Volumes Different Animals

Volumes – Different Animals

“Dreht die Volumes auf!”

Artist: Volumes

Herkunft: Los Angeles, USA

Album: Different Animals

Spiellänge: 36:09 Minuten

Genre: Metalcore, NuMetal, Progressive Metal, Djent, Crossover

Release: 09.06.2017

Label: Fearless Records

Link: http://volumesband.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Myke Terry
Gesang – Gus Farias
Gitarre – Diego Farias
Bassgitarre – Raad Soudani
Schlagzeug – Nick Ursich

Tracklist:

  1. Waves Control
  2. Finite
  3. Feels Good
  4. Disaster Vehicle
  5. Pieces
  6. Interlude
  7. Hope
  8. Tide’s Change
  9. On Her Mind (feat. Pouya)
  10. Heavy Silence
  11. Pullin‘ Shades
  12. Left For Dead

Volumes Different Animals

Beim letztjährigen Euroblast hatte ich die Chance, Volumes aus L.A. live zu erleben und das aus der ersten Reihe. Und das, was sie da auf der Bühne und in der Kommunikation mit dem Publikum abgerissen haben, soll sich auch gefühlt auf der mir vorliegenden neuen Platte Different Animals widerspiegeln. Als Produzenten konnten die Jungs Brandon Paddock (Set It Off, Palisades, Black Veil Brides) gewinnen. Er und Gitarrist Diego, der für seine Arbeit bereits diverse Latin Grammys zuhause hat haben der Platte einen höchst feierfreudigen Sound verpasst, der irgendwo zwischen Metalcore, NuMetal und Rap pendelt.

Nach dem Ausstiegt von Michael Barr besetzt nun der Ex-Bury Your Dead Sänger Myke Terry den Posten am Mikro neben Shouter Gus Farias.

Volumes Bandphoto
Photo: Lindsey Byrnes

„Wir wollten uns nie ein Etikett verpassen“, erklärt Bassist Raad. „So ticken wir einfach nicht. Wir haben nicht einfach nur Riffs geschrieben, die die Heavy-Standards bedienen, sondern Songs zu Papier gebracht, die gut für die Seele sind.“ Dann wollen wir doch mal ins Detail gehen und prüfen, ob seine Aussage denn halten kann, was sie verspricht.

Mit dem Opener Waves Control hauen uns die Jungs direkt ein djenty Metalcore-Brett mit verschobenen Stakkato-Riffs auf tiefergestimmten Gitarren um die Ohren, dessen melodiöser und „leidender“ Refrain als Auflösung zum Rest des Songs verstanden werden kann.  Finite hingegen kommt zu Beginn fast retro daher,  simuliert durch das Knacken einer Schallplattenaufnahme gepaart mit einem dumpfen Mini-Lautsprechersound und präsentiert sich nicht nur aufgrund seines Northlane-ähnlichen Riffs als 1A Clubhit. Sänger Myke Terry bekommt verglichen zum ersten Song deutlich mehr Platz für Melodien eingeräumt – und ich muss gestehen, dass ich Bury Your Dead nie als so melodiös empfunden hatte. Und um die Nummer abzurunden und auch die Basketball-Shirt-Fraktion einzufangen, fehlt natürlich auch der Breakdown-Part nicht. Myke und Gus ergänzen sich an den Mikros symbiotisch.

Die Single Feels Good könnte dem ein oder anderen auch bereits bekannt sein und genau wie Finite setzt die Band hier – unterstützt durch Synthie-Drumeffekte und Arpeggio-Keyboards – auf Clubtauglichkeit. Eine Spannung steigernde Bridge, der chorale Mitsing-Refrain…ein wenig Bring Me The Horizon hier und da, aber man mag es ihnen verzeihen. Stimmlich singt Myke klar in einer anderen Liga als Mr. SykesDisaster Vehicle reißt den Hörer aus seiner gerade gewonnenen Harmonie. Hier tun Volumes das, womit sie ursprünglich mal angefangen haben: Auf die Fresse geben. Drive, Doublebass-Attacken…und eine beharrliche No Clean Singing-Policy werden Fans der ersten Stunde freuen.

Pieces startet verhalten und präsentiert sich als disharmonisches Strophengerüst, das von einem wiederum maximal melodiösen Refrain, der von subtilen Streichern untermauert wird abgelöst wird. Und damit nicht genug, denn die Band hat dem Song noch ein schmuckes djenty Outro spendiert. Das nun folgende Interlude macht einen großen Blick über den Tellerrand und man merkt unweigerlich die Vorliebe der Band für poppige Trap- und Cloud Rap-Songs. Dieses System wird dann auch in Hope Mix 7 weitergeführt und der Hip Hop-lastige Beat, die Raps von Gus und Mykes soulige Gesangstimme geben dem Song einen gewissen Sommer-Vibe, bis…ja bis der Refrain reinknallt. Denn da tun Volumes wieder das, was sie in beinahe allen Songs vorher taten: Großartige Rock-Refrains mit tollen Hooks präsentieren.

Das 01:47 Min. kurze instrumentale Tides Change bringt mit der Akustikgitarre ein neues Element, das vermutlich aus den Latin-Archiven von Diego stammt. Der Klang der Stahlsaiten gepaart mit dem beinahe cineastisch wirkenden Piano-Streicherteil bilden den perfekten Abspann-Soundtrack eines Dramas. Damit aber bloß keine Melancholie aufkommt, drückt uns die Band mit On Her Mind, bei dem Pouya aus Miami als Gast seinen Rap-Part einjodeln darf ein NuMetal-Brett erster Güte ins Gehör. Die Story und Wortwahl hinter den Vocals ist etwas pubertär, was man angesichts des großartigen Refrains und überhaupt des Grooves des kompletten Songs aber mal kurz ignorieren kann. Hier zeigen drei Sänger, was sie können und bedienen sowohl Raps, Growls und Melodien. Was ein echter Rapsong sein will, dem darf natürlich auch eine Sirene im Outro nicht fehlen.

Heavy Silence ist mit seinen 02:18 Min. ungewöhnlich kurz und das, obwohl der Song so unglaublich viel Potential für mehr bietet. Die Kontroverse der cleanen Strophe, sowohl im Gesang wie auch der Instrumentierung im Austausch mit dem ungeduldigen, harten, durch verschobene Betonung bestimmten, verzerrten Refrain macht sich gut. Aber anstatt einen „echten“ Song aus der Grundlage zu entwickeln, schiebt die Band lediglich eine Art Breakdown-Solo als Outro hinterher. Schade, da hier wirklich noch viel mehr hätte passieren können.

Pullin‘ Shades ist die NuMetal-Ballade der Platte. Myke singt sich so herzzerreißend durch den epischen Refrain, daß man beinahe Mitleid bekommen könnte. Ein wenig konstruiert wirkt das Octaver-Mini-Solo, das hier irgendwie einfach zuviel, zu zäh, zu schmierig ist. Dennoch für mich DAS Highlight der Platte. Left For Dead ist dann ziemlich plakativ das genaue Gegenteil von Pullin‘ Shades. Polyrhythmik, Emmure-ähnliches unkoordiniert und lieblos anmutendes Gehacke auf der H-Saite und irgendwie fehlt der Song-Charakter. Schade, denn hiermit ist das viel zu kurze Different Animals auch leider schon vorbei – und das Ende ist eher unwürdig, nimmt man den Rest der Platte als Vergleich.

Zu folgenden Songs hat die Band Musikvideos veröffentlicht:

Volumes – On Her Mind (feat. Pouya)

Volumes – Feels Good

Volumes – Left For Dead

Fazit: Sowohl Fans progressiver Metalspielarten wie auch Anhänger klassischer NuMetal-Werke und Metalcore-Liebhaber werden ihre Freude mit der vorliegenden Platte haben. Volumes sind nicht mehr das, was sie 2011 auf Via begonnen und über das 2014er No Sleep weitergeführt haben. Das Technische ist mit der Zeit dem Partytauglichen gewichen. Die Band schafft es, sich einen eigenen Stempel aufzudrücken, indem sie Elemente aus Pop, HipHop, Metalcore, NuMetal und Prog-Metal mischen und in einer erfrischenden Kombination vereinen. In Sachen Melodien/Hooks kann sich so manches Pop-Sternchen bei Myke Terry noch etwas abgucken. Bis auf ein paar kleinere Ausreißer und die doch sehr knapp ausfallende Spielzeit ist Different Animals ein extrem hörenswertes Album mit einigen Nummern, die wir sicher auch noch in den nächsten Jahren/Jahrzehnten hören werden.

Anspieltipps: Finite, On Her Mind, Pullin' Shades
Sebastian S.
8.5
Leser Bewertung1 Bewertung
5
8.5