Thy Art Is Murder – Dear Desolation

“Waschechtes Brett, welches nur wenig Fehler besitzt“

Artist: Thy Art Is Murder

Herkunft: Sydney, Australien

Album: Dear Desolation

Spiellänge: 38:16 Minuten

Genre: Deathcore, Death Metal

Release: 18.08.2017

Label: Nuclear Blast

Link: https://www.thyartismurder.net/

Bandmitglieder:

Gesang – Chris „CJ“ McMahon
Gitarre – Andy Marsh
Gitarre – Sean Delander
Bassgitarre – Kevin Butler
Schlagzeug – Lee Stanton

Tracklist:

  1. Slaves Beyond Death
  2. The Son Of Misery
  3. Puppet Master
  4. Dear Desolation
  5. Death Dealer
  6. Man is The Enemy
  7. The Skin Of The Serpent
  8. Fire In The Sky
  9. Into Chaos We Climb
  10. The Final Curtain

Als CJ McMahon 2015 aus der australischen Deathcore Gruppe Thy Art Is Murder ausstieg, sorgte das für einige Schlagzeilen. Zum Glück der Fans und der Deathcore Welt hat die Band aber doch wenige Zeit später wieder zueinandergefunden und McMahon kehrte Anfang des Jahres zurück in die Band – und mit Dear Desolation steht nun auch endlich das vierte Album parat, auf dem die Gruppe zeigt, dass man durchaus seinen Stil beibehalten kann und sich dennoch verändert.
Der erste Track Slaves Beyond Death lässt jedem Zuhörer wahrlich nur ganz kurz Zeit sich im Lied zu finden – nach einem “Go!” geht es auch schon in schnelle, harte Riffs über und mehr als deutlich werden die enthaltenen Death Metal Elemente der Band während des Songs – eine Kombination, die dazu führt, dass sich Thy Art is Murder auch im Subgenre Deathcore noch einmal etwas von anderen Mitstreitern hervorheben. Der erste Track verlässt sich instrumental vor allem auf Härte und Breakdowns, erst in der zweiten Hälfte wird dann noch einmal ordentlich das Tempo angezogen. Die Chorartigen Shouts werden vor allem bei Liveshows für eine fantastische Stimmung sorgen.
The Son Of Misery kann bereits durch das instrumentelle, leicht spielerische Intro das Interesse des Zuhörers wecken, da es sich so gänzlich vom Vorspieler zu unterscheiden weiß. Was bei Slaves Beyond Death noch mehr hart und rau klingt, wird hier sehr spielerisch geliefert. Auch sind Tempowechsel hier weitaus stärker vertreten, wodurch der Song weniger in sich wirkt, sondern etwas mehr aufbrausend und explodierend. Der stetige Wechsel zwischen McMahons Screams und den mehrstimmigen Rufen im Hintergrund ist auch hier gegeben, was dem Song noch einmal etwas mehr Leben gibt und zudem dessen Stärke beeinflusst – als Zuhörer würde man am liebsten um sich schlagen. The Son Of Misery kann sich dann noch mit einem melodischen, aber dennoch fetzigen Gitarrenpart und saftigen Breakdowns die Krone aufsetzen – selten hat ein Deathcore Track so viel Spaß und Abwechslung hervorgebracht.
Puppet Master kehrt wieder in ähnlichem Rhythmus zurück, welchen Slaves Beyond Death bereits geliefert hat – nur zögert man hier noch weniger und haut gleich volle Pulle das Tempo an und alle Screams raus – dieses Album gleicht nicht einem Faustschlag, sondern eher einer kompletten Schlägerei. Insbesondere die Breakdowns in Puppet Master in der Kombination zu den schnellen Riffs verfehlen ihre Wirkung nicht. Stilistisch zeigen Thy Art Is Murder bisher durchaus nichts Neues – und doch schaffen es die Songs einzigartig zu wirken und sich von den anderen Alben zuvor abzuheben.
Dear Desolation, der Titeltrack des Albums, schraubt dann an Chaos wieder etwas nach unten, was jedoch nicht für das Tempo gilt – dieses wird bereits kurz nach Beginn wieder auf schnelles Niveau hochgezogen. Während zuvor Thy Art Is Murder zwischen kontrolliert und etwas chaotisch zu wechseln schienen, findet Dear Desolation nun eine optimale Mitte, die Tempo, Spiel, Breakdowns aber auch Konzept erlaubt und somit den Zuhörer auf beste Weise unterhält – man kann die schwitzige Luft, für die dieser Song live sorgen wird, förmlich spüren. Der Titeltrack präsentiert sich komplett auf den Punkt und dennoch ohne Kompromisse – Thy Art Is Murder wissen gekonnt ihre Stärken einzusetzen.
Death Dealer erzeugt bereits durch ein leicht schleichendes Intro eine lauernde Atmosphäre. Das Tempo hält sich zunächst zurück, doch wie man es als Zuhörer bereits vermutet, wartet auch dieser Song nur darauf, zu explodieren und fast noch schneller als seine Vorspieler die Riffs runter zuspielen und die Köpfe in Bewegung zu versetzen. Death Dealer hebt sich vor allem melodisch etwas ab und zeigt Nuancen, die man von der Band bisher so nicht unbedingt zu hören bekommen hat. Eine dunkle Brutalität, die sich auch Zeit für Pausen nimmt, deswegen aber in keiner Sekunde abschwächt – definitiv ein Highlight auf dem Album.
Man Is The Enemy sticht innerhalb des Albums zwar nicht stark heraus, da es sich weder melodisch noch gesanglich von den anderen Songs auszeichnet, dennoch funktioniert der Song vor allem durch sein Tempo, welches nach dem doch eher etwas ruhigerem Death Dealer nun wieder mehr als passend wirkt.
The Skin Of The Serpent nimmt sich auch wieder kurz Zeit für ein Intro – legt dann zwar los, aber weitaus langsamer und kontrollierter als die meisten anderen Songs der Australier. Wieder schaffen es Thy Art Is Murder kurz eine ähnliche dunkle Atmosphäre wie mit Death Dealer zu schnüren – durch das dann schneller werdende Tempo geht dieser Effekt leider wieder etwas verloren. Doch wer hier an dieser Stelle schon aufgibt, verpasst den wohl interessantesten Part, denn Thy Art Is Murder nehmen sich kurz Zeit alles runterzufahren und liefern einen Zwischenpart, der sowohl instrumental und gesanglich komplett stimmig wird und sich dennoch an Intensität und Kompromisslosigkeit kaum noch überbieten lässt. The Skin Of The Serpent zeigt also in der zweiten Hälfte erst, was für ein genialer Song hinter diesem genialen Titel steht.
Der Übergang zu Fire In The Sky verläuft fließend und auch dieser Track spielt wieder mit der düsteren Atmosphäre, die Thy Art Is Murder innerhalb ihrer neuen Platte immer mal wieder auferwecken lassen. Und ähnlich zu Death Dealer und The Skin Of The Serpent schafft es auch Fire in The Sky im Gedächtnis zu bleiben und komplett kompromisslos zu überzeugen. Fast schon wie Schlachtrufe kommen einem da die Shouts von McMahon entgegen – und inzwischen ist klar, dass die nächste Liveshow von Thy Art Is Murder wohl nicht verpasst werden sollte.
Der vorletzte Track Into Chaos We Climb beginnt ungewohnt ruhig, fast komplett ohne Instrumente und auch die Screams wirken zunächst gedämpft – umso stärker nimmt der Song dann an Intensität zu, als Breakdowns und gewohnte Riffs wieder einsetzen. Und trotz des schnellen Rhythmus bleibt der Hintergrund zwischendrin schleichend, auch wenn sich die Band im Laufe des Songs wieder etwas davon wegbewegt. Das eingebaute Gitarrensolo lässt Zuhörer noch einmal kurz aufhören – dennoch fällt Into Chaos We Climb nicht stark innerhalb des Albums raus.
Passend als finaler Titel liefert The Final Curtain dann noch einmal einen stärkeren Track, der wieder etwas fokussierter wirkt, dabei aber auch nicht die gleiche Brutalität wie z. B. Puppet Master hat, was als letzter Song eines bereits sehr kompromisslosen Albums aber auch gar nicht fehlplatziert wirkt – vielmehr glänzt The Final Curtain noch einmal durch seine Struktur, Tiefe und anschleichende Härte. Insbesondere die zweite Hälfte konzentriert sich noch einmal sehr stark auf die Instrumente, scheint wahrlich ein Ende einzuläuten und die Zuhörer werden dann auch verhältnismäßig “sanft” am Ende abgesetzt.

 

Fazit: Was gibt es da noch groß zu sagen? Thy Art Is Murder beweisen, dass man sich nicht stets neu erfinden muss, um ein Album zu veröffentlichen, welches sich von den Vorgängern unterscheidet. Musikalisch halten sie sich an ihre Stärken, wagen keine großen Experimente wie z.B. Suicide Silence es mit ihrem letzten Album taten. Tracks wie Death Dealer, The Skin Of The Serpent oder auch Fire In The Sky können dabei alle durch ihre düstere Atmosphäre überzeugen - auch wenn sich die Songs untereinander eine kleine Spur zu stark zu ähneln scheinen. Insbesondere gesanglich würde man sich hier vielleicht noch etwas mehr Abwechslung wünschen, so scheinen Thy Art Is Murder doch in jedem Song einer gewissen Struktur zu folgen, die aber im Gesamtkonzept mehr funktioniert als stört. Insgesamt liefert die Gruppe mit Dear Desolation also ein waschechtes Brett, welches nur wenig Fehler besitzt und somit kann man sich da nur noch auf die Liveshows freuen, denn die Jungs beweisen definitiv viel Feuer und Power hinter ihren Songs!

Anspieltipps: Death Dealer, Fire In The Sky, The Skin Of The Serpent
Anabel S.
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