Mono Inc. am 30.09.2023 beim Ravenblack-Tourabschluss in Lübeck

Ausverkauftes, emotionales Abschlusskonzert vor ihrer Haustür

Lübeck auf einem Samstag. Im nahen Fußballstadion ist die Hölle los. Wir aber steuern die Kulturwerft Gollan an. Es ruft das ausverkaufte Abschlusskonzert der Ravenblack-Tour von Mono Inc. Mono Inc., das sind Martin Engler am Mikrofon, Carl Fornia an der Gitarre, Val Perun seit 2022 am Bass und Katha Mia am Schlagzeug.

Florian Grey Lübeck 2023; Foto: Norbert Czybulka

Früh an der Kulturwerft angekommen, ist die Schlange vor dem Einlass schon um das Gebäude herum. Im Vorprogramm der letzten sechs Konzerte steht der Hamburger Florian Grey mit seiner Begleitband. Sie spielen ein Dark Rock/Pop-Gemisch. Seit 2016 in gleicher Besetzung stehen auch heute Von Marengo an der Gitarre, Yannik Bockelmann am Schlagzeug sowie Simon Zlotos an den Keyboards sowie dem Bass hinter dem Sänger und Namensgeber der Band. In einem 39-minütigen Auftritt weiß er nicht überall zu überzeugen. Seine gesangslastigen Popsongs kommen bei den Damen im Publikum deutlich besser an als bei Männern. Diese schauen oftmals gelangweilt in ihre Bierbecher. Mit den Gigs promoten die Vier ihr im September gerade erst erschienenes drittes Album Destroying Kingdoms. Sechs der zehn Songs stammen von dem neuen Album. Vielleicht liegt die kühle Stimmung auch daran, dass die Songs niemand kennt? So recht zündet das Programm jedenfalls nicht. Erst beim letzten Song Nothing Left To Love wird es rockiger und die Stimmung nimmt Fahrt auf.

Nach 20 Minuten Umbaupause ist es dann so weit. Der schwarze, undurchsichtige Vorhang gibt die Sicht auf die Bühne mit den seit April tourenden Monos ein letztes Mal frei. Katha Mia thront mit ihrem Schlagzeug weit über der Band.

Es soll ein emotionaler Abend werden. Schon der erste Song At The End Of The Rainbow steckt voller Emotionen. Mangelnde Liebe als Problem der Welt. Kontrastprogramm dann gleich mit dem nächsten Song. Louder Than Hell holt die Leute ab, die Halle brodelt sofort. Diese Songs machen den Erfolg von Mono Inc. aus. Es folgt A Vagabond’s Life, ein gefühlvoller und brillanter Song. Was folgt, ist eine lange Ansprache von Frontmann Martin Engler. Er bedankt sich bei den Fans für die Treue auf der Tour. Fast auf den Tag genau vor 15 Jahren war das letzte Konzert in Lübeck. Die damalige Location war das alternative TreibSand mit gerade einmal knapp 50 Zuschauern. Heute ist die Kulturwerft mit geschätzt 1.400 Zuschauern seit Wochen restlos ausverkauft.

Mono Inc. Lübeck 2023; Foto: Norbert Czybulka

Mit Princess Of The Night holen sie das Publikum wieder auf den Tanzboden zurück. Wem noch nicht warm ist, dem wird nun so richtig eingeheizt. Bei Arabia kommt die Feuershow zum ersten Mal zum Einsatz. Die Bühne taucht in stimmiges Licht, die überdimensionalen Flügel hinter Schlagzeugerin Katha Mia bewegen sich. Kathas glasklare Stimme begleitet den Song Where The Raven Flies. Besonders die Damen im Saal sind bei Revenge dann wieder mehr als zufrieden. Gefühlvoll bis zum Gitarrensolo von Martin Englers Bruder Carl Fornia. Es folgt der erste deutschsprachige Song Lieb Mich. Danach baut die Crew die Bühne um, Martin raucht auf der Bühne, spricht wieder lang mit dem Publikum. Es folgt ein Akustik-Set. Den Beginn macht das Mike Krüger Cover Mein Gott Walter in einer allerdings sehr kurzen Version. Dafür hingegen wird das Leonard Cohen Cover Hallelujah zusammen mit dem Publikum hinlänglich abgefeiert. Für das dritte Cover, Iggy Pops The Passenger, holt Martin Engler die Band wieder auf die Bühne. Es folgt eine hervorragende Interpretation des bereits 1977 erschienenen Songs.

Mono Inc. Lübeck 2023; Foto: Norbert Czybulka

Es folgt das Drumbattle, auf das ich mich schon den ganzen Abend freue. Kathas Schlagzeug wird speziell beleuchtet und zu Fluch Der Karibik beginnt das Battle mit den bekannten Ölfässern. Sehr zu meinem Leidwesen ist die Version heute im Vergleich zu meinen letzten besuchten Konzerten arg kurz. Flammenstöße heizen den ersten Reihen ordentlich ein. Es folgen Get Some Sleep, bei der Martin Engler die riesige Bandlogo-Flagge schwenkt und der erste „Hit“ der Monos Voices Of Doom. Es ist 21:23 Uhr und der offizielle erste Teil des Konzertes ist beendet.

Als erste Zugabe folgt Wiedersehen Woanders. Es ist ein von Martin Engler 2015 geschriebener Song, den er seinem Freund Joachim Witt überlassen hat. Wie er sagt, weil der Song zu gut ist, um nur in der Schublade zu versauern. Heute wird der Song in einem Lichtermeer der Zuschauer nur mit Klavier und Cello dargeboten. Eine sehr gefühlvolle Interpretation. Danach geht es dann endlich wieder rund. Welcome To Hell wird begleitet von zwei lampenschwingenden, todbringenden „Raben“ sowie Heartbeat Of The Dead. Songs, weswegen die meisten heute hier sind. Auch wenn die Band von der Bühne gegangen ist, verlässt noch immer niemand den Saal. Das Licht ist aus und erste Fans stimmen statt Zugabe-Rufen den Song an, auf den jeder in der alten Werkhalle wartet. Zu Children Of The Dark stimmt ausnahmslos jeder ein. Pünktlich zu 23:01 Uhr geht das Licht an und die Fans zumeist glückselig nach Hause.

Fazit: Wieder einmal ein rundum gelungener Abend. Es war mein neuntes Aufeinandertreffen mit Mono Inc. und ich hoffe, nicht das Letzte.