auch die Mai-Ausgabe der „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe an: Iron Maiden: 20 Jahre Brave New World

In der zweiten Mai-Ausgabe wurden Stratovarius mit „Could Be On Tour Today With Music From The Past” und Infinite vorgestellt

Für die Juni-Ausgabe, hatten wir uns Virgin Steele mit „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past und The House Of Atreus Act II  vorgenommen.

Hier kommt ihr zur ersten Juli-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Limp Bizkit: 20 Jahre Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water

Die zweite Juli-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past beschäftigt sich mit Linkin Park und Hybrid Theory

In der August-Ausgabe gab es eine Doppelpack in einer Story von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past, es geht um zwei Bands aus Göteborg, Haven von Dark Tranquillity und Clayman von In Flames

In der ersten November-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past widmen wir uns den Dänen Pretty Maids und ihrem Album Carpe Diem.

Hier kommt ihr zur zweiten November-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Rhapsody: 20 Jahre Dawn Of Victory

Im dritten Teil unserer November-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe wird das Album Verlierer Sehen Anders Aus der Düsseldorfer Punkrocker Broilers beleuchtet.