¡Pendejo! am 11.05.2019 auf exklusiver Headliner Club Show in der Kreativfabrik Wiesbaden / Support Gosolow

Go so high with ¡Pendejo!

Bands: ¡Pendejo!, Gosolow

Ort: Kreativfabrik Wiesbaden, Murnaustraße 2, 65189 Wiesbaden

Datum: 11.05.2019

Kosten: 10 € AK

Genre: Progressiv Stoner, Stoner, Heavy Rock, Stoner Doom

Besucher: ca. 50 Besucher

Veranstalter: Kreativfabrik Wiesbaden

Link: https://www.facebook.com/events/756273914754609/

Setlisten

Gosolow
1. NerDing
2.Überholspur
3. Fat Deathtist
4. Bjorking
5. Maynerd
6. Mosaik
7. Dragster
8. Floppy Weener
9. Dübel
10. 19
11.Kintobor

¡Pendejo!
1. Timon Holandes
2. Flotadores
3. Dos
4. Bulla
5. Facista
6. 47
7. La Vagancia
8. El Rutger
9. Espejo
10. Hacia La Luz
11. El Verana Del 96
12. Arrecho Vengo
13. Don Gernan

Heute folge ich der Einladung von ¡Pendejo!. Die niederländischen Ausnahmestoner habe ich letztes Jahr als Support von Rotor im Kesselhaus, gleich gegenüber der Kreativfabrik persönlich kennengelernt, nachdem ich zuvor ihr Album Sin Vergüenza rezensiert hatte. Dieser geniale Auftritt aus dem letzten Jahr ist mir noch sehr gut in Erinnerung, daher freue ich mich besonders, sie heute Abend in einer Headlinershow mit längerer Setlist zu sehen.

Zusammen mit meiner Frau, der ich die ganze Zeit von ¡Pendejo! vorgeschwärmt habe, fahre ich nach Wiesbaden. Vorher habe ich noch von Axl, dem Gitarristen und Sänger der Wiesbadener Stoner Animal Bizarre erfahren, dass er auch da ist. Das wäre natürlich auch eine Nummer, Animal Bizarre, deren vor Kurzem veröffentlichte EP ich ebenfalls rezensiert habe (hier geht es zum Review) zusammen mit ¡Pendejo! zu sehen. Ist aber nicht, dafür supporten heute Abend die mir bisher unbekannten Gosolow aus Frankfurt.

Früh genug sind wir in Wiesbaden, trinken vorher noch etwas im 60/40 und gehen kurz vor dem eigentlich geplanten Beginn des Konzertes rüber zur Kreaktivfabrik. Dort treffe ich am Eingang bereits Axl und wir begrüßen uns. Paddy, der Bassist von Animal Bizarre ist ebenfalls anwesend. Drummerin Jenny treffe ich später unten in der Venue.

Es ist noch recht wenig los, dafür dass es gleich losgehen soll. Der Beginn verzögert sich dann noch etwas, vielleicht will man noch darauf warten, dass ein wenig mehr Fans vorbeikommen. Vereinzelt trudeln noch einige ein, es bleibt jedoch mehr als übersichtlich. Das ist extrem schade, denn wir erleben heute ein extrem gutes Konzert. Da dürften sich doch wohl einige ärgern, da auch der Eintrittspreis für den heutigen Abend mit 10 Euro für zwei hervorragende Bands extrem niedrig gehalten ist.

Mit ca. einer halbstündigen Verspätung eröffnen Gosolow den heutigen Abend. Wie bereits erwähnt, sind mir Gosolow bis zum heutigen Abend völlig unbekannt. Das macht jedoch überhaupt nichts, da ich durchaus für Überraschungen jeglicher Art offen bin. Die drei Jungs Moritz (Drums), Fabi (Bass) und Lutz (Gitarre) überraschen mich dann doch tatsächlich, denn mit solch einem Support hätte ich am heutigen Abend gar nicht gerechnet, schließlich bin ich ja wegen ¡Pendejo! hier. Zunächst habe ich relativ spät erfahren, dass es überhaupt einen Support gibt, dann habe ich gedacht: Naja lass die einfach mal ein halbes Stündchen spielen. Wenn die erträglich sind, dann ist es ja ok.

 

Was heißt hier erträglich. Ich bin diese Woche Montag gerade vom Desertfest Berlin zurückgekommen und habe 30 superbe Stoner erleben können und bin daher in meinem Gehör noch auf hohem Level verwöhnt. Was soll ich sagen!? Die Jungs verwöhnen meine Ohren hier doch glatt weiter. Das Desertfest Berlin ist noch gar nicht mal mehr so weit weg. Die Jungs haben es wirklich drauf. Von den ersten Tönen an wird klar, dass die heute hier eine tolle Nummer liefern. Reiner instrumental Stoner/Heavy Rock ist angesagt. Riffbetont jagen sie eine tolle Nummer nach der anderen raus. Jetzt würde ich gerne sagen: Das und das von ihrer Veröffentlichung so und so. Das kann ich leider nicht, denn es gibt noch keine Veröffentlichung von ihnen. Das sollten sie doch mal schleunigst tun, denn nicht nur ich hätte am heutigen Abend was von dem Trio mitgenommen.

 

Die drei Jungs spielen bereits seit 2011, zunächst unter anderem Namen, mit zwei weiteren Musiker zusammen und machen Stoner und Heavy Rock. Zunächst noch mit einem Sänger, gestaltete es sich für den Rest der Gruppe schwierig einen neuen Sänger zu integrieren. So entwickelte sich die Band zu einem reinen instrumentalen Stoner/Heavy Rock Geflecht, das dann 2017 zu dem wurde, was es jetzt ist: Gosolow.

Gosolow setzt sich aus den drei Wörtern Go so low zusammen. Dies ist laut Aussage der Band sinnbildlich für das Bandlayout zu verstehen. Davon waren auch ihre ersten Gigs geprägt, welche auf fahrenden Wagen, Hauspartys, sowie vor allem in der ruralen und urbanen Wildnis stattgefunden haben. Dies ganz in der Nachfolge ihrer Vorbilder in den berühmt berüchtigten Gigs im Desert Valley. Somit kann man sie irgendwie in die Kategorie Urstoner hinstellen und das Valley in das Rhein-Main Gebiet verlegen.

 

Gosolow sind in ihrer heutigen Performance überhaupt nicht low, eher das Gegenteil: very high. Den Anwesenden hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen.

In der Pause treffe ich Menno, den Posaunisten von ¡Pendejo!. Wir freuen uns, uns wieder zu sehen. Der Umbau ist auch recht kurz und dann gehen die außergewöhnlichen niederländischen Stoner schon ab wie ein Zäpfchen. Von der doch recht niedrigen Anzahl an Fans hier lassen sie sich überhaupt nicht beeindrucken. Da ist direkt Kommunikation zu den Fans da.

¡Pendejo! kommen auf die Bühne. Los geht es mit El Timon Holandes vom neuen Album Sin Vergüenza. Gitarren erklingen, dann setzt die Posaune ein. Frontmann El Pastuso stimmt mit der Trompete ein. Das kenne ich noch von ihrem Gig letztes Jahr im Kesselhaus. Der Sound hier in der Kreativfabrik ist richtig gut abgemischt. Heavy Rock mit zwei Blasinstrumenten. Die Fans, die hier sind, wissen genau, was sie von ¡Pendejo! erwarten können. Und ¡Pendejo! liefern. Nach diesem Instrumentalsong geht es mit Flotadores noch etwas heavier weiter. Jetzt erschallt die Stimme von El Pastuso. Was hat der für ein Organ. Das muss er auch haben, denn das muss eine Menge Luft kosten, das Wechselspiel zwischen Stimme und Trompete. Die Stimme ist ja nicht einfach hingehaucht, sondern er rotzt seine spanischen Texte einfach nur so raus.

 

Dabei wird sich überwiegend der Vulgärsprache bedient. Man versteht zwar nichts, aber weiß gleich was gemeint ist. Nach Dos kommt das berüchtigte Bulla vom neuen Album Sin Vergüenza. Der Song hat irgendwie etwas doomiges. Trompete und Posaune reißen das Ding ungeheuer nach unten, bis der Song sich wieder mit aller Macht durch die Stimme nach oben zieht. Wahnsinn, wie kann man so was Irres überhaupt hinbekommen? Jeder, der ¡Pendejo! noch nicht gesehen oder gehört hat, sollte sich das Video zu Bulla einmal ansehen, dann wisst ihr, wie irre das ist, was ¡Pendejo! machen.

Hier hätte ich mir ein volles Haus gewünscht und eine Menge, die von El Pastuso aufgestachelt wird. Das ist aufgrund der Anzahl der Fans heute leider nicht, aber wir haben trotzdem ein Menge Spaß. Wer da nicht mitgeht, hat kein Blut im Körper!!!

 

¡Pendejo! haben nicht nur Songs ihres neuen Albums Sin Vergüenza heute Abend auf der Setlist, sondern auch einige Songs der Vorgängeralben Cantos A La Vida und Atacames. Live empfinde ich die Songs noch einmal um einiges roher und rauer. Irgendwie ohne Scham (so die Übersetzung des Albumtitels Sin Vergüenza).

Besonders im Blickpunkt sind natürlich die beiden Bläser der Band. Bram (El Pastuso) benutzt bei seiner Performance beide Mikros. Sowohl das, was vor ihm steht, als auch das Mikro, welches an dem Trichter der Trompete befestigt ist. Je nachdem, wie er die Stimme einzusetzen hat. Er und die gesamte Band sind voller Energie.
Menno, der Posaunist ist erst seit dem neuen Album dabei. Aus meiner Sicht noch einmal eine Bereicherung für die Band. Das Quintett harmoniert auf der ganzen Linie und bietet uns einen tollen Gig, der mit Don Gernan, dem Opener von Sin Vergüenza endet.

 

Ich treffe die Jungs nach dem Gig noch einmal und sage ihnen, dass ich es bedauere, dass die Bude heute hier nicht voll ist. Menno meint, dass man da nichts machen kann. Ganz verstehen können die Jungs das auch nicht, denn in der Kombination mit Rotor letztes Jahr war die Hütte nebenan im Kesselhaus nahezu voll. Aber ändern können wir es nicht!

 

Fazit: Toller Abend mit ¡Pendejo!, die mich wieder einmal richtig mit ihrem außergewöhnlichen Spiel fasziniert haben. Zudem habe ich mit Gosolow erneut einen ungeschliffenen Diamanten entdeckt, der mich ebenfalls beeindruckt hat. Ich hoffe beide Bands bald wieder zu sehen. ¡Pendejo! wird man auf jeden Fall im Herbst hier in Deutschland auf Tour wieder bestaunen können. Ich hoffe, dass bis dahin einige mitbekommen haben, was sie am heutigen Abend hier verpasst haben.