Five Finger Death Punch – Winter European Tour 2020 am 08.02.2020 in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen

Wie ein Eichhörnchen auf Koks

Eventname: Five Finger Death Punch – Winter European Tour 2020

Headliner: Five Finger Death Punch

Vorband(s): Megadeth, Bad Wolves

Ort: König-Pilsener-Arena, Oberhausen

Datum: 08.02.2020

Kosten: ca. 60 € zzgl. VVK Gebühren

Genre: Alternative Metal, Groove Metal, Heavy Metal, Nu Metal

Besucher: geschätzt 11.000 Besucher

Links: https://www.koenig-pilsener-arena.de/arena_events/five-finger-death-punch/

Setlisten:*

Five Finger Death Punch

  1. Lift Me Up
  2. Trouble
  3. Wash It All Away
  4. Jekyll And Hyde
  5. Sham Pain
  6. Bad Company (Bad Company-Cover)
  7. Burn It Down
  8. Got Your Six
  9. The Tragic Truth
  10. Wrong Side Of Heaven
  11. Battle Born
  12. Blue On Black (Kenny Wayne Shepherd-Cover)
  13. Coming Down
  14. Never Enough
  15. Burn MF

Zugabe:

  1. Inside Out
  2. Under And Over It
  3. The Bleeding

Megadeth:

  1. Hangar 18
  2. The Threat Is Real
  3. Sweating Bullets
  4. Wake Up Dead
  5. Trust
  6. Dystopia
  7. The Conjuring
  8. Symphony Of Destruction
  9. Peace Sells
  10. Holy Wars… The Punishment Due

Bad Wolves

  1. No Messiah
  2. Learn To Live
  3. Remember When
  4. No Masters
  5. Killing Me Slowly
  6. Sober
  7. I’ll Be There
  8. Zombie (The Cranberries Cover)

*unter Vorbehalt

Nachdem im letzten Jahr die Information durch alle Medien ging, dass Dave Mustaine, Band-Boss und Gitarrist der Band Megadeth, sein Krebsleiden überstanden haben soll, freuen wir uns umso mehr, dass wir sie heute als Vorband von Five Finger Death Punch sehen dürfen. In der Oberhausener König-Pilsener Arena ist es nach dem Opener Bad Wolves, die gerade den Coversong von The Cranberries gefeiert haben, schon gut gefüllt. Glücklicherweise haben sich die Bedenken bezüglich der Akustik in der Arena nicht verhärtet, alles klingt so, wie es sein muss. Da hierfür jedoch 60-80 % der Plätze belegt sein müssen, musste man bei den Tracks No Messiah und Learn To Live noch mit zu viel Hall leben. Da zu Beginn von Megadeth sich wirklich jeder auf seinem Platz befindet, können die Herren um Dave Mustaine pünktlich und ohne wirkliche Soundprobleme die Arena mit ihren Songs befüllen.

Technisch, wir machen uns nichts vor, wissen Loureiro (seit 2015 dabei), Ellefson (bis zur Auflösung dabei und dann 2010 wieder am Bass) und Verbeuren (seit nun vier Jahren im Team) wie die Songs um den Gesang von Dave Mustaine auf die Bühne zu bringen sind. Doch leider scheint man nicht zu wissen, dass ein Publikum auch beschäftigt werden will. Wer jetzt den Headliner (Five Finger Death Punch) mit Megadeth vergleicht, der weiß auch, dass man genretechnisch nicht wirklich in die gleiche Kerbe haut und somit hat es das Mitglied der sogenannten Big Four nicht so leicht, auf eine mittobende Menge zu hoffen. Aber gut, spätestens bei Syphony Of Destruction ist auch wirklich mal Schluss mit lustig, und die Fans, die anscheinend in erster Linie für die Kalifornier mit dem Schlagring gekommen sind, erweisen sich als textsicher.

Nach nunmehr zehn relativ stationär präsentierten Tracks muss die 1983 gegründete Truppe die Bühne wieder verlassen, um für die Umbauarbeiten Platz zu machen. Da man sich auf nur ca. 50 % der Bühne begrenzt hatte und die Marshall-Wände auf Rollen positioniert sind, fällt der Abbau leichter als gedacht.

Nun versperrt ein weißes Tuch den Blick auf die Bühne. Da wir mit unseren Plätzen relativ weit seitlich befinden, lässt sich jedoch schon während der Umbaupause ein Blick auf das Bühnenbild erhaschen. Hier ziert ein geschätzt fünf Meter großer Schädel die Bühne, welcher oberhalb des Schlagzeugs eingeflogen wurde. Dahinter übergroße Baseballschläger, die sich hinter dem besagten Schädel, jedoch vor dem Bannerlogo der Band kreuzen. Wer sich nun gefreut hat, dass Mustaine bei Megadeth gesund und munter seine Lieder gespielt hat, der wird ein wenig traurig sein, dass es dem Gitarristen Jason Hook leider nicht so ergangen ist und er nach seiner Notoperation (Gallenblasen-OP) im Dezember bis heute noch nicht voll genesen ist. So teilte die Band vor vier Tagen mit, dass man wohl auf den nicht ganz unbekannten „Shredder“ Andy James zurückgreifen würde, um die Tour zu Ende zu spielen.


Doch auch, wenn ich das persönlich schade finde, glaube ich kaum, dass wir es hier mit unprofessionellen Musikern zu tun haben und wir auch ohne den eigentlichen Mann an den Saiten eine Top-Show erleben werden.

So, zurück zum weißen Tuch, welches nun mit einem Laser das Five Finger Death Punch-Logo beschienen bekommt, während im Hintergrund eine Melodie ertönt, die ich irgendwie kenne. Ach klar, das ist der Titeltrack If I Had A Heart von Fever Ray der kanadisch, irischen Serie Vikings, mit dem sich die kalifornische Truppe auf die Bühne holen lässt. Ein Knall, und das Tuch ist passé. Schon geht es um 21:30 Uhr, pünktlich wie die Maurer – ich wollte schon Bahn sagen – los und die achtzehn Song lange Show von Five Finger Death Punch beginnt. Mit gut vorbereiteter Security (der Bühnengraben ist heute ca. doppelt so groß) ist man für einen Ansturm von Crowdsurfern hier in der Arena gut gewappnet (es soll bei der letzten Tour ca. 150 Crowdsufer pro Konzert gegeben haben). Mit Lift Me Up beginnt das Spektakel dann nun endlich. Auch wenn musikalisch alles zu passen scheint, ist die Schwachstelle genau in der Mitte der Bühne. Sicher hat Ivan Moody eine einmalige Stimme, doch diese ist während der ersten beiden Titel noch nicht wirklich warm. Erst bei Wash It All Away darf man das volle Spektrum als Gast „genießen“. Es folgen Jekyll And Hyde und mit Glitter-Regen begleitet der Song Sham Pain. Mit Bad Company und Burn It Down zeigen sich die Oberhausener textsicher und das bleibt auch bis zum späteren Track Blue On Black so. Ein persönliches Highlight ist für mich, dass man nach The Tragic Truth kurz hinter der Bühne verschwindet, um eine Lounge aufzubauen. Hier finden sich dann Zoltan Bathory und Ivan „Ghost“ Moody ein, um gemeinsam mit dem Publikum Wrong Side Of Heaven und Battle Born in einer akustischen Version zu singen, was für ein absolutes Gänsehautfeeling sorgt. Während Wrong Side Of Heaven noch super klappt, ist bei Battle Born nicht jeder der Gäste so textsicher, wie es sich der Sänger der kalifornischen Truppe wünschen würde und so rutscht dann doch mal ein Zitat „Scheiße“ heraus. Aber gut, so kommt zum letzten Part des Tracks der Rest der Band wieder auf die Bühne und holt Moody und Bathory aus dem Akustikset raus. Coming Down und Never Enough bringen den eigentlich wieder warmen Sänger leider wieder an seine Grenzen und wir sind froh, dass Bassist Chris Kael auch im Backgroundgesang seine Qualitäten hat. Wer Five Finger Death Punch kennt, der weiß auch, dass man bei Burn MF im Publikum obligatorisch was zu tun bekommt. So rufen die Gäste der Arena mal von rechts nach links und dann alle zusammen „Burn, Burn, Burn Motherfucker“.

Da man wohl irgendwo gehört habe, dass jemand Geburtstag hat – ein Name lässt sich nicht erahnen – gibt es dann noch vor der Zugabe ein Geburtstagsständchen. Irgendwie lustig, denn es wird unter Garantie eine Person im Publikum treffen, der oder die Geburtstag hat. Ein wenig schräg, wenn bei „…Happy Birthday, dear…“ ein „we don’t fucking know…“ kommt, aber das gehört halt zur Show.

 

Als Zugabe gibt es gleich noch drei Songs. Mit inside Out, Under And Over It und The Bleeding machen Five Finger Death Punch den Laden dann schlussendlich zu.

Fazit: Hier im Artikel nicht erwähnt ist, dass man zwischenzeitig sowohl mit einer Lasershow, mit Flammenprojektoren und mit einem Schlagzeugsolo die Tracks untermalt. Atmosphärisch und tontechnisch sind wir nach gefühlt exakt 90 Minuten unterhalten aus der Arena gekommen. Auch wenn Sänger Moody wie ein Eichhörnchen auf Koks auf der Bühne rumhampelt und so schon genug unterhält, bin ich ein wenig enttäuscht, da die Aussetzer seiner Stimme sicher nicht nur mir aufgefallen sind. Zum Glück ist Kael neben seinem Job am Bass genauso auch am Mikrofon talentiert und hilft, wo er kann. Somit wären die knapp 65 € Ticketpreis (Mittelwert) nicht herausgeschmissen gewesen, doch habe ich ein wenig mehr erwartet.