Cloven Hoof – Age Of Steel

Stahl bleibt Stahl

Artist: Cloven Hoof

Herkunft: Wolverhampton, England

Album: Age Of Steel

Spiellänge: 50:15 Minuten

Genre: NWoBHM, Heavy Metal, Power Metal

Release: 24.04.2020

Label: Pure Steel Records / Soulfood

Links: https://www.facebook.com/clovenhoof1979
http://www.clovenhoof.net/
https://twitter.com/ClovenHoof_Band
https://myspace.com/clovenhoofofficial

Bandmitglieder:

Gesang – George Call
Gitarre – Chris Coss
Gitarre – Ash Baker
Bassgitarre – Lee Payne
Schlagzeug – Mark Bristow

Tracklist:

  1. Bathory
  2. Alderley Edge
  3. Apathy
  4. Touch The Rainbow
  5. Bedlam
  6. Ascension
  7. Gods Of War
  8. Victim Of The Furies
  9. Judas
  10. Age Of Steel

Lee Payne, seines Zeichens Bassist und in der Gegenwart noch einzig verbliebenes Gründungsmitglied von Cloven Hoof, blickt mit einer Karenz von runden zehn Jahren auf eine üppige Diskografie zurück. Demos, EPs, Compilations, Livealben und nicht zuletzt mit Age Of Steel schlagen zwischenzeitlich acht Studioalben zu Buche. Zudem gehören die 1979 ins Leben gerufenen Cloven Hoof unumstritten in die glorreiche Zeit des New Wave Of Britisch Heavy Metal. Das Line-Up der Briten wechselte dabei nicht selten. 2019 erst stießen Mark Bristow am Schlagzeug und Ash Baker an der Gitarre zur Band hinzu. Musikalisch haben sich Cloven Hoof vom klassischen NWOBHM deutlich in Richtung Power Metal weiterentwickelt, wenngleich auf Age Of Steel die Wurzeln nach wie vor unzweideutig herauszuhören sind.

Age Of Steel bildet als Konzeptalbum die Rückkehr der Figur des Dominators ab, der wiederauferstanden ist, um Tod und Verderben in der gesamten Galaxie zu verbreiten. Sein Reich ist zu alter Blüte zurückgekehrt und die Story wird mit Age Of Steel somit abgeschlossen. Lee Payne hierzu selbst: „Also bereitet euch schon mal auf das große Finale vor“.

Als Markenzeichen von Cloven Hoof darf sicher Sänger George Call hervorgehoben werden. Seit 2015 bereichert er die Band mit seiner sonoren und opulenten Stimme. Über fünf Oktaven hinweg moduliert er dabei stets sicher und ausdrucksstark. Die aggressiven Momente im Wechselspiel zu den cleanen Passagen besitzen dabei auch Anleihen zu Bruce Dickinson. Seinem Gesangsstil zu folgen, kommt einem fünf Gänge Menü gleich. Seine gesanglichen Facetten besitzen dabei Persönlichkeit, Charakter und bringen die Lyrik mit jeder Menge Ernsthaftigkeit zum Ausdruck.

Bathory leitet das Zeitalter des Stahls ein und Cloven Hoof machen hier keine Gefangenen. Eine sehr zugige und kraftvolle Power Metal Nummer, die in sich den Anspruch an den Begriff „Komplett“ vollkommen erfüllt. Total organisch und im Songwriting logisch und rund. Starker Opener.

So, jetzt kommts. Ich muss erst mal tief Luft holen. Als eingefleischter Iron Maiden Fan bin ich im Moment erstmals ein wenig aufgerüttelt. Nicht, dass Alderley Edge einen musikalischen Abgrund aufzeigen würde, nein, das hier kommt jetzt, sagen wir mal, irgendwie seltsam rüber. Wenn man das so bezeichnen darf. Der Beginn dieses Songs erinnert nicht nur an Seventh Son Of A Seventh Son, meines Erachtens bedient man sich hier nachvollziehbar am Arrangement, an den Harmonien und Strukturen des Maiden Klassikers. Und wenn nicht das, dann zumindest an der Idee. Wer genau hinhört, wird mir recht geben müssen. Inwieweit sich Cloven Hoof hier auf dünnes Eis begeben und sich einen Gefallen getan haben, vermag ich nicht zu beurteilen. Letztlich bezieht sich dies auch nur auf die ersten 40 Sekunden, diese aber täuschen über den allgemeinen Eindruck nicht hinweg. Und wer weiß, vielleicht haben sich beide Bands dahingehend ja auch darauf verständigt. Nun ja, ich kann damit umgehen, denn es klingt ja auch nicht schlecht. Hatte ich Bruce Dickinson bereits erwähnt, so hat George Call in Alderley Edge seinen Sangeskollegen ohne Zweifel als Vorbild herangezogen. Auch das darf man ihm nicht verübeln, denn die schlechteste Wahl ist es beileibe nicht. Die Stimmfarbe und Art der Intonation von George Call kommt der von Bruce Dickinson hier verblüffend nahe. Alles in allem ist Alderley Edge dennoch eine runde Nummer, die alle klassischen Elemente bedient und trotz der sechseinhalb Minuten kurzweilig erscheint. Aber die Vorlage, an der sich Cloven Hoof hier anlehnen, trübt meine Draufsicht auf Alderley Edge zumindest ein wenig.

Dass Cloven Hoof vorangegangenes Beispiel nicht brauchen, zeigt sich in Apathy. Das Songwriting strotzt geradezu vor Dynamik und Groove. Das Gitarrenspiel füllt die Szenerie, ohne dabei überfrachtet zu sein. Die Gitarrenmelodie und die Art und Weise, wie es dargeboten ist, ergänzt sich wunderbar mit den wenig aufdringlichen Keyboards. Der Refrain bringt ein hohes Maß Wiedererkennung mit sich.

Touch The Rainbow beginnt beinahe balladesk. Auch hier sind es abermals die Gitarren, die mich im weiteren Verlauf erneut an die Herangehensweise von Iron Maiden an deren Songs erinnern. Die Arbeit am Schlagzeug treibt und gibt diesem Song Speed und wirkt total erfrischend. Das Miteinander der beiden Gitarren zeugt von hoher Raffinesse und Qualität.

Die Schwere und Emotion, die Bedlam mit sich bringt, bewegt mich dazu, den Song immer wieder und wieder zu hören. Die sanftmütige Note baut eine wohlige Atmosphäre auf und so wird Bedlam zu einer schweren Metalballade mit einer gehörigen Portion Heavyness. Die Botschaft kann man spüren. Aufgelockert wird das Arrangement durch diverse abstrakt wirkende Bridges. Jene passen aber gut ins Bild und zerreißen die Struktur dabei nicht. George Calls Stimme breitet sich in seiner Vielfalt sozusagen auf dem Tisch aus, die Modulation kann dabei wirklich sehr gut nachvollzogen werden. Die Mehrstimmigkeit kommt zudem episch durch die Boxen.

Ascension
hingegen ist zwar tough eingezimmert und mit Pathos angereichert, der Nummer selbst mangelt es allerdings ein wenig an Spirit. Einzig George Call vermag der Sache noch gewisse Highlights zu verpassen. Seine Range geht des Öfteren in die hohen Passagen hinaus und lässt Erinnerungen an Rob Halford wach werden. Insgesamt gesehen aber ist Ascension im Vergleich zu den bisherigen Songs eine eher schwächere Angelegenheit.

Helloween lassen grüßen. I’m Alive legt in meinen Augen hier das inspirierende Grundgerüst. Das darf man durchaus tun, Cloven Hoof kreieren auf Basis dieser Idee eine eigenwillige und erfrischende Nummer. Es fällt mir zwar schwer, das Flair von Helloween irgendwie auszublenden, aber Gods Of War ist dennoch oder gerade deshalb ein sehr starker Song.

In Victim Of The Furies zeigt sich, wie flüssiges Songwriting funktioniert. Der Groove überzeugt und abermals ist es George Call, der mich in die Vergangenheit zu alten Maiden Klassikern führt. Die Soli gehen runter wie Öl und die Harmonie des Songs hat beinahe etwas Behutsames. Stärkster Song für mich!

Immer noch im NWOBHM verankert geht Judas in diese Zeit zurück. Das ist roher und an einfacher strukturierte Arrangements angelehnt. Gesanglich brilliert George Call ein weiteres Mal. Da ist auch mehr Rock ’n‘ Roll drin und der wird gekonnt mit moderneren Einflüssen verknüpft.

Der Titeltrack Age Of Steel und zugleich letzter Song des gleichnamigen Albums stampft eindrucksvoll und schier bedingungslos voran. Hat etwas Hymnenartiges und genau das soll so wohl auch rüberkommen. Manowar waren zu solchen Taten während ihrer Glanzzeiten ebenfalls in der Lage. Der Dominator kommt hier gänzlich zur Geltung.

Cloven Hoof – Age Of Steel
Fazit
Für mich ein in Teilen streitbares Album. Warum? Da habe ich mich im Review selbst dazu bereits ausgelassen. Man kann das sehen, wie man will, aber vor allem bei Alderley Edge geht mir das ein Stückchen zu weit. Natürlich sind alle Musiker immer und stets von anderen Werken auch beeinflusst oder sehen sich davon zumindest inspiriert, nur sollte das vielleicht nicht ganz so offensichtlich praktiziert werden. Das ist nun eine Kritik, die man ebenfalls kritisieren kann, dem stelle ich mich auch gerne. Im Ganzen betrachtet ist Age Of Steel aber ein gutes, solides Stück Stahl, mit dem sich Cloven Hoof beileibe nicht verstecken müssen.

Anspieltipps: Bathory, Bedlam und Victim Of The Furies
Peter H.
7.7
Leser Bewertung6 Bewertungen
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