Devoid Of Thought – Outer World Graves

Technische Spielereien aus den Höhlen Italiens

Artist: Devoid Of Thought

Herkunft: Italien

Album: Outer World Graves

Spiellänge: 40:43 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 27.08.2021

Label: Everlasting Spew Records

Link: https://devoidofthought.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – AC
Gitarre – LG
Bassgitarre – MS
Schlagzeug – DB

Tracklist:

  1. Perennial Dream
  2. Four Cerulean Ways
  3. Effigies Of A Distant Planet
  4. Sidereal Necrosis
  5. Stargrave

Die Italiener von Devoid Of Thought sind 2016 unter dem Banner Warstorm gestartet. Nach einer EP und einem Debüt war 2016 dann Schluss. Das Quintett wurde auf ein Quartett reduziert, der Name wurde geändert und man griff erneut an, nun unter dem Namen von Devoid Of Thought. Zwei Demos und drei Splits später (Shroud Of Vulture, Into Coffin und Undeath) wurde es Zeit für ein weiteres Album.

Ruckzuck wird man feststellen, dass der Thrash Metal der Vorgängerband nicht mehr aktuell ist, so viel ist schon mal klar. Der Opener Perennial Dream geht dunkel und vernichtend zu Werke und klingt ein wenig nach primitivem Höhlen Death Metal, der ja sehr angesagt ist. Dies ist überwiegend der Produktion geschuldet und dem tiefen Gesang. Dieser wiederum ist mit Halleffekten unterlegt. Das Riffing ist dann auch eben teilweise alte Schule und zermürbend. Auf der anderen Seite bringen sie aber auch technische Elemente mit rein. Schon eine gute Idee, zumal man dies auch nicht übertreibt. Im druckvollen Midtempo bewegt man sich fort. Nach 2:30 Minuten wird es ruhig und dann ein wenig atmosphärisch. Die Gitarre schrabbelt weiter, eine spielt eine Melodie und bewegt sich dann teilweise progressiv. Die Drums bestimmen den Rhythmus und das ist auch gut so. Dann besinnt man sich noch einmal auf das Wesentliche, auf einen fetten Death Metal Part und lässt den Song so langsam ausklingen. Die Italiener befinden sich nicht nur auf dem Opener in der Nähe von Blood Incantation. Die Band ist ja mittlerweile in diesem Bereich führend.

Ich stehe nicht auf lange Songs und das wird auch Four Cerulean Ways nicht ändern, da bin ich mir ganz sicher, auch wenn man schon morbide und sick loslegt. Ein krankes und melodisches Riff verdunkelt den Raum und zermürbt den lauschenden Bewohner. Dieser fühlt sich aber nicht benutzt, sondern genießt die Dunkelheit. Ein kleines Bassintermezzo folgt und weiter geht es mit geilem Riffing. Sehr technisch. Ich höre Dissonanzen und wildes Agieren der Protagonisten. Schön krank. Dann nimmt man das Tempo ganz raus und erschafft eine düstere Atmosphäre. Ein mönchartiger Gesang erklingt kurz, bevor dann die Growls wieder einsetzen. Ja, kann man so machen. Man erhöht das Tempo und greift im Midtempo an. Eine Steigerung erfolgt und dann folgt die logische Blastbeat-Attacke, aber nur kurz. Man wird wieder doomig und lässt einen technischen Part folgen. Ein wenig Chaos macht sich breit und man fühlt sich durcheinander. Dann holt man ein sehr geiles, melodisches Lead heraus und liefert einen echt geilen Death Metal Part ab. Kurz vor Ende darf dann auch noch einmal der Blastbeat heran. Schöne Abwechslung. Langsam und atmosphärisch beendet man das Schauspiel.

Und nun gehen die langen Songs erst so richtig los. Effigies Of A Distant Planet hat eine Spielzeit von über elf Minuten, fängt aber mordsmäßig geil an. Ein old schooliger Death Metal Part geht über in einen Uptempo-Part. Dieser hat es in sich. Dann lässt man wieder die Technik sprechen. Kurze Obscura-Einlage, aber dann holt man wieder den Knüppel raus. Fettes Riffing dazu. Danach wieder das technische Intermezzo. Es bleibt technisch, aber nun ist man im Midtempo unterwegs. Ein Solo erfolgt und lädt zum Verweilen ein. Hat alles Hand und Fuß. Danach wieder die totale Vernichtung. Puh, starker Tobak. Man lässt die Gitarre ausklingen und geht in den gemütlichen Teil herüber. Schleppen ist wieder angesagt. Aber auch hier agieren sie recht anspruchsvoll. Die Gitarrenarbeit ist hervorragend, kann man nicht anders sagen. Nach fünf Minuten denkt man, der Song wäre aus, dem ist aber nicht so. Man holt lieber noch einmal den Doom aus dem Keller. Ein zermürbender Part mit dreckigen Riffs. Klingt sehr dunkel und auch ein wenig morbide. Stakkato-Riffing und eine kleine Melodie erklingen. Und ja, dann muss auch einmal das Uptempo wieder her. Gesagt, getan. Aber auch hier sitzt das Riffing und der Drummer wechselt später schön das Tempo. Macht echt Laune, auch wenn mir der Song echt zu lang ist. Wieder ein Wechsel in den Midtempo-Part. Erst plätschernd, dann absolut druckvoll. Diese Aufgabe übernimmt der Drummer. Der hat dann auch wieder Bock zu ballern. Danach gibt es wieder das technische Obscura-Gefiedel. Man bleibt recht technisch und beißt sich so durch. Ein Angriff auf die Lauscher. Die Gehörgänge werden ordentlich durchgespült und am Ende verzettelt man sich ein wenig, bleibt aber böse.

Auch Sidereal Necrosi und Stargrave sind mir vom Prinzip her zu lang, nehmen mich aber absolut mit auf die Reise in die Höhlenwelt der Italiener. Klingt irgendwie alles nach alter Schule, aber schon sehr eigenständig. Die technischen Elemente sind vorhanden, stehen aber nicht im Vordergrund bzw. werden geschickt und gekonnt mit eingebaut. Hm, möchte ich gerne mit Blood Incantation auf Tour sehen, das würde passen.

Devoid Of Thought – Outer World Graves
Fazit
Die Italiener von Devoid Of Thought haben mich irgendwie positiv überrascht. Die Mischung aus old schooligem Death Metal, Höhlensound, hallenden Growls, fetten Riffs, drückenden Drums, technischen Spielereien, Dissonanzen und Melodien hat etwas Selbstständiges und Abwechslungsreiches. Die Songs sind mir aber zu lang. Hier mangelt es dann teilweise ein wenig am Songwriting. Ansonsten aber sehr geil gemacht.

Anspieltipps: Perennial Dream und Four Cerulean Ways
Michael E.
7.7
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