“Spring Tour 2018 – All We Expected und Mantis & Support am 31.03.2018 im De Onderbroek, NL-Nijmegen“
Eventname: Spring Tour 2018
Bands: Night Owl, All We Expected, Mantis
Ort: De Onderbroek, NL-Nijmegen
Datum: 31.03.2018
Genre: Post Rock, Post Metal, Alternative Rock, Noise Rock
Besucher: ca. 50 Besucher
Veranstalter: D&ESR (https://www.facebook.com/DutchEuropeanStoneRock/)
Link: https://www.facebook.com/events/1538008286284107/
Wenn zwei belgische Bands es geschafft haben, ihre Debütalben zu veröffentlichen, wollen sie das natürlich auch feiern. So haben also All We Expected und Mantis dafür die Spring Tour 2018 auf die Beine gestellt, die insgesamt zehn Shows umfasst und die Jungs ordentlich auf Trab halten wird, die Orte sind nämlich über alle Himmelsrichtungen verteilt. Zweiter Termin im Tourplan ist Nijmegen, und als ich superpünktlich am De Onderbroek eintreffe, ergattere ich sogar einen Parkplatz direkt vor der Tür. Die ist noch verschlossen, aber erfreulicherweise findet der Einlass weit vor der angekündigten Zeit statt, so dass ich noch den Soundcheck der lokalen Supportband mitbekomme.
Die heißt Night Owl und hat auf ihrer Facebook-Seite als Genre „Post Wave“ angegeben. Da muss ich doch vor der Show gleich mal den Jungen, der neben der Gitarre auch für den hin und wieder mal anstehenden Gesang zuständig ist, fragen, wie man das denn gemeint habe. Dass er zunächst mal grinsen muss, hatte ich mir schon gedacht. Dann erzählt er mir, dass irgendwann mal ein guter Bekannter, der die Musik gehört habe, meinte, dass das ja wie Post Wave klingen würde. So habe man das halt übernommen, wobei man das Ganze nicht so ernst nehmen solle. Die Bezeichnung wäre doch schlussendlich egal und würde die Erwartungshaltung ja vielleicht in eine falsche Ecke schieben. Recht hat er, aber so, wie Night Owl den Post Rock, was es schlussendlich irgendwie ist, spielen, habe ich ihn noch nicht gehört. Immer mit sehr viel Rhythmus, überwiegend im gehobenen Midtempo – Ambient ist hier wenig – und fast schon tanzbar sind die Songs von Night Owl. Streckenweise erinnert mich das Gitarrenspiel ein wenig an Muse, aber das sind nur flüchtige Eindrücke, die genau so schnell verfliegen, wie sie aufkommen. Viele Worte machen die Jungs nicht, ab und zu mal ein „Danke“ (natürlich auf Holländisch), und die nächste Songperle wird auf die Schnur gefädelt. Eine Perlenkette wird nicht draus, nur etwas über eine halbe Stunde dauert der Auftritt von Night Owl, und der ist sehr unterhaltsam.
Noch während Night Owl ab- und All We Expected aufbauen, komme ich dann mit den Jungs von Mantis ins Gespräch. Die sind ein wenig überrascht, dass ich All We Expected noch nicht kenne, bereiten mich aber augenzwinkernd mit den Worten „they are quite good in what they are doing“ schon mal vor. Dass das eine ziemliche Untertreibung ist, war klar 😀 Ebenfalls mit ihrem Debütalbum am Start sind All We Expected also, Hatàr heißt die Scheibe, kommt auf eine Spielzeit von etwas über 40 Minuten und wurde im Dezember letzten Jahres veröffentlicht. Tanzbar ist das eher nicht, was All We Expected da präsentieren. Grandiosen Post Metal gibt es jetzt auf die Ohren, streckenweise ziemlich Doom-lastig, oft liegt der Schwerpunkt auf Bass und Schlagzeug, was natürlich nicht die wunderbare Arbeit von Guillian und Tijl an den beiden Gitarren herabwürdigen soll. Auf spotify stehen unter „Ähnliche Künstler“ unter anderem Bands wie Magma Waves, Terraformer, Kokomo und auch Spoiwo. Hinzufügen könnte man noch Telepathy, bei denen Bassist James auf der Bühne auch von den beiden Gitarristen eingerahmt wird. All diese Bands durfte ich vorher schon live erleben, und ihnen, inklusive All We Expected, kann man auf jeden Fall bescheinigen, dass sie in der Lage sind, Songs zu erschaffen, die den Zuhörer von der ersten bis zur letzten Sekunde fesseln, dabei aber niemals einengen, sondern auf eine Reise in die ganz persönliche Welt jedes Einzelnen schicken. Da ist es streckenweise schon ziemlich schwierig, wieder in das Hier und Jetzt des De Onderbroek zurückzukommen, denn die Töne, die da von der Bühne wabern, besetzen jede Zelle des Körpers. Noch eine Band entdeckt, deren Name ganz fett auf meinem Zettel landet! Nächsten Sonntag darf ich sie beim Boundless Festival in Hertogenbosch auch schon wiedersehen, ich freue mich drauf.
Auch Mantis sind natürlich beim Boundless Festival vertreten, es ist die letzte Show der gemeinsamen Tour mit All We Expected. Heute präsentieren die Jungs aber erst einmal in etwas kleinerem Rahmen ihr Debütalbum Magnolia, das bei mir ja nur knapp an der Höchstnote vorbeigeschrammt ist. Da meins das erste Review war, das bei Mantis eintrudelte, ist den Jungs natürlich ein riesiger Steinhaufen vom Herzen gefallen, dass ihre Arbeit so überaus gut aufgenommen wurde. Jetzt also live! Wie auch schon oft bei Shows von Post Rock-Bands gesehen, wird es jetzt ziemlich dunkel auf der Bühne. Schön fürs Auge, eine ziemliche Herausforderung zum Fotografieren. Auch Mantis machen nicht viele Worte, ist wohl auch so ein Ding von Post Rock-Bands, wobei bei Mantis eher Alternative bzw. Noise Rock zu nennen wäre, das machen sie auch hier gleich mit dem ersten Track Miasma klar. Die teilweise erstaunten Blicke ignoriere ich dann, bei dem folgenden Mono No Aware, mein Lieblingstrack von Magnolia, MUSS ich einfach tanzen! 😀 Hatte ich mir noch in meinem Review die Frage gestellt, wie Mantis die Songs von Magnolia live mit tatsächlich nur einer Gitarre spielen wollen, wird diese Frage hier und heute beantwortet. Thomas hat sich mit seinem Instrument und dem recht imposanten Pedalboard vor der Bühne aufgebaut, wobei er sich im Rahmen seiner kabelgebundenen Möglichkeiten genauso wie Bassist Filip gern mal etwas austobt. Austoben kann sich bei den rockigen Songs auch Drummer Ruben, während Jurgen voll in seinem Spiel am Synthesizer aufgeht und manchmal förmlich in ihn hineinkriechen möchte, so nahe hat er die Nase an der Tastatur und an den vielen Knöpfen. Aber genau wie allen anderen Musikern heute merkt man den Jungs von Mantis an, was für einen Spaß sie dabei haben. Und als das Album dann um kurz vor Mitternacht dann auch komplett durchgespielt ist, schallen sofort die ersten „Zugabe“-Rufe durch das De Onderbroek. Denen schließe ich mich natürlich an, und die Jungs lassen sich tatsächlich nicht lange bitten. Bassist Filip kommt mit einem Bier in der Hand zurück auf die Bühne, und nachdem auch er wieder startklar ist, gibt es von der zweiten EP noch den Song Happydeaftheme, bevor sich Mantis verabschieden dürfen und gleich mit dem Abbau beginnen.
Die etwas über eine Stunde dauernde Rückfahrt nach Hause gestaltet sich dann ziemlich abwechslungsreich. Los geht es im Regen von Nijmegen, am Niederrhein geht es dann von einer Nebelbank in die nächste. Draußen huschen großflächige Waldgebiete und nebelverhangene Felder vorbei, dann wechselt die Kulisse, das Ruhrgebiet rückt näher, und dann habe ich es auch schon geschafft. Kommenden Sonntag also wieder ins Nachbarland, dann allerdings privat und mit Ticket 🙂