The Hirsch Effekt am 25.02.2023 in der Kieler Pumpe

Die Hannoveraner Artcoreband begeistert im Roten Salon der Pumpe

Event: Solitaer-Tour 2023

Band: The Hirsch Effekt

Ort: Die Pumpe, Roter Salon, Kiel, Schleswig-Holstein

Datum: 25.02.2023

Kosten: 24,90 € inkl. Gebühren, 26,00 € Abendkasse

Zuschauer: nicht ganz 100

Genre: Progressive Rock

Links: https://www.diepumpe.de/
https://thehirscheffekt.de/

Setliste:

1. Anamnesis
2. Limerent
3. Absenz
4. Xenophotopia
5. Berceuse
6. Tardigrada
7. Domstol
8. Kris
9. Tombeau
10. Athesie
11. Palingenesis
12. Nares
13. Gregær
14. Irrath
15. Ira
16. Lysios
Zugabe:
17. Inukshuk

Es ist voll vor der Pumpe in Kiel. Eine lange Schlange steht in einem kalten Nieselregen vor der Tür. Als Besucher des The Hirsch Effekt-Konzertes geht man allerdings schlendernd vorbei, plauscht kurz mit Bekannten und verschwindet im Eingang. Die Schlange gilt der Rostocker Punkband Dritte Wahl, die ihr ausverkauftes Konzert der 3D Tournee im großen Saal vor 750 Zuschauern spielt. Der Rote Salon, Ziel unseres heutigen Besuches, ist im Keller des Kulturvereins. Hier tummeln sich nicht ganz 100 Personen, die auf das bevorstehende Konzert warten. Die angekündigten Hannoveraner A Kew‘s Tag mussten aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig ihren heutigen Gig absagen. Schade, dass das nicht kommuniziert wurde. So wundert es manchen Gast, dass sich auf der Bühne nichts tut. Erst um 20:30 Uhr erscheinen The Hirsch Effekt auf der Bühne und legen unverblümt und ohne Umschweife los.

The Hirsch Effekt; Foto Norbert Czybulka

The Hirsch Effekt sind Sänger und Gitarrist Nils Wittrock, Bassist Ilja Lappin sowie Schlagzeuger Moritz Schmidt aus Hannover. Die 2022er-EP Solitaer zeichnet sich dadurch aus, dass je eines der drei neuen Lieder von einem der Bandmitglieder alleine geschrieben wurde. Ende 2022 starteten sie den ersten Teil der dazugehörigen Solitaer-Tour, nun ist der zweite Teil dran. Das heutige Konzert der damals verschobenen Tour hätte allerdings schon am 14.04.2022 stattfinden sollen.

Als „Krawallkunst“ bezeichnen sie selbst ihre Musik. Und tatsächlich, eine Kategorisierung fällt schwer, denn das Trio produziert ein wildes Crossover, das sich irgendwo zwischen Indie-Rock, Progressive Metal und Emocore bewegt. Während bei ihren Studioaufnahmen keine musikalischen Grenzen gesetzt sind, ist das Trio live doch eingeschränkt. Heute beschränken sie sich auf die klassische Instrumentalisierung Gitarre, Schlagzeug und Bass.

Eine Setliste gibt es nicht. Das Trio spielt auf der Tour ein festes Programm. Die Songauswahl berücksichtigt bis auf das 2010 erschienene Debütalbum Holon : Hiberno alle Veröffentlichungen. Die ersten drei Songs Anamnesis, Liberent und Absenz bilden dann auch den Anfang des zweiten Albums Holon : Anamnesis. Die Songs wurden schon seit Jahren nicht mehr live performt. Auch die nächsten drei Songs stammen aus einem Album. Vom 2017 erschienenen Eskapist stammen Xenophotopia, Berceuse sowie Tardigrada. Auch hier herrscht noch die traditionelle Instrumentalisierung vor.

The Hirsch Effekt; Foto Norbert Czybulka

In zeitlicher Abfolge folgen vom 2020er-Album Kollaps die Tracks Domstol und Kris, bevor es zu meinem erwarteten Höhepunkt kommt. Das vom dritten Album Holon : Agnosie stammende Tombeau wird nur von Nils am E-Piano sowie von Ilja auf dem Cello gespielt. Allein diese Darbietung ist schon das Eintrittsgeld wert. Ein wenig fühlt man sich doch an Apocalyptica erinnert.

Es bedeutet nicht nur eine Pause für den schon jetzt schweißnassen Drummer Moritz, sondern bedeutet für uns nur eine Verschnaufpause, bevor der Artcore der drei Protagonisten richtig ausgepackt wird. Mit Palingenesis, Nares und Gregær der Solitär-EP packen die Drei noch eine Schippe drauf. Die Songs Irrath und Ira des zweiten Albums Holon : Anamnesis läuten das Ende des Konzertes ein.

The Hirsch Effekt; Foto Norbert Czybulka

Lysisos zum Abschluss des offiziellen Teils wird auf nahezu eine Viertelstunde ausgedehnt, bevor die Band den offiziellen Teil beendet. Den Fanliebling Inukshuk vom Eskapist-Album heben sie sich als Zugabe auf. Nach Feststellung der Anwesenheit des Publikums bei den beiden bisherigen Kieler Konzerten, versprechen sie auf der nächsten Tour wieder hier in der Landeshauptstadt Halt zu machen. Dem Publikum gefällt es und wird definitiv wiederkommen.

105 Minuten Programm lassen die Fans beseelt zurück. Einige Wenige warten auf die Band zum Smaltalk oder um sich Merch signieren zu lassen. Viele jedoch trifft man auf dem Weg nach draußen wieder. So bekommt man noch eine Dreiviertelstunde Dritte Wahl geboten, da im Keller ja schon durch den Ausfall von A Kew‘s Tag früh Feierabend war.