Artist: Turbokill
Herkunft: Deutschland
Album: Vice World
Spiellänge: 46:53 Minuten
Genre: Power Metal, True Metal, Speed Metal
Release: 25.10.2019
Label: Steamhammer / SPV
Link: http://www.turbokill.de/
Bandmitglieder:
Gesang – Stephan Dietrich
Gitarre – Ronny Schuster
Gitarre – Daniel Kanzler
Bassgitarre – Marco „Fox“ Grünwald
Schlagzeug – Philipp „Nafta“ Dießl
Tracklist:
1. The Grand Delusion
2. Vice World
3. War Thunder
4. Pulse Of The Swarm
5. Global Monkey Show
6. Sail With Pirates
7. Turbokill
8. Kill The Lie
9. Don’t Deal With The Devil
10. Track n‘ Spy
11. End Of Days
12. Fortress Of The Universe
Jupp, da haben fünf Herren aus Sachsen sehr viel richtig gemacht auf ihrem Debütalbum. Turbokill heißt die Bande, die sich 2016 gründete, mit dem ehemaligen Alpha Tiger Sänger Stephan Dietrich einen in der Szene namhaften Frontmann hat und jetzt „nur“ noch live überzeugen muss, damit es mit dem Senkrechtstarten was wird.
Denn wenn einem bei der Suche nach Vergleichen das großartige 2014er-Album Unleash The Fire der US-Powermetaller Riot V in den Sinn kommt, ist klar, dass Turbokill eine sehr starke Leistung abgeliefert haben. Zu verorten ist der Musikstil im klassischen US-Powermetal à la Metal Church oder eben Riot mit ein paar Spritzern skandinavischem True Metal der Marke Hammerfall und hier und da auch ein paar Noten Hard Rock aus den 80er-Jahren. Dazu ein Sänger, der kraftvoll und ziemlich hochtönig das Ganze aus der Masse heraushebt. Hinzukommt ein erstklassiges Cover, das an die Scheiben alter Großtaten wie etwa Ed Repka erinnert. Zudem gibt es bei mindestens zwei Songs (Global Monkey Show und Track n‘ Spy) textlich entgegen den Erwartungen aufgrund des Covers und des Bandnamens mit Kritik an der Konsumgesellschaft und dem Smartphone-Wahnsinn was anderes, als nur hirntote Lyrics über Drachen und Schwerter, wie man es von Genrekollegen kennt.
Dass Vice World letztlich ein Album ist, das mit jedem Durchlauf stärker wird, liegt an der Liebe zum Detail. Immer wieder gibt es was Neues zu entdecken. So etwa am Ende des tollen Up-Tempo-Speedsters Sail With Pirates, wo ein stimmiger Piratenchor zum Schunkeln anregt. Vor allem liegt es aber an den Gesangs- und Gitarrenharmonien, die sich mehr und mehr in die Gehörgänge fräsen. Gepaart wird das mit einer Frische, wie sie selten zu hören ist. Wie ein freudig aufgeregtes Rudel Frischlinge, das in seinem ersten Sommer durch den Wald prescht und glaubt, die Welt gehört natürlich nur ihm allein. Oder so ähnlich. Dürfte klar sein, was gemeint ist.
Bereits der Titeltrack macht mächtig Spaß: Ein Sänger, der bestens zum Song passt mit seiner Klangfarbe und Intonierung und die Metal-Fist zum Schwingen bringt. Dazu rasend schnelle Gitarren- und Bassläufe mit gut produziertem Drumsound und ein hymnenhafter Refrain, wenn auch mit Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Lyrics. Flitzeschnelle geht’s weiter mit War Thunder. Nicht mehr ganz so hymnenhaft, aber immer noch stark. Pulse Of The Swarm zeigt dann, dass es die Truppe auch im weniger schnellen Tempo kann. Vor allem Sänger Dietrich reißt es mit einem genialen Kraftschrei am Ende des Refrains raus und verleiht dem Song Bissigkeit. Bei Global Monkey Show sind dann erstmals Hard-Rock-Gitarren und Backing-Vocals zu hören, die an Glam Metal der Sorte Skid Row erinnern. Auch das Solo ist wie auf dem gesamten Album erstklassig.
Nach dem bereits bärenstarken Speedster Sail With Pirates geht’s leider mit der Formkurve etwas nach unten. Der Bandsong Turbokill ist ganz nett, aber so richtig überzeugen kann er nicht. Auch das deutlich langsamere Kill The Lie ist ordentlich gemacht, aber die melancholisch-epische Ausrichtung will nicht so recht aufgehen. Don’t Deal With The Devil fängt noch ein Ticken ruhiger an, wie eine Ballade, steigert sich dann immer mehr, um letztlich nicht so wirklich zu zünden. Track n‘ Spy hat zur Abwechslung ein paar „Hey“-Backingvocals im Refrain und ist gänzlich im Midtempo gehalten. Aber auch hier gilt: Die Songs in der ersten Hälfte des Albums waren zwingender. Die abschließenden Nummern End Of Days und Fortress Of The Universe sind ebenfalls ordentlich gemacht mit durchaus kernigen Gitarrenriffs, anno 2019 kann das aber nicht wirklich vom Hocker hauen. Zumal beim letzten Track der Gesang dann doch einen kleinen Ticken zu quietschig tönt.