Artist: Mortyfear
Herkunft: Seinäjoki, Finnland
Album: My Dystopia
Spiellänge: 38:38 Minuten
Genre: Industrial Black Metal, Melodic Death Metal, Thrash Metal
Release: 15.07.2021
Label: Inverse Records
Link: https://www.facebook.com/Mortyfear/
Bandmitglieder:
Gesang – Janne Keskitalo
Gitarre, Keyboard – Riku Metsä-Ketelä
Gitarre – Jorma Muhonen
Bassgitarre – Tapio Laitila
Schlagzeug – Ville Kivimäki
Tracklist:
- Circus Called Life
- Jester’s Downfall
- Black Noise
- Plastic World
- Spoiled
- Misfortunate Phoenix
- Delete
- Dark Waters
Der Weg von Mortyfear begann im Jahr 1999 noch unter dem Gründungsnamen Mortifier, den sie nach nur einem Jahr wieder ablegten. Zugegeben, Mortyfear klingt ja auch einfach cooler. Die Industrial Black Metal Formation stammt aus Seinäjoki, einer Stadt im Westen des Landes (ca. 64.000 Einwohner). Bis 2004 entstanden vier Demoalben. Ein Jahr später veröffentlichten sie das Split-Album Mortyfear / Achren. Bevor das überfällige Debütalbum God’s Skin 2006 endlich an den Start gehen konnte, schoben Mortyfear noch Demoalbum Nummer fünf dazwischen. Danach wurde es rund 15 Jahre still um die Band. 2020 fanden die Herren zurück ins Tonstudio und nahmen die ersten Singles Delete (2020), Plastic World (2020) und Misfortunate Phoenix (2021) auf, die auch auf dem kommenden Album My Distopia zu hören sind. Am 15. Juli 2021 erscheint endlich das langersehnte zweite Langeisen der Finnen. Die insgesamt acht Songs entstanden in den Finnvox Studios. Keyboarder Riku Metsä-Ketelä stand dabei hinter dem Mischpult, Svante Forsbäck (Apocalyptica, Amorphis) sorgte für das Mastering. Das düstere als auch melancholische Coverartwork entstammt der Feder von Roni Ärling in Zusammenarbeit mit Tuomas Rytkönen.
Der brachiale Sound dieser nordischen Band ist eine Mischung aus beklemmender Härte, fesselnden Melodien und unheimlicher Kinoatmosphäre. Das ist der Stoff, aus dem Albträume entspringen. Sämtliche Songs von My Dystopia klingen gleichermaßen einzigartig als auch anspruchsvoll. Zeitweise werden die Gehörgänge allerdings recht ausgiebig strapaziert.
Der Opener Circus Called Life startet sogleich mit schaurig schiefen Klängen, bei denen man den fiesen Clown Pennywise aus dem Horrorstreifen Es in einem Gully lauernd erwartet – Gänsehaut vom ersten Moment an. Willkommen im Zirkus des Grauens! Brutal und brachial setzt sich der begonnene Albtraum fort. Janne Keskitalos Gesang variiert von tiefem Growling bis hin zu wahnsinnigem Gekreische, zeitweise im Kontrast mit weiblichen Stimmen. Das Instrumentalspektrum reicht von druckvollen Gitarrenlinien über gefühlvolle Pianoparts und heftig schrägen Trötenklängen, die ich nicht definieren kann. Dieser Song ist schon mal nichts für schwache Nerven! Bei Jester’s Downfall geht es düster und druckvoll zur Sache, dazu eindringliche Töne eines Kardiomonitors. Der dumpfe Klang von einem schlagenden Herzen lässt das Kopfkino in Richtung Intensivstation einer Horrorklinik steuern. Danach setzt eine betäubend wirkende Phase ein, als wäre einem ein starkes Narkotikum verabreicht worden. Der doomige Sound wirkt stark hypnotisierend. Man möchte dem bösen Albtraum irgendwie entkommen, jedoch geht die Reise weiter ins Verderben. Plastic World schlägt jetzt eine etwas andere Richtung ein. Zu Beginn geht es wieder mit brachialem Growling los, wechselt dann ab Songmitte in melancholische Gefilde. Der sanfte Klargesang erinnert mich entfernt an Ville Valo von Him. Hier kommt man richtig runter, kann einen Gang zurückschalten. Spoiled startet danach mit einem stimmungsvollen Klavierintro. Nach etwas mehr als einer halben Minute werden die Gehörgänge von einer wuchtigen Soundwelle geflutet. Das Riffing geht dabei direkt in die Nackenmuskulatur. Dieser fesselnde Track läuft ruhig und entspannt aus, endet allerdings abrupt und startet direkt mit dem Nachfolger Misfortunate Phoenix. Diabolische Klänge, mit Elektrosounds unterlegt, sorgen wieder für Gänsehautmomente. Delete schlägt dann wieder schroffere Gitarrenläufe an, verbleibt jedoch bei der bitterbösen Abgrundstimmung. Druckvolles Drumming verleiht dem Ganzen noch mehr Wucht. Die bleischwere Melodie am Ende des Songs lähmt das Hirn nahezu komplett, hier ist der Name Programm. Schlusslicht Dark Waters zeigt noch einmal die diabolische Fratze des Bösen, versetzt mit einem guten Schuss aufbrausender Djent-Einlagen sowie gefühlvollen Doom-Passagen. Bei den flüsternden Sprechparts hat man das Gefühl, als ob der durchgeknallte Gollum aus Herr Der Ringe in direkter Nähe herumgeistert und dabei ein Selbstgespräch führt.
Eine dunkle Reise geht zu Ende, an Spannung und Abwechslung mangelt es schon mal nicht.
Format: Digital Album
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