Das Interview mit Sänger und Gitarrist P. G. von Groza über das aktuelle Album „The Redemptive End“

Black Metal in Bayern und die slawische Bedeutung von Groza

Artist: Groza

Herkunft: Mühldorf am Inn, Deutschland

Genre: Black Metal

Label: AOP Records

Link: http://www.facebook.com/grozaband

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – P. G.
Gitarre und Backgroundgesang – U. A.
Bassgitarre – M. S.
Schlagzeug – T. H. Z.

Time For Metal / René W.:
Hallo Groza,
ihr habt euch vor fünf Jahren in Mühldorf am Inn im hochkatholischen Bayern gegründet, um teuflischen Black Metal zu zelebrieren. Wie ist euer Standing damit in eurer Heimatstadt und was bedeutet genau euer Bandname?

Groza / P.G.:
Auch wenn es das Klischee nahelegt, haben wir aber in Wirklichkeit kein „Standing“ oder so etwas in unserer bayrischen Heimat. Es interessiert hier wirklich niemanden, ob du in einer satanischen Band spielst, zumindest habe ich so etwas persönlich nie erlebt oder mitbekommen. Allerdings passt diese Bezeichnung ja auch nicht auf Groza. Zum zweiten Teil deiner Frage: Der Bandname ist ein slawisches Wort, das dort in verschiedenen Sprachen vorkommt und mit „Horror“, „Terror“ oder auch „Sturm“ übersetzt wird. Damit umreißt der Name unsere textlichen Inhalte und auch musikalische Atmosphäre recht gut.

Time For Metal / René W.:
Kommen wir direkt zu euch und eure Musik. Wie kam die Idee auf, Groza zu gründen und woher kanntet ihr euch, bevor ihr als Quartett im Proberaum standet?

Groza / P.G.:
Groza
habe ich im Jahre 2016 als Soloprojekt gegründet und unter diesem Namen Riffs und Songs gesammelt, die nicht zu meiner alten Band gepasst haben. Ich war schon immer ein großer Fan von Black Metal mit Substanz, Emotion und Melodie und habe mir so ein Ventil geschaffen, um diese Leidenschaft auszuleben. Die Musik von Mgła war für die Gründung auch ein ausschlaggebender Inspirationsfaktor, der Name ist auch eine Referenz auf deren erstes Album. Das 2015er Album Exercises In Futility und ihr Konzert auf dem Dark Easter Metal Meeting 2016 in München haben mich so tief aufgekratzt, dass ich in der Folge auch die Initiative ergreifen und Musik in dieser Stilrichtung machen wollte. 2018 habe ich mir dann Mitstreiter gesucht, um Groza zu einer vollständigen Band zu machen. Die anderen Mitglieder waren/sind alles alte Freunde/Bekannte aus der lokalen Szene. Entweder man spielte zuvor schon gemeinsam in anderen Bands oder kannte sich anderweitig aus der Szene. 

Time For Metal / René W.:
Mit Unified In Void konntet ihr eure ersten Erfahrungen beim Einspielen, Produzieren und Verbreiten eurer Musik machen. Wie haben sich diese Eindrücke auf die Entstehung von The Redemptive End widergespiegelt und was erwartet ihr von eurem ersten Label AOP Records?

Groza / P.G.:
Die Arbeitsweise bei der Produktion der beiden Alben unterscheidet sich kaum. Natürlich lernt man mit jedem Projekt und jedem Album etwas dazu. Das blieb auch bei der Arbeit an Unified In Void nicht aus und ich konnte damals sicherlich Erfahrung sammeln, die mir dann bei der Produktion des neuen Albums weitergeholfen hat. Die Erwartungen an das Label haben sich im Vergleich zum ersten Album auch nicht verändert, das Arbeitsverhältnis ist auch hier gleich geblieben. Es geht hier immer um ein Geben und Nehmen, eine Hand wäscht die andere. So produzieren wir Musik, die das Label dann verkaufen kann und nutzen dafür aber die Promotionkanäle, die so ein Label eben bereitstellt und haben somit mehr Möglichkeiten, unsere Musik zu verbreiten. Somit haben beide Parteien etwas von der Zusammenarbeit.

Time For Metal / René W.:
„Norwegen zu Besuch in Bayern“, so beschreibt mein Kollege eure Klänge kurz als Einleitung. Was erwartet einen Black Metal Anhänger auf The Redemptive End? Welche Bands haben euch inspiriert und in welche Thematik tauchen die sechs neuen Nummern?

Groza / P.G.:
Ich tue mich immer schwer, unserer Musik in Worten zu beschreiben, da ich denke, dass Kunst viel mehr erlebt als erklärt werden sollte. Ich kann aber grob dazu sagen, dass ich denke, dass wir mit der neuen Platte unseren Sound, den die Leute vom Debüt kennen, weiterentwickelt und um neue Facetten und Sounds erweitert haben. Außerdem sind die Songs im Allgemeinen etwas länger und somit haben Atmosphäre und Spannungsbögen etwas mehr Platz zu wirken. Für weitere Eindrücke kann ich den Lesern nur empfehlen, am besten selbst in unsere neue Platte reinzuhören und sich selbst ein Bild zu machen.

Die Inspirationsquellen sind für mich persönlich auch weitestgehend dieselben wie für das Debüt. Für mich maßgeblich wären da Uada, Dissection, Darkthrone, Harakiri For The Sky oder Alcest zu nennen. Allerdings sind auf der neuen Platte auch die anderen Mitglieder mehr involviert gewesen und somit finden sich nun auch ihre Einflüsse auf der neuen Platte wieder. Falls du mit „Thematik“ den textlichen Inhalt meinst, dann verhält es sich hier auch ähnlich. Die grundsätzlichen Themen sind dieselben wie auf dem Debüt, allerdings gewinnen die Texte auf The Redemptive End noch eine neue, persönlichere Ebene. In diesem Zuge werden Themen wie Depressionen und Suizid erstmalig tiefer behandelt.

Time For Metal / René W.:
Das Artwork ist düster wie eure Seele bzw. die Riffs, die ihr gerne in langen Stücken aus den Boxen hämmert. Wer hat beim schlichten wie zeitlosen Design Hand angelegt; und versteckt sich trotz der Schattenspiele eine Message dahinter?

Groza / P.G.:
Das Artkonzept basiert auf einem Foto von Philipp Hartinger. Es fängt die Atmosphäre der Musik sehr gut ein und bildet auch die Dualität und den Zwiespalt ab, der in den Texten oft behandelt wird. Deswegen haben wir uns dafür als Cover entschieden. Außerdem schließt es auch eine Art Brücke zum ersten Album. Es wird ja im Prinzip dasselbe dargestellt, nur eben diesmal aus einem anderen Blickwinkel.

Time For Metal / René W.:
Kommen wir noch mal zurück zu The Redemptive End, welches mein Kollege abschließend wie folgt bewertet: „Ein geniales Album, schwarz wie die Nacht und melancholisch wie ein weinendes Kind, welches man nicht trösten kann.“ Positive Kritik ist sicherlich einfach zu verpacken, wie geht ihr jedoch mit schlechterer um und wie beeinflusst euch die Meinung anderer beim weiteren Songwriting?

Groza / P.G.:
Sowohl positive als auch negative Kritik beeinflusst uns im Grunde gar nicht, wenn es um das Songwriting geht. Wir machen unsere Musik ausschließlich für uns selbst und so ist die Meinung außenstehender für uns in diesem Kontext nicht von Belang.

Time For Metal / René W.:
Wie alle anderen Bands hat euch die Pandemie wohl auch zurückgeworfen. Wie habt ihr die Zeit neben der Produktion des neuen Silberlings genutzt? Konntet ihr weitere Netzwerke knüpfen oder wart ihr zufrieden, dass ihr überhaupt die Möglichkeit hattet, an neuem Material zu arbeiten? Auch in Deutschland konnten viele kleine Gruppen monatelang nicht proben, wie war eure Situation und welche Einflüsse hat die Zeit auf die neuen Songs genommen?

Groza / P.G.:
Uns hat die Pandemie eigentlich gar nicht zurückgeworfen. Wir konnten uns so voll auf die Produktion der Platte konzentrieren und ohne Ablenkung von Außen das Album aufnehmen und mischen. So hatte der ganze Umstand für uns sogar etwas Positives, so absurd das klingt. Einfluss auf die Musik selbst hat die Zeit kaum genommen, da die Songs weitestgehend vor Beginn der Pandemie bereits fertig waren. Textlich lässt sich allerdings die eine oder andere Referenz finden.

Time For Metal / René W.:
Langsam ist ein Ende in Sicht und die ersten Events laufen wieder, um unsere liebste Musik abzufeiern. Habt ihr Pläne für die nächsten Wochen, um euer neues Material live zu zelebrieren oder wartet ihr eine weitere Besserung ab, um z.B. im Winter eine Tour fahren zu können?

Groza / P.G.:
Nein, wir warten keine weitere Besserung ab. Die Vergangenheit hat uns ja gezeigt, dass sich aktuell sowieso nichts in die Zukunft planen lässt und somit das Spielen im Hier und Jetzt Vorrang hat. Wir nehmen also aktuell jede Gelegenheit, die sich ergibt, mit. So haben wir diesen Sommer noch ein paar Festivals und Clubshows offen, auf die wir uns ungemein freuen.

Time For Metal / René W.:
Ich bedanke mich für eure Zeit und überlasse euch, wie in meinen Interviews üblich, das Wort, welches ihr ganz offen an eure Anhänger und unsere Leser wenden könnt. Wir sehen uns hoffentlich in den nächsten Monaten mal auf einem Konzert von euch.

Groza / P.G.:
Danke für das Interview. Unser neues Album The Redemptive End kommt am Freitag, dem 13.08.2021 über AOP Records raus und lässt sich auch noch dort vorbestellen. Danke für den Support und hoffentlich bis bald.

Groza – The Redemptive End