Artist: Warwolf
Herkunft: Köln, Deutschland
Album: The Apocalyptic Waltz
Spiellänge: 63:32 Minuten
Genre: Heavy Metal, NWOBHM
Release: 29.09.2023
Label: Metalapolis Records
Link: Warwolf auf Facebook
Bandmitglieder:
Gesang – Andreas von Lipinski
Gitarre – Frank J. Noras
Gitarre – Peter Müller
Bassgitarre – Florian Abegg
Schlagzeug – Holger Bloempott
Tracklist:
- The Apocalyptic Waltz
- Silver Bullets
- Spawn Of Hell
- Flying Dutchman
- Die With Dignity
- Jealous Clown
- Rivers Of Blood
- Kingdom Of Fools
- Legacy Of Salem
- Bloodlines
- The Resistance
- Van Helsing’s Dream
Im Mai dieses Jahres besuchte ich das Rock In Rautheim (hier geht’s zu unserem Bericht). Diesmal war ich nicht ausschließlich als Fotograf und Redakteur aktiv, sondern auch als Helfer der Lebenshilfe Braunschweig, die das Festival ausrichtet. Während wir noch mit der Vorbereitung des Tages beschäftigt waren, liefen bereits die ersten Soundchecks. Das klingt doch irgendwie nach Iron Maiden, denke ich mir, bin aber noch zu sehr auf meine Aufgabe fokussiert, um mich damit ernsthaft zu befassen. Später, als Warwolf auf der Bühne stehen, ist wieder dieser unvergleichliche Sound der New Wave Of Britisch Heavy Metal in aller Ohren.
Die Ansage von Frontmann Andreas ‚Lipi‘ von Lipinski, dass sie Iron Maiden mögen und daher eine ähnliche Musik machen wollen, überrascht da wenig, zumal die Hälfte der Band Maiden Shirts trägt. Lipi kann man von Gastauftritten bei Grave Digger oder natürlich von seiner vorherigen Band kennen. Wolfen standen für Power Metal mit Thrash Einflüssen, aber bereits dort blitzte die NWOBHM immer wieder durch. Mit Warwolf wird das Profil daher nachgeschärft. Von Wolfen ist Gitarrist Frank J. Noras weiterhin Teil des Rudels. Auch der Motor der Band ist ein langjähriger Weggefährte. Bei Wolfen hat Drummer Holger Bloempott (mit einer Unterbrechung) von 2000 bis 2015 den Takt angegeben. Komplettiert wird die fünfköpfige Truppe durch den zweiten Gitarristen Peter Müller und den Meister der tiefen Töne Florian Abegg.
Nach ihrem Debüt Necropolis aus dem Jahr 2022 legen die Kölner bereits ein Jahr später The Apocalyptic Waltz vor. In der Pandemie haben die Herren ihre Zeit offenbar in das Songwriting investiert. Der namensgebende Song eröffnet den neuen Longplayer. Die Gitarren stimmen sanft die Melodie ein und auch der Gesang folgt diesem angenehmen Spannungsbogen. Energie und Lautstärke steigern sich sehr gemächlich, bis nach etwa anderthalb Minuten das Beast von der Leine gelassen wird. Kraftvoll schiebt The Apocalyptic Waltz das Album an. Mit über acht Minuten Spiellänge ist der erste auch der längste Titel des Werkes, der durch raffinierte Tempowechsel, feine Soli und eine eingängige Melodie überzeugt. Um die Leitplanke auch in die andere Richtung zu setzen, folgt direkt der kürzeste Song der Scheibe. Da ist auch keine Zeit für ein langes Vorspiel. Silver Bullets ballert sofort aus allen Rohren. Produziert, gemixt und gemastert wurde das Album von niemand Geringerem als Chris Boltendahl (Grave Digger) im Graveyard Studio in Köln. Spawn Of Hell ist eine der vorab erschienenen Singles, zu der auch ein Lyricvideo verfügbar ist. Außerdem ist es der bisher meistgehörte Song des Albums auf Spotify. Insbesondere die Chöre gefallen mir hier sehr gut. Ein weiteres Lyricvideo gibt es zu Flying Dutchman (siehe unten). Die dramatische Geschichte des Geisterschiffs wird so intensiv vorgetragen, dass man das Peitschen des Windes und die Wucht von Neptuns Wellen mit jedem Ton spürt.
Die With Dignity thematisiert das Ende der Welt und die damit verbundene Frage, ob man bei einem absehbaren Ende selbiges selbst in die Hand nehmen würde. Die Grundstimmung des Songs ist dementsprechend, ohne den charakteristischen Warwolf Sound zu verlieren. Aus Jealous Clown schallt eine Kritik an unsere sehr egoistische Gesellschaft in meine Ohren. Insgesamt sind die Lyrics dieses Albums immer wieder als düsterer Abgesang der heutigen Gesellschaft zu verstehen. Wie Deppen folgen wir althergebrachten Regeln, wie uns Kingdom Of Fools vor Augen führt. In jedem Fall sind die Texte wert, beachtet zu werden und vielleicht findet man ja sogar Zeit, etwas darüber nachzudenken. Nun aber zurück zur Musik. Der Beginn von Legacy Of Salem ist sehr gemächlich und könnte so auch auf einem Maiden-Album zu finden sein. Auch wenn immer wieder Elemente aufgegriffen werden, die den Vergleich mit ihren Idolen nahelegt, ist der Vergleich aufgrund des dennoch sehr eigenen Charakters wenig angebracht. In Bloodlines fallen mir wieder mal einige raffinierte Riffs auf, die auf dem ganzen Album zu finden sind. Die Saiten-Abteilung tobt sich dabei erfreulich abwechslungsreich aus, ohne dass es zu dominant wird. Mit The Resistance folgt ein instrumentales Stück. Der nicht vorhandene Gesang wird dabei durch spannende, teils dramatische Riffs kompensiert, sodass sich der Song prima in das Set integriert. Im Finale des Werks geht es den Monstern im Schatten an den Kragen. Van Helsing’s Dream greift nochmals viele Elemente auf, die auch zuvor schon das Album geprägt haben. Das Gitarrensolo gefällt mir hier besonders. Der Song ist voller Energie und rundet das fantastische Album prima ab.
Erhältlich ist das Album überall im einschlägigen Handel sowie auf den üblichen digitalen Kanälen. Für alle Sammler und Freunde der Tonträger gibt es neben der CD auch eine Schallplatte. Das transparent blaue Vinyl ist laut offiziellem Store auf 300 Stück limitiert.