“Unglaubliche Atmosphären!“
Artist: Being As An Ocean
Herkunft: Californien, USA
Album: Waiting For The Morning To Come
Genre: Post-Hardcore, Melodic Hardcore
Release: 08.09.2017
Label: InVogue Records, Impericon Records
Link: https://de-de.facebook.com/beingasanocean/
Bandmitglieder:
Gesang – Joel Quartuccio
Gitarre, Backround Vocals – Tyler Ross
Schlagzeug – Jesse Shelly
Gitarre, Gesang – Michael McGough
Bassgitarre – Ralph Sica
Tracklist:
01. Pink & Red
02. Black & Blue
03. Floating Through Darkness, They Seemed To
04. Glow
05. And Fade Away When Morning Came
06. OK
07. As Through Each Of My Problems Would Slip Away
08. Dissolve
09. Thorns
10. eB tahT srewoP ehT
11. Suddenly, I Was Alone
12. Blacktop
13. I Saw Before Me, A Bright Red Light, And Silenty I Stood,
14. Waiting For Morning To Come
Being As An Ocean ist eine Band, die wohl keinem in der „Core“ Szene unbekannt ist – zumindest in Deutschland ist die Melodic Hardcore Gruppe aus Kalifornien kaum noch wegzudenken, sind sie doch gern gesehene Jungs, die live vor allem für große Gefühle zu harten Tönen stehen. Selten konnte eine Band im Hardcore Genre live so schnell packen, fesseln und vollends überzeugen….okay, Stick To Your Guns gelang dies auch, aber es passiert, zumindest mir, in diesem Genre wahrlich selten. Mit Waiting For The Morning To Come kam nun vor einigen Wochen das neue und inzwischen vierte Album raus – die Band hatte sich dazu entschlossen, das Album selbst zu veröffentlichen vor dem eigentlichen Release Datum. Und mit dieser neuen Platte kann man wahrlich von einem ganz neuen Morgen sprechen.
Der erste Titel Pink & Red beginnt gewohnt, entspricht einem Pianointro, welches man auch direkt als Vorwarnung betrachten könnte – die Emotionalität steig jedenfalls von null auf 100 und man kann die Taschentücher eigentlich bereits jetzt bereitlegen. Ohne Worte oder besondere Extras versetzen Being As An Ocean so jeden Zuhörer in die passende, emotionale Ebene.
Der erste richtige Song beschäftigt sich auch mit Farben, diesmal Black & Blue. Das Erste, was einem als Zuhörer wohl auffällt, sind die verstärkten elektronischen Elemente, die von der Band vor allem direkt im Intro gebraucht werden – und ja, als Metalfan muss man hier eventuell kurz zucken bzw. ist ein inneres Innehalten gar nicht verhinderbar, aber nach nur wenigen Minuten wirkt die instrumentale Umsetzung nicht nur unglaublich passend, sondern passt auch wunderbar zu dem Stil, welchen Being As An Ocean präsentieren. Track Nummer Drei Floating Through Darkness, They Seemed To, ist ein wahrlich leises Klavier Interlude, welches quasi einer Ruhepause ähnelt, der man zwar an dieser Stelle noch nicht sonderlich bedarf, aber dennoch unterstützt dieser kleine Track das atmosphärische Wirken des Albums.
Weiter geht es mit Glow, welches ebenso leise und fast schon traurig beginnt. Wahrlich ungewöhnlich, wenn man bedenkt, in welchem Genre man sich befindet und dennoch ist es genau das, was Being As An Ocean stets so besonders gemacht hat. Auch Glow hält sich aus instrumenteller Sicht ein wenig zurück, spielt mit elektronischen Elementen und liefert gefühlvollen Gesang, welcher zunächst neben den Screams existiert, dann aber mit diesen zusammengeworfen wird. Was daraus entsteht, ist ein mitreißender Chorus, der nicht nur Energie liefert, sondern auch im Kopf bleibt. Glow sprüht nur so vor tiefen Gefühlen und insbesondere die Zeile „I‘ll never truly be happy“ scheint man hier auch 100 % nachvollziehen zu können.
Der nächste Track And Fade Away When Morning Came liefert das im Album längste instrumentale Interlude, wodurch definitiv die tiefe, emotionale Atmosphäre noch weiter gestreckt wird. Mit OK geht es dann aber auch gesanglich weiter. Dieses Mal um einiges stärker und schneller als noch zuvor bei Glow, welches sich insgesamt stärker auf die Emotionen konzentriert hatte. OK liefert zumindest in den Strophen einen etwas schnelleren Charakter, dennoch drehen Being As An Ocean jetzt nicht komplett auf, sondern bewegen sich noch immer im Rahmen – ein wenig fühlt man sich an Alazka erinnert, eine Band, die sich auch im Melodic Hardcore bewegt und deren Stil durchaus ähnlich ist, jedoch besitzen Being As An Ocean weitaus markantere Stimmen, wodurch die Emotionalität echter wirkt. Dissolve macht dann quasi da weiter, wo Glow musikalisch aufgehört hat. Die Energie nimmt dabei ein Zwischenlevel ein, geht also im Vergleich zu OK etwas zurück, bleibt jedoch weiter spürbar. Insbesondere die Hook zeigt sich hier als sehr einprägsam und als Fan der Band findet man mehr und mehr Gefallen an der leichten Stiländerung der Band.
Schon allein vom Titel am auffälligsten zeigt sich wohl eB tahT srewoP ehT – und was der Titel dabei nur vermuten lässt, ist dieser doch rückwärts zu lesen, somit The Powers That Be, ist auch der Song rückwärts abgespielt, wodurch wahrlich nur ein großes Gewirr zu hören ist, wo weder Melodie noch Text wirklich Sinn zu machen scheinen. Dennoch besitzt der Track einen hypnotisierenden Charakter. Wie gut, dass YouTube existiert und man so auch in den Genuss der umgedrehten Variante kommen kann – definitiv ein unglaublicher Vergleich!
Nachdem man sich also von diesem Wirrwarr erholt hat, geht es mit Suddenly, I Was Alone auch erst einmal wieder ruhig instrumental zur Sache – und das für lange 5 Minuten. Das Gehirn darf sich also definitiv zurücklehnen und kurz entspannen, emotional bleibt es natürlich. Blacktop braucht danach auch noch eine kurze Weile, bis hier wirklich Fahrt aufgenommen wird. Dafür wirft der Song nur so mit Effekten um sich, und man könnte durchaus meinen, hier wollte man mal ein wenig experimentieren, was so passt – und hat dabei alles richtig gemacht. Ganz kann Blacktop nicht mit der starken Emotionalität mithalten, welche das Album bisher in jedem einzelnen Song geliefert hat, dafür überrascht Joel in diesem Song mit Rap Gesang – gibt es etwas, was Being As An Ocean auf dieser Platte nicht präsentieren?
Der letzte Song des Albums ist auch gleichzeitig der Titeltrack. Waiting For Morning To Come könnte fast schon als sehr rockig bezeichnet werden, scheinen doch Being As An Ocean nun noch einmal in die Instrumente zu hauen, auch wenn dabei das Gefühl nicht runtergedrückt wird. Dennoch schafft es der letzte Song nicht mehr ganz zu überzeugen, vielleicht weil man gedanklich noch zu sehr an den vorherigen festhängt.