“Nicht immer nur saufen, saufen“
Artist: Onkel Tom
Herkunft: Gelsenkirchen, Deutschland
Album: Bier Ernst
Spiellänge: 74:29 Minuten
Genre: Heavy Metal, Thrash Metal, Hard Rock
Release: 28. September 2018
Label: SPV/Steamhammer
Link: http://www.onkeltomband.de/release/bier-ernst/
Produktion: Rambado Recordings von Corny Rambado
Bandmitglieder:
Gesang – Tom Angelripper
Gitarre – Klaus Nicodem
Gitarre – Celly
Bassgitarre – Mark
Schlagzeug – Corny
Tracklist:
Bier (CD I)
- Ich steh‘ an der Bar und ich habe kein Geld
- Flasche zu Flasche
- Wir trinken wenig
- Bier, Bier, Bier ist die Seele vom Klavier
- Durst ist schlimmer als Heimweh
- Hätten wir lieber das Geld vergraben
- Was sind wir Männer doch für’n lustiger Verein
- Jacky Cola
- Durst wird doch durch Bier erst schön
- Trunkenbold
- Bier, Bier, Bier
- Prost
Ernst (CD II)
- Ich finde nur Metal geil
- Todgeweiht
- Ich muss hier raus
- Egal
- Von Arschlöchern für Arschlöcher
- Zwischen Emscher & Lippe
- Auf dünnem Eis
- Das blaube Buch des Lebens
- Polizisten
Vier Jahre nach der letzten Platte H.E.L.D. kehren Onkel Tom 2018 mit ihrer neuen Platte Bier Ernst zurück. Wie der Titel schon vermuten lässt, schlagen in der Platte zwei Herzen. Frontmann, Mastermind und Songwriter Tom Angelripper hat sich ein schönes Konzept ausgedacht: auf CD 1, die auf den Namen Bier hört, fröhnt die Band weiterhin dem Alkohol mit all seinen Facetten. CD 2 hört auf den Namen Ernstund befasst sich mit tiefgründigen Themen und zeigt sich gesellschaftskritisch. Dieser Schritt ist gewissermaßen die logische Konsequenz der Entwicklung der Band in den letzten Jahren: während die ersten vier Alben der Band noch von Liedern über den Alkoholkonsum geprägt sind, finden sich auf den letzten beiden Releases immer mehr Songs, die sich auch mit anderen Themen befassen. Was sich auf Nunc Est Bibendum (2011) und H.E.L.D. (2014) noch bunt vermischt hat, ist nun lediglich klar getrennt – der Hörer kann sich also je nach Stimmungslage für eine der beiden CDs entscheiden.
Nicht nur inhaltlich zeigen die beiden CDs ein unterschiedliches Gesicht, auch musikalisch weisen die Songs klare Unterschiede auf. Während Bier von Folk- und Schlager-Elementen geprägt ist, die in den meisten Fällen in Hochgeschwindigkeit und mit der passenden Instrumentalisierung auf rockig getrimmt werden, zeigt sich Ernst deutlich heavier. Hier findet man vor Allem Thrash-Metal-Elemente, aber auch langsame und dunklere Stücke wie Von Arschlöchern für Arschlöcher oder Zwischen Emscher & Lippe.
Songwriting-technisch machen Onkel Tom ebenfalls einen Schritt nach vorne, die ‚harten‘ Parts wirken immer anspruchsvoller (Ich finde nur Metal geil), die Folk-Parts arbeiten zudem vermehrt mit Metal-untypischer Instrumentalisierung (Flasche zu Flasche oder Hätten wir lieber das Geld vergraben).
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So sehr die beiden Teile des Albums sich auch unterscheiden, sollte man nicht dem Trugschluss verfallen, dass auf Bier nur leichte Kost und gedanklicher Mist zu finden sind und die Texte auf Ernst tiefgründig und bedeutungsvoll sind. Auf Bier finden sich unzählige Anspielungen, humorvolle Anekdoten und weitere charmante Gimmicks. So findet man bei jedem Hören etwas neues und das verleiht jedem Durchlauf einen gewissen Reiz. Auf Ernst merkt man bei vielen Songs, dass Tom Angelripper sich gerne gesellschaftskritisch zeigt, viele Aussagen aber nicht wirklich zu Ende gedacht sind. Um mal ein paar kleine Schmankerl von Bier zu erwähnen: „Doch was braucht mein altes Klavier seit 1904?“ (Bier, Bier, Bier heißt die Seele vom Klaiver), jeder Buchstabe des Albumtitels auf dem Cover ist im Stil eines Logos einiger der größten Metal und Rock Bands dargestellt (Black Sabbath, KIss, MotörhEad, IRon Maiden, SlayEr, OveRkill, CaNnibal Corpse, Sodom, Judas PriesT) und der zwölfte und letzte Song Prost ist genau 1:11 lang.
Im Gegensatz dazu fragt man sich auch nach vielfachem Hören noch immer, was Polizisten einem eigentlich sagen soll – von der Falco-artigen Vertonung mal ganz zu schweigen.