Hammerfall – Live! Against The World

Nicht das beste Livealbum der Band

Artist: Hammerfall

Herkunft: Schweden

Album: Live! Against The World

Spiellänge: 1:46:00 Stunden

Genre: Heavy Metal

Release: 23.10.2020

Label: Napalm Records

Link: https://www.hammerfall.net/

Bandmitglieder:

Gesang – Joacim Cans
Gitarre – Oscar Dronjak
Gitarre – Pontus Norgren
Bass – Fredrik Larsson
Schlagzeug – David Wallin

Tracklist:

1. Never Forgive, Never Forget
2. One Against The World
3. Heeding The Call
4. The Way Of The Warrior
5. Any Means Necessary
6. Hallowed Be My Name
7. Blood Bound
8. Redemption
9. Hector’s Hymn
10. Natural High
11. Second To One
12. Renegade Medley
13. Keep The Flame Burning
14. Dominion
15. The Dragon Lies Bleeding
16. Last Man Standing
17. Let The Hammer Fall
18. Hammer High
19. (We Make) Sweden Rock
20. Hearts On Fire

Livealben sind ja immer so ’ne Sache.
Im Grunde handelt es sich dabei immer um eine aktuelle Best-Of-Scheibe mit Applaus zwischen den Songs. Klingt langweilig, muss es aber nicht sein.
Ein paar prominente Beispiele gefällig, wie man es richtig macht?

Iron Maiden haben mit Live After Death und Rock In Rio zwei überlebensgroße Liveplatten veröffentlicht, die vor Spielfreude, Leidenschaft und Energie nur so strotzen und die anderen siebenunddrölfzig Livereleases im Backkatalog relativ belanglos erscheinen lassen.

Iced Earth haben ihr Alive In Athens, Metallica die Live Sh*t: Binge & OPurge und Helloween haben mit Live In The UK mal ganz kurz gezeigt, wie exzellenter Powermetal aus Hamburg auf der Bühne klingen kann.

Motörhead waren schon immer Everything Louder Than Everyone Else (die ich der No Sleep ‚Til Hammersmith vorziehe, auch wenn ihr mich jetzt schlagen wollt) und auch Hammerfall kamen 2012 mit ihrer zweiten Livescheibe, Gates Of Dalhalla, um die Ecke.

Letztgenannte Platte finde ich übrigens richtig gut. Und auch um einiges besser als die neue Live! Against The World.

Über Geschmack lässt sich streiten, über Setlisten auch.
Die ersten zwei Alben der Schweden sind, meiner Meinung nach, nicht vom Thron zu stoßen und wurden auch im Laufe der dreiundzwanzig Jahre Bandhistorie nicht mehr getoppt. Natürlich ändern sich in all den Jahren auch die Songs des Livesets. Das will ich auch gar nicht groß bewerten.

Was ich aber bewerten muss, sind die kleinen Dinge, die ein Livealbum eben von einer – ich erwähnte es oben schon – Best Of-Compilation mit Applaus unterscheiden.

Bei der Gates Of Dalhalla ist das z.B. ein The Dragon Lies Bleeding in Lichtgeschwindigkeit, ein Steel Meets Steel mit Mikael Stanne von Dark Tranquility am Mikro und Jesper Strömblad von In Flames an den Drums.

Auch Joacim Cans ist auf der Platte in Topform, variiert die Vocals und interagiert – zumindest klingt es so – intuitiv und bodenständig mit dem Publikum.

Das war 2012.

Acht Jahre später sieht die Sache leider um einiges anders aus.
Ja, natürlich haben wir es hier mit professionellen und verdammt guten Musikern zu tun, die live genauso spielen können wie im Studio. Aber wer in aller Welt will das?

Das Quintett zockt sich souverän, aber eben auch total perfektionistisch und clean durch die zwanzig Songs. Allen voran Sänger Joacim, der vielleicht einen Preis fürs „Schönsingen“ gewinnt, dadurch aber jeglichen Rock’n’Roll-Charakter der Show gnadenlos vernichtet.

Das gesamte Set quillt über vor Perfektion und Sauberkeit, dass es teilweise nur schwer auszuhalten ist.
Selbst Granaten wie Heeding The Call, das Renegade-Medley, Let The Hammer Fall oder Hector’s Hymn (bei der die Vocals in der Strophe haarscharf am Adjektiv „schief“ vorbeischrammen) verkommen durch die Sterilität etwas zu ABBA-Metal.

Die Songs an sich sind natürlich fast alle über jeden Zweifel erhaben. In diesem Fall aber lohnt sich eher der Griff zu den Studioalben der Band oder eben zu den beiden anderen Livereleases.

Wer trotzdem nicht anders kann, hat die Wahl der Qual und kann zwischen vielen verschiedenen Versionen wählen, denn das Album gibt es als

– BluRay + 2 CD Digipak
– 3 LP Gatefold Vinyl Ink Spot Blue / White
– 3 LP Gatefold Vinyl Orange Transparent
– 48 pages Earbook, including 2CDs + BluRay
– 48 pages Earbook including 2CDs + BluRay  + 7’’ Vinyl Single
– BluRay + 2 CD Digipak  + Shirt Bundle und final natürlich als
– Digital Album

Hammerfall – Live! Against The World
Fazit
Live! Against The World gehört für mich leider zu der Sorte von Livealben, die man nicht unbedingt im heimischen Plattenschrank stehen haben muss. Die Band spielt zu steril und zu perfekt, die Ansagen wirken zu sehr einstudiert und aufgesetzt und auch die Publikumsreaktionen des Gigs in Ludwigsburg sind entweder zu sehr in den Hintergrund gemixt oder schlicht und einfach nicht wirklich euphorisch.

Natürlich ändert das nichts an der Klasse und Relevanz von Hammerfall, die Mitte der Neunziger den zweiten Geburtstag des Metals eingeläutet haben.

Anspietipps: The Dragon Lies Bleeding und das Renegade-Medley
Andreas B.
5.5
Leser Bewertung4 Bewertungen
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5.5
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