Wingless – Nonconform

Dunkelheit, Heavyness und eine depressive Aura

Artist: Wingless

Herkunft: Polen

Album: Nonconform

Spiellänge: 42:12 Minuten

Genre: Doom Death Metal

Release: 21.10.2021

Label: Selfmadegod Records

Link: https://selfmadegod.bandcamp.com/album/nonconform

Bandmitglieder:

Gesang – Michal Loranc
Gitarren und Bassgitarre – Grzegorz Luzar
Schlagzeug – Piotr Wójcik

Tracklist:

  1. Imperceptible
  2. Separated From All Life
  3. Contemp And Defiance
  4. Sadness Filled With Silence
  5. Nyctophilia
  6. Constellations
  7. Drowning In Sadness
  8. Wingless
  9. When You’re Short Of Tears

Die polnische Band rund um Redemptor Frontman Michal ist schon längst keine Unbekannte mehr in ihrer Heimat und hat schon drei Alben auf dem Buckel. Erschienen sind diese in den Jahren 2014, 2016 und 2018. Gute, regelmäßige Abstände. Nun hat man drei Jahre gewartet und es ist ein Deal mit Selfmadegod Records herausgesprungen.

Imperceptible ebnet den Weg und offenbart uns, wohin die Reise in den nächsten 42 Minuten gehen wird. Langsam, aber druckvoll kommt es aus den Boxen, der Sound ist altbacken, dreckig und vor allem sehr bedrohlich. Der von ihnen vorgetragene Death Metal legt mehr Wert auf Schwere als auf Geschwindigkeit. Auch hier gibt es Geschwindigkeitswechsel, aber eben auch sehr viele atmosphärische Momente. Das Tempo wird ganz herausgenommen und dann arbeitet man mit einer Art Flüstergesang. Danach erhöht man das Tempo, kommt mit Riffing, welches an Cruciamentum erinnert, variiert das Tempo auf eine gelungene Art und Weise. Alles nicht wirklich neu, aber alles auch definitiv nicht schlecht. Dann wieder ein Break und die Gitarre klingt sehr unmetallisch, passt aber und arbeitet quasi alleine. Die Drums betonen ein wenig. Ein interessanter Part, besonders als der recht dämonische Gesang von Michal dazukommt. Dieser Part wird ziemlich ausgekostet und bis zum Ende passiert dann nicht mehr viel.

Hier und da klingen sie meines Erachtens nach Morbid Angel. Diese langsamen, groovenden und bedrohlichen Parts, die die Amerikaner immer wieder einbauen, können die Polen auch ein wenig. So auch bei Separated From All Life. Der Song fängt auch drückend an und schleppt sich dann durch das Universum. Klingt teilweise ein wenig zu verspielt und zu chaotisch. Auf der anderen Seite eben auch diese Morbid Angel Momente, die ganz geil sind. Schnell wird der Song nie, eher dramatisch und atmosphärisch, aber auf eine bedrohliche Art und Weise. Diese Art Flüstergesang wird auch wieder verwendet.

Immer richtig fett klingen sie, wenn sie im Midtempo, auch eher langsam, die Doubelbass mit bedienen. Das macht Laune. Da kommt auch diese old schoolige Produktion gut zur Geltung, so wie bei Contemp And Defiance. Hier bietet man sogar einen Refrainpart, den man mitgrölen kann und auch Obertöne sind zu hören. Wenn sie dann erneut bedrohlich schleppen, kommen wieder Morbid Angel ins Spiel.

Hat man sicherlich alles schon einmal gehört, vielleicht auch besser – oder auch nicht. Ich hätte mir so richtige Wutausbrüche gewünscht, denn dann würden die doomigen Parts, die teilweise richtig klasse sind, eben noch besser zur Geltung kommen. Bei Sadness Filled With Silence zum Beispiel. Alles schön düster, schwer und sogar progressive Klänge gibt es zu hören, aber gerade nach diesem progressiven, langsamen Part wäre so eine Blastattacke richtig geil gewesen. Auch so machen sie bedrohlich weiter, aber mir fehlt da ein bisschen was.

Bei Nyctophilia driftet man mir dann zu sehr in den Gothic-Bereich ab, aber dieses ist natürlich auch absolute Geschmackssache.

Wingless, der Namensgeber, fasst dann noch einmal alles zusammen. Progressiv legt man los, aber absolut nachvollziehbar. Ganz langsam baut man den Song auf, der dann recht doomig, aber auch deathig aus den Boxen kommt. Der Kopf geht automatisch rauf und runter, auch wenn das Tempo sich wieder in Grenzen hält. Technisch auf hohem Niveau wird hier gearbeitet, gar keine Frage. Hier und da verzettelt man sich meines Erachtens aber ein wenig und zeigt sich zu verspielt. Die Atmosphäre ist aber echt geil. Absolut düster das Ganze. Man ist weit davon entfernt, 08/15 Doom zu präsentieren. Das Tempo wird nur geringfügig angezogen, aber das erhöht das Spannungspotenzial ein wenig. Der Song ist mir aber viel zu lang.

Ganz romantisch und mit einer Cleangitarre versehen geht es bei When You’re Short Of Tears zur Sache. Der Rausschmeißer hat es in sich. Schön verträumt. Taucht ein in die morbide und dunkle Welt von Wingless. Sehr geil. Die Growls passen so und später erfolgt wieder dieser Flüstergesang. Absolut passend, ein ganz langsamer und verträumter Part.

Irgendwo zwischen Paradise Lost und Morbid Angel angesiedelter Doom Death, der überwiegend überzeugen kann. Dunkelheit, Heavyness und eine depressive Aura.

Wingless – Nonconform
Fazit
Mit einem rauen Sound wurde das vierte Album dieser Polen versehen. Dieser passt hervorragend zu deren Vorstellung von einer Mischung aus Doom und Death Metal. Sehr düster und schleppend, atmosphärisch und teilweise progressiv. Überraschende Tempowechsel gesellen sich dazu. Nicht neu und auch nicht alles haut mich um, aber Fans dieser Sparte sollten unbedingt beide Ohren riskieren.

Anspieltipps: Imperceptible und Contemp And Defiance
Michael E,
7
Leser Bewertung1 Bewertung
9.7
7
Punkte