Moo)))n – Isoliiert

Nur eine Coverband?

Artist: Moo)))n

Herkunft: Aachen, Deutschland

Album: Isoliiert

Spiellänge: 31:47 Minuten

Genre: Drone Doom, Avantgarde Noise

Release: 06.09.2020

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/moonavantgarde/

Bandmitglieder:

Gitarre – Can E. Solo
Bassgitarre, Percussion und Bulb Horn – Šime

Tracklist:

  1. L’amour C’est La Mort
  2. La Mort C’est Amour

Nun bin ich mittlerweile schon seit ungefähr sieben Jahren in der Undergroundszene unterwegs und habe dabei so ungefähr +/- 700 Shows besucht, die überwiegend in Nordrhein-Westfalen stattgefunden haben. Ohne irgendeiner anderen Region in diesem schönen Bundesland nahetreten zu wollen, habe ich dabei schon seit Längerem das Gefühl, dass die Gegend um Aachen herum sich mit einer besonders vielfältigen Musikszene hervortut, deren Künstler mit ihren Werken definitiv nicht größere Massen ansprechen, sich auch nicht in irgendwelche Korsetts zwängen lassen wollen, sondern die halt einfach „anders“ sind. Das durfte ich auch wieder sowohl beim Aachener Online Festival 04/2020 als auch beim Vibes Against Gravity feststellen, das im Februar in Aachen stattfand. Dort hörte ich auch zum ersten Mal, was passiert, wenn sich Moo)))n für eine Performance – anders kann ich diesen Auftritt nicht nennen – mit anderen Musikern zusammentun. Ich habe mich des Öfteren dabei ertappt, dass ich meine Kamera vollkommen vergessen habe und staunend vor diesem Klangkonstrukt stand, das sich mit langen Widerhaken gegen sämtliche Einordnungsversuche wehrte.

Jetzt haben die Jungs von Moo)))n gleich zwei Alben veröffentlicht, die man auf der Bandcamp-Seite erwerben kann. Ich war so mutig, für beide Alben ein Review zuzusagen. So sitze ich jetzt also hier, noch die Bilder vom Vibes Against Gravity im Kopf, und fange mit dem Album Isoliiert an. Das wurde im August live im The Wild Rover in Aachen aufgenommen und die Sounddateien danach nicht mehr groß angefasst. Als Gitarrist ist übrigens Can sehr kurzfristig eingesprungen, da Fred, wie ja viele andere in diesen Zeiten auch, in Corona-Quarantäne war. Und da Moo)))n auf ihrer Bandcamp-Seite ja selbst schreiben „Maybe-Sunn O))) – maybe-not“, habe ich mir von denen dann direkt danach auch noch einige Songs gegeben (vom Album Life Metal aus 2019). Auf der „Maybe“-Seite können Moo)))n sich bei dem fast 22 Minuten langen L’Amour C’est La Mort durchaus mit dem Song Aurora von Sunn O))) messen lassen. Moo)))n bieten aber neben den sich regelmäßig wiederholenden, sehr monotonen Riffs, mit denen Sunn O))) hier hauptsächlich aufwarten, immer mal wieder feine Nuancen von Palm Mute-artigen Gitarrenklängen und Percussion, die sich aus dem wie Bodennebel wabernden Klangteppich emporarbeiten, um auch immer wieder darin zu versinken. Manche der höheren Töne, die wie von einem Oszilloskop erschaffen klingen, hören sich für mich an, wie die eines einsamen Wales, der die Ozeane auf der Suche nach Gesellschaft durchstreift. Auf was für Gedanken ich beim Hören dieser Musik kommen kann! 😀 Es gefällt mir aber tatsächlich von Minute zu Minute besser, und ich bin sehr auf das noch nicht mal halb so lange La Mort C’est Amour gespannt.

Da passiert dann während der knapp zehn Minuten tatsächlich mehr, als ich gedacht hätte. Und bereits nach einer knappen Minute schaffen es Moo)))n auch, so etwas wie einen Spannungsbogen aufzubauen. Den Pfad verfolgen sie aber nicht und mäandern weiter durch die ultralangsamen Klanglandschaften in den unteren Frequenzbereichen. Eigentlich hatte ich es mir in dieser Welt schon richtig behaglich eingerichtet, da werfen Moo)))n aber zur Hälfte des Songs plötzlich mit einem fast schon nervtötend hohen Fiepton ein wahrhaftiges Störgeräusch in den Ring. Auch das Geräusch, als ob die Gitarrensaiten nicht gezupft, sondern an ihnen gekratzt wird, ist kein angenehmes und erinnert mich an das Geräusch des Bohrers beim Zahnarzt. Tatsächlich gibt es aber auch zum Ende hin mal ein paar Sekunden lang richtig melodische Gitarrenklänge auf die Ohren, die aber, wie um alles Ad Absurdum zu führen, gleich mal wieder ordentlich verzerrt werden.

Auf YouTube sind Moo)))n nicht zu finden, darum hier der Link zur Bandcamp-Seite mit dem Album Isoliiert: https://moon-drone.bandcamp.com/album/isoliiert

Moo)))n – Isoliiert
Fazit
Wenn mich bislang jemand gefragt hat, ob es denn irgendwelche Metalgenres gibt, die ich nicht höre, habe ich immer Doom genannt. Dieses ultralangsame ist weder in der Musik noch im wahren Leben meins – zumindest war es bislang so. In der Ausrichtung, wie Moo)))n ihn zelebrieren, kann ich mich durchaus mit anfreunden. Von Rhythmus- und Tempowechseln, die sonst immer in meinen Reviews auftauchen, brauche ich hier gar nicht zu sprechen. Aber die beiden Songs erschaffen eine ganz eigene Stimmung, die nicht immer passt und für die man sich Zeit nehmen muss, der man sich dann aber nicht entziehen kann. Für das auch gerade veröffentlichte Album Für Zedka gibt's ja auch noch ein Review, ich werde mir aber auch die schon zitierten Sunn O))) noch weiter zu Gemüte führen, egal, ob Moo)))n sie nun covern oder nicht.

Anspieltipp: La Mort C'est Amour
Heike L.
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