Arena – The Theory Of Molecular Inheritance

Arena kleckern nicht, sondern klotzen mit allerfeinstem Neoprog

Artist: Arena

Herkunft: England

Album: The Theory Of Molecular Inheritance

Spiellänge: 62:56 Minuten

Genre: Progressive Rock, Neoprog

Release: 21.10.2022

Label:  Just For Kicks

Link: https://www.arenaband.co.uk/

Bandmitglieder:

Gesang  – Damian Wilson
Schlagzeug – Mick Pointer
Gitarre – John Mitchell
Keyboards – Clive Nolan
Bass – Kylan Amos

Tracklist:

  1. Time Capsule
  2. The Equation (The Science Of Magic)
  3. Twenty-One Grams
  4. Confession
  5. The Heiligenstadt Legacy
  6. Field Of Sinners
  7. Pure OF Heart
  8. Under The Microscope
  9. Intergration
  10. Part Of You
  11. Life Goes On

Mit Spannung habe ich das neue Album der Briten erwartet. Das liegt zum einen daran, dass ich ihre Musik bereits seit Jahren mag und mich haben Platten wie Songs From The Lion Cage mit dem überragenden Crying For Help oder auch das neuere Album Double Visons überzeugt. Zum anderen konnten Arena Damian Wilson als neuen Sänger gewinnen, nachdem Paul Manzi nach immerhin zehn Jahren aufgehört hat. Damian spielte bis 2017 bei Threshold, mit denen er große Erfolge feiern konnte. In dieser Zeit habe ich ihn mehrfach sehen können – er gab Threshold ein aussagekräftiges Gesicht und war auf der Bühne einfache eine Präsenz. Nach einigen Soloalben, Ausflügen zu Arjen Lusassen (Star One/Ayreon) und weiteren Künstlern hat er nun, zumindest bandtechnisch, eine neue Heimat gefunden. Funzt das auch? Um es vorwegzunehmen, das passt wie Mutter auf Schraube, Deckel auf Topf oder Arsch auf Eimer. Nun gut, vielleicht bin ich etwas voreingenommen, aber das, was da auf der etwas über eine Stunde laufenden Scheibe ist, ist schon groß und Wilson ein Gewinn für die Bandbreite und die Dynamik in den Songs. Durch seine Stimme und den Gesang werden die Stücke spannender und anregender. Mal sehen, wie sich das Gefüge dann live darstellen wird, wenn Damian auch frühere Songs singen darf.

Zurück zu The Theory Of Molecular Inheritance. Die Platte mit dem etwas sperrigen Namen umfasst elf Stücke, die zwar für sich stehen können, aber doch zusammengehören. Das nennt man dann wohl Konzeptalbum, was der gute Clive Nolan da zusammengeschustert hat. Und was er da gebaut hat, dürfte sich an die Hochphase der Band, so Ende der Neunziger, anlehnen. Auch wenn der erste Song Time Capsule noch mehr als progressiver Metal gewertet werden darf und einige gute Gitarrenparts von John Mitchell bereithält, wird es bereits mit dem folgendem The Equation proggig. Clive Nolan, der Damian zunächst nur auf dem Piano begleitet, steuert dann mächtige Keyboardpassagen zu, die den Zuhörer in bester Prog-Manier durch die weiteren Subgenres führen. Der Sound ist bombastisch und lässt den Track mit zu einem der Highlights werden. In dieser Art geht es weiter. Das gesamte Album ist ein Schauplatz guter Melodien, die hier von Clive gekürt worden sind. Auch textlich hat er sich Gedanken gemacht und inhaltlich wird die Theorie des molekularen Erbes thematisiert, die aussagt, dass Moleküle auch in andere Gegenstände fließen können. Auf der Platte setzt sich ein fiktiver Wissenschaftler genau damit auseinander und der findet im Verlaufe der Songs Erstaunliches und Skurriles heraus. Damien versteht es genau, diese Geschichten stimmlich umzusetzen.

Jeden einzelnen Song hier zu beschreiben fällt schwer, da ein jeder eine Klasse für sich ist. Damian Wilson ist ein Gewinn für die gesamte Arena Musik, und in einem Interview mit Mick Pointer wurde erwähnt, dass Arena ihn eigentlich schon früher als Wunschsänger gehabt hätten.
Twenty-One Grams erscheint etwas ruhiger, fast zerbrechlich, bis dann Mitchell und Nolan das Ruder übernehmen und erneut eine Prog-Perle schaffen. Auch das akzentuierte Bassspiel von Kylam Amos kann einen fesseln. Das schon fast balladeske Confession ist eine hervorragende Überleitung zum episch angehauchten The Heiligenstadt Legacy. Große Melodiebögen, erzeugt von kräftigen Keybordpassagen, die sich mit leisen Pianotönen abwechseln, erzeugen ein stimmiges Ganzes. Ähnliches gilt für die folgenden Songs. Die Dynamik wird durch den geschickten Einsatz der Keys und dem ausdrucksstarken Gesang erzeugt, in die sich dann auch immer wieder Mitchell mit genialen Gitarrensoli einmischt. Bei jedem Durchgang gibt es neue Facetten zu hören, die das Album spannend und abwechslungsreich erscheinen lassen. Dabei stellt man dann fest, dass hier scheinbar eine Zusammenfassung der gesamten Arena Schaffenszeit zu hören ist und somit ein Streifzug durch 27 Jahre Bandgeschichte zu hören ist. Auf den Punkt liefert dazu Mick Pointer seine Drum Parts und ergänzt sich trefflich mit Amos. Das ist schön in Pure Of Heart zu hören. Es ist schwierig, einzelne Songs zu präferieren oder als eher nicht so ansprechend zu bezeichnen. Vielleicht ist Under The Microscope so einer, der ggf. etwas schwächer erscheint, obwohl nach vier Minuten dieser Eindruck wie weggewischt ist. Die schnelleren Passagen lassen den Song plötzlich zu einem der stärksten Tracks werden. So muss man die Platte als Einheit sehen und es darf nicht auf den einzelnen Song geschaut werden. Vielleicht hätte Mitchell an der einen oder anderen Stelle noch mal ein Solo mehr einwerfen können, aber das Gesamtergebnis ist einfach stimmig und wer sich das Keysolo von Nolan in Integration anhört, kann sich nur verneigen. Im abschließenden Life Goes On wird noch mal von allen abgeliefert und man beachte genau das Solo von John Mitchell, das sich dem hymnischen Refrain hingibt. Atmosphärisch schön. Als Einstimmung gibt es das Lyrikvideo zu Time Capsule.

Arena – The Theory Of Molecular Inheritance
Fazit
Arena gelingt es 2022 ein Album zu schaffen, das an frühere Erfolge anknüpfen kann. Vielleicht wäre mit Wilson zu einem früheren Zeitpunkt eine noch größere Bekanntheit zustande gekommen. Nolan hat schon immer bewiesen, ein Keyboarder zu sein, der in den Siebzigern jedem seiner berühmten Vorgänger in nichts nachgestanden hätte. Das macht er auf diesem Album jedem klar. Das Konzeptalbum gehört in jede gute Sammlung eines Neoprog oder auch modernen Progressive Rock Fans. Ausdrucksstarke Tracks, kaum Schwächen, tolle Songs, super Produktion.

Anspieltipps: Time Capsule, The Heiligenstadt Legacy und Life Goes On
Kay L.
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