Tarja, Rage und Serious Black am 19.07.2019 im Z7 in Pratteln

Ehemalige Nightwish Queen begeistert die Schweiz

Event: Z7 Sunner Nights Open Air 2019

Headliner: Tarja

Vorgruppen: Rage & Lingua Mortis Orchestra, Serious Black

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerstr.7. 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 19.07.2019

Kosten: 65,00 CHF VVK

Besucher: ca. 1000

Genre: Symphonic Metal, Opera Metal, Symphonic Rock, Power Metal, Heavy Metal, Melodic Metal, Metal Crossover

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch

Link: https://www.facebook.com/events/338187196907620/


Das Z7 Summer Nights Open Air läuft auf Hochtouren und auch das heutige Triple in Form von Ex-Nightwish Frontfrau Tarja Turunen, Rage & Lingua Mortis Orchestra und Serious Black verspricht wieder musikalischen Höchstgenuss direkt vor den Toren der Konzertfabrik Z7. Bei bestem Sommerwetter mache ich mich also auf den Weg über die Schweizer Grenze und als ich an der Location ankomme, scheint der Ansturm heute nicht ganz so groß zu sein. Die Abendkasse hat schon geöffnet und innerhalb von Minuten halte ich meinen Fotopass in Händen und stehe vor der großen Konzertbühne. Nun gut, bei den sommerlichen Temperaturen liegen viele sicherlich noch am Baggersee, oder verbringen ihre Zeit mit einer Gerstenkaltschale im Biergarten. Vielleicht liegt es auch daran, dass heute nicht wirklich seltene Gäste auf dem Programm stehen, denn Tarja spielt bereits zum elften Mal im Z7 und Peavy Wagner hat im Laufe seiner Karriere den Z7 Hausrekord aufgestellt und nennt die Konzertfabrik mittlerweile sein „Home away from home“. Auch geht heute Abend im benachbarten Weil am Rhein die Warm-Up Party zum morgigen Baden In Blut Festival über die Bühne, welches sich großer Beliebtheit erfreut in der Region.

Den Anfang machen aber heute Abend Serious Black, die in Pratteln auch keine Unbekannten mehr sind und in erster Linie den Besuchern von Hammerfall Konzerten noch ein Begriff sein dürften. Die Multi Kulti Truppe, deren Mitglieder aus den USA, Deutschland, Griechenland, Österreich und Tschechien stammen, legen auch gleich kraftvoll los. Der schwedische und in den USA lebende Frontmann Urban Breed betritt die Bühne, trotz der sehr sommerlichen Temperaturen in voller Mr. Nightmist Montur, sprich mit Frack, Weste und Zylinder, doch da er von Alabama her ja sicherlich noch ganz andere Temperaturen gewohnt ist, war ihm im sommerlichen Deutschland ja vielleicht sogar noch frisch. Die ersten Reihen vor der Bühne sind gut gefüllt, doch bei genauem Hinsehen fällt auf, hier haben sich schon die Tarja Fans ihre Plätze in Front of Stage gesichert. Nach hinten tun sich jedoch immer mehr Lücken im Publikum auf, worüber man aber nicht traurig ist, denn bei der Hitze ist etwas Bewegungsfreiheit ja nicht das Schlechteste. Serious Black sind jedoch mit recht gutem Sound ausgestattet und so finden immer mehr Besucher den Weg vor die Bühne und diese bekommen auch einiges geboten. Mit Songs wie beispielsweise Mirrorworld, Older And Wiser und High And Low kann die Melodic Power Metal Supergroup durchaus überzeugen und die Zuschauer sogar zum Mitsingen animieren. Die Band zeigt sich sehr routiniert und einige Songs werden etwas härter gespielt, als wie man sie von den Alben kennt, was den Songs gut zu Gesicht steht. Vor allem die ausdrucksstarke Stimme und natürlich auch die Ausstrahlung von Urban Breed kann überzeugen. Neben dem sympathischen Frontmann fällt vor allem Bassist Mario Lochert positiv auf, denn er ist sehr agil unterwegs und gibt showmäßig alles, während Gitarrist Dominik Sebastian zwar zielsicher seine Riffs abschießt und auch hervorragend soliert, sich sonst aber eher dezent zurückhält. Ein großartiger Start in den Abend. Etwas auffällig ist, dass Serious Black als einzige Band des Abends einen Merch-Stand im Inneren des Z7 aufgebaut haben, an dem Sänger Urban Breed dann auch zwei Minuten nach der Show schon für Autogramme, Fotos und Smalltalk parat steht – vorbildlich!

Wie Anfangs schon erwähnt, sind Rage, laut Z7, die Band, die am häufigsten in der Schweizer Kult-Konzertlocation gespielt hat. Heute gibt es aber nicht einfach nur die Herner Band um Frontmann und Bassist Peavy Wagner auf die Ohren, sondern auf dieser Tour ist man mit dem Lingua Mortis Orchestra unterwegs und spielt das komplette XIII Album, an dem das Orchester bereits anno 1998 mitwirkte. Als Erstes betritt das Orchester die Open Air Bühne und nimmt ganz im Hintergrund derselben Platz, was schon reichlich uncool ist, denn dort sind die Musiker fast gar nicht zu sehen. Auffällig ist, viele der Orchestermusiker sind noch sehr jung, so jung, dass sie bei den Albumaufnahmen wohl kaum dabei gewesen sein dürften. Nach der Overture betritt das Power Metal Trio dann die Bühne und legt entsprechend mit From The Cradle To The Grave los, doch der Sound ist nicht wirklich ideal. Die Musiker lassen sich nichts anmerken und haben ganz offenbar auch mächtig Spaß auf der Bühne. Mir vergeht der Spaß allerdings sehr schnell, denn neben dem teils sehr miesen Sound hört man auch das Orchester fast gar nicht. Ich mag das XIII Album eigentlich recht gerne, doch das Orchester gehört eben maßgeblich dazu, und leider muss ich darauf heute weitestgehend verzichten, da Rage ihre Instrumente nicht dementsprechend abgestimmt haben. Besonders Drummer Vassilios Maniatopoulos übertönt hier alles. Besonders in ruhigeren Passagen, die nur vom Orchester und den Drums gespielt werden, fällt das besonders auf, die Orchestermusiker sind nur Pantomimen im Hintergrund. Doch auch die Gitarre von Marcos Rodriguez ist viel zu laut. Hinzu kommt, dass die Technik heute nicht wirklich mitspielen will, denn immer wieder gibt es kurze Sekundenaussetzer und es wird kurz ruhig auf der Bühne. Dieses zieht sich fast durch den ganzen Auftritt hin und vermiest dem Publikum und auch mir die Stimmung. Zwar feiern die Besucher trotzdem und singen Songs wie z.B. Days Of December und Paint It Black lauthals mit, aber schön ist eben doch etwas anderes.

Zu späterer Stunde sind dann doch noch eine ganze Menge Besucher gekommen, sodass der Platz vor der Bühne einigermaßen gut gefüllt ist, doch die Umbaupause zieht sich leider ewig lange hin. Offenbar gibt es Probleme mit dem Keyboard und immer wieder sind einige Tontechniker auf der Bühne aktiv. Als dann aber endlich das Licht ausgeht und die ersten Töne von No Bitter End ertönen, ist die Stimmung gleich eine ganz andere. Die ehemalige Mitbegründerin und Sängerin von Nightwish stürmt komplett in schwarzes Leder gehüllt auf die Bühne und gibt gleich Vollgas. Tarja ist sichtlich erfreut über den phänomenalen Empfang und ihr Lächeln könnte breiter nicht sein. Erst kürzlich sagte sie in einem Interview, dass es sich im Z7 anfühle, als würde sie nach Hause kommen, doch wahrscheinlich ist der Empfang für die Grand Dame des Opera Metals in jeder anderen Stadt ähnlich euphorisch und somit ist sie gefühlt quasi in jeder Stadt zu Hause. Alle, die hier jedoch auf einen Einstieg mit Nightwish Klassikern gehofft haben, werden zunächst enttäuscht, denn die gebürtige Finnin legt mit 500 Letters, Demons In You und Love To Hate nach. Die klassische Gesangsausbildung ist dabei ständig präsent, auch wenn sie ihre Stimme sehr flexibel einzusetzen weiß, und je nach Song etwas rockiger zu Werke geht. Die Diva steht heute natürlich vollkommen im Mittelpunkt des Geschehens auf der Bühne, doch mit Gitarrist Alex Scholpp, Cellist Max Lilja und Keyboarder Christian Kretschmar stehen natürlich auch noch ein paar weitere bekannte Gesichter auf der Bühne. Besonders Scholpp ist natürlich durch seine Tätigkeit bei den Farmer Boys und bei Sinner bekannt und stellt heute Abend auch seine Sangeskünste im Duett mit Tarja unter Beweis. Einen ersten Ausflug in Nightwish Gefilde gibt es dann mit Planet Hell, aus dem 2004er-Album Once, bei dem die Diva eben von Scholpp unterstützt wird. Das Publikum rastet nahezu aus und obwohl Tarja mittlerweile völlig routiniert ist, bei dem aufbrandenden Applaus ist sie fast den Tränen nahe. Auch I Walk Alone wird riesig abgefeiert, während bei einigen etwas schwerfälligen Songs die Show etwas schleppend rüberkommt. Mit Dead Promises geht das offizielle Set zu Ende, doch die frühere Nightwish Queen lässt sich nicht allzu lange bitten und packt mit Over The Hills And Far Away noch einmal tief in die Mottenkiste ihrer Ex-Band, wobei der Song ja eigentlich eine Gary Moore Coverversion ist. Nun ist der Stimmungspegel endgültig auf dem Höhepunkt angekommen und es wird wild getanzt und gefeiert, bevor mit Until The Last Breath der Abend endgültig zu Ende geht.