Time For Metal Zeitreise – Sodom – Agent Orange (1989)

Klassiker von damals neu gehört - mit René W. und Andreas B.

In dieser Kolumne plaudern Redakteur Andreas B. und Chefredakteur René W. zweimal im Monat über einen Klassiker der Metal- und Hardrock-Geschichte. Der Fokus liegt dabei nicht auf Bands aus der zweiten Reihe oder auf vergessenen Underground-Perlen.

Die Time For Metal Zeitreise ist die Bühne für die einflussreichen und großen Bands unserer Szene. Hier wird über deren Alben gefachsimpelt, sich erinnert, diskutiert und manchmal auch gestritten. Von Fans für Fans.

Lehnt euch gemütlich zurück und erinnert euch mit uns an die alten Zeiten und die großen Momente, die uns alle so sehr geprägt haben.

Heute: SodomAgent Orange aus dem Jahr 1989.

René W.:
Nach den eher ruhigeren Alben der ersten Auflagen haben wir für euch heute rohen deutschen Thrash Metal aufgefahren. Die Zeitreise führt uns in die späten Achtziger zum dritten Studioalbum der Thrasher von Sodom. Agent Orange war der Schlüssel zum Durchbruch, nachdem Obsessed By Cruelty und Persecution Mania die ersten Schritte machten. Über 100.000 verkaufte Scheiben sprechen für Tom Angelripper und Co. und haben mich immer wieder fasziniert. Groß geworden mit dem Heavy Metal zog es mich danach mit ca. 18 schnell in den Death Metal. Amon Amarth, Sepultura, Hypocrisy oder Cannibal Corpse standen hoch im Kurs. Thrash Metal lief meist an mir vorbei – Kreator und Slayer waren noch am greifbarsten auf Metal Veranstaltungen, bei denen es Musik aus der Konserve gab. Wenige Jahre später sollte auch dieses Genre bei mir rauf und runter laufen.

Kommen wir direkt zu Sodom. Mitglied bei den The Big Teutonic 4 und ohne Frage eine deutsche Thrash Legende, schaffen es bei mir im Quartett in der Allzeit-Platzierung auf den dritten Rang. Das erste Sodom-Konzert dürfte auf einem Festival gewesen sein. Wie gesagt, in die Materie bin ich quasi nach und nach hineingerutscht. Agent Orange steht in der Diskografie hoch im Kurs. Songs wie der Titeltrack, Magic Dragon und Ausgebombt beflügeln. Um den Einstieg ausgleiten zu lassen, damit der liebe Andi auch starten kann: Sodom stehen für viel Alkohol, wilde Partys und puren Willen. Um dann doch noch eine Anekdote mit ins Spiel zu bringen: 2007 besorgte ich für eine Fünfergruppe Bier auf dem Wacken Open Air, ziemlich am Anfang beim Song Blasphemer. Klingt unspektakulär, wenn ich nicht gleich alle Mann verloren hätte. Bis zum Ende Outbreak Of Evil und Bombenhagel war das Problem selbstständig gelöst und gut angeheitert ging es weiter zu Hatesphere – selbstverständlich immer noch alleine.

Andreas B.:
Sodom
hatten mich auch schon ganz früh in ihren Fängen. Allerdings nicht mit der Agent Orange. Zu der kam ich irgendwie erst später. Vorher schafften es erst die Persecution Mania (1987), gefolgt von der Better Of Dead (1990) in meinen Besitz. Die beiden Scheiben kaufte ich damals einem Schulkollegen für ein paar Mark fünfzig ab. Ohne dass ich die Band kannte. Allerdings fand ich die Cover und das Bandlogo ziemlich stark.
Die Persecution Mania wartet mit Hymnen wie Nuclear Winter, Christ Passion sowie den Hits Bombenhagel, Sodomy And Lust, Conqueror und, ganz wichtig und für mich einer der besten Sodom-Songs überhaupt, My Atonement auf. Das Motörhead-Cover Iron Fist nicht zu vergessen. Schon fast besser als das Original. Insgesamt schon eine unglaublich gute Sodom-Scheibe, vielleicht sogar eine der Besten.

Tja, und die Better Of Dead ist dann durch die coole Punk-Attitude eine der rotzigsten Scheiben der Gelsenkirchener. Auch wieder gespickt mit so vielen Hits wie The Saw Is The Law, Stalinorgel, dem Titelsong und dem unwiderstehlichen Tank-Cover Turn Your Head Around.
Übrigens witzig, dass Biohazard das gleiche Intro für ihren 1992er Hit Punishment genommen haben wie Sodom für den Opener An Eye For An Eye.

Wo stufen wir nun die Agent Orange ein?
Das Line-Up bestand damals neben Tom Angelripper aus Frank Blackfire (der nach diesem Album zu Kreator wechselte und mittlerweile aber bekanntermaßen wieder an Bord ist) und dem im Jahr 2008 leider verstorbenen Chris Witchhunter.

Schon die ersten Takte des Titelsongs knallen unerwartet druckvoll aus den Boxen. Harris Johns (Grüße nach Berlin-Johannisthal 😉 ) hat der Persecution Mania schon einen absolut uniquen Sound verpasst und sich mit der Agent Orange dann sein ganz persönliches Denkmal erschaffen. Die Drums treffen gnadenlos mit jedem Schlag in die Fresse, die Gitarren shreddern sauber und kristallklar durch die Gegend, während der Bass perfekt im Gesamtsound eingebettet ist.
Auch Tom Angelrippers Stimme knarzt trocken und präsent direkt ins Gesicht. Hier drückt und schiebt alles.

Die Platte ging damals steil in die Charts und schaffte es bis auf Platz 36. Das muss man sich mal vorstellen. Heute sind hohe Chartplatzierungen von Metalacts ja keine Seltenheit mehr, im Jahr 1989 – also noch lange vor den heftigen Erfolgen von Metallica und Guns n‘ Roses – ist so etwas schon beachtlich. Zumal wir es hier mit lupenreinem Thrash zu tun haben. Geiler Scheiß.

Ich denke, dass neben den Songs auch die geniale Produktion für diesen Erfolg verantwortlich ist.

Der Titeltrack ist nach wie vor eine der größten Thrash-Hymnen ever und begleitet mich seit den frühen Neunzigern regelmäßig auf meinen Mixtapes bzw. mittlerweile in meinen Streaming-Playlisten. Der Halftime-Mittelpart ist gnadenloses Futter für die Nackenmuskeln, die nachfolgende Temposteigerung mit der dann einsetzenden Double-Bass klatscht alles und jeden an die Wand.

Übrigens ist Sodom – neben The Exploited – die einzige Band, bei der ich einen Moshpit freiwillig und aus Sorge um meine Gesundheit vorzeitig verlassen habe, haha. Bei anderen Bands habe ich Rippenbrüche und blaue Augen (Böhse Onkelz), Bänderrisse (Social Distortion) und tonnenweise blaue Flecken und Atemnot unter gefühlten 100 anderen Leibern auf mir (alle anderen) in Kauf genommen; bei den beiden erwähnten Kapellen wurde es mir aber zu ruppig.

Tired And Red rummst in typischer Highspeed-Manier los und Angelripper kotzt sich im Refrain richtig schön aus.
Ein akustischer Part in der Mitte (erinnert von der Stimmung her irgendwie an das Intro von Kreators When The Sun Burns Red von der Coma Of Souls, auf der Blackfire ja danach zu hören war) und dann wieder ein temporeduzierter Bang-Teil, der alles in Grund und Boden stampft.

Oh…Hoppla, René ist ja auch noch da, haha. Digger, sorry für meinen Laberflash. Ich gebe dir mal den Redestein und schäme mich ein bisschen in der stillen Ecke.

René W.:
Liebe Leser,
erst braucht der Kollege zwei Wochen, um auf meinen Start zu antworten und nun hört er gar nicht mehr auf zu schreiben. 😀 Spaß beiseite, eine wirklich interessante Einleitung deinerseits. Tauchen wir einmal im schnelleren Format in die erste Hälfte des Silberlings:

Agent Orange ist und bleibt eine Thrash Ikone unter den Genretiteln und wohl einer der prägnantesten der Truppe. Sobald die ersten Riffs ansetzen, weiß man direkt, was kommt und die Walze geht live immer noch absolut steil. Tired And Red war früher ganz klar ein Kracher, mir persönlich ist er etwas zu trocken, dafür kommen die Old School Vocals von Tom perfide heraus. Einfach wegschieben kann man trotz der recht einfachen Struktur die Nummer nicht, dafür klingeln fünf Minuten Charakter und Willensstärke in den Ohren. Der Mittelpart ist gewagt und geht vom Thrash gefühlt einen Schritt weg, um Heavy Gitarrensoli zu platzieren. Power and play Incest dringt frech aus der Anlage. Heute ist es normal, aber Ende der Achtziger hätte ich gerne die Gesichter der Eltern gesehen, wenn der junge Kuttenträger versucht, seinem Vormund diesen Song näherzubringen. Kurz gegroovt – der Übergang wird mit Remember The Fallen geschaffen, der bedingt überzeugen kann. Ein eher schwächerer Moment von Tom, zumindest am Mikrofon. Technisch hat er Vorzüge, nur der Refrain möchte nicht auf Knopfdruck zünden und der Hall in den Vocals bleibt Geschmacksache. Frank Blackfire an der Gitarre haut es da wieder raus und eröffnet den Schritt zu Magic Dragon. Der ähnliche Stiefel wie beim Vorgänger mit einem langsamen Midtempostart bringt Herr Angelripper in Stellung. Der Bass drückt und nach Minute zwei überzeugt die Old School Handschrift in allen Belangen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber bei der Nummer habe ich immer das Gefühl, zwischen den Jungs im Proberaum zu stehen und kopfschüttelnd Bier zu verschütten.

Der Werdegang ist wie bei allen anderen Acts der Epoche unglaublich. Packe mal ein Sodom der neueren Zeit daneben, die Welten sind kaum überwindbar. Wenn wir da Grave Digger der letzten Zeitreise mal wieder hervorheben wollen, ist der Sprung durch die Jahrzehnte nicht so enorm wie bei den Thrashern der Anfänge, das gilt auch für Kreator, Tankard oder auch Death Angel, um mal eine amerikanische Truppe zu nennen.

Sorry, dass Exhibition Bout nur der Platzhalter für Ausgebombt bleibt. Vom Style anders als Remember The Fallen, der Zugriff bleibt jedoch auch lange aus. Zum Biertrinken und Abfeiern reicht es aus. Um zu Hause laut aufdrehen, um den Frust von der Seele zu schütteln, hilft dann Ausgebombt doch viel besser. Wo wir beim deutschen Track sind, welche drei Songs findest du am fettesten in unserer Landessprache und dürfen auf keinem Sodom Gig fehlen? Ausgebombt als Nackenkracher – absoluter Killer das Ding. International hat Agent Orange sicher den höchsten Stellenwert; auf dem dritten Longplayer bei mir steht Ausgebombt an der Spitze. Der Text nimmt einen mit und war für mich Anfang 20 mit der Schlüssel überhaupt, deutsche Ergüsse in Metaltracks zu akzeptieren. Baptism Of Fire zwingt einen in die Knie… der Bass… Halleluja… das Drumming von Chris, ein Sahnestück und gleichzusetzen mit den beiden anderen Highlights. Wenn einen Arschtritt, dann von Baptism Of Fire, der das Feld noch mal voll aufrollt. Das Cover Don’t Walk Away von Tank braucht man nicht, tut keinem weh, fühlt sich nach Ausgebombt und Baptism Of Fire wie eine kalte Dusche an.

Oktober Promotion & Management

Andreas B.:
Das nenne ich wirklich einen Schnelldurchlauf, haha. Ich gehe mal auf einiges ein:
Incest ist halt ein typischer „Provozieren, bis der Arzt kommt“-Track. Was Die Ärzte mit ihrem Geschwisterliebe noch irgendwie in niedlicher Form verbrochen haben, treiben Sodom dann in typischer Thrashmetal-Manier auf die Spitze. Muss man nicht machen, kann man aber offensichtlich 😉

Number one in the list of misdeeds, persuade my sister
She shook and gasped in licentious greed, turned by mutual whisper
Wrapped up in bewitched body shower, forbidden fruits taste better
Primitive caress to burn out the power, nymphomania dressed in leather

An sich aber ein fetter Kracher, der Rhythmuswechsel im Refrain mit der durchgehenden Doublebass ist eines Grammys würdig. Punkt.

Remember The Fallen ist die erste kurze Verschnaufpause und auch ein weiterer Klassiker der Ruhrpottler.
Ich mag die textliche Herangehensweise zu diesem Thema. Völlig unaufgeregt und frei von politischem Gesabbel. Viele Soldaten waren und sind eben noch fast Kinder und viel zu oft Marionetten und Kanonenfutter irgendwelcher kranken Kriegstreiber. Sicherlich ist es jedem Soldaten bewusst, dass es im Ernstfall schiefgehen kann und man in einer Holzkiste zurückkommt. Dennoch steckt unter jeder Uniform ein Mensch und daran verknüpft auch Familien, Freunde und ein Zuhause.

Magic Dragon bleibt thematisch im Krieg und hat das AC-47 als Thema. Man muss sich nur das Cover der LP bzw. des Albums angucken und man hat eine Idee, um welche Art von Flugzeug es geht. Im Grunde beschreibt der Text auch genau die Szene. Ziemlich schneller Song, kompromisslos und auf die Zwölf – wird aber erst mit dem rhythmischen Mittelteil nach viereinhalb Minuten für mich interessant und ist der schwächste Song bisher.

Exhibition Bout ist ein Anti-Stierkampf-Song und textlich richtig stark. Da sieht man, dass Tom das Herz am richtigen Fleck hat.
Schnelles Tempo und ein richtig geiler Soloteil. Vielleicht der Beste der ganzen Scheibe. Kompromissloser Thrash as it’s best.

Ausgebombt… Tja, hier wird es mal wieder punkig. Natürlich ein Gassenhauer, den die meisten hier auch kennen werden. Ich erinnere mich noch, dass wir Kids das Ding damals immer großkotzig mitgegrölt haben, ohne zu wissen, worum es im Text eigentlich geht. Wir fanden es einfach nur geil, das Wort laut in die Gegend zu schreien. Dass wir es mit einem lupenreinen Antikriegssong zu tun haben, war uns, und vor allem mir, damals nicht bewusst.

So, René, du willst wieder irgendwas von mir wissen. Ist ja wie bei Jeopardy hier.
Ich nehme dann mal „die besten deutschsprachigen Songs von Sodom“ für 1000 Euro.

Ausgebombt und Bombenhagel fallen raus, die Hauptsprache ist da ja englisch. Zumindest wenn wir von der deutschsprachigen Version mit Béla B. mal absehen:

Das ist gar nicht mal so einfach, irgendwie mag ich sie ja fast alle, haha.

Platz 1 ist definitiv Wachturm von der Tapping The Vein.
Textlich eine Granate und musikalisch, so wie das ganze Album, ein Zerstörer vor dem Herrn.

Die Stumme Ursel von der Get What You Deserve ist auch herrlich punkig und prollig. Das Drumming auf der Platte stammt von Atomic Steif (Cheers!), mit dem ich nach seinem Ausstieg bei Sodom auch eine gewisse Zeit als Bassist in seiner thrashigen Nachfolgeband Stahlträger gelärmt habe. Ein superlieber Kerl und ich mag die Scheibe daher echt gerne. Schöne Erinnerungen und daher bei mir auf dem dritten Platz.

Verrecke! von der Masquerade In Blood  ist auch schon wieder so ein punkiger Thrashsong, den ich deutlich besser als Gisela vom Nachfolger Til Death Do Us Unite finde. Auf dem Album haben wir noch die schwere und düstere „Ballade“ Schwerter Zu Pflugscharen. Intensiv, aber kein Kracher.

Jetzt muss ich überlegen…. Die Ode ans Bandmaskottchen Knarrenheinz vom 2010er In War And Pieces überzeugt mich nicht wirklich.

Richtig stark und mein zweiter Platz ist Nicht Mehr Mein Land vom aktuellen Genesis XIX-Album. In Folge 16 unseres Time For Metal-Podcasts Leise War Gestern mit Tom Angelripper hat dieser ja ein paar Worte dazu verloren und ich kann ihm da auch zu 100 % zustimmen. Vielleicht liegt es ja am Ruhrpott-Blut, das auch mir – als gebürtigem Bochumer – durch die Adern fließt. Auf jeden Fall für mich die textlich beste Leistung, dazu musikalisch schleppend und unangenehm bedrückend.

So, Frage beantwortet? Habe ich jetzt was gewonnen? Lass hören… 😉

Baptism Of Fire ist nach Ausgebombt natürlich ein Stilbruch. 0 % Punk, 100 % spaßbefreiter Knüppelmetal. Geiles, melodisches Solo wieder, ich mag den Song. Irgendwie der „rumpeligste“ auf der Platte. Wenn man vom Rausschmeißer Don’t Walk Away mal absieht. Das Original von 1981 ist ja schon ziemlich rock ’n‘ rollig, genau wie die Sodom-Version. Eine schöne Hommage und ein versöhnlicher und positiver Ausklang. Jawollja!

Agent Orange ist auch für mich eines der stärksten Sodom-Alben.
Zusammen mit der Persecution Mania und der Tapping The Vein hat mich Sodom schon arg in Sachen Thrash geprägt. Weitaus mehr als die amerikanische Fraktion mit Slayer, Testament, Exodus usw. Ich hatte und habe auch immer den ganz persönlichen Wettkampf in mir, ob ich jetzt Sodom oder Kreator besser finde. Beide Bands unterscheiden sich in ihren Thrash-Spielarten deutlich voneinander, gehören für mich durch die lokale Nähe und das fröhliche Mitgliedertauschen aber irgendwie zusammen.

So, das Schlusswort soll dir gehören, mein Bester. Ich werde meinen Ohren jetzt erst mal eine Pause gönnen und freue mich auf die nächste Zeitreise mit dir. Pass auf dich auf und bleib gesund.

René W.:
Als Erstes wünsche ich dir natürlich Selbiges und hoffe darauf, dass wir endlich mal anstoßen können bei der geringen räumlichen Trennung. Nachdem meine Sätze diese kleine Zeitreise zu Agent Orange ins Rollen gebracht haben, dürfen sie sie auch abschließen. Zuerst meine Auflösung zu den drei besten Sodom Songs auf Deutsch und ich muss sagen, deine ausführliche Analyse hat mich nachdenklich gemacht. Auf Platz 1 bleibt, wie bei dir, Wachturm. Auch wenn es eigentlich nicht in diese Kolumne gehört, aber als ich noch in Oldenburg gewohnt habe und nach einer langen durchzechten Nacht in meiner Koje lag, klingelte es an der Tür und ja, was soll ich sagen, der Wachturm wurde es nicht, reingelassen habe ich die beiden alten Damen ebenfalls nicht und da wären mir Pornos wirklich lieber gewesen. Im Anschluss bleibt es eng. Ausgebombt und Bombenhagel gewinnen nach längerem Überlegen. Beide haben einfach einen Charakter, den man als Thrasher nicht missen möchte.

Sodom ist einer dieser Kapellen, die einem die Tränen in den letzten Monaten in die Augen treibt. Live und Sodom sind Klone, die zusammengehören wie Bruder und Schwester, wenn wir hier Incest noch einmal aufgreifen wollen. Auf Platte ist Tom gut – keine Frage – aber die Ruhepottschnauze kommt auf einer Bühne halt ganz anders zur Geltung. Bevor wir den Blinker setzen und in die nächste Zeitreise abbiegen, noch ein ganz wichtiger geschichtlicher Aspekt zu Agent Orange. Den Namen trägt nicht nur das Thrash Metal Album, sondern auch das chemische Entlaubungsmittel, das die USA im Vietnamkrieg und im Laotischen Bürgerkrieg großflächig zur Entlaubung von Wäldern und zur Zerstörung von Nutzpflanzen eingesetzt haben, um heimische Guerillakrieger zu enttarnen. Andi, du sprachst davon, dass Tom das Herz am rechten Fleck hat, darüber brauchen wir wohl nicht diskutieren. Der Mann hat keine Angst, Dinge anzusprechen, die wehtun und was viele nicht wissen, Sodom haben die erste Black Szene maßgeblich mit beeinflusst. Als die Gruppe in Deutschland noch einen geringen Stellenwert hatte, feierten unsere Freunde in Skandinavien unsere Haudegen bereits und nannten zur Gründung ihrer tiefschwarz angehauchten Metalgruppen die Thrasher als größte Inspirationsquelle. Abschließend: Agent Orange ist und bleibt ein Meilenstein im Extreme Metal, daran kann man nicht rütteln.

Euch gefällt unsere Time For Metal Zeitreise? Dann schaut euch auch gerne die anderen Folgen an.

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