Welicoruss mit Support Frozen Infinity und Vedrfölnir am 20.04.2018 in der Mensabar, Freiburg im Breisgau

„Welicoruss mit Support Frozen Infinity und Vedrfölnir am 20.04.2018 in der Mensabar, Freiburg im Breisgau“

Headliner: Welicoruss

Vorbands: Frozen Infinity, Vedrfölnir

Ort: Mensabar Freiburg, Rempartstr.18, 79098 Freiburg im Breisgau

Datum: 20.04.2018

Kosten: 12,- € VVK, 15,- € (Studenten 12,- €) AK

Genres: Symphonic Black Metal, Melodic Death Metal, Extreme Folk Metal

Besucher: ca. 90-100

Veranstalter: Hellblast Promotion

Link: https://www.facebook.com/events/387355661692011/

Setlisten:

  1. Phoenix
  2. Neverending Story
  3. Withered
  4. Mirror Mask
  5. For Those Who Died
  6. Grave New World
  7. Architect
  8. Our Words Are Law

  1. YMIR
  2. Hasserfüllt
  3. In Hel
  4. Loki`s Rache
  5. Wotans Weltenreise
  6. Sauflied
  7. Des Glückes Schmied
  8. Svadilfari

 

Heute mache ich mich auf den Weg in die Mensabar des Studierendenwerks Freiburg, wo Welicoruss aus Sibirien spielen. Ich habe die Jungs aus Novosibirsk vor gut einem Jahr schon einmal im Freiburger Crash gesehen, musste aber leider arbeitsbedingt früher gehen. Somit gehört der Gig heute zum Pflichtprogramm. Zum Glück habe ich heute nur eine kurze Anfahrt von 10-15 Minuten, es wird danach nur eine sehr kurze Nacht für mich, da direkt morgen früh das MPS in Bad Säckingen am Hochrhein auf dem Programm steht. Die Parkplatzsuche stellt kein großes Problem dar, zum Glück liegt direkt nebenan ein Parkhaus. Ich bin etwas spät dran, Einlass war schon vor gut 45 Minuten, doch schon im Vorbeifahren sehe ich, das wohl nicht viel los ist. Draußen stehen vieleicht sechs oder sieben Leute beim rauchen und Bier trinken. Als ich gegen 20:20 die Mensabar betrete, ist auch drinnen nicht allzu viel los, vieleicht 50 Leute sind bisher gekommen. Das habe ich hier bei einigen ähnlichen Events auch schon ganz anders erlebt, aber bei dem geilen Wetter ziehen es Freiburgs Headbanger offenbar vor, etwas länger am Baggersee abzuhängen. Die Mensabar ist nicht das typische Mekka für Metal-Freaks, aber ab und an stehen hier auch ein paar interessante Rock- und Metal-Events auf dem Programm. Schnell noch ein Bier holen und ein paar Bekannte begrüßen, dann geht es auch schon los.

Frozen Infinity aus dem Raum Freiburg und Mannheim eröffnen pünktlich um 20:30 Uhr ihr Set. Das Quintett, das sich bereits 2001 gründete, besteht aus Michael „Anthrax“ Gerber (Vocals / Guitar), Tobias Jacobs (Guitar), Chris Hilfinger (Keyboards), Felix Jacobs (Bass) und Christopher Blei (Drums). Die Jungs sind in Süddeutschland und auch darüber hinaus längst keine Unbekannten mehr, bringen sie ihren Melodic Death Metal doch schon seit gut 17 Jahren (mit sechsjähriger Pause) unters Volk. Somit versammeln sich die Anwesenden logischerweise vorne vor der großzügig angelegten Bühne, und zu dem Opener Phoenix werden gleich die ersten Matten geschüttelt. Problem; hier vor der Bühne ist der Sound nicht besonders gut, was aber nicht an der Band oder am Soundmixer liegt, sondern einfach an der Location. Ein altbekanntes Problem in der Mensabar, in den hinteren Reihen ist der Sound einfach besser und geht einigermaßen gut ins Ohr. Ein paar einzelne Leute bleiben also gleich zurück, die allermeisten hier stört das aber offenbar wenig. Die Band um Shouter Anthrax ist gut drauf und gibt trotz der wenigen anwesenden Leute und des schlechten Sounds Vollgas. Ein weiteres bekanntes Problem bei Konzerten in der Mensabar, zu wenig Licht, zuviel Nebel …, manchmal, vor allem bei grünem Licht, sind die Musiker nur schemenhaft als Silhouette zu sehen. Stilistisch sind Parallelen zu skandinavischen Truppen wie z.B. In Flames und Children of Bodom nicht von der Hand zu weisen, doch durch die immerzu präsenten Keyboards von Chris Hilfinger und den Vocals sind Frozen Infinity doch wieder einzigartig und konnten sich immer mehr von den großen Vorbildern abheben. Mit den folgenden Songs bekommen wir eine gute Mischung aus Todesmetal-Härte und Harmonie auf die Mütze. Die Songs sind teils recht lang und mit unzähligen Soli versehen, wobei vor allem Tobias an der Gitarre hervorsticht. Fünf Songs stammen vom noch aktuellen Album Phoenix aus 2016, dazu bekommen wir zwei Songs vom Vorgänger Fragments Of I aus 2008 zu hören, wobei der Track Neverending Story auch schon auf dem Suicidal Seraphim – Demo aus 2006 vertreten war. Einzig den vorletzten Song Architect kann ich nicht zuordnen und weiß nicht, aus welcher Schaffensphase der Band er stammt. Our Words Are Law beendet den eindrucksvollen Auftritt nach gut 45 Minuten.

Nach kurzer Umbaupause geht es weiter mit Vedrfölnir aus dem Raum Freiburg / Waldkirch. Zwischenzeitlich sind auch noch einige Gäste eingetroffen, so dass die Freiburger vor etwa 90-100 Leuten aufspielen können. Auch die im Jahr 2010 gegründete Extreme Folk Metal-Band ist keine ganz unbekannte mehr, so konnten sie sich im Jahr 2012 beim Bandcontest Battle In De Räbe in Haltingen durchsetzen und belegten den 1. Platz. Beim Bloodbattle – Contest zum Baden in Blut – Festival in Lörrach belegten sie im Jahr 2013 den 2. Platz. Das Sextett besteht aus Michael Stockmar (Vocals), Roland Kessler (Guitar), Michael Ohnemus (Guitar), Jeremias Holub (Bass), Thorsten Engesser (Keyboards) und Jan Mortensen (Drums). Mit YMIR stürzt sich der Habicht dann gewaltig auf die Bühne und entführt die Zuschauer in die nordische Mythologie. Vom ersten Moment an wird klar, in der nächsten Stunde gibt es Folk Metal in der extremsten Form auf die Ohren. Weiter geht es mit Hasserfüllt, einem Song, der klar macht, wie man mit negativen Erlebnissen umgehen kann. Michael schreit ihn mit vielen Emotionen in die Menge, und einige können vielleicht nachfühlen, was dahinter steckt. Bei den nächsten Songs wird klar, wie experimentierfreudig die Band ist, mal fließen Folklore-Elemente mit ein, dann wieder Black & Death-Einflüsse. Schnell gespielter Metal mit melodiösen Riffs. Das Spektrum der Vocals reicht von tiefen Growls bis hin zu gelegentlichen cleanen Parts. Loki`s Rache bedient sich wieder in der Mythologie, überhaupt handeln die Songs meist von nordischen Sagen. Nach einem Gitarren-Solo werden im Publikum plötzlich Ohnemus-Rufe laut, worauf Stockmar schlagfertig witzelt –Ohne – mus nix los!-. Das Publikum ist wach und geht gut mit, doch spätestens als Michael beim sechsten Song sein Trinkhorn zückt, brechen alle Dämme. Auf`s Sauflied haben hier alle nur gewartet, und es wird gegröhlt und gebangt auf Teufel komm raus. Mit Svadilfari, dem Pferd eines nordischen Eisriesen, geht nach knapp einer Stunde das Set zu Ende. Ein beeindruckender Auftritt, der gerne bald wiederholt werden darf.

Dann wird es Zeit für die Mannen aus dem tiefsten Sibirien, die allerdings mittlerweile von Prag aus agieren. Während der Umbauzeit ist die Bühne teilweise mit den beiden großen Bannern verdeckt, so das nicht allzu viel zu sehen ist. Unverständlicherweise haben einige Besucher die Mensabar zwischenzeitlich verlassen, fast als wären sie nur für die Regio-Bands gekommen. Als das Intro dann beginnt und die Banner zur Seite gestellt werden, ist es leider ziemlich dunkel auf der Bühne. Ich meine, es ist ja nur konsequent, dass es zu Black Metal dunkel ist, aber im Fall von Welicoruss ist es schade, weil die Band passend zum schwarzen Pagan Metal im schwarzen Leder-Outfit und mit Tierfellen behangen auf die Bühne kommt, Warpaint und finstere Blicke inklusive. Mangels Licht ist davon jedoch nicht allzu viel zu erkennen. Die Band besteht aus Alexey Boganov (Vocals), Gojko Maric (Guitar), Ilya Tabachnik (Drums) und Ondrej Hec (Bass). Wie zu erwarten, geht es dann aber sofort von 0 auf 100 und die Band sowie ihr Auftreten, reißt mich gleich mit, obwohl ich kein einziges Wort russisch verstehe. Die Band fabriziert einen epischen Black Metal/Pagan Metal-Mix mit Folk-Anteilen, der dank eingesampelten Intros eine Portion Symphonic abbekommt. Das Auftreten von Welicoruss ist einfach nur heroisch zu nennen und bedient jedes Klischee. Show wird hier GROSS geschrieben. In Russland gehören Welicoruss schon einige Jahre zu den ganz großen Metal-Bands, während sie sich in Europa und speziell Deutschland erst seit 2015 auf der Überholspur befinden. Die rein russischen Texte machen es den deutschen Metalheads natürlich nicht leicht, denn das verpaßt dem Ganzen zwar noch eine rauere Note, macht das Mitsingen aber nahezu unmöglich. Vieleicht ist das der Grund, warum hier nun Aufbruchsstimmung angesagt ist und sich nur noch gut 50 Leute in der Mensabar befinden. Zwar fliegen vor der Bühne ein paar Haare, aber die große Stimmung will nicht aufkommen. Auch die Anheizanimationen von Sänger Alexey verpuffen relativ wirkungslos. An der Band kann es aber nicht liegen, die vier verstehen ihr Handwerk, haben einen exzellenten Frontmann, gute ausgefeilte Songs, brilliante Soli und mit Ilya Tabachnik einen Mann hinter der Schießbude, der, würde er in Deutschland oder den USA leben, wohl zu den ganz Großen gehören würde.

Aufgrund dessen, dass ich morgen wieder früh raus muss, verlasse ich das Konzert um kurz vor Mitternacht, doch allzu lange dürfte es hier heute eh nicht mehr gehen. Fazit: die Bands waren alle drei sehens- und hörenswert, auch wenn der Sound nicht optimal war. Schade, dass so wenig Leute da waren und so nicht richtig Stimmung aufkam.