Michael Schenker Group (MSG) – Immortal

Ein 50-jähriges Jubiläum, das mit unsterblichen Songs und vielen Gästen musikalisch gefeiert wird

Artist: Michael Schenker Group (MSG)

Album: Immortal

Spiellänge: 44:56 Minuten

Genre: Hard Rock

Release: 29.01.2021

Label: Nuclear Blast

Link: https://www.facebook.com/MichaelSchenkerRocks/

Bandmitglieder:

Gitarre, Gesang – Michael Schenker
Gesang – Ronnie Romero
Gesang – Ralf Scheepers
Gesang – Joe Lynn Turner
Gesang – Michael Voss
Bass – Barry Sparks
Gitarre, Tasteninstrumente – Steve Mann
Schlagzeug – Bodo Schopf
Schlagzeug – Simon Phillips
Schlagzeug – Brian Tichy

Gäste:

Gesang – Gary Barden
Gesang – Robin McAuley
Gesang – Doogie White
Tasteninstrumente – Derek Sherinian

Tracklist:

  1. Drilled To Kill
  2. Don’t Die On Me Now
  3. Knight Of The Dead
  4. After The Rain
  5. Devil’s Daughter
  6. Sail The Darkness
  7. The Queen Of Thorns And Roses
  8. Come On Over
  9. Sangria Morte
  10. In Search Of The Peace Of Mind

Knapp anderthalb Jahre nach seinem erfolgreichen zweiten Michael Schenker Fest Album kommt der nächste Paukenschlag. Es wird ein neues Michael Schenker Group (MSG) Album geben, bei dem nicht nur die ehemaligen Recken mitmachen, sondern sich auch diverse Gastmusiker und Sänger ein Stelldichein geben. Ob das Album nun als MSG erscheint oder als Michael Schenker Fest, ist eigentlich relativ egal. Die Musik ist fast immer über jeden Zweifel erhaben. Das wird die zweite Platte dieses Jahr, die sich noch im ersten Monat des neuen Jahres weit nach oben schießt. Gleiches gilt für Accept, die gleichzeitig ein überaus bemerkenswertes Werk veröffentlichen (Review hier) – nun also noch ein weiteres Highlight. Das Album wurde größtenteils in Deutschland aufgenommen und mal wieder hat Michael Voss nicht nur als Co-Produzent gewirkt, sondern auch diverse Ideen beigesteuert und ist bei zwei Tracks als Sänger zu hören. Der Hauptsänger ist allerdings Ronnie Romero, der ja von Rainbow, CoreLeoni und Lords Of Black bekannt ist. Der Chilene hat es einfach drauf, und von ihm wird in Zukunft noch einiges zu hören sein. Sieht man dann, wer noch alles als Sänger mitmacht, dann ist die Marschrichtung des Albums klar vorgegeben. Joe Lynn Turner, Ralf Scheepers, Gary Barden und Doogie White, sie alle stehen für geradlinigen Hard Rock. Und so ist es dann auch.

Bereits mit dem Opener Drilled To Kill gelingt es der MSG, die ungeteilte Aufmerksamkeit zu erlangen. Hier wird eine Messlatte auf Weltmeisterniveau gelegt. Das zu übertrumpfen dürfte schwierig sein und ob ein weiteres Stück des Albums in diese Höhen gelangt, bleibt abzuwarten. Geiler Opener, bei dem Ralf Scheepers die Stimmgabel genau richtig gestimmt hat und das Ergebnis kann sich auf der Rille hören lassen. Dazu natürlich Herr Schenker, der es sich nicht nehmen lässt, seine Flying V so zu benutzen, dass es einem Gitarrenjünger nur Tränen der Verzückung entlockt. Da ist auf die Knie fallen und Ehrfurcht huldigen die geringste Reaktion, eigentlich ist Einnässen angesagt. Aber nicht nur der Gitarrenhexer hat hier einen großen Auftritt, sondern auch Tastenvirtuose Derek Sherinian hat seinen Anteil. Wer sich noch an legendäre Duelle zwischen John Lord und Ritchie Blackmore oder Ken Hensley und Mick Box erinnert, der wird hier bedient und dürfte mit debilem Lächeln vor den Boxen sitzen. Aber auch die weiteren musikalischen Mitstreiter, seien es Brian Tichy oder Bodo Schopf an den Drums und Barry Sparks am Bass, lassen das Stück einfach nur Geschichte schreiben. Ein Opener, der einfach nicht enden soll.

Don’t Die On Me Now ist nicht mehr ganz so rasant, liefert aber gute Gitarrenriffs und einen ansprechenden Refrain. Knight Of The Dead geht wieder voll auf die zwölf. Geile Hookline, ein überragender Ronnie Romero, treibender Rhythmus und dazu Michael mit genügend Spielraum für einen Ausflug in die Sphären, die einem Gitarrenfreak feuchte Augen bescheren.

Es folgt mit After The Rain eine Powerballade. Der gefühlvolle Gesang von Michael Voss steht ganz klar im Vordergrund. Ansonsten eher verhaltene Instrumentalisierung und es hört sich so an, als wenn Michael Schenker kurz zur akustischen Gitarre greift, bevor er das Solo, das natürlich nicht fehlen darf, auf seiner Gibson spielt. Und dann geht es wieder schneller weiter. Das folgende Devil’s Daughter erinnert entfernt ein wenig an Highway Star von Deep Purple. Auch das Solo des Gitarrenmeisters aus Saarstedt bei Hannover erinnert an etwas, das nicht so recht zu fassen ist. Guter Track insgesamt. Nun noch ein wenig Rainbow gefällig? Dann ist Sail The Darkness genau das Richtige. Die Midtemponummer ist maßgeschneidert für den Sänger und der kann sich die volle Punktzahl gutschreiben. An dieser Nummer hätte sicherlich auch ein Ronnie James Dio seine Freude gehabt. Dieser Song hätte ohne Weiteres auf einem Blackmore Album seine Berechtigung gehabt. Auch das Solo ist dem eines von Ritchie ebenbürtig. Der Song bleibt gut hängen und ist mit einer der Top Tracks des Albums.

The Queen Of Thorns And Roses überzeugt mit einem außergewöhnlichen Refrain, der mehrstimmig eingesungen wurde. Dazu eine Melodie, die beweist, dass der Komponist genau weiß, was er da tut und hat damit dem Album ein weiteres Highlight beschert. Ebenfalls ganz weit vorne. Bemerkenswert immer wieder das unverwechselbare Gitarrenspiel von Michael Schenker, der dazu bemerkt: „Im Kopf bin ich immer noch 16. Ich wollte nie Ruhm oder Erfolg. Ich war zufrieden, wenn ich mich wie ein Kind im Sandkasten mit dem beschäftigen konnte, was ich am meisten mochte. Ohne Konkurrenz, ohne Vergleiche, einfach die pure Freude an der Kreativität. Und das geht nun mal nicht besser als mit einer Gitarre. Sie ist einfach das beste Instrument, um etwas auszudrücken. Es gibt keinen vollständigeren Klang.“

Das letzte Drittel wird mit Come On Me eröffnet. Guter Rocker, der mal wieder der Rhythmusgruppe schmeichelt. Ansonsten nicht ganz so zwingend wie die Songs davor. Der spanische Titel Sangria Morte passt wie ein hautenges Präservativ auf die Stimme von Ronnie Romero. Da kann er erneut zeigen, warum er als eines der hoffnungsvollsten Gesangstalente gefeiert wird. Das ist der richtige Mann für modernen Hard Rock. Kein Wunder, dass Ritchie Blackmore ihn für seine Reunion von Rainbow haben wollte.

Tja, dann kommt schon das letzte Stück. In Search Of Piece Of Mind. Ein Klassiker, der von Michael Schenker bereits im zarten Alter von 15 Jahren für das Scorpions Album Lonesome Crow geschrieben wurde. Das epische Stück erfährt eine Modernisierung und in den etwas über sechs Minuten darf Gary Barden als Sänger beginnen, bevor Romero den Gesangspart übernimmt. Das Stück passte damals gut auf die erste Scorpions Platte. Hier fällt es etwas aus dem Rahmen der vorhergehenden neun Tracks heraus. Trotzdem war und ist es ein Herzenswunsch, genau diesen Song auf die Platte zu bringen. So kann Michael Schenker sein 50-Jahre-Hard-Rock-Jubiläum würdig feiern. Wer rasante Gitarren oder Drums erwartet, der wird erst mal enttäuscht. Nur das Solo von Schenker zeigt nochmals seine Bandbreite an Virtuosität und es klingt genau wie vor 50 Jahren. Im Stück geben sich dann Ronnie, Doogie White und Robin McAuley zusammen die Ehre und würdigen damit das Schaffen von Michael. Damit endet Immortal und hinterlässt ein mehr als nur gutes Gefühl. Mit dem Album dürfte er der musikalischen Unsterblichkeit sehr nahe gekommen sein. Etwas enttäuscht sein darf man doch – die Platte ist leider viel zu schnell zu Ende. Als Bonus gibt es bei der Erstauflage ein Konzert von Michael Schenkers Fest auf dem Bang Your Head. Die Platte kommt als Earbook, Digipack, und in diversen farbige Vinylausgaben auf den Markt.

Michael Schenker Group (MSG) – Immortal
Fazit
Ein würdiger Anwärter auf das Hard Rock Album des Jahres 2021 und ebenfalls wohl eines der besten Alben von Michael Schenker. Mit seinen Freunden und Mitstreitern liefert er ein pointiertes, virtuoses und berauschendes Album, bei dem der Grundsatz, dass er lebt, um zu spielen, vorbehaltlos unterschrieben werden kann. Aus der heimischen Küche vor 50 Jahren bis heute hat Michael Schenker eine stete Entwicklung durchlaufen. Sein Geheimnis? Er spielt einfach nur mit dem Herzen und natürlich der Gibson Flying V. Lohnenswert

Anspieltipps: Drilled To Kill, Sail The Darkness und Queen Of Thorns And Roses
Kay L.
9.7
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