Mastodon am 30. November 2017 in der Rockhal, Luxemburg

“Sympathischere Musiker gab’s selten an einem Abend“

Headliner: Mastodon

Vorband(s): Red Fang, Russian Circles

Ort: Rockhal, Esch/Alzette, Luxemburg

Datum: 30. November 2017

Kosten: 34,30€ VVK

Genre: Stoner Rock/Metal, Progressive

Besucher: ca. 1100 Besucher

Veranstalter: Rockhal

Link: http://www.rockhal.lu/de/the-rockhal/past-shows/show/detail/mastodon-1/

Setlist:

  1. 309
  2. Africa
  3. Harper Lewis
  4. Deficit

  1. Hank Is Dead
  2. Throw Up
  3. Blood Like Cream
  4. Malverde
  5. Crows In Swine
  6. Wires
  7. Flies
  8. Dirt Wizard
  9. Prehistoric Dog

  1. The Last Baron
  2. Sultan’s Curse
  3. Diviations
  4. Ancient Kingdom
  5. Ember City
  6. Megalodon
  7. Andromeda
  8. Oblivion
  9. Show Yourself
  10. Precious Stones
  11. Roots Remain
  12. Mother Puncher
  13. Steambreather

mit Scott Kelly:

  1. Scorpion Breath
  2. Crystal Skull
  3. Crack The Skye
  4. Aqua Dementia
  5. Spectrelight
  6. Diamond In The Witch House

Nach Release ihres viel gelobten Albums Emperor Of Sand (2017) begeben sich Mastodon im November 2017 zum ersten Mal auf Tour durch Europa, um das neue Material auf einer Headline-Tour zu präsentieren. Obwohl sich die Band mittlerweile doch weit von ihren Stoner-Wurzeln entfernt hat, haben sie sich niemand geringeren als Red Fang ins Boot geholt und werden zustätzlich von Russian Circles unterstützt. Da man wohl kaum eine Band, die wie Mastodon II klingt findet, hört sich das vorweg schon nach einem gelungenen Paket.

Red Fang @ Rockhal, Luxemburg – 30. November 2017

Das Publikum in der Rockhal in Luxemburg ist nicht nur gemischter geographischer Herkunft (Luxemburg, Deutschland, Frankreich etc.), sondern hat auch viele unterschiedliche musikalische Hintergründe. Anders als bei vielen anderen Bands, findet man hier Kutten-Träger, Normalos, Punks, Stoner, Daddy-Rocker und alles, was in irgendeiner Form etwas mit Gitarren-lastiger Musik anfangen kann. Das liegt natürlich zum einen daran, dass Mastodons Katalog über die Jahre bunt zusammengewürfelt erscheint, zum anderen war das Material der Band durch seine Stoner-Affinität und Komplexität schon immer bei der breiten Masse beliebter als es bei herkömmlichen Metal-Bands der Fall ist. Niemand hat etwas gegen einen Mastodon-Fan einzuwenden.

Red Fang @ Rockhal, Luxemburg – 30. November 2017

Nachdem Russian Circles leider verpasst wurde, starten Red Fang mit ihrer gewohnt sympathischen Art in ein angemessen langes Set aus neun Songs. Die Riffs laden wie immer zum Headbangen ein, die kurzen Ansagen der Band sind immer irgendwie witzig und schon die Art wie sich die Band um Frontmann Aaron Beam gibt, gibt einem ein positives Feeling. Der Sound in der modernen Halle ist überzeugend und die Band spielt die vom Publikum erwarteten Songs. Das Ganze ist eben so lang, dass man Red Fang nicht bemittleiden muss, weil ihr Set zu kurz ist, aber nicht zu lange auf den Headliner des Abends wartet.

Red Fang @ Rockhal, Luxemburg – 30. November 2017

Nach kurzer Umbaupause und als viele noch vergeblich auf das Backdrop der Band warten, starten Mastodon um 21:45 mit ihrem Set. The Last Baron heißt der Opener vom 2009er Album Crack The Skye. Ein 13 Minuten Stück zu Beginn ist gewagt und wie zu erwarten wird das Publikum gegen Ende des Songs etwas müde. Es scheint allerdings, als wäre das von der Band so gewollt. Nach dem Song beginnen die zahlreichen schmalen LED-Wände auf der Bühne ihr buntes Farbenspiel und das Intro zu Sultan’s Curse (Emperor Of Sand) ertönt. Das Publikum ist wie elektrisiert und von jetzt auf gleich ist die volle Intensität eines Mastodon-Gigs zu spüren. Die Licht-Effekte, die ausschweifenden Songs und die wechselnden Vocals sind stimmungsvoll, es wird viel Wert auf die Gesamtproduktion gelegt – das sieht man in der Welt des Metal nicht so häufig. Leider wirkt die Stimme von Gitarrist Brent Hinds während der ersten Songs noch etwas schwächlich, er fängt sich aber im Laufe des Abends. Ansonsten steht die Band voll im Saft, ist aber wie üblich sehr auf ihre Instrumente fokussiert. Die Interaktion mit dem Publikum wird auf ein Mindestmaß beschränkt. Immerhin sitzen die kurzen und humorvollen Ansagen von Troy Sanders zwischen den Songs. Einen Defekt an seinem Bass kaschiert er, indem er erwähnt, dass heute sein Geburtstag sei – das Publikum revanchiert sich prompt mit einem kleinen Ständchen.

Mastodon @ Rockhal, Luxemburg – 30. November 2017

Das Set der Tour ist vor Allem von Emperor Of Sand (8 Songs) und Crack The Skye (4 Songs) geprägt. Völlig egal, denn dem Publikum gefallen die neuen Songs sowieso besser als die meisten anderen Songs und auch der Band scheinen die Mitsing-Parts große Freude zu bereiten. Gerade Songs wie Show Yourself und Ember City fassen den fast makellosen Auftritt und die positive Stimmung des Abends gut zusammen. Aber auch Highlights aus alten Tagen wie Mother Puncher (Remission, 2004) finden im Publikum ihre Anhänger.

Mastodon @ Rockhal, Luxemburg – 30. November 2017

Für das Ende des Abends hat die Band auf dieser Tour ein kleines Gimmick eingeplant: Scott Kelly (Neurosis), der seit Leviathan (2004) auf jedem Album einen Track mit der Band eingesungen hat, wird für die letzten Songs auf die Bühne gerufen und die Band performt eben diese sechs Songs. Eine der wenigen Gelegenheiten für eingefleischte Fans diese Live-Raritäten mal persönlich zu Gehör zu bekommen. Nachteil: viele Klassiker wie die Band-Hymne Blood And Thunder müssen dafür von der Setlist weichen. Man kann es der Band, der eine Abwechslung im, oft repetitiven, Set sicher mehr als willkommen ist, allerdings nicht verübeln. Solche Gelegenheiten ergeben sich auf Grund von vollen Terminkalendern nicht oft.

Mastodon @ Rockhal, Luxemburg – 30. November 2017

So bleibt es am Ende des Abends beim positiven Fazit. Mastodon wissen mit einer gelungenen Produktion, musikalischer Klasse, einem ausgewogenen Set, dem Überraschungs-Faktor Scott Kelly und einer großen Portion Sympathie zu überzeugen. Großes Lob auch an Red Fang, eine bessere Vorband hätte man sich kaum ausmalen können.