Oomph! – Richter Und Henker

Mit neuem Frontmann Vollgas voraus

Artist: Oomph!

Herkunft: Braunschweig, Deutschland

Album: Richter Und Henker

Spiellänge: 55:17 Minuten

Genre: Neue Deutsche Härte

Release: 08.09.2023

Label: Napalm Records

Link: www.oomph.de

Bandmitglieder:

Gesang – Der Schulz
Gitarre, Sampling – Robert Flux
Gitarre, Keyboard – Crap

Tracklist:

  1. Wem Die Stunde Schlägt
  2. Richter Und Henker
  3. Soll Das Liebe Sein
  4. Nur Ein Mensch
  5. Schrei Nur Schrei
  6. Nichts Wird Mehr Gut
  7. Sag Jetzt Einfach Nichts
  8. Es Ist Nichts, Wie Es Scheint
  9. Wo Die Angst Gewinnt
  10. All Die Jahre
  11. Wut
  12. Ein Kleines Bisschen Glück

Oomph! schauen auf etliche Jahre Bandgeschichte zurück und schlagen nun ein neues Kapitel auf. Am 08.09.23 erschien mit Richter Und Henker das erste Album mit Frontmann Der Schulz, den viele vielleicht von Unzucht kennen. Fast eine Stunde Spielzeit, verpackt in 12 Songs ist heutzutage schon wirklich viel und ich bin gespannt, wie die neuen Einflüsse der Band zu Gesicht stehen.

Wem Die Stunde Schlägt eröffnet das Album kraftvoll mit elektronischen Elementen und natürlich hört es sich anders an, aber nicht schlecht. Vorher war immer so ein spezieller Wahnsinn in der Stimme und das Schlimmste wäre zu versuchen, das zu kopieren. Passiert hier zum Glück gar nicht. Der Schulz ist deutlich melodiöser unterwegs und ich finde es tatsächlich etwas abwechslungsreicher, wenn dadurch auch nicht ganz so düster. Richter Und Henker als titelgebender Song folgt und der Wechsel zwischen eindringlichem Gesang, ruhigen und schnellen Parts, Chor, Marschieren und dann wieder Vollgas gefällt mir gut, lenkt durch die Vielschichtigkeit tatsächlich aber etwas vom Text ab.

Ganz anders bei Soll Das Liebe Sein. Hier stehen die Lyrics klar im Vordergrund. In den Strophen holt es mich nicht ganz so ab, aber die Refrain-Parts finde ich super. Auch in diesem Stück finden sich einige elektronische Momente, die aber nicht überhandnehmen. Der Anti-Kriegs-Song Nur Ein Mensch beginnt, und ich bin zunächst gedanklich bei 80er-Pop, was aber schnell endet, als der Sound etwas derber wird und der anklagende Gesang beginnt. Wichtiges Thema, aber irgendwie schwermütig lasse ich den Song hinter mir und finde mich dann auch schon mitten in Schrei Nur Schrei wieder. Der nächste Track, der irgendwie ungemütlich und gruselig rüberkommt. Was ich vorhin noch an Wahnsinn in der Stimme vermisste, findet sich hier in den Texten und dem Sound wieder.

Der Titel Nichts Wird Mehr Gut lässt nun auch kein fröhliches Liedchen erwarten und genauso ist es. Zwar ist der instrumentale Teil etwas freundlicher, aber die Tragik im Text lässt mich auch hier nicht wirklich los. Damit haben wir die erste Hälfte hinter uns und mit Sag Jetzt Einfach Nichts geht es etwas weniger düster weiter. Für meine Stimmung ist das jetzt auch nötig. Bei all den schweren Themen ist es jetzt Zeit, mal eins etwas luftiger zu verpacken. Textlich immer noch mehr in Richtung Dramatik als Frohsinn, aber es ist deutlich tanzbarer und drückt nicht so.

Es Ist Nichts, Wie Es Scheint ist wieder toll abwechslungsreich. Vom starren Gesang zum Melodiösen, von ruhigen Parts zu brachialem Sound und wieder zurück. Wo Die Angst Gewinnt gefällt mir direkt gut, etwas überrumpelt bin ich von dem fast musicalistischen Refrain. Oomph! schaffen es, in jeden ihrer Songs etwas Besonderes zu packen und erhalten definitiv einen Zusatzpunkt für Abwechslung. All Die Jahre hat dann tatsächlich das Potenzial, mein Lieblingssong des Albums zu sein, allerdings wird er mir nach zwei Minuten kurz zu langweilig. Zum Glück kommt dann ein Ausbruch, der das Ruder noch mal rumreißt. Bei Wut unterstützt Joachim Witt und der Elektro-Anteil wird noch mal hochgeschraubt. Und dann sind wir auch schon beim letzten Stück, das mit fast sieben Minuten der längste Track auf dem Album ist. Ein Kleines Bisschen Glück beginnt ruhig und ist sehr auf den Gesang reduziert. Trotzdem kommt es kraftvoll rüber und gefällt mir richtig gut.

Oomph! – Richter Und Henker
Fazit
Wer eine Band mit neuem Sänger besetzt, steht sicherlich vor der Frage, wie man einen solchen Wechsel am besten angeht. Oomph! haben sich hier in vielen Richtungen ausprobiert, ohne krampfhaft Vorangegangenes festhalten zu wollen. Das Album gefällt mir, auch wenn es auf mich im Mittelteil etwas zu depressiv wirkt. Ich bin sehr gespannt, wie es mit der Band weitergeht und vor allem auch darauf, wie sie die Songs live rüberbringen werden.

Anspieltipps: Wut, Ein Kleines Bisschen Glück und Wem Die Stunde Schlägt
Alex D.
7.5
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7.5
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