Fyrnask – VII – Kenoma

Unvorhersehbar und vielfältig

Artist: Fyrnask

Herkunft: Bonn, Deutschland

Album: VII – Kenoma

Spiellänge: 58:54 Minuten

Genre: Ambient Black Metal, Atmospheric Black Metal, Post Black Metal

Release: 30.04.2021

Label: Ván Records / Soulfood

Links: https://www.facebook.com/Fyrnask
https://fyrnask.bandcamp.com/music

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Perkussion – Fyrnd
Gitarre – Exord
E-Bass – Johannes „JS“ Schmid
Keyboard – Svipr
Schlagzeug Florian „Blizzard“ Busch

Tracklist:

  1. Hraevathefr
  2. Sjodhandi Blodh
  3. Nidhamyrkr
  4. Helreginn
  5. Daudhvana
  6. Blotgudh

Das 2008 gegründete Bonner Soloprojekt Fyrnask von Multiinstrumentalist Fyrnd besteht nun seit 2014 als komplette Band und wurde mit weiteren Musikern ergänzt. Fyrnask haben mittlerweile ein Demo, drei Alben, ein Livealbum und eine Split auf der Habenseite. Wobei es beim Nennen des 2016er Albums Fórn einigen Fans noch in den Ohren klingeln dürfte.
Nun, fünf Jahre später, führt das Quintett eben diese musikalische Linie fort, denn wer dachte, dass in fünf Jahren, nach dem letzten Album, neue extravagante, unbedingt neumodische musikalische Einflüsse zum bisherigen Fyrnask-Konzept hinzugefügt werden würden, der darf sich sofort ruhig wieder zurücklehnen: Die Band spielt auch auf VII – Kenoma genau das, was man von ihr erwartet, kennt und schätzt: scheuklappenfreien, abwechslungsreichen Black Metal in all seinen Facetten.

Wer 2016 Fórn für sich entdecken konnte, der wird auch an der neuen Langrille, die am 30.04.2021 über Ván Records erschienen ist und es auf sechs Songs mit insgesamt knappen 59 Minuten bringt, seine helle, ähm dunkle Freude haben. Musikalisch ist das Album dermaßen vielfältig, dass man sich nicht eine Sparte des Black Metals festlegen kann und auch nicht sollte. So treffen Stilmittel des skandinavischen Black Metals der frühen 1990er auf experimentelle Geräuschmusik und auch akustische Elemente. Es geht meist rituell zur Sache, sodass eine Atmosphäre entsteht, die der Stimmung des Ganzen mehr als zuträglich ist. Lyrisch inspiriert (und wohl so auch die Musik) ist das neue Album von Fyrnask vom Buch der Leiden vom persischen Dichter Fariduddin Attar, welches den schmerzhaften Weg eines Pilgers auf der Suche nach Gott und Erlösung beschreibt, dieser auf der Suche allerdings Leid, Trauer und Ungerechtigkeit erfährt. Ich verzichte ganz bewusst auf ein Track-by-Track-Review, denn es sollte insgesamt wirklich als Ganzes gesehen werden, möchte aber dennoch zwei Titel aus dem kompletten Werk hervorheben.

Gleich der erste Song Hraevathefr ist ein Monster an atmosphärischen Post-Elementen, die nach und nach gewohnten Black Metal Parts weichen und Hraevathefr in einem immer fieser werdenden Licht erscheinen lassen. Hier war ich gleich beim ersten Hören geflasht, ob des Abwechslungsreichtums, der sich wie ein Faden durch das ganze Album zieht und man als Hörer trotz der Vielfalt den Zugang nicht verliert, mag es auch an einigen Stellen für jemanden, der diese Art von Musik nicht kennt, doch mitunter sperrig wirken.

Helreginn ist der zweite Song, den ich benennen möchte. Der Song kommt in traditionellerer Natur daher, wirkt bitterböse, enthält so viel Melodie, Atmosphäre und rasenden Hass, dass ich das nicht unerwähnt lassen möchte. Wer Lust an 13 Minuten Headbangen mit atmosphärischen Kunstpausen hat und auch vor versteckten modernen Elementen nicht zurückschreckt, ist hier genau richtig und sollte nicht weiterskippen.

VII – Kenoma ist alles in allem ein in sich komplettes, gut durchkomponiertes, gut arrangiertes Album und wurde zwischen 2016 und 2019 geschrieben und aufgenommen. Das Werk wurde von Fabian Schulz im Sunsetter Recording Studio gemischt und von V. Santura im Woodshed Studio gemastert.

Fyrnask – VII – Kenoma
Fazit
Black Metal 2021 muss nicht hipsterartig abgespaced sein. Black Metal muss man fühlen. (Schaut euch die Videos Helregrinn und Nidhamyrkran, es ist ein audiovisuelles Erlebnis.) Genau das beweisen Fyrnask auf ihrem Album VII – Kenoma, das wirklich geschlossen daherkommt. Das Cover ist sehr gelungen und spiegelt die Bildgewaltigkeit der Musik wider. Sehr solider, künstlerisch wertvoller und interessanter Black Metal, gern mehr davon.

Anspieltipps: Hraevathefr und Helreginn
Dave S.
8.6
Leser Bewertung3 Bewertungen
9.3
8.6
Punkte