Messa – Feast For Water

Die Geburt des scharlachroten Dooms mit der Faust im Tauchsieder

Artist: Messa

Herkunft: Cittadella (Padua), Italien

Album: Feast For Water

Genre: Scarlet Doom Metal

Spiellänge: 49:39

Release: 06.04.2018

Label: Aural Music

Link: http://www.auralwebstore.com

Bandmitglieder:

Schlagzeug – Mistyr
Gitarre – Alberto
Gitarre, Bass – Mark Sade
Gesang – Sara

Tracklist:

1. Naunet
2. Snakeskin Drape
3. Leah
4. The Seer
5. She Knows
6. Tulsi
7. White Stains
8. Da Tariki Tariquat

Messa aus Italien zelebrieren eine zweite Messe mit ihrem zweiten Album Feast For Water. Gerade bei Aural Music erschienen, ist es als CD und auf Vinyl (Translucent Orange) erhältlich. Zusätzlich gibt es noch eine auf 200 Stück limitierte Vinyl in Orange / Black Color – in – Color für den Vinylsammler.

Messa spielen Doom Metal mit einem dunklen Jazz Twist. Zu hören gibt es tolle female Voices, die ebenso in den Siebzigern angesiedelt sein könnten, wie die zu hörenden Fuzz Gitarren und das Rhodes Piano. Sie schaffen es, damit einen doch recht eigenen Sound zu kreieren. Die Band hatte ich bisher noch nicht auf meinem Radar. Sie sind ja auch noch nicht so lang tätig. Messa gibt es erst seit 2014. Bereits 2016 legten sie mit Belfry ihr Erstlingswerk vor.

Messa ordnen sich dem Scarlet (Übersetzung: scharlachrot) Doom zu, wobei ich jetzt keine weitere Band wüsste, die sich diesem Subgenre zuordnet. Ich würde dann auch dem, was Messa auf dem Album machen, den Stempel eines Alleinstellungsmerkmales aufdrücken. Das ist ein recht progressiver und jazziger Doom mit Ambient und Drone Einschlägen, den uns Messa servieren. Einflüsse von John Coltrane und King Crimson sind zu hören. Und irgendwie liegt dem Ganzen eine Art Coolness zugrunde.

Der grundlegend schwere Sound, voller Geheimnisse und Mystik, wirkt durch die jazzigen Einflüsse wieder leicht und sehr experimentell. Diese Zusammensetzung der Songstrukturen besitzt eine faszinierende Magie.

Feast For Water beginnt mit Naunet als Opener gespenstisch atmosphärisch. Streicher beginnen. Ein Gurgeln und ein Blubbern sind zu hören, kreischende Synthiegeräusche setzen unseren Ohren zu. Dies geht in den nächsten Song Snakeskin über. Das Blubbern verläuft sich. Alles im Downtempo. Eine weibliche Stimme schleicht sich wie aus dem Off an. Alles bleibt sehr ruhig und gehalten und versucht uns einzuschläfern. Plötzlich finden sich die anderen Instrumente ein und bringen uns einen treibenden Stoner Doom. Saras Stimme wird bestimmender und drückender. Treibende Gitarrensoli zerreißen die Spannung und es kommt zu einem gewaltigen Schluss des Songs.

Schrille, schreiende Gitarren läuten Leah ein. Bassgeschwängerter low tempo Doomrhythmus, der sich schnell in einem leichten Sound verliert. Sara mit einer zunächst sehr leicht getragen Stimme stimmt uns in Leah ein. Immer wieder heulen die Gitarren auf, die kurz von einem bassgeschwängerten Rhythmus geradezu getragen werden. Dies aber nur kurz. Diese wechseln sich dann mit genialen Parts eines meist nur vom Piano begleiteten Gesangs von Sara ab.

Das Timbre der Gitarre in The Seer macht mich ganz kirre. Was für ein Sound, wenn dann der langsame Doom dazu kommt. Sehr cooles Arrangement. Klingt sehr bluesig. Diese Stimme, die Fuzz Gitarrenschnipsel dazu und immer wieder der aufbäumende und wiederkehrende Doom. Da kann ich mich gar nicht dran satthören. Macht einfach die Augen zu und träumt zu diesem Song. Der ist so was von geil. Gegen Ende wird der Song total stürmisch und der Gesang von Sara wird energischer und wehklagender.

She Knows erinnert im Intro ganz stark an jazzige Parts im Stile eines John Coltrane. Sehr schönes Klangspiel. Der Song entwickelt sich sehr langsam und cool. Das Klavier unterhält vorzüglich. Ist hier überhaupt noch irgendein Ansatz von Doom, fragt man sich. Plötzlich zerreißen harte Doom Riffs das jazzige Klangbild und bringen uns zurück in die Doomwelt. Diese verschwindet dann aber wieder und macht dem Jazz erneut Platz. Sara versucht sich als hauchende Jazzerin, was sie gut beherrscht. Doch dabei bleibt es nicht. Der Song ist ein permanentes Wechselspiel zwischen Jazz und Doom. Das fast acht Minuten lang, die so spannend und so erfrischend sind, dass man nicht will, dass sie aufhören. Mega Song.

She Knows geht dann in Tulsi über. Tulsi ist dann so ein Song, der mich an die Soundeskapaden von King Crimson erinnert. Wie kann man so was direkt im Anschluss nach dem vorherigen Song so hinbekommen? Das wirft einen (im positiven Sinne) richtig um. Der Song bekommt im Verlauf einen richtigen irren groovigen Rhythmus mit einigen Soundeffekten. Sara spielt dabei die Hohepriesterin. Das Opferlamm ist bestellt! Ein Saxofon beendet diese unheimliche Szene jazzig.

Der nächste Song White Stains beginnt mit ein paar schönen jazzigen Takten, bevor harte Doom Riffs einsetzen. Dies aber nicht lange, dann haben wir wieder ein cooles jazziges Stück in Coltrane Manier. Denkt man. Falsch gelegen. Ähnliche Strukturen wie in She Knows treten in diesem Song erneut auf. Ständiges Wechselspiel der Elemente. Toll dabei die Stimme von Sara, der man in den jazzigen Passagen abnimmt, dass sie eine Jazzsängerin ist. Aber sie ist auch eine Doomsängerin, das beweist sie uns in den Doom Passagen. Wieder so ein Teil, das wirklich flasht, zumal das Gitarrensolo gegen Ende des Songs wirklich heavy ist.

Da Taraki Tariquat als Rauswerfer ist ein akustischer Song, der zunächst vor sich hinplätschert und mit Verlauf ein wenig an Druck gewinnt. Leider kommt hier Saras Stimme nicht mehr zum Einsatz.

Fazit
Messa haben mit Feast For Water eine geniale und sehr spannende Platte hingelegt. Sie schaffen es, auf diesem Werk tolle Songstrukturen und vertrackte Soundkompositionen hinzulegen, die einen regelrecht faszinieren und geradewegs umhauen. Ein Album, welches wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Gerade weil hier so viele verschiedene, eigentlich nicht vereinbare Stilelemente aufeinandertreffen. Saras Stimme, die sich in die jeweiligen Passagen einfügen kann, tut ihr Übriges dazu. Der scharlachrote Doom ist geboren und den sollte man sich unbedingt merken.

Anspieltipps: Leah, She Knows und Tulsi
Juergen S.
9.8
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