Artist: Dead Venus
Herkunft: Schweiz
Album: Bird Of Paradise
Genre: Prog Rock
Spiellänge: 55:13 Minuten
Release: 08.09.2019
Label: Independent
Link: https://www.facebook.com/pg/deadvenus/about/?ref=page_internal
Bandmitglieder:
Schlagzeug – Mike Malloth
Bass – André Gärtner
Gesang, Piano, Gitarre – Seraina Telli
Tracklist:
- Latitudinarian
- Bird Of Paradise
- Kiss Of The Muse
- Dark Sea
- Human Nature
- Valediction
- The Beauty
- Redemptionless
- Dear God
- The Sirens Call
- Alone
- The Flying Soul
Nochmals in der Restekiste von 2019 nachgeschaut. Als hätte ich nicht bereits für 2020 hier genügend Sachen rumliegen! Manchmal übersieht man jedoch Perlen, die danach schreien, rezensiert zu werden. So auch Dead Venus mit ihrem Album Bird Of Paradise. Wie gesagt, beim Durchstöbern drauf gestoßen und als ich das Ding in der Hand habe, schaltet sich mein Gedächtnis ein. Die hatte mir doch vor einiger Zeit bereits ein befreundeter Redakteur eines Onlinemagazins empfohlen!
Dead Venus ist die neue Band der Ex-Fronterin der Schweizer All Female Heavy Metal Band Burning Witches. Fand ich ihre Performance bereits bei den Schweizer Heavy Metal Hexen sehr stark, wäre es jetzt sehr schade gewesen, wenn ich das Erstlingswerk ihrer neuen Band verpasst hätte.
Erhältlich ist Bird Of Paradise von Dead Venus als CD und auf Vinyl.
Wer denkt, Seraina Telli kann „nur“ Heavy Metal, der irrt gewaltig. Seraina Telli kann auch Prog Rock. Das ist es nämlich, was das Trio hier mit ihrem Debütalbum erstklassig serviert. Oldschool Metal wird der Hörer hier vergebens suchen. Aus einer brennenden Heavy Metal Hexe wurde ein Prog Rock Paradiesvogel. Die Transformation ist glänzend gelungen!
Ich bin erstaunt, dass dieses erste Album von Dead Venus bereits so ausgezeichnet gelungen ist. Das Trio unterfüttert seinen Prog Rock mit Fragmenten von Jazz, Soul und Klassik, wie zum Beispiel Latitudinarian. Vom Opener Latitudinarian und dessen spielerischen, beruhigenden Pianoläufen sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen. In den weiteren folgenden elf Songs geht es dann mit allen Stilelementen des Prog Rocks wesentlich dynamischer und kraftvoller weiter. Da werden Höhen erklommen und Tiefen erforscht, gleich einem Paradiesvogel, der neues Terrain betritt.
Direkt beim zweiten Bird Of Paradise schwingt ein Vogel gleich zu Beginn die stählernen Schwingen, lässt sich dann im Aufwind treiben, nimmt Turbulenzen mit und steht manchmal wie ein Kolibri beim Naschen am Nektar. Ein genialer Song.
Träumerisch, lässig, jazzig verspielt ist der Kuss der Muse. Jedoch nur zu Beginn ist dies bei Kiss Of The Muse so. Der Kuss der Muse verlangt nach mehr. Das sind in diesem Fall sogar schwere Heavy Rock/Metal Einflüsse. Sehr wandlungsfähig in ihren Voices zeigt sich Seraina Telli. Im Refrain erinnert sie sogar etwas an Anastacia.
Jazzig verspielt mit leichtem Spannungsaufbau bleibt Dark Sea, welcher zu den kürzeren Songs des Albums gehört. Auch sehr schön anzuhören, jedoch ganz klar nicht so spannungsgeladen wie die anderen Songs des Albums. Dark Sea lebt sehr von der Stimme von Seraina Telli.
Atmosphärisch sehr dicht zeigt sich Human Nature, bevor wir es mit Valediction erneut mit einem klassischen Part zu tun haben. Klassisches Pianosolo, welches den Zuhörer zum Verweilen einlädt, bevor wir in den zweiten Teil des Albums gelangen, der von Beauty eingeläutet wird. Beauty hält einige Spielereien für uns parat. Jazzig ist der Song und bringt uns eine soulige Seraina Telli. Da hat sich Seraina Telli quasi in die Bewerberliste für den nächsten James Bond Song eingereiht. Und ich muss ehrlich sein: Sollten die Produzenten mich fragen, ich würde ihnen Beauty als Titelsong empfehlen. Der würde zwar ein wenig aus dem üblichen Songrepertoire dort raus fallen, weil er gegen Mitte hin eine Wendung nimmt, ist aber megaspannend.
Mit äußerst spannenden Songs geht es dann weiter, wie gleich im Anschluss Redemptionless, dem jazzig-souligen Dear God oder The Sirens Call, der zum entzückenden Gesang von Seraina Telli mit harten Riffs auf sich aufmerksam macht und Sirenen zum Ende hin den Untergang herauf beschwören.
Nach dem druckvollen und schön hin- und herwechselnden Alone entschwindet die Seele sehr getragen von Seraina Telli in The Flying Soul fast traumhaft und lässt uns konsterniert zurück.