Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte

Kurzweilige Unterhaltung eines Prominenten über eine Legende und dessen Bezug dazu

Autor: Charly Hübner

Buchtitel: Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte

Sprache: Deutsch

Seitenanzahl: 176 Seiten

Genre: Rock und Metal

Format: 11,4 x 1,75 x 16,4 cm

Release: 07.10.2021

Link: https://www.kiwi-verlag.de/

Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Buchform: Gebundene Ausgabe, 12,– €

ISBN-13: 978-3462001358

Mal wieder ein schönes Buch lesen… Charly Hübner, der rotzige Bukow aus dem Rostocker Polizeiruf 110… Buch über Motörhead… Erstes Buch… Buch der Reihe Kiwi Musikbibliothek

Normal schreibe ich immer eine Einleitung mit den Fakten. Ich glaube, das kann ich mir sparen. Wer sich für dieses Buch interessiert, ist Fan von Charly Hübner und/oder Motörhead und will schlicht wissen, was es mit diesem Titel auf sich hat.

Genau diese Neugier trieb mich auch um, als ich eine Voranzeige auf dieses Buch las. Was zum Teufel hat James Last, der Albtraum meiner Jugend, mit Hübner zu tun, der in Mecklenburg-Vorpommern zu Zeiten der DDR aufgewachsen ist?

Schon mal vorweg, Motörhead-Fans brauchen keine Biografie oder eine Erlebnisreise mit Lemmy und Co. erwarten. Es geht hier um Charly und wie er die Musik erlebt hat. Wie er dieses Buch geschrieben hat, erschließt sich mir nicht. Wie kommt man darauf, den Teufel zu besuchen und sich mit ihm auszuquatschen, um dann „Ein Buch über diese Rockerbande“ zu schreiben?

Erstaunt war ich schon gleich zu Beginn, denn es wird empfohlen, laut beim Lesen eine Playlist abzuspielen, um das Gefühl noch zu verstärken und sich noch tiefer in die Erinnerungen einzufühlen. So etwas hatte ich noch nicht, hatte ich mir aber schon oftmals bei Biografien gewünscht.

Er beginnt als Erstes von seiner Jugend zu erzählen und wie er den Kontakt zum Teufel bekommen hat. Wie Blasmusik und Schlager, Udo Jürgens, Rex Gildo und vor allem James Last mit dem „Überhit“ Biscaya seine Sinne umnebelten und er den Bezug zu Motörhead bekommen hat. Die Beatles empfand er als Jugendlicher schon als Schlager, Depeche Mode zu seicht. Er bekam keinen Bezug zu der Musik. Wer nicht dieser Generation angehört, kann das vielleicht nicht so nachvollziehen, aber es ist das Jahr 1987 und die DDR-Staatsorgane berichten kaum bis gar nicht über westliche Musik – und über Heavy Metal schon gar nicht. Das Internet gibt es noch nicht und selbst im Westen gibt es nur wenige Printmedien zu dieser Musikrichtung.

In der Gemeindebücherei bekam er Highway To Hell ausgeliehen und das veränderte sein Leben. Bildlich stellt man sich als Leser vor, wie der jugendliche Charly zu AC/DC und Black Sabbath auf die Tanzfläche des Jugendklubs geht. Die Bilder, wie er seinen ersten Motörhead-Song beim Strafreinigen des Familienautos hört, gehen lange nicht aus dem Kopf. Für heutige Generationen kaum vorstellbar, aber westliche Musik wurde auf den Schulhöfen auf Kassetten weitergegeben. Auf Flohmärkten wurden original West-Vinyls zu horrenden Preisen gedealt. So kam er auch zu seiner ersten Motörhead-Scheibe Orgasmatron für 75 Mark. Das entsprach zwei Drittel seines gesamten Lohnes als Ferienarbeiter. Junge Generationen bekommen ein paar Einblicke in das tägliche Leben in der DDR.

Immer wieder führt er Songtexte von Motörhead an, die zu Situationen in seinem Leben passen. Aber auch geführte Gespräche werden zitiert. Der Nachteil: Das alles findet in der Originalsprache Englisch statt. Das Niveau ist nicht hoch, aber für jemanden, der kein Englisch spricht, wird es ein wenig nervig sein.

Das Buch von Charly Hübner erscheint im Rahmen der Reihe KiWi Musikbibliothek des Verlags Kiepenheuer & Witsch als Ausgabe 14. In dieser Reihe sind unter anderem Bücher von Sänger Thees Uhlmann über Die Toten Hosen oder von Wolfgang Niedecken über Bob Dylan (wen sonst?) erschienen. Auch hier schreiben die Autoren nach dem gleichen Konzept über ihre Lieblingsband und erzählen, was ihnen die Musik der entsprechenden Künstler bedeutet.

Wem das Lesen zu anstrengend ist, dem wird auch geholfen. Das Buch ist von Charly Hübner auch selbst eingelesen worden und als MP3-CD-Doppelalbum erhältlich.

Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte
Fazit
Rock and Roll im Leben! Ist ja sonst langweilig! Der Mann spricht mir aus der Seele! Im steten Dialog mit dem Teufel schreibt er sehr detailreich und führt bildlich durch sein jugendliches Leben. Kurzweilige Unterhaltung mit tiefen Seeleneinblicken. Liest sich so weg und ist im handlichen Taschenformat. Klare Kaufempfehlung!
Norbert C.
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