Destruction: 20 Jahre All Hell Breaks Loose – „On Tour“ Today With Music From The Past

Ausgabe Februar 2020

Wir befinden uns seit 20 Jahren in einem neuen Jahrtausend. Das legendäre Jahr hat nicht nur kalendarisch eine große Einwirkung auf uns gehabt, sondern ist das Geburtsjahr so manches Metalklassikers. In den 12 Monaten dieses Jahres wollen wir euch daher jeden Monat ein Album in einer kleinen Kolumne zurück in eure Ohren bringen. Dabei wurde das Augenmerk nicht nur auf die Großen des Genres geworfen. Ein Kriterium unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe ist, dass die Formation in diesem Jahr auch live unterwegs ist. Im zweiten Teil greifen wir nun auf Teutonen Thrash zurück. Destruction hauten im April 2000 All Hell Breaks Loose auf den Markt, ein für die Band sehr richtungsweisendes Album.

Doch blicken wir erst mal zurück. 1982 und Schwarzwald. Da fallen einem wahrscheinlich primär Dr. Brinkmann und ein Haufen weiterer Weißkittel ein – weniger Thrash Metal. Doch zu jener Zeit lebte im beschaulichen Weil am Rhein der junge Marcel Schirmer. Sein Outfit passte überhaupt nicht zu den Weißkitteln – ganz im Gegenteil – seine Vorbilder waren nicht Dr. Brinkmann und Konsorten – sondern Lemmy oder Venom. So kam es, dass die Band Knight Of Demon einen Bassisten suchte. Vom Outfit passte Marcel perfekt. Also drückte man ihm den Bass in die Hand und sagte „mach mal“. Der sechzehnjährige Marcel hatte anscheinend ein natürliches Talent für dieses Instrument und wurde recht fix Bandmitglied. Dort war bereits Michael „Mike“ Sifringer aktiv. Die Band wurde in Destruction umbenannt und der damalige Sänger Ulf Kühne verließ nach einigen Monaten die Kombo. So kam Marcel zu einer weiteren Rolle. Er übernahm den Gesang. So talentiert der junge Marcel am Bass und Mikro war – er hatte auch seine Schwächen. So versuchte er mit einer Schablone den Schriftzug Destruction auf seine Jacke zu zaubern. Das sah aber irgendwie „verschmiert“ aus. So wurde aus Marcel Schirmer der Frontmann Schmier.

Schmier sang also die Demo Bestial Invasion Of Hell. Von der Presse wurde der Gesang als noch krasser und völlig asozial eingestuft. Es klang halt derart extrem, dass es bei einigen Leuten schon wieder super ankam. Der Metal Hammer bezeichnete die Band und ihre Musik als Black Satanic Hardcore Speed Metal. So erfreuten sich Destruction großer Beliebtheit in der Black Metal Szene, ohne es wirklich zu wissen. Euronymous nannte Destruction als Inspiration seiner Band Mayhem und bezeichnete ihre ersten Alben als Meisterwerke schwarzen stinkenden Metals.

Im Sommer 1985 erschien das Debütalbum Internal Overkill via SPV. Es gilt heute als eins der Klassiker und Wegbereiter für den Black Metal. Destruction tourten mit den Großen der Rock und Metal Welt wie Motörhead, Venom und Slayer. Es folgten noch zwei weiter Longplayer (1986: Eternal Devastation und 1988: Release From Agony), bevor es zum großen Bruch kam. Nach einer Tournee mit Celtic Frost wurde Schmier aus der Band ausgeschlossen. Er gründete Headhunter, während er bei Destruction von André Grieder (ex-Poltergeist) ersetzt wurde. Beide Projekte waren nie wirklich erfolgreich. Zehn Jahre später erfolgte die Reunion auf dem W:O:A 1999. Schmier sagte später dazu: „Es war, als wären mir Gliedmaßen abgetrennt worden, die dann plötzlich wieder dran waren.“

So fügte sich also die Geschichte. Das Trio Mike Sifringer (Gitarre), Sven Vormann (Drums) und eben Schmier (Vocals & Bass) begaben sich Ende 1999 ins Studio. Hier kommt dann Peter Tägtgren ins Geschäft. Der Frontman von Hypocrisy ist ja vor allem auch als Produzent in seinen Abyss Studios in Pärlby (Schweden) bekannt. Destruction lernten Peter auf einem Festival kennen. Schmier sagte später, dass für Peter seine musikalischen Wurzeln und exzellentes Gehör sprachen. Außerdem ist der Mann wirklich Metal! Dieser Aussage ist nichts hinzuzufügen! Peter Tägtgren nahm dann auch selbst ein Instrument in die Hand, spielte bei der Neufassung von Total Desaster die zweite Gitarre und unterstützte Schmier beim Gesang.

Der Erwartungsdruck war groß auf Schmier und Co. Im Januar 2000 lud Schmier die Metal Presse in sein damaliges Bistro Barracuda im Ortsteil Istein (Gemeinde Efringen-Kirchen) zur Album-Präsentation ein. Titelliste: Intro, The Final Curtain, Machinery Of Lies, Tears Of Blood, Devastation Of Your Soul, The Butcher Strikes Back, World Domination Of Pain, X-Treme Measures, All Hell Breaks Loose, Total Desaster 2000, Visual Prostitution, Kingdom Of Damnation, Whiplash (Hidden Track, Metallica Cover).

Wenn man die Tracks durchgeht, fallen natürlich zwei besonders ins Auge. The Butcher Strikes Back und die Neuauflage von Total Desaster. Über The Butcher Strikes Back sagte Schmier später, All Hell Breaks Loose besäße nur einen klasse Titel, und zwar The Butcher Strikes Back. Ein großer Abstand würde zu den übrigen Titeln klaffen, das Album besäße einfach keine gleichwertigen Lieder. Das war auch eine verbreitete Fanmeinung. So findet man in den Setlisten von Destruction 20 Jahre später in der Regel auch nur diesen einen Track vom 2000er Werk.

Hm, also wenn ich die Songs so wieder höre – Visual Prostitution z.B. mit dem Gesangsduo Marcel Schirmer und Peter Tägtgren hat auf jeden Fall etwas. Natürlich war Peter nie mit Destruction auf Tour – so fehlte die zweite Stimme. Insgesamt ist die Band in einer Umbruchphase. Die zehn Jahre, in denen Mike und Schmier getrennte Wege gingen, fehlen in der Entwicklung von Destruction. Da waren die beiden anderen Teutonen Thrasher Kreator und Sodom einen Schritt voraus. Der Schritt aus dem rohen Thrash der Anfangsjahre wurde mit All Hell Breaks Loose eingeleitet, ohne die Grundzüge der Anfangszeit komplett außer Acht zu lassen. Mir gefällt die Scheibe nach wie vor. 2000 hat man ja noch mit DM bezahlt – und ich kaufte mir das gute Teil als Sonderangebot zum Wacken Festival – primär, weil Peter Tägtgren mit am Werk war und die Scheibe über die bekannten Magazine sehr gelobt wurde. All Hell Breaks Loose ist sicher nicht der große Bandklassiker – aber meines Erachtens ein sehr richtungsweisender Longplayer von Destruction. Es wird die notwendige „Moderne“ in die Musik mit hineingebracht. 2000 kannst du nicht mehr klingen wie Anfang der 80er Jahre.

Was war denn noch so in den letzten 20 Jahren mit Destruction, Schmier und Mike? Nun, der Schlagzeuger wechselte mehrfach. Mittlerweile ist man auch kein Trio mehr, sondern ein Quartett.

Randy Black (ex Primal Fear, Annihilator) sitzt an den Drums und Damir Eskic spielt die zweite Gitarre. Scheiben wurden auch einige produziert. Zehn Longplayer nach dem 2000er Werk insgesamt. The Antichrist 2003 dürfte wohl das bekannteste Machwerk sein. Nailed To The Cross oder Thrash Till Death sind längst Bandklassiker. Es wurde damals als ein moderner Klassiker gefeiert. Seine Wurzeln hat dieser moderne Klassiker aber in dem 2000er Werk. Das aktuelle Album heißt Born To Perish und erschien am 09.09.2019. Die Setlisten bei den Konzerten von Destruction sind primär mit Songs aus dem letzten Jahrtausend bestückt. Ob Bestial Invasion immer noch mehr nach Venom als Destruction 2020 klingt? Die Frage wird im Februar beantwortet. Die vier Herren sind unterwegs und haben neben dem neuen Album auch u.a. Legion Of The Damned und Suicidal Angels als Thrash Alliance im Gepäck. Das klingt auf jeden Fall nach einem interessanten Thrash Abend.

Die Termine:

Thrash Alliance Tour 2020
13.02.              A          Dornbirn – Conrad Sohm
14.02.              D          Leipzig – Felsenkeller
15.02.              D          Bochum – Matrix
16.02.              D          Trier – Mergener Hof
17.02.              D          Cologne – Essigfabrik
18.02.              NL        Tilburg – 013
19.02.              NL        Enschede – Metropool
20.02.              B          Roeselare – TRAX
21.02.              D          Hamburg – Kultur Palast
22.02.              D          Geiselwind – Eventzentrum
23.02.              D          Mannheim – MS Connexion Complex
25.02.              D          Hanover – MusikZentrum
26.02.              CZ        Uherské Hradiště – Klub Mír
27.02.              CZ        Pilsen – Šeříkovka
28.02.              D          Munich – Backstage
29.02.              CH       Aarau – KIFF
01.03.              I           Milan – Legend Club

Festival:
27.03.              SWE     Gothenburg – The Abyss Festival (Infernal Overkill Setlist)

Thrash Alliance Tour 2020
22.04.              UK        London – 229
23.04.              UK        Manchester – Academy 3
24.04.              IRE       Dublin – Voodoo Lounge
25.04.              IRE       Belfast – Limelight 2
26.04.              SCO     Glasgow – Slay
28.04.              FRA      Paris – Petit Bain
29.04.              FRA      Lyon – Ninkasi Kao
30.04.              ESP      Barcelona – Salamandra
01.05.              ESP      Madrid – Mon
02.05.              ESP      Bilbao – Santana 27
03.05.              ESP      Colmar – Le Grillen
04.05.              GER     Berlin – Bi Nuu
06.05.              GER     Wiesbaden – Schlachthof
07.05.              POL      Poznan – U Bazyla
08.05.              GER     TBA – TBA

Die weiteren Ausgaben der kleinen Serie:

Lest hier auch die Januar-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Hammerfall: 20 Jahre Renegade

Klick hier für die März-Ausgabe unserer „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Papa Roach: 20 Jahre Infest

In der April-Ausgabe gab es in der „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: The Offspring: 20 Jahre Conspiracy Of One

Schaut euch auch die Mai-Ausgabe der „On Tour“ Today With Music From The Past Reihe an: Iron Maiden: 20 Jahre Brave New World

In der zweiten Mai-Ausgabe wurden Stratovarius mit „Could Be On Tour Today With Music From The Past” und Infinite vorgestellt

Für die Juni-Ausgabe, hatten wir uns Virgin Steele mit „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past und The House Of Atreus Act II  vorgenommen.

Hier kommt ihr zur ersten Juli-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Limp Bizkit: 20 Jahre Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water

Die zweite Juli-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past beschäftigt sich mit Linkin Park und Hybrid Theory

In der August-Ausgabe gab es eine Doppelpack in einer Story von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past, es geht um zwei Bands aus Göteborg, Haven von Dark Tranquillity und Clayman von In Flames

In der Oktober-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past geht es um die Mitbegründer des Progressive Metal, Fates Warning und ihr Werk Disconnected

In der ersten November-Ausgabe von „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past widmen wir uns den Dänen Pretty Maids und ihrem Album Carpe Diem.

Hier kommt ihr zur zweiten November-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe: Rhapsody: 20 Jahre Dawn Of Victory

Im dritten Teil unserer November-Ausgabe unserer „Could Be On Tour“ Today With Music From The Past Reihe wird das Album Verlierer Sehen Anders Aus der Düsseldorfer Punkrocker Broilers beleuchtet.