Thundermother auf Heat Wave Tour 2021 am 15.08.2021 in Kiel

Schwedenpower rockt das Nordmarksportfeld

Event: Thundermother Heat Wave Tour 2021

Bands: Pay Pandora, The Pinpricks, Thundermother

Ort: Kiel, Schleswig-Holstein

Datum: 15.08.2021

Kosten: 35,06 pro Person auf 2er, 5er oder 10er Inseln

Genre: Garage Rock, Hardrock

Veranstalter: Together Kiel Open Air

Link: https://www.together-kiel.de/open-air-2021

Setlisten:

1. Good In Bad
2. Let It Burn
3. I Could
4. Catch Me
5. No Bet
6. Banshee
7. Enemy
8. Take Off
9. Hunt The Prey
10. Remember

1. Two Wheeler Blues
2. Bait
3. Cast Off Your Shadow
4. Rainmaker
5. Voices
6. No Exit
7. I Just Wanna Feel
8. Sugar K
9. No More No
10. Same Blue
11. Figure It Out
Zugabe:
12. Ritual

1. Whatever
2. Dog From Hell
3. Into The Mud
4. It’s Just A Tease
5. Back In ’76
6. Hellevator
7. The Road Is Ours
8. Loud And Alive
9. Mexico
10. Heat Wave
11. Deal With The Devil
12. Rock N‘ Roll Heaven
13. Shoot To Kill
14. Revival
15. Driving In Style
16. Give Me Some Lights
17. Thunderous
18. We Fight For Rock ’n‘ Roll

Konzerte auf dem Nordmarksportfeld in Kiel? Juli 1992: Genesis. Juni 1997: Michael Jackson. Das war es! Mit Together Kiel versucht es nach 24 Jahren Pause mal wieder jemand. Sicher, die jetzige Konzertreihe ist bedeutend kleiner, aber das Grün gehört den Sportlern – ich kann mir vorstellen, was für Auflagen der Veranstalter neben den Corona-Auflagen bekommen hat. Bis zu 1.000 Personen dürfen derzeit auf das Feld. Kein Vergleich zu damals, als 25.000 Leute hier waren. Zahlen, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann.

Stand die Bühne damals im Norden des Geländes, ist sie jetzt im Westen aufgebaut. So werden die benachbarten Wohngebiete nicht gleich mitbeschallt. Da es keine festen Inselbuchungen gibt, bildet sich schon eine Stunde vor Einlass eine mächtige Schlange vor dem Einlass. Die Gruppen werden dann immer gemeinsam zu ihren Inseln gebracht. Freies Umherlaufen ist nur, dann auch noch mit Maske, zu den Toiletten und Ständen erlaubt.

18 Uhr und die Heider Truppe um Sängerin Chiara Lütje beginnt auf die Sekunde genau. Über ein Jahr konnten sie nicht live auftreten, um das im Januar 2020 erschienene Album Hunt The Prey zu promoten. Zwei kurze Gigs als Vorbereitung zu diesem Großereignis mussten langen. Sie spielen einen Female-Frontend-Hard-Rock. Als Opener haben sie es besonders schwer. Sie starten mit Good In Bad und Let It Burn von der neuen CD. Ihre Knallersongs wie die Hommage an das Wacken Open Air, Rain Or Shine oder das Thundermother-Cover Hellevator fehlen natürlich heute auf ihrer kurzen Setliste. Dafür haben sie mit Banshee dann einen superneuen Song im Programm, der gerade erst vor vier Wochen fertiggestellt wurde. Bassist Marek Brodersen scheint sich auf der riesigen Bühne nicht so wohlzufühlen. Während  Drummer Tom-Ole “Tommy” Thomssen wie immer seine Faxen macht und Gitarrist Thies Peters mit Chiara über die Bühne rockt, steht er recht ruhig in seiner Ecke und konzentriert sich auf seinen Job. Wie das Set begonnen wurde, so beschließen sie auch mit drei Songs des neuen Albums das Set. Take Off, Hunt The Prey und Remember schlagen beim Publikum ein. Es bilden sich lange Schlangen am Merch-Stand. Die CD geht weg wie warme Semmeln.

Genau wie Pay Pandora sehe ich auch The Pinpricks heute zum achten Mal. Die Kieler haben natürlich Heimspiel und auch viele Fanshirts sind bereits zu sehen. Das Trio um Frontfrau Ronja Kaminsky beginnt ebenfalls mit Songs ihrer letzten CD. Nach dem Two-Wheeler-Blues folgt mit Bait ein Titel, der auf der letzten gleichnamigen CD fehlt. Es ist aber der Auftakt zur neuen EP, die gerade in der Entstehung ist. Auf Cast Off Your Shadow von der CD folgt dann mit Rainmaker wieder ein brandneuer Song. Ronja fegt mit Bassist Nils Degenhardt über die Bühne, sobald sich eine Möglichkeit dazu bietet. Die Personalunion Gitarre und Gesang wirkt sich natürlich showtechnisch aus, obwohl sie eine professionelle Show abliefern. Zusammen mit Licht merkt man, dass die eigentlich auf eine große Bühne gehören. Drummer Rico Kobarg hat sichtlich Spaß in deren Rücken. Er spielt zwar auf einem modifizierten Pay Pandora-Schlagzeug, fühlt sich aber sichtbar wohl. Mit Figure It Out und der brandneuen Single Ritual beenden die drei ihr Set. Auch hier ist kein Platz für die Knallersongs Marionette oder Foxy Lady. Aber die Möglichkeit, die Truppe zu sehen, besteht da ja häufiger. Vorteil Heimspiel!

Bereits zum einundzwanzigsten Mal sehe ich nun Thundermother. Die vier Schwedinnen lernte ich als Roadie in Wacken 2017 kennen und nutze viele Möglichkeiten, sie zu sehen, wenn sie im Norden sind. Es ist immer wieder ein Heidenspaß, wenn sie mit ihrem australisch angehauchten Hardrock und stimmigen Melodien über eine Bühne rocken. Egal ob kleiner Club oder wie heute eine riesige Showbühne. Beim Gang durch die Reihen entdecke ich bei Freunden auch Chris Laut von Ohrenfeindt. Auch er möchte sich das heutige Spektakel nicht entgehen lassen. Nachdem Pay Pandora und die Pinpricks ihr Material von der Bühne geräumt haben, geht es mit viel Platz los.
War beim Kleinsten Größten Stadionkonzert in Berlin noch Elin Blom als Vertreterin für die in einer Ausbildung befindliche Majsan Lindberg dabei (Bericht hier), begleitet jetzt Mona Lindgren die Band auf der langen Tour. Eigentlich Leadgitarristin in ihrer eigenen Band DeMona, hat sie aber bei den Donnermüttern kein Problem mit dem zwei Saiten geringeren Bass. War sie am Beginn der Tour noch zurückhaltend, merkt man schon beim Opener Whatever, das Mona eigentlich mehr möchte und sich auf der riesigen Bühne wohlfühlt. Aber auch Chefin Filippa Nässil und Sängerin Guernica Mancini genießen es, mal nicht auf einer beengten Clubbühne zu stehen und fegen über die eingenebelte Bühne. Auf der heutigen Setliste fehlen keine Hits. Alles was Airplaycharakter hat, wird gespielt. Natürlich auch die Songs des neuen Albums Heat Wave und der Deluxe-Version. Die Songs schließen sich den alten Gassenhauen an und lassen niemanden mehr auf seiner Bierbank verharren. Dog From Hell, Into The Mud, It’s Just A Tease – Knaller an Knaller. Wir Presseleute werden hinausgeleitet und müssen Plätze auf den Inseln einnehmen. Heat Wave-Songs werden mit alten Hits zu einer Best-of-Setliste. Ihre Songs liegen irgendwo zwischen ihren Helden AC/DC, Rose Tattoo und Motörhead. Letzteren wurde dann auch der Song Deal With The Devil gewidmet. Drummerin Emlee Johannson sitzt mal nicht beengt oder hinter Plexiglas versteckt. Sichtlich genießt sie den Ausblick und bekommt ein hervorragend ausgeleuchtetes Solo. Ob der alte Chartstürmer Hellevator oder das neue Rock N‘ Roll Heaven, die Party droht mit Give Me Some Lights zu Ende zu gehen. Es ist der bewährte Anfang vom Ende. Auf die Zugabenpause verzichten die Mädels und geben bei Thunderous noch mal richtig Gas. Passend dazu blitzt und donnert es rund um den Kieler Norder, wie ihn Einheimische liebevoll nennen. Es bleibt aber noch trocken. We Fight For Rock ’n‘ Roll ist nicht nur ein Spruch, sondern auch der letzte Titel.

Eigentlich sollten die Gruppen auf den Inseln wieder durch das Personal hinausgeführt werden. Daran hält sich aber kaum jemand. Wurden die Abstandsregeln bisher fast ausnahmslos eingehalten, warten jetzt nur wenige auf ihren Plätzen. Der Strom geht aber mit jeweils gebührendem Abstand und ohne Gedränge selbstständig in Richtung Ausgang. Jeder sieht den Himmel und will sich noch trocken zum Auto oder Bus retten.

Ein Fazit? Gerne immer wieder. Gerade auf solchen großen Bühnen mit ordentlich Licht bringt die Schwedenshow richtig Spaß. Besucht aber auch mal die beiden Local Heroes! Auch da werdet ihr euren Spaß haben!