Night In Gales – The Black Stream

Nordrheinische Göteborg Schüler mit Bestnoten

Artist: Night In Gales

Herkunft: Deutschland

Album: The Black Stream

Spiellänge:  44:57 Minuten

Genre: Melodischer Death Metal

Release: 29.09.23

Label: Apostasy Records

Link: https://nightingalesmerch

Bandmitglieder:

Gesang – Christian Müller
Gitarre – Frank Basten
Gitarre – Jens Basten
Bassgitarre – Tobias Bruchmann
Schlagzeug – Adriano Ricci

Tracklist:

1. Tears Of Blood
2. Gone Forever
3. Transition To Doom
4. Final Place
5. Laughter Of Madness
6. The Black Stream
7. The Consciousless
8. Return To Chaos
9. Carved Into Souls
10. The Eternal Fall
11. The Surface

Diese Jungs aus NRW beglücken die Death Metal Fans auch schon seit 1995. Der Weg war vielleicht doch ein wenig steiniger als geplant. Bis 2001 hat man vier Alben herausgebracht und alles lief. Dann kam irgendwie ein Bruch in die Geschichte. An der Position der Drums gab es einige Wechsel und auch so hakte es ein wenig. Im Jahre 2011 kam dann endlich Album Nummer fünf, aber auch danach kehrte irgendwie keine richtige Ruhe ein. Dieses Gefühl hat man zumindest als Außenstehender. Seit 2016 ist der Originalsänger Christian Müller wieder im Boot und es folgten bis 2020 zwei weitere Alben. Dann kam Corona und nun knallt man den geneigten Fan Album Nummer acht um den Latz. Aber 2024 will man dann auch wieder live angreifen.

In der heutigen Zeit kann man sich ja kaum noch auf was verlassen. Klar. Suffocation und Cannibal Corpse machen das, was sie eben machen, aber viele Bands verlassen den alten Weg und bauen neue Stilmittel mit ein. Das ist natürlich auch gut und richtig und jeder Musiker muss den Weg gehen, den er eben gehen muss, gar keine Frage, aber ich als alter Hase freue mich eben, wenn ich Alte-Hasen-Musik höre, mich auf Bands verlassen kann, sie ihrem Stil treu bleiben und trotzdem eine Weiterentwicklung hör- und spürbar ist.

Diese kleine Einleitung führt mich zwangsläufig eben zu Night In Gales und ihrem achten Album.

Der Opener Tears Of Blood zeigt uns gleich, wohin die Reise geht. Nach einer kleinen krachenden Eruption zu Beginn geht es zügig und melodisch zur Sache. Und man bekommt eben das, was man erwartet. Eine sehr geile Melodie setzt sich fest, die Drums ballern ordentlich und die Welt ist in Ordnung. Genau so habe ich mir den Anfang gewünscht. Dann nimmt man das Tempo ein wenig heraus und zaubert eine hervorragende Melodie aus dem Hut. Hier werden Erinnerungen wach an die Neunziger, als der melodische Death Metal noch aggressiv und intensiv war. Die Stimme von Altsänger Christian ist sehr mitreißend und passend und der Song lebt von emotionalen Geschichten. Sehr fett. Man bleibt immer irgendwie hart, hat aber eben diese gefühlsmäßige Ebene. Am Ende groovt man druckvoll und hat natürlich ein melodisches Lead am Start. Sehr fetter Einstieg, der sofort hängen bleibt.

Melodischer und etwas ruhiger klingt der Anfang von Gone Forever, aber dieses ändert sich nach kurzer Zeit. Das Tempo wird kurz angezogen, bis es dann zu einem Break kommt. Ein fantastisches, melancholisches Riff folgt und man merkt, dass die beiden Brüder Frank und Jens nicht erst seit gestern Gitarre spielen und dass sie eben diese Musikrichtung für sich entdeckt haben. Sehr stimmungsvoll. Aber auch hier wechselt man das Tempo, bleibt allerdings eher in midtempolastigen Gefilden. Das Solo ist einfach nur geil und mitreißend. Dem kann man sich nicht entziehen und dann wird noch einmal zur kurzen Attacke geblasen, bevor man dann den Song ausfädelt. Tja, wie gesagt, man bekommt auf dem Teller das serviert, was man bestellt hat. Diese fünf Köche verstehen ihr Handwerk und lassenden die bangenden Esser dran teilnehmen.

Bösartiger Gesang und ein In Flames lastiges Riff bestimmen den Anfang von Transition To Doom und die Bösartigkeit nimmt wieder ihren Lauf. Gerade diese melodischen Leads haben es in sich. Klar, ist das Ganze nicht neu oder einzigartig, aber das habe ich auch nicht erwartet oder verlangt. Trotzdem muss man das Songwriting so gestalten, dass die Geschichten, die musikalisch erzählt werden, interessant bleiben und dieses können die Jungens einfach. Auch hier glänzt man wieder mit einer stimmungsvollen Gitarrenarbeit, druckvoller Bassarbeit, treibenden Drums und aggressiven Vocals. Das Zuhören macht einfach nur Spaß und die Freude nimmt ihren Lauf. Ich bin ja eher ein Freund der schnelleren Töne, aber die alte Göteborgschule fand ich schon immer geil. Der Song ist kurz und knackig, so wie ich es mag.

Schnell und aggressiv geht man dann bei dem Song Final Place zur Sache und schon werden meine Kopfbewegungen schneller. Solche Anfänge ohne Kompromisse, ohne Wenn und Aber mag ich einfach. Dem kann ich mich kaum entziehen. Hier geht es zur Sache. Natürlich dürfen die melodischen Elemente nicht fehlen und man verschleppt auch mal das Tempo, aber hier liegt definitiv das Augenmerk auf der Brutalität des Death Metals. Und wer mag das nicht, hehe. Okay, da wird es da draußen wohl einige geben. Ich gehöre nicht dazu.

Wer auf cleane Momente und reine Emotionen abfährt, der sollte sich den Song The Black Stream anhören. Sehr einfühlsam. Nach circa zwei Minuten wendet sich aber das Blatt und die Gitarren setzen ein und dann geht die Post ab. Sänger Christian stört die Totenruhe und man macht wieder das, was man am besten kann. Melodien und Death Metal zu einer Einheit formen.

Mit The Surface lässt man am Ende noch einmal die Abrissbirne schwingen und walzt schon bedrohlich und brutal herum. Macht einfach Laune. Diese langgezogene Melodie, die dann einfach niedergeballert wird, ist gnadenlos und der Gesang gibt einem dann, positiv gesehen, den Rest.

Melodischer Death Metal der Neunziger, transportiert in die Neuzeit, wie man ihn kaum noch von den Erfindern hört. Geil!

Night In Gales – The Black Stream
Fazit
Wo Night In Gales draufsteht, ist auch Night In Gales drin. Fertig! Göteborgschule, ausgelebt in Nordrhein-Westfalen. Herrlich. Eigentlich muss man da nicht mehr viel zu schreiben. Wer auf melodischen Death Metal ohne Schnickschnack abfährt, ist hier aber so was von richtig. Freunde von alten In Flames, Dark Tranquillity, Gates Of Ishtar oder At The Gates können The Black Stream blind kaufen!

Anspieltipps: Tears Of Blood und Final Place
Michael E.
9
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